Lyrische Texte untersuchen

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 Präsentation transkript:

Lyrische Texte untersuchen Vom lyrischen Text zur Untersuchung zum eigenen Text (Festhalten der Untersuchungsergebnisse)

Aufgabenstellungen Stelle die Form der Gedichte fest. Welche Redewendungen und rhetorischen Figuren sind verwendet worden? Wie werden sprachliche Normen verändert und was trägt dies zur Aussage bzw. Stimmung des Gedichtes bei? Welche Bilder werden angesprochen? (Wirklichkeitsvorstellungen) Welche Gefühle werden angesprochen? Welche Einzelaussagen enthalten die drei Gedichte? Wie ist das Gedicht in das Werk des Autors und die Epoche / Stilrichtung, in der es geschrieben wurde einzuordnen? Leite Grundaussagen der Gedichte ab! Vergleiche die Gedichte!

Frühlingslied Kurt Schwitters Sperr das Herz auf, Denn es will Frühling werden. Und im Frühling, Da ist das Paradies auf Erden. Und dann setzen wir uns stundenlang. Auf die große Promenadenbank.

Frühlingslied Form Sechs Verse Vers 1 - 4: unechter Kreuzreim Vers 5,6: Paarreim Rhythmus: 2 1 2 2 1 3 5 4 Verse 2 Paarreime Rhythmus: 2 1 2 2 1 3 Sperr das Herz auf, a Denn es will Frühling werden. b Und im Frühling, c Da ist das Paradies auf Erden. b Und dann setzen wir uns stundenlang. d Auf die große Promenadenbank. d gedruckte Schreibweise mit Betonung der Zäsur durch den Zeilenwechsel Sperr das Herz auf, Denn es will Frühling werden. a Und im Frühling, Da ist das Paradies auf Erden. a Und dann setzen wir uns stundenlang. b Auf die große Promenadenbank. b alternative Schreibweise mit Betonung des doppelten Paarreims

Frühlingslied Redewendungen und rhetorische Figuren Das Herz aufsperren (Metapher) Im, kalten, Winter ist das Herz verschlossen welcher Winter kann gemeint sein? (Appell: Öffne dich, verschließe dich nicht mehr) Es will Frühling werden statt Es wird Frühling Was ist es, das da will: die Natur, die Natur des Menschen? <=> im Menschen gibt es etwas, das sich öffnen will (Personifizierung) Der Frühling ist nicht das Paradies auf Erden, sondern im Frühling ist das Paradies auf Erden. (Denn die Menschen öffnen sich) Wir: Du und ich, wir (geöffnete) Menschen Stundenlang: Wir genießen es, ohne uns stören zu lassen Wir nehmen uns eine große Bank dafür in aller Öffentlichkeit und schauen einen ungestörten Moment dem Leben zu, das an uns vorüberflaniert Sperr das Herz auf, Denn es will Frühling werden. Und im Frühling, Da ist das Paradies auf Erden. Und dann setzen wir uns stundenlang. Auf die große Promenadenbank.

Frühlingslied übergangene sprachliche Normen Sperr das Herz auf, Denn es will Frühling werden. Und im Frühling, Da ist das Paradies auf Erden. Und dann setzen wir uns stundenlang. Auf die große Promenadenbank. keine weiteren

Frühlingslied Bilder / Symbolik Winter: Symbol für Eiseskälte, Härte Verschlossenheit Das verschlossene Herz, das mit dem Schlüssel geöffnet wird Ein Etwas strengt sich an, Frühling zu werden was kann das sein und wie wird es? (Entwicklungsprozess) Wie ist es, wenn das Paradies auf Erden ist? (subjektive Bilder); alle Mensche haben ihre Herzen geöffnet Jemand sitzt (zufrieden) in der Wärme des anbrechenden Frühlings an einer Promenade auf einer Bank Wir: eine harmonische, friedliche Gemeinschaft (möglicher Bezug: die Hoffnung auf die Entwicklung der Gesellschaft der Weimarer Republik) Sperr das Herz auf, Denn es will Frühling werden. Und im Frühling, Da ist das Paradies auf Erden. Und dann setzen wir uns stundenlang. Auf die große Promenadenbank.

Frühlingslied Gefühle Gefühlskälte, Verschlossenheit: Gefühle werden nicht zugelassen, nicht herein- und herausgelassen Hoffnung, Öffnung, Erleichterung Zufriedenheit, Frieden, Harmonie Sperr das Herz auf, Denn es will Frühling werden. Und im Frühling, Da ist das Paradies auf Erden. Und dann setzen wir uns stundenlang. Auf die große Promenadenbank.

Frühlingslied Einordnung in Werk und Epoche / Stilrichtung 1887 - 1948 Maler, Dichter, Werbegraphiker, Universalkünstler („Merzkunst“) dezidiert unpolitische Haltung Ursprünglich von Expressionisten beeinflusst  Suche nach der Symbolik des Gedichtes! Sperr das Herz auf, Denn es will Frühling werden. Und im Frühling, Da ist das Paradies auf Erden. Und dann setzen wir uns stundenlang. Auf die große Promenadenbank.

Besagter Lenz ist da Erich Kästner Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang. Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen. Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen. Und alles andre ist nicht von Belang. Nun brauchen alle Hunde eine Braut. Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände: Die Sonne habe kleine, warme Hände Und krabble ihr mit diesen auf der Haut. Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus. Man sitzt schon wieder auf Caféterrassen Und friert nicht mehr und kann sich sehen lassen. Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus. Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie. Und in den Adern rollt‘s wie süße Sahne. Am Himmel tanzen blanke Aeroplane. Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie. Man sollte wieder mal spazierengehn. Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen. Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen! Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn. .Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt. Auf dem Balkon stehn Männer ohne Westen Und säen Kresse in die Blumenkästen. Wohl dem, der solche Blumenkästen hat. Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl. Die Sonne scheint und nimmt am Winter Rache. Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache, Doch ist es immer wie zum erstenmal.

Besagter Lenz ist da Form Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang. Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen. Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen. Und alles andre ist nicht von Belang. Nun brauchen alle Hunde eine Braut. Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände: Die Sonne habe kleine, warme Hände Und krabble ihr mit diesen auf der Haut. Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus. Man sitzt schon wieder auf Caféterrassen Und friert nicht mehr und kann sich sehen lassen. Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus. Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie. Und in den Adern rollt‘s wie süße Sahne. Am Himmel tanzen blanke Aeroplane. Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie. 7 Strophen á 4 Verse Jeweils: Umarmender Reim 5

Besagter Lenz ist da Form Man sollte wieder mal spazierengehn. Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen. Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen! Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn. Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt. Auf dem Balkon stehn Männer ohne Westen Und säen Kresse in die Blumenkästen. Wohl dem, der solche Blumenkästen hat. Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl. Die Sonne scheint und nimmt am Winter Rache. Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache, Doch ist es immer wie zum erstenmal.

Besagter Lenz ist da Redewendungen und rhetorische Figuren Besagter Lenz: Hinweis auf etwas schon Gesagtes, auf ein Zitat (Veronika, der Lenz ist da) In Gang kommen Eine Braut brauchen Sich sehen lassen können Kleine Kinder ausfahren Schwache Knie haben (bzw. bekommen) Das Blut rollt in den Adern Personifizierungen Vergleich Metapher Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang. Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen. Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen. Und alles andre ist nicht von Belang. Nun brauchen alle Hunde eine Braut. Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände: Die Sonne habe kleine, warme Hände Und krabble ihr mit diesen auf der Haut. Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus. Man sitzt schon wieder auf Caféterrassen Und friert nicht mehr und kann sich sehen lassen. Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus. Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie. Und in den Adern rollt‘s wie süße Sahne. Am Himmel tanzen blanke Aeroplane. Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie.

Besagter Lenz ist da Redewendungen und rhetorische Figuren Man sollte wieder mal spazierengehn. Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen. Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen! Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn. Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt. Auf dem Balkon stehn Männer ohne Westen Und säen Kresse in die Blumenkästen. Wohl dem, der solche Blumenkästen hat. Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl. Die Sonne scheint und nimmt am Winter Rache. Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache, Doch ist es immer wie zum erstenmal. Man sollte wieder mal spazieren gehen Der Lenz ist da Frisch gestrichen An jdm. Rache nehmen Wiederholung

Besagter Lenz ist da sprachliche Normen Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang. Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen. Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen. Und alles andre ist nicht von Belang. Nun brauchen alle Hunde eine Braut. Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände: Die Sonne habe kleine, warme Hände Und krabble ihr mit diesen auf der Haut. Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus. Man sitzt schon wieder auf Caféterrassen Und friert nicht mehr und kann sich sehen lassen. Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus. Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie. Und in den Adern rollt‘s wie süße Sahne. Am Himmel tanzen blanke Aeroplane. Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie. Weiterführung mit „und“ trotz vorange-gangenem Satzabschluss (Aufrechterhalten der regelmäßigen Metrik) Umgangssprachliche Vokalaus-lassungen (ebenso)

Besagter Lenz ist da sprachliche Normen Man sollte wieder mal spazierengehn. Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen. Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen! Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn. Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt. Auf dem Balkon stehn Männer ohne Westen Und säen Kresse in die Blumenkästen. Wohl dem, der solche Blumenkästen hat. Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl. Die Sonne scheint und nimmt am Winter Rache. Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache, Doch ist es immer wie zum erstenmal.

Besagter Lenz ist da Bilder / Symbolik Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang. Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen. Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen. Und alles andre ist nicht von Belang. Nun brauchen alle Hunde eine Braut. Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände: Die Sonne habe kleine, warme Hände Und krabble ihr mit diesen auf der Haut. Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus. Man sitzt schon wieder auf Caféterrassen Und friert nicht mehr und kann sich sehen lassen. Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus. Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie. Und in den Adern rollt‘s wie süße Sahne. Am Himmel tanzen blanke Aeroplane. Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie. Die Bäume fangen an auszuschlagen, Blätter zu treiben. Es ist eine milde Luft. Die Hunde werden läufig. Der Dichter redet mit einem Mädchen. Es ist angenehm sonnig. Die Menschen stehen vor ihren Häusern oder sie sitzen draußen auf den Caféterrassen. Man zeigt sich und fährt kleine Kinder spazieren. Man schaut sich nach dem anderen Geschlecht um. Flugzeuge sind am (klaren) Himmel zu sehen. Jeder freut sich und weiß eigentlich gar nicht warum.

Besagter Lenz ist da Bilder / Symbolik Man sollte wieder mal spazierengehn. Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen. Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen! Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn. Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt. Auf dem Balkon stehn Männer ohne Westen Und säen Kresse in die Blumenkästen. Wohl dem, der solche Blumenkästen hat. Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl. Die Sonne scheint und nimmt am Winter Rache. Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache, Doch ist es immer wie zum erstenmal. Man sollte wieder einmal hinausgehen. Die Farben waren verblichen. Jetzt erscheint die Welt wieder in neuen Farben. Die Menschen lächeln sich an und das auch, wenn sie sich zunächst nicht verstehen. Die Menschen sind hocherhoben (stolz und selbstbewusst). Hemdsärmelige Männer säen gut sichtbar für alle, zwar nur kleine, aber doch nützliche Dinge aus. Wohl dem, der die Bedingungen dafür hat. Die Gärten sind noch kahl, aber die Knospen des Kommenden sind schon angelegt. Die Sonne scheint und schmilzt den letzten Schnee(, der die Welt mit seiner Kälte zugedeckt hat). Es ist immer wieder das Gleiche und immer ist es als wäre es noch nie so gewesen (als wäre die Lage hoffnungslos).

Besagter Lenz ist da Gefühle Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang. Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen. Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen. Und alles andre ist nicht von Belang. Nun brauchen alle Hunde eine Braut. Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände: Die Sonne habe kleine, warme Hände Und krabble ihr mit diesen auf der Haut. Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus. Man sitzt schon wieder auf Caféterrassen Und friert nicht mehr und kann sich sehen lassen. Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus. Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie. Und in den Adern rollt‘s wie süße Sahne. Am Himmel tanzen blanke Aeroplane. Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie. Bewegung, Staunen Sich von schlechten Dingen distanzieren Sich wohlfühlen Stolz Liebesgefühle Vergnügen

Besagter Lenz ist da Gefühle Man sollte wieder mal spazierengehn. Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen. Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen! Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn. Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt. Auf dem Balkon stehn Männer ohne Westen Und säen Kresse in die Blumenkästen. Wohl dem, der solche Blumenkästen hat. Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl. Die Sonne scheint und nimmt am Winter Rache. Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache, Doch ist es immer wie zum erstenmal. Gefühle des Neuseins Zugewandtheit Selbstbewusstsein Rache, Wärme, Überwindung

Besagter Lenz ist da Einordnung Werk und Epoche / Stilrichtung Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang. Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen. Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen. Und alles andre ist nicht von Belang. Nun brauchen alle Hunde eine Braut. Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände: Die Sonne habe kleine, warme Hände Und krabble ihr mit diesen auf der Haut. Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus. Man sitzt schon wieder auf Caféterrassen Und friert nicht mehr und kann sich sehen lassen. Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus. Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie. Und in den Adern rollt‘s wie süße Sahne. Am Himmel tanzen blanke Aeroplane. Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie. 1899 - 1974 Schriftsteller, Drehbuchautor, Kabarettist Aus: Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke (1936)

Besagter Lenz ist da Einordnung Werk und Epoche / Stilrichtung Man sollte wieder mal spazierengehn. Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen. Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen! Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn. .Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt. Auf dem Balkon stehn Männer ohne Westen Und säen Kresse in die Blumenkästen. Wohl dem, der solche Blumenkästen hat. Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl. Die Sonne scheint und nimmt am Winter Rache. Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache, Doch ist es immer wie zum erstenmal.

Über das Frühjahr Bertolt Brecht Lange bevor Wir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und Ammoniak Gab es in jedem Jahr Die Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume. Wir alle erinnern uns Verlängerter Tage Helleren Himmels Änderung der Luft Des gewiss kommenden Frühjahrs. Noch lesen wir in Büchern Von dieser gefeierten Jahreszeit Und doch sind schon lange Nicht mehr gesichtet worden über unseren Städten Die berühmten Schwärme der Vögel. Am ehesten noch sitzend in Eisenbahnen Fällt dem Volk das Frühjahr auf. Die Ebenen zeigen es in alter Deutlichkeit. In großer Höhe freilich Scheinen Stürme zu gehen: Sie berühren nur mehr Unsere Antennen.

Über das Frühjahr Form 1 Strophe á 21 Verse reimlos ohne Rhythmen Lange bevor Wir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und Ammoniak Gab es in jedem Jahr Die Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume. Wir alle erinnern uns Verlängerter Tage Helleren Himmels Änderung der Luft Des gewiss kommenden Frühjahrs. Noch lesen wir in Büchern Von dieser gefeierten Jahreszeit Und doch sind schon lange Nicht mehr gesichtet worden über unseren Städten Die berühmten Schwärme der Vögel. Am ehesten noch sitzend in Eisenbahnen Fällt dem Volk das Frühjahr auf. Die Ebenen zeigen es in alter Deutlichkeit. In großer Höhe freilich Scheinen Stürme zu gehen: Sie berühren nur mehr Unsere Antennen. 1 Strophe á 21 Verse reimlos ohne Rhythmen

Über das Frühjahr Redewendungen und rhetorische Figuren Lange bevor Wir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und Ammoniak Gab es in jedem Jahr Die Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume. Wir alle erinnern uns Verlängerter Tage Helleren Himmels Änderung der Luft Des gewiss kommenden Frühjahrs. Noch lesen wir in Büchern Von dieser gefeierten Jahreszeit Und doch sind schon lange Nicht mehr gesichtet worden über unseren Städten Die berühmten Schwärme der Vögel. Am ehesten noch sitzend in Eisenbahnen Fällt dem Volk das Frühjahr auf. Die Ebenen zeigen es in alter Deutlichkeit. In großer Höhe freilich Scheinen Stürme zu gehen: Sie berühren nur mehr Unsere Antennen. Sich auf etwas stürzen (voller Begeisterung, voller Tatendrang, voller Gier, ...) Gebräuchlich: in aller Deutlichkeit Etwas berührt uns: es geht uns an, es ruft Gefühle hervor Unsere Antennen: womit wir etwas aufnehmen, das in der Luft liegt, nur als Stimmung oder Schwingung vorhanden ist, nicht objektiv wahrnehmbar

Über das Frühjahr sprachliche Normen Lange bevor Wir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und Ammoniak Gab es in jedem Jahr Die Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume. Wir alle erinnern uns Verlängerter Tage Helleren Himmels Änderung der Luft Des gewiss kommenden Frühjahrs. Noch lesen wir in Büchern Von dieser gefeierten Jahreszeit Und doch sind schon lange Nicht mehr gesichtet worden über unseren Städten Die berühmten Schwärme der Vögel. Am ehesten noch sitzend in Eisenbahnen Fällt dem Volk das Frühjahr auf. Die Ebenen zeigen es in alter Deutlichkeit. In großer Höhe freilich Scheinen Stürme zu gehen: Sie berühren nur mehr Unsere Antennen. Satzstellung: Lange bevor wir uns auf ... stürzten, .../ Wir lesen noch in Büchern von dieser ... / Die berühmten ...sind schon lange nicht mehr über unseren Städten gesichtet worden. Sich erinnern + Genitivobjekt gebräuchlichere Form: sich erinnern an Häufiger Gebrauch des Partizip Präsens statt Nebensatzkonstruktion bzw. Adjektiv Scheinbar gehobener Sprachduktus (z. B.überzogener Genitivgebrauch) Keine Kommata Weglassen des „und“ zwischen den beiden letzten aufgezählten Dingen

Über das Frühjahr sprachliche Normen Lange bevor Wir uns auf Erdöl, Eisen und Ammoniak stürzten, Gab es in jedem Jahr Die Zeit, in der die Bäume unaufhaltsam und heftig grünten. Wir alle erinnern uns an Verlängerte Tage, Einen helleren Himmel, Eine Änderung der Luft und Das gewiss kommende Frühjahr. Noch lesen wir in Büchern Von dieser gefeierten Jahreszeit Und doch sind die berühmten Vögelschwärme schon lange nicht mehr über unseren Städten gesichtet worden. Am ehesten fällt dem Volk das Frühjahr noch auf, wenn es in der Eisenbahn sitzt. Auf dem Land sieht man es noch so deutlich wie früher. In großer Höhe freilich Scheinen Stürme zu gehen: Sie berühren nur mehr Unsere Antennen.

Über das Frühjahr Bilder / Symbolik Lange bevor Wir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und Ammoniak Gab es in jedem Jahr Die Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume. Wir alle erinnern uns Verlängerter Tage Helleren Himmels Änderung der Luft Des gewiss kommenden Frühjahrs. Noch lesen wir in Büchern Von dieser gefeierten Jahreszeit Und doch sind schon lange Nicht mehr gesichtet worden über unseren Städten Die berühmten Schwärme der Vögel. Am ehesten noch sitzend in Eisenbahnen Fällt dem Volk das Frühjahr auf. Die Ebenen zeigen es in alter Deutlichkeit. In großer Höhe freilich Scheinen Stürme zu gehen: Sie berühren nur mehr Unsere Antennen. Erdöl, Eisen und Ammoniak: Raffinerien, Schwerindustrie und chemische Industrie Grünende Bäume im Frühling Keine Vogelschwärme über Städten: Städte ohne Leben, ohne Natur Menschen in der Eisenbahn, die auf die Frühlingslandschaft draußen schauen

Über das Frühjahr Gefühle Lange bevor Wir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und Ammoniak Gab es in jedem Jahr Die Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume. Wir alle erinnern uns Verlängerter Tage Helleren Himmels Änderung der Luft Des gewiss kommenden Frühjahrs. Noch lesen wir in Büchern Von dieser gefeierten Jahreszeit Und doch sind schon lange Nicht mehr gesichtet worden über unseren Städten Die berühmten Schwärme der Vögel. Am ehesten noch sitzend in Eisenbahnen Fällt dem Volk das Frühjahr auf. Die Ebenen zeigen es in alter Deutlichkeit. In großer Höhe freilich Scheinen Stürme zu gehen: Sie berühren nur mehr Unsere Antennen. Der Text ist in einer sachlichen und gehobenen Sprache geschrieben. Gefühllos wird über das Verschwinden der Natur aus den Städten und aus der Erinnerung der Menschen berichtet, die diesen Zustand selbst hervorgerufen haben, indem sie sich auf Rohstoffe gestürzt (d. h. die Erde ausgebeutet) und sie industriell verarbeitet haben. Auf den (gesellschaftlichen) Ebenen in großer Höhe scheinen Stürme zu gehen (große Bewegungen, Veränderungen, Umstürze?). Davon bekommen wir nur wenig mit. Und auch nur wenn wir unsere Antennen ausfahren.

Über das Frühjahr Einordnung Werk und Epoche / Stilrichtung Lange bevor Wir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und Ammoniak Gab es in jedem Jahr Die Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume. Wir alle erinnern uns Verlängerter Tage Helleren Himmels Änderung der Luft Des gewiss kommenden Frühjahrs. Noch lesen wir in Büchern Von dieser gefeierten Jahreszeit Und doch sind schon lange Nicht mehr gesichtet worden über unseren Städten Die berühmten Schwärme der Vögel. Am ehesten noch sitzend in Eisenbahnen Fällt dem Volk das Frühjahr auf. Die Ebenen zeigen es in alter Deutlichkeit. In großer Höhe freilich Scheinen Stürme zu gehen: Sie berühren nur mehr Unsere Antennen. Geschrieben 1928