Vorlesung: Andropathologie Großtier Sommersemester 2006, 8. Fachsemester - Störungen des Paarungsverhaltens AGTK Wehrend.

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Vorlesung: Andropathologie Großtier Sommersemester 2006, 8. Fachsemester - Störungen des Paarungsverhaltens AGTK Wehrend

Paarungsverhalten Reflexkette:geordneter Ablauf von angeborenen (unbedingten) und erworbenen (bedingten) Reflexen Die Ausführung einer Handlung führt zur Veränderung der einwirkenden Reize, die wiederum als Auslöser für die nächste Handlung dienen. Prägung:Vorgang, bei dem Objekte eine Bedeutung erhalten, die weitgehend irreversibel ist. Prägungsphasen - Prägung auf den Artgenossen - Prägung auf den Sexualpartner Paarungsverhalten:-Prägung auf den Sexualpartner - angeborene Reflexe werden durch Erfahrung ergänzt AGTK Wehrend

Paarungsverhalten Prägung: - sensible Phase - Nestflüchter und Schwein: erste 3. Monate - Hund: zwischen 3. und 12. Woche nach der Geburt - fehlerhafte Artprägung bedeutet fehlerhafte Sexualpartnerprägung - Doppelprägung bei Haustieren Aus: Bostedt und Dedie, 2001 AGTK Wehrend

Einflüsse auf das Paarungsverhalten - Saison - Tierarten mit saisonaler Paarungszeit - Hitze wirkt fruchtbarkeitsdepressiv - Genetik - Bulle: Heritabilität der Libido sexualis bei 0,59 0,16 - Nutzung - Hierarchie - Erfahrung AGTK Wehrend

Paarungsverhalten des Bullen 1.Präkoitales Verhalten 2.Koitus 3.Postkoitales Verhalten AGTK Wehrend

Paarungsverhalten des Bullen Präkoitales Verhalten Excitatio: Vorspiel (Kontaktaufnahme) Erectio: Versteifung des Penis – Erweiterung der Penisschwellkörper Emissio:Ausschachten des Penis - Relaxation des Musculus retractor penis - visuell - olfaktorisch - akustisch AGTK Wehrend

Paarungsverhalten des Bullen Koitus Ascensus:Aufsprung Circumplectio:Umklammerung Adjustatio:Suchen Immissio: Einführung Propulsus:Nachstoß Ejaculatio:Samenerguss Aus: Busch und Holzmann, 2001 AGTK Wehrend

Paarungsverhalten des Bullen Postkoitales Verhalten Descensus:Absprung Relaxatio:Erschlaffung Calmatio:Nachspiel AGTK Wehrend

Paarungsverhalten des Ziegenbockes Aus: Busch und Holzmann, 2001 a.Anstoßen des weiblichen Tieres b.Paradeschritt c. Geruchskontrolle Harn d.Flehmen – typischerweise nach der Harnkontrolle e.Aufspringen ohne Intromissio f.Intromissio und Ejakulation mit dem typischen aufgekrümmten Rücken Flehmen: Hochschürzen der Oberlippe zur gesteigerten Reizwahrnehmung des vomeronasalen Organes AGTK Wehrend

Paarungsverhalten des Ebers Aus: Busch und Holzmann, 2001 Olfaktorische Kontrolle Verkehrt- parallele Stellung Stoßen in die Flanke Aufsprung Kopf zu Kopf- Stellung AGTK Wehrend

Paarungsverhalten des Hengstes -bei erfahrenen Deckhengsten nur kurzes Vorspiel Vorbereitungszeit von 3 – 8 Minuten -deutliche Umklammerung der Stute -teilweise beißen in den Mähnenkamm -6 – 8 Friktionsbewegungen -Ejakulation: Wippen der Schweifrübe Kontraktionen der perianalen und peri- urethralen Muskulatur -Mehrphasige Ejakulation (20 – 30 Sekunden) Aus: Busch und Holzmann, 2001 AGTK Wehrend

Paarungsverhalten des Hengstes Aus: Busch und Holzmann, 2001 AGTK Wehrend

Gestörtes Paarungsverhalten - Libidomangel - angeborener Libidomangel - verzögert einsetzende Libido sexualis - erworbene Störungen der Libido sexualis - Selektives Deckverhalten - Impotentia coeundi - angeborene Störungen - erworbene, organbedingte Störungen - Hypersexualität AGTK Wehrend

Libidomangel Definition: ungenügendes oder fehlendes Interesse am östrischen weiblichen Partner nach Erreichen der Geschlechtsreife verlängerte Zeitspanne zwischen Kontaktaufnahme und erstem Aufsprungversuch Symptome:- vollkommenes Desinteresse - Reaktionszeit > 15 Minuten (Bulle) - Wiederholungsuntersuchung notwendig Verzögert einsetzende Libido sexualis beim Bullen - betroffen sind Jungbullen - physiologisch bei Fleischrassen, die später in die Pubertät kommen - meist haltungs- bzw. erfahrungsbedingt AGTK Wehrend

Beurteilung der Libido sexualis beim Bullen (nach Krause u. Dittmar 1962) Parameter: Reaktionszeit Zeit zwischen Kontaktaufnahme mit dem Sprungpartner und dem ersten Aufsprung Kategorie:gut geeignet: bis zu 5 Minuten noch vertretbar: bis zu 15 Minuten nicht vertretbar: > 15 Minuten oder vollständiges Desinteresse Forensik: Sechs brünstige Kühe an sechs verschiedenen Tagen – mindestens fünf müssen innerhalb von 15 Minuten angenommen werden. AGTK Wehrend

Maßnahmen bei Jungbullen mit verzögert einsetzender Libido sexualis - Klinisch andrologische Untersuchung – Ausschluss von Organerkrankungen (z. B. Hodenhypoplasie) - Umgang des Bullenführers mit dem Bullen ggf. Wechsel des Bullenführers - Führen am Kopfseil nicht am Nasenring - Nutzung einer brünstigen Kuh als Sprungpartner - Anwesenheit während des Deckens eines libidostarken Bullen Nachahmungstrieb AGTK Wehrend

Erworbene Störungen der Libido sexualis - Veränderte Bedingungen beim Paarungsablauf - Wechsel von Bedeckung auf Desemination - Alter - höhere Reizerwartung - individuelle Vorlieben - Intensität der Vorbereitung - Deckplatz - Vagineninnentemperatur - extragenitale Erkrankungen - Personalwechsel - Veränderungen der Haltungsbedingungen (Unterbringung, Fütterung) AGTK Wehrend

Zusammenhang zwischen Fütterung und männlicher Fertilität (Auswahl) Zinkmangel: - verzögerte Hodenentwicklung - Atrophie der Samenkanälchen – Spermatogenesestörungen - Veränderungen der Leydig-Zellen – Testosteron - kritisch ist Mangel bei Jungtieren in der Wachstumsphase Selen: - Spermatogenesestörungen - Hodenatrophie Jod: - Ansenkung des Testosteronspiegels – Libidoverlust - Spermatogeneseschäden AGTK Wehrend

Selektives Deckverhalten Definition:wählerisches Verhalten gegenüber den vorgestellten Deckpartnern Impotentia coeundi Definition: Unvermögen, den Deckakt entsprechend der Reflexkette zu vollziehen - angeborene Ursachen - Penishypoplasie - Hypospadie - Frenulum persistens u. a. - erworbene Ursachen AGTK Wehrend

Ejakulation Zwei Abschnitte 1.Ausströmen aus dem Nebenhodenschwanzreservoir 2.Passage -Ausströmen entlang des Ductus deferens durch Kontraktionen der glatten Muskulatur -Mischen der Spermien mit den Sekreten der akzessorischen Geschlechtsdrüsen im Beckenteil der Harnröhre (Ejakulat) -Schubweiser Ausstoß der Ejakulates aus der Harnröhre durch Kontraktionen des M. bulbocavernosus und M. ischiocavernosus AGTK Wehrend

Störungen der Ejakulation Urospermie - Dysregulation des Ejakulationsprozesses in Verbindung mit eiern Funktionsstörung des Harnblasenspinkters Farbliche Veränderungen Geruchliche Veränderungen Zunahme des Volumens Aus: Busch und Holzmann, 2001 AGTK Wehrend

Störungen der Ejakulation Ejaculatio praecox - Ejakulation ohne Immissio penis - teilweise bei zu intensiver Vorbereitung (zu viele Blindsprünge) Ejaculatio retarda - Abfließen des Ejakulates nach dem Nachstoß - Verengung der samenableitenden Wege - verspäteter Austritt des Ejakulates Ausbleiben der Ejakulation -Desensibilisierung der Penisspitze - schwierig bei der natürlichen Bedeckung zu diagnostizieren Retrograde Ejakulation - Ejakulat wird nicht retrograd in Richtung Harnröhrenöffnung transportiert, sondern fließt in die Blase ab (Rüden, Hengst) AGTK Wehrend

Aus: Busch und Holzmann, 2001 AGTK Wehrend

Hypersexuelles Verhalten Symptome: - Überspringen einzelner Elemente der Reflexkette - häufig nachgeordnet Abbruch des Paarungsverhaltens Übermäßig aggressives Verhalten Hengst: - meist Fehler in der Aufzucht und Haltung (Isolation) - Einzel- und Handaufzucht führt häufig zu Verhaltensproblemen - Aufzuchtempfehlung für spätere Deckhengste: Junggesellengruppe AGTK Wehrend

Aus: Busch und Holzmann, 2001 AGTK Wehrend

Temporäre sexuelle Ruhigstellung Hengst - Gabe von synthetischen Gestagenen (Altrenogest) - synthetische, endokrine Substanz mit Wirkung auf den Hormonhaushalt, die bei den geltenden Dopingbestimmungen der deutschen Pferdesportverbände zu den unerlaubten Mitteln gehört (Hegger, 2005) - 3 Tage (Plasma), 12 Tage (Urin) nach letzter Gabe ist Nachweisgrenze unterschritten Rüde - GnRH-Implantate - führen nach einer anfänglichen Stimulation der Testosteronproduktion über eine Down-Regulation zum Absinken der Androgenwerte und einem Sistieren der Spermatogenese AGTK Wehrend

Endokrine Regulation der männlichen Sexualfunktion Hypothalamus Hypophysenvorderlappen Sertolizelle Hoden Leydigzelle Aus: von Engelhardt und Breves, 2005 GnRH FSH LH Inhibin Testosteron Östrogene, AGTK Wehrend

Fragen - Beschreibe die Paarungsreflexkette beim Bullen, Hengst und Eber? - Welche Ejakulationsstörungen gibt es? - Diagnostisches Vorgehen bei einem Hengst mit mangelhafter Libido sexualis? - Wie können hypersexuelle männliche Tiere ruhig gestellt werden? AGTK Wehrend