Psychologie des Internet

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 Präsentation transkript:

Psychologie des Internet Einführung für Erstsemester Joachim Funke Psychologisches Institut, Uni Heidelberg Version: 22.10.2003

Überblick Bereich 1: Beratung & Therapie im Netz Bereich 2: Umfragen, Feldforschung und Experimente Bereich 3: Online-Learning Web-based Training Bereich 4: Unterhaltung und Emotionen im Netz

Bereich 1: Beratung & Therapie im Netz Informationen zu Klinischer Psychologie im Netz für Therapeuten für Klienten Online-Selbsthilfe Professionelle Hilfeangebote im Netz Seelsorge Psychotherapeuten online sinnvolle Medienpräsenz von Psychotherapeuten Vor- und Nachteile verschiedener Internet-Dienste und mögliche Implikationen für die Therapie E-Mail, IRC/Chat, MUDs Janssen, L. (Ed.). (1998). Auf der virtuellen Couch. Selbsthilfe, Beratung und Therapie im Internet. Bonn: Psychiatrie-Verlag.

Informationen zu Klinischer Psychologie im Netz Informationen für Therapeuten: WWW-Seiten: großes Themenspektrum im Bereich klinische Psychologie/Psychotherapie! Beispiele: Infos zum PsychThG (bdp) Clinical Psychology Resources (Uni Bonn) Psychoanalytische Ressourcen im WWW (Parfen Laszig) Seiten von Wolfgang Dorrmann Psychologie.de fachlicher Austausch auf kollegialer Ebene (Mailinglisten) Möglichkeiten für Online-Supervision bzw. Intervision (z.B. moderierter Chat; noch Zukunftsmusik!) diagnostische Hilfestellungen (Bsp: Projekt ICD 10)

Informationen 2 Informationen für Klienten: Wie finde ich einen guten Psychotherapeuten? Bsp.: Österreichische Psychotherapie-Seite Finanzierungsmöglichkeiten von Therapie Bsp.: Psychothek Alkohol: Kann man „kontrolliert“ trinken? Info-Seite von Joachim Körkel Was kann Psychotherapie leisten, was nicht? Insgesamt: es können unverbindlich Informationen eingeholt und Erwartungen geklärt werden Hemmschwelle sinkt Kontaktaufnahme meist möglich!

Informationen 3 Selbsthilfe: Selbsthilfematerialien (meist erstellt von professionellen Therapeuten), z.B.: Crisis, Grief and Healing von Tom Golden Suicide-Helpline von John Grohol WWW-Seiten „von Betroffenen für Betroffene“: Bsp.: Die schwarze Rose Selbsthilfegruppen Newsgroups, Ratgeber Angst oder Chat-Channels große thematische Bandbreite Anonymität möglich oft Vorteil (niedrigere Hemmschwelle), manchmal Nachteil (unentdeckte Verletzungen/Enttäuschungen)

Professionelle Hilfeangebote im Netz Seelsorge-Einrichtungen über E-Mail oder Chat zu erreichen (Bsp. Leitseite der Telefonseelsorge) niedrigschwelliges Angebot Vorteil für sprachgestörte oder schwerhörige/taube Menschen neue Zielgruppe erreichbar Angebote von professionellen Therapeuten ethische Probleme (Döring, 2000, S. 531): Professionalität „Gütesiegel“ bzw. offizielle Prüfung wünschenswert Vertraulichkeit medial erhöhtes Risiko von Datenschutz-Verletzungen Verbindlichkeit E-Mail-Adresse allein nicht ausreichend!

sinnvolle Medienpräsenz von Psychotherapeuten 1 Professionalität: wie grenze ich mich von unseriösen, „selbsternannten“ Therapeuten ab? Art der Information Verantwortungsbewußtsein bezüglich der medienspezifischen Vor- und Nachteile (keine illusorischen Versprechungen) Idee eines „National Register“ Intention klarmachen: Biete ich Online-Beratung an oder schaffe ich „nur“ Möglichkeit zur Kontaktaufnahme für eine „reale“ Therapie? Eigenwerbung ist berufsrechtlich verboten/ wirkt unseriös! Musterprozeß Zahnarzt Dr Vorbeck, Trier problematisch: Online-Praxis Brigitte Schmitt, Praxis Volker Drewes

sinnvolle Medienpräsenz 2 Stattdessen: Selbstdarstellung nach fachlichen Gesichtspunkten: angewendete Verfahren und damit behandelbare Störungen persönliche Qualifikationen, z.B bei TherapyOnline.ca Organisatorisches bezüglich Kontaktaufnahme und weiterem Verlauf Finanzierungsmöglichkeiten Evtl. weiteres Info-Material bereitstellen (s. Bsp. Sondermann; Flugangst: www.freyflug.de) Vorteile: Hypertext-Struktur im Vergleich zum herkömmlichen Faltblatt zusätzliche Erreichbarkeit/Vergrößerung des Kreises potentieller Klienten E-Mail-Möglichkeit zur Kontaktaufnahme

Vor- und Nachteile verschiedener Internet-Dienste Einige grundsätzlich erschwerende Umstände: Datenschutz (beidseitig!) Klient kann sich jederzeit „ausklinken“, Überreaktionen können evtl. nicht aufgefangen werden erhöhte Gefahr von Mißverständnissen durch geringere Kontrollierbarkeit der Situation (Fehlen der nonverbalen cues; außerdem können z.B. technische Probleme als Kontaktabbruch mißinterpretiert werden) Storm A. King über Pro und Contra der Online-Therapie nachfolgend einige (z.T. spekulative) Überlegungen bezüglich der einzelnen Internet-Kanäle Email Chats MUDs

Vor- und Nachteile 1: Email Asynchrone Kommunikation: Klient ist ohne unmittelbare Begleitung den Interventionen des Therapeuten ausgesetzt (setzt ein Mindestmaß an psychischer Stabilität voraus) Intervention evtl. gar nicht mehr angemessen, wenn sie den Klienten erreicht (Gefühlslagen und Befindlichkeiten können sich schnell ändern) krisenhafte Entwicklungen bleiben vielleicht zu lange unentdeckt geringere Kontaktschwelle schriftliches Ausformulieren der Probleme (in aller Ruhe) setzt andere Art der Reflexion in Gang es entstehen dokumentierbare „Werke“, Prozeß gut nachvollziehbar! aber auch: Nachweis von Therapiefehlern, Fälschbarkeit, etc. John Grohol: Definition von ‘e-therapy‘

Vor- und Nachteile 2: Chat Eher small-talk-Ebene bietet sich eher zur Ablenkung von als zur Auseinandersetzung mit Problemen an (nicht als einzige Ebene geeignet) nützlich z.B. bei chronischen (somatisch bedingten) Schmerzen virtuelle Aktionen möglich, Experimentierfeld! Ausagieren von Phantasien Aufbrechen von starren Verhaltensmustern parallele Kommunikation privat und öffentlich möglich! Faszinierende Möglichkeit bei sozialen Störungen: „Agieren“ und simultane Aufarbeitung „privat“ mit der Therapeutin Möglichkeit z.B.: abwechselnd Chat- und „reales“ Treffen (RL)

Bsp. Chat mit Minister Frankenberg 27.11.02, 13:30 ff

Vor- und Nachteile 3: MUDs Charakteristika: Rollenspiele in Phantasiewelten Erschaffen einer eigenen virtuellen Identität (Comic-Figur, Tier, Phantasy-Held, prominente Persönlichkeit, ...) gleichzeitig viele TeilnehmerInnen, soziale Interaktion! Entstehung von Freundschaften, siehe Utz (2000) Selbsterfahrungscharakter noch verstärktes Ausagieren von Phantasien („Selbstexploration“) des öfteren werden Vergleiche zum Psychodrama gezogen Möglichkeit, auf verschiedene Patientengruppen zugeschnittene Realitäten zu programmieren vereinzelte Modellversuche, aber prinzipiell noch Zukunftsmusik

Avatare als „decision supporter“ Sundin, C., & Friman, H. (Eds.) (2000). ROLF 2010. The way ahead and the first step. Stockholm: Swedish National Defence College.

Bereich 2: Umfragen, Feldforschung und Experimente Datenerhebung im Internet (nach Batinic & Bosnjak, 2000, S. 288): Reaktive Verfahren Nicht-reaktive Fragebogenuntersuchungen Online-Interviews Experimente im WWW Server-Log-Analyse Beobachtungen WWW: HTML-Formulare E-Mail: ASCII-Fragebögen IRC-Interviews Interviews in virtuellen Welten IRC Virtuelle Welten

Nicht-reaktive Verfahren Nicht-reaktive Datenerhebungen: Anfallende, öffentlich zugängliche Daten (z.B. Newsgroup-Postings, Logfiles von Chats) werden ausgewertet (= Internet als Forschungsgegenstand) Fragestellungen für nicht-reaktive Datenerhebung im Internet: Kommunikationsstrukturen Emotionsvermittlung/ Emotionsausdruck Fragestellungen der Sprachpsychologie Suchverhalten (Bsp. SearchSpy-Optionen der Suchmaschinen) ...

Umfragen per Email/Newsgroups Nur Fragebogen-Untersuchungen möglich: Mail: Serienbrief-Funktion möglich Datenschutz bedenken! Hohe Rücklaufquoten woher bekommt man Adressen? Newsgroups: Nachteil: Untersuchung „spricht sich rum“ Verweigererquote unklar, weil Stichprobe unklar (externe Validität!) übertriebenes „crossposting“ verstößt gegen Netiquette speziell für Untersuchungen eingerichtete Newsgroups: de.alt.umfragen; alt.usenet.survey

Experimente Auch Experimente möglich (interaktive Elemente etc.) Server zeichnet jeden Mausklick der Vpn, Zeiten etc. auf Voraussetzungen: HTML-Seite anlegen CGI-Skript (um Daten der Vpn empfangen und bearbeiten zu können) wichtig zu beachten: besonders genaue Instruktionen, da Rückfragemöglichkeiten fehlen Kontaktmöglichkeit zur Verfügung stellen, damit Vpn Kritik, Fragen etc. äußern können evtl. der Vp Rückmeldung über Ergebnis/erreichte Leistung geben (manchmal aus ethischen Gründen kritisch...) ethische Grundsätze! (siehe weiter unten)

Besonderheiten 1: Repräsentativität ‚typischer‘ Internet-Nutzer  Normalbevölkerung (z.B.: geringer Frauenanteil; viele Studenten und Akademiker; geringes Durchschnittsalter) aber: mit dem ‚Internet-Boom‘ der letzten Jahre ist zunehmende Angleichung zu erwarten! Außerdem: konventionelle psychologische Experimente rekrutieren fast ausschließlich Psychologie-Studierende als Vpn (noch geringere Repräsentativität!) Kontrollmöglichkeit: Replikationen konventioneller Experimente im Netz bzw. Vergleich Internet - lokale Teilstichproben

Besonderheiten 2: Stichprobe Stichprobe kann sehr groß werden, dh. hohe statistische Power! Vorteil: hohe Durchführungsobjektivität; kaum Versuchsleiter-Effekte Probleme, die (teilweise) kontrolliert werden können: Mehrfachteilnahme ( Vpn um persönliche Angaben bitten) Pausen ( können registriert werden) unerlaubte Kooperation mehrerer Vpn ( auf Wichtigkeit der seriösen Teilnahme hinweisen) technische Störvariablen ( unkontrollierbar, können aber als ‚randomisiert‘ aufgefaßt werden) dynamische Grundgesamtheit (zugrundeliegende Population ändert sich schnell) ‚mehrstufige Selbstselektion‘ der Vpn ( auch Vorteile: wer dabei bleibt, ist wirklich motiviert; selektive ‚Drop-outs‘ decken Konfundierungen auf)

Besonderheiten 3: Ethik Hinter dem Problem der Selbstselektion steckt ethisch hoher Standard: Vp hat wirklich zu jedem Zeitpunkt die freie Entscheidung, ob sie Untersuchung fortsetzen oder abbrechen will Vertraulichkeit der Daten! Ethische Leitlinie: Der Vp darf kein Schaden entstehen, u.U. aufpassen bei Rückmeldung der Ergebnisse! Vp darf nicht getäuscht werden; Aufklärung nötig! Ethische Regeln und Standards international uneinheitlich! DGPs und BDP: gemeinsame Richtlinien

pragmatische Vorteile Kosten/Aufwand der Erhebung stark reduziert! Automatisierbarkeit von Durchführung und Auswertung „Experiment kommt zur Vp“: zwar geringere Kontrollierbarkeit, aber größere ökologische Validität, da sich Vp nicht in einer ‚künstlichen Situation‘ befindet hohe Flexibilität: Vp ist nicht an bestimmte Zeiten gebunden; keine langwierigen Terminabsprachen! Gelegenheitsstichprobe der „Internet-Nutzer“ ist immer noch heterogener als die der Psychologie-Studierenden!

neue Möglichkeiten Bessere Realisierbarkeit von Studien im interkulturellen Bereich Vpn aus sehr spezifischen Zielpopulationen werden erreichbar hohe Transparenz der aktuellen Forschungsprojekte durch Öffentlichkeit der Experimente wissenschaftlicher Austausch schon vor/während der Erhebungsphase möglich! Zukunftsvision von Online-Publikationen: Man kann per ‚link‘ das Experiment ‚live‘ nacherleben Flexibilität (dynamisches/adaptives Testen wird möglich)

Bewertung und Beispiele Fazit: WWW-Experimente eignen sich für all die Forschungsbereiche, in denen es nicht auf eine exakt kontrollierte Laborsituation ankommt Ansonsten bieten Online-Datenerhebungen der psychologischen Forschung neue und interessante Möglichkeiten genauere Validierung dieser neuen Forschungsmethodik steht noch aus! Beispiele: Web-Labor von Ulf Reips Trierer kognitionspsychologisches Experimental-Labor

Bereich 3: Online-Learning Web-based Training Generelle Bedeutung von Lernen Konzept der „Zielbezogenen Szenarien“ (Schank) Beispiele Evaluation Döring, N. (2000). Lernen und Lehren im Internet. In B. Batinic (Ed.), Internet für Psychologen. Zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage (pp. 443-478). Göttingen: Hogrefe.

Bedeutung von Lernprozessen für Unternehmen Transfer von Lernresultaten Problem vieler PE-Maßnahmen: Fehlender Transfer in die Praxis Bsp. Simulationen: nette Auflockerung eines AC, aber kein Transfer auf eigene Arbeitstätigkeit daher z.B. Einsatz von Modellbildung sinnvoll Neue Medien zum Lernen verstärkt Übergang zu multimedialen Lernformen stärker individualisierbar schneller modifizierbar Probleme von hypermedialen Informationen behauptete Überlegenheit von Hypermedien gegenüber traditionellem Text fraglich, vermutlich vorwissensabhängig! experimentelle Untersuchungen von Gerdes (1997) zum Vergleich der Wissensstrukturen bei Hypermedien bzw. linearem Text zeigen Überlegenheit klassischer Darbietungsform für Novizen Gerdes, H. (1997). Lernen mit Text und Hypertext. Lengerich: Pabst.

Aber... Es gibt mehrere Vorbehalte in Unternehmen gegenüber neuen (learning-by-doing) Lern-Techniken Dauert zu lange und kostet zuviel „alte“ Lernverfahren sind berechenbar (z.B. kostet ein Training von 100 Angestellten mit Manual X eine Woche und $10.000) - learning-by-doing ist weniger gut berechenbar Ist nicht effektiv Trainingsabteilungen meist nicht sehr respektiert, Langzeit-Wissenszuwächse weniger interessant als kurzfristige Profite Keine standardisierte Testverfahren Manager wünschen standardisierte Tests, um Fortschritt und Erfolg zu messen - aber: wie kann man messen, ob eine Dienstleistung mit mehr Emphase erbracht wird oder ein Manager gelernt hat, richtige Prioritäten zu setzen?

Zielbezogene Szenarien (Schank, 1994, 1997) Ausgangspunkt natürliche Lernziele werden in der Schule durch künstliche ersetzt generelle Prinzipien (z.B. der Satz des Pythagoras) nicht für sich wertvoll, sondern müssen in „Fällen“ verankert werden, um behalten zu werden Lernen für eine Wirtschaftsunternehmen findet „on the job“ statt Global-based scenarios (GBS) Lernender soll ein wohl definiertes Ziel erreichen und dabei sowohl Fertigkeiten üben als auch Erfahrungen sammeln natürliche Szenarien z.B. Lernen einen Gabelstapler zu fahren künstliche Szenarien frei erfundene Zielsetzungen werden mit einem Satz von Fertigkeiten kombiniert Bsp. BWL bzw. Physik Schank, R. (1997). Virtual learning. A revolutionary approach to building a highly skilled workforce. New York: McGraw-Hill.

Matrix von Lernorten nach Schank (1997, p. 56)

Unterrichtsmodelle nach Döring (2000, p. 445) Vermittlungs-Paradigma Problemlösungs-Paradigma Selbstlernen Explizites Selbstlernen als schrittweises Bearbeiten von Lehrmaterialien Steuerung durch Lehrkraft Implizites Selbstlernen durch Operieren mit offenen, interaktiven Lernmaterialien Steuerung durch Lernenden Präsenz-Unterricht Dozentenzentrierter (frontaler) Unterricht mit Vorträgen, Referaten Gruppenzentrierter Unterricht durch Diskurs und gemeinsame Arbeit an Aufgaben Steuerung durch Gruppe Fern-Unterricht Fernkurs als schrittweises Bearbeiten von Lehrmaterial unter Kontrolle eines Lehrers Steuerung durch Medien/Lehrkraft Kooperatives Fernlernen durch Diskurs und gemeinsame Arbeit an realitätsnahen Aufgaben Döring, N. (2000). Lernen und Lehren im Internet. In B. Batinic (Ed.), Internet für Psychologen. Zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage (pp. 443-478). Göttingen: Hogrefe.

Unterrichtsmodelle und Internet-Aktivitäten Nach Döring (2000, p. 445) lassen sich die Unterrichtsmodelle durch vier zentrale Internet-Aktivitäten unterstützen: Informationen abrufen Abruf von Skripten etc. Informationen anbieten Realisierung eigener Publikationen, Initiierung einer Diskussion Kommunizieren „Wissensbildungsgemeinschaft“, Kontakt zw. Novizen & Experten Kooperieren Wechselseitiges Fragen und Erklären, diskursiver Austausch über Unterrichtsthema

www.aavln.com: Arthur Andersen Virtual Learning Network What is online learning? Online learning is the ability to provide training to groups of people based on the use of the World Wide Web. As long as the student has Internet connectivity they can access any course, at any time How much time does it take to complete a course? Course completion is dependent on the user. Online learning is self-paced study; therefore, some students can quickly go through a course and the associated assessment while others might take longer. Is WBT (Web-based training) going to replace ILT (Instructor-led training)? Instructor-led training is predicted to comprise 70-80 % of teaching delivery. Many students prefer the human interaction and „real-time“ class participation that ILT offers. However, WBT provides a simpler way to transfer learning, especially to a global work force. WBT provides a quick and efficient way for training transference. Product and strategy information can be relayed to a sales force, including new hires while minimizing the amount of time a salesperson invests - no travel time and costs, flexibility in delivery training whenever someone wants it.

Online-Learning: Interessante Links http://www.engines4ed.org/hyperbook/ Web version of „Engines for Education“ von Roger Schank

WebCT.com Serversoftware zum Kurs-Management Wesentlich leistungsstärker als der nicht-kommerzielle (kostenlose) Server NiceNet www.nicenet.org Nicenet Spezielle Anwendung eines WebCT E-Learning Servers: HEICUMED: Heidelberger Klinisches Curriculum

University of Phoenix: Bildung als Produkt Artikel in ZEIT 4/2001“Bildung als Produkt: Die größte private Universität der USA lehrt traditionelle Hochschulen das Fürchten“ URL zur University of Phoenix Mit 75.000 Studierenden inzwischen größte Uni Amerikas Rein kommerzielle Ausrichtung: Lehre, keine Forschung Phoenix online bietet ein 24-7-Studium Nur beschränktes Fächerangebot (Wirtschaft, Technik, Informatik; Kurse für Lehrer, Krankenschwestern und Justizangestellte; nicht im Angebot: Philosophie, Kulturwissenschaften, Sprachen, Mathematik) Wenig Theorie, viel Praxis: (nicht-promovierte) Instrukteure als Dozierende Aufheben des Semester-Prinzips

Evaluation von E-Learning Empirische Studien Meta-Analyses on Computer Learning Politische Statements USA Kongressbericht: The Power of the Internet for Learning: Final... Deutsche Angebote www.fernuni-hagen.de Home Page FernUniversität Hagen www.viror.de VIROR - Virtuelle Hochschule Oberrhein www.incops.de: Kognitive Psychologie

Bereich 4: Unterhaltung und Emotionen im Netz starkes Bedürfnis nach Unterhaltung im Netz (in Klammern: Anzahl der Hits bei google.com 10/2003): Sex (90.000.000), Erotik (9.000.000) & Pornographie (porn: 12.400.000; Bsp. für Männer: www.sex.com, für Frauen: www.frauenerotik.de) Videos (79.300.00; Bsp. www.heavy.com) Humor (33.600.000; Bsp. www.humor.de) Music (170.000.000; Bsp. Napster) Spiele (34.200.000; games: 178.000.00; Konsolen, PC-Software etc; http://www.gamez.de/ ) Politik (44.700.000; Bsp. Parteien) Urlaub (22.400.000) & Reisen (50.400.000; Bsp. reisen.de) Fussball (5.200.000; fussball.ticker.de - Rund um den Fußball) Saufen (181.000; Bsp. Saufen.de - Die Funsite No.1 im Internet)

Emotionen Emotionen (in Klammern: Anzahl der Hits bei google.com 10/2002): Liebe (5.760.000) Leistung (1.789.000) Freude (1.110.000 Lachen (788.000; Bsp. lachen.de - der grüne Wahnsinn !!!) Zorn (379.000) Ärger (135.000; Bsp. S T R E I T P U N K T www.streitpunkt.de) Wut (322.000; Bsp. trend onlinezeitung für die alltägliche wut I...) Rache (326.000; Bsp. www.rache.de) Selbsthilfe: Emotions Anonymous

Unterhaltungsindustrie (UI): Zahlen Aus dem Deal Survey 2000 von Arthur Andersen: Westeuropäische UI 1999: 35 Mrd € Umsatz (+5%) Davon Fernsehen 20 Mrd € Umsatz (+8%), Musik 10 Mrd € Umsatz (+/-0%), Radio 3.3 Mrd € Umsatz (+6%), Film 1.7 Mrd € Umsatz (+3%) Nordamerikanische UI 1999: 109 Mrd € Umsatz (+5%) Zum Vergleich: Umsatz der Tabakindustrie ist in den letzten 15 Jahren von 60 auf 45 Milliarden Dollar gesunken Wichtige Wachstumsfaktoren: Technologischer Fortschritt (Internet, Digitalisierung) Freizeit- und Mediennutzverhalten der Konsumenten Regulative Entscheidungen Quelle: http://www.arthurandersen.com/website.nsf/content/EuropeGermanyResourcesDealSurvey40T?OpenDocument

Freizeit Rückgang der Arbeitszeit (plus Urlaub) erhöht Freizeit Jährliche Ausgaben für Freizeit (BRD): 320 Mrd DM, davon 55 Mrd für Urlaub Mode, Sport, Technik Fernsehen, Kino, Internet

Bereich x: e-Commerce Bsp. Aktive Kundenansprache via Spams

Spams: „Call now to receive your diploma“