Was ist Geld? Geld ist ein wirtschaftliches Gut, das gewisse Bedürfnisse befriedigt und dabei drei Funktionen erfüllt: Zahlungsmittel, Recheneinheit,

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Notizen Prof. Dr. Karlheinz Ruckriegel
Advertisements

Kapitel 2 Geld und Währung - Unterrichtseinheit für Q12 am Gymnasium – (nach Bauer, Pfeil, Podes, Wombacher, Wirtschaft Recht Band 2, Buchners Kolleg)
Einflussmöglichkeiten der EZB auf die Konjunktur
Woher kommt das Geld? KinderUni-Vorlesung am
Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 8: Wachstum Alexander Fink, PhD.
Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 6: Ökonomik des Öffentlichen Sektors Alexander Fink, PhD.
Universität Leipzig Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät SQ 21 Einführung in die Volkswirtschaftslehre Alexander Fink, PhD.
Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 3: Nachfrage und Angebot Alexander Fink, PhD.
Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 9: Konjunktur Alexander Fink, PhD.
Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 12: Politische.
Gelddefinitionen der Ökonomie Was ist Geld?. Inhalt Geldbegriff und Geldfunktionen Das Problem mit den Geldsubstituten Geldarten Merkmale der Geldwirtschaft.
Gliederung: Geldpolitik und geldpolitische Ziele
Lösung: Keynes Demo dY = -144,5 dT = + 36,125 Insgesamt 8 Punkte.
4. Geldschöpfung und Geldpolitik
Tutorium: Wirtschaftliche Grundlagen für den Arbeitslehreunterricht
Die Geldpolitik des ESZB - Unterrichtseinheit für die Kollegstufe am Gymnasium - (Weber Harald, Apitius Jörg - Adam Kraft Gymnasium Schwabach) 1. Der Begriff.
Geldpolitik in Europa - EZB und EWWU
F FnFn z 9. Operational Targets Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Universität Passau SS 2012.



Kontrollfragen zu Kapitel 1
Die Ursachen der makroökonomischen Ungleichgewichte in der Eurozone und die wirtschaftspolitischen Konsequenzen Referat zur Tagung der Akademie für Politische.
Der Aufbau der EU Die Organe.
Optionsanalyse: Senkung der Zahl jugendlicher Raucher (fiktives Beispiel) Seite 1 BewertungBeschreibung ++ Starke Reduktion der Zahl jugendlicher Raucher.
BiTS Berlin Wintersemester 2013/2014
Makroökonomie der offenen Wirtschaft
Tutorium Makro- und Mikroökonomik

Kapitel 4 Geld- und Finanzmärkte
„Der Glaube der mittelalterlichen Alchimisten, aus Blei Gold machen zu können, war eine Manifestation der nüchternen Vernunft im Vergleich zu dem neuzeitlichen.
Geld, Geldpolitik und Inflation
Geld- und Kreditpolitik I.

PowerPoint Präsentation Grundzüge der Volkswirtschaftslehre
Finanzplanung Zum Film Fragen und Antworten
Öffentliche Güter und gesellschaftliche Ressourcen
News Aktuelles aus Politik, Wirtschaft und Recht03/2009 © Verlag Fuchs AG Nationalbank 1.Welche Prognose stellt die Nationalbank für die Schweizer Wirtschaft?
Kaufkraft & Preisindex
Geldschöpfung Geldmengensteuerung Inflation und ihre Bekämpfung
Wdhlg. AVWL 2: Das Mundell-Fleming Modell
Wirtschaftsperspektiven: Finanzkrise / Wirtschaftskrise: Wie sieht es wirklich für die Kärntner Wirtschaft aus? Ao.Univ.-Prof. MMag. Dr. Gottfried Haber.
Chronik der Finanzkrise
Das Eurosystem.
Der Euro – die gemeinsame europäische Währung
Geld und Inflation Was ist Geld
Euro-Mindestkurs Beitrag 1 Beitrag 2 Beitrag 3 Beitrag 4

Tutorium Makroökonomik
Hochkonjunktur Wirtschaftliche Krise
Banken Thomas Kutschera.
Geldpolitik in Europa - EZB und EWWU
Die Rolle der Zentralbanken
Geldpolitische Instrumente
EZB und Geldpolitik des Eurosystems
Stabilisierungspolitik
Die Instrumente der Geldpolitik
© RAINER MAURER, Pforzheim Prof. Dr. Rainer Maure Die Schuldenkrise der EWU 2010.
Die heutige Kreditvergabe
Geld und Vertrauen.
8. Übung zur Makroökonomischen Theorie
Geldpolitik in Europa - EZB und EWWU
Die Vollgeldreform Warum wir eine neue Geldordnung brauchen
Wie funktioniert das heutige Geld- und Finanzsystem? Einführung.
Deutsche Bundesbank Die Organisation der DBBK (Aufbau/Organe sowie deren Aufgaben und Funktionen)
Gas Geld in der Volkswirtschaft Quelle: Eckart D. Stratenschulte: Wirtschaft in Deutschland, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2006.
Peter Eisenhut, Aktuelle Volkswirtschaftslehre Definition M-Geldmengen Bargeld +Sichteinlagen bei Banken und Post +Transaktionskonti = Geldmenge M1 Geldmenge.
Geld und das Finanzsystem
Was ist Geld?.
 Präsentation transkript:

Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander Fink, PhD

Was ist Geld? Geld ist ein wirtschaftliches Gut, das gewisse Bedürfnisse befriedigt und dabei drei Funktionen erfüllt: Zahlungsmittel, Recheneinheit, Wertaufbewahrungsmittel. Alles, was diese Funktionen erfüllt, ist Geld.

Die Funktionen von Geld Tauschmittel Geld wird universell als Zahlungsmittel akzeptiert. Die Alternative wäre Naturaltausch. Recheneinheit Als Recheneinheit erlaubt Geld, ökonomische Werte zu messen und zu vergleichen (Wertmaßstab). Wertaufbewahrungsmittel Ein Wertaufbewahrungsmittel erlaubt es, Kaufkraft von der Gegenwart in die Zukunft zu verlagern.

Liquidität Liquidität ist die Leichtigkeit, mit der ein Aktivum in ein Tauschmittel umgewandelt werden kann. Beispiel: Sparkonto versus Anleihe versus Immobilie

Arten von Geld Warengeld nimmt die Form einer Ware an. Der Wert des Geldes ist gleich dem intrinsischen Wert der Ware. Beispiele: Gold, Silber, Zigaretten, Muscheln. Geld ohne intrinsischen Wert Beispiele: heutige Banknoten, Münzen

Geld in der heutigen Volkswirtschaft Bargeld: Scheine und Münzen im Umlauf Bankeinlagen mit hoher Liquidität Maße für die Geldmenge in der EWU Bezeichnung Komponenten Geldbasis M0 Bargeldumlauf (Münzen und Banknoten) + Einlagen der Banken bei der EZB M2 M1 + Einlagen mit Laufzeit bis zu 2 Jahren bzw. Kündigungsfrist bis zu 3 Monaten M3 M2 + Repogeschäfte, Geldmarktfonds, Geldmarktpapiere, Schuldverschreibungen

Das europäische System der Zentralbank (ESZB) Das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) besteht aus: der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt und den nationalen Zentralbanken.

Aufgaben der EZB und Unabhängigkeit Sicherung der Preisstabilität (Inflationsrate unter 2 Prozent) ist das vorrangige Ziel Unabhängigkeit von politischen Weisungen: Die Zentralbank kann die Geldpolitik ohne politische Weisungen selbstständig durchführen und sie kann sich weigern, die Haushaltsdefizite der Regierungen zu finanzieren.

Struktur der ESZB Beschlussfassungsorgane Die wichtigsten Organe der ESZB sind Direktorium und EZB-Rat. Das Direktorium besteht aus Präsident, Vizepräsident und vier Mitgliedern Der Rat besteht aus Direktorium und Präsidenten der nationalen Zentralbanken der Länder der Eurozone Der EZB-Rat legt geldpolitische Leitlinien fest. Direktorium ist für die Umsetzung verantwortlich.

Banken und Geldangebot Banken können die Höhe der Bankeinlagen und damit die Geldmenge beeinflussen. Reserven sind Einlagen, welche Banken nicht weiterverliehen haben. In einem partiellen Reservesystem halten Banken nur einen bestimmten Prozentsatz ihrer Einlagen als Reserven, der Rest wird ausgeliehen. Der Reservesatz bezieht sich somit auf das Verhältnis von Bankreserven zu Einlagen.

Bankbilanz bei einem partiellen Reservesystem Das T-Konto einer Bank zeigt, dass Banken … Einlagen entgegennehmen, einen Teil als Reserven halten, den Rest ausleihen. (Der Reservesatz ist hier 10 %.) Sparkasse Erlangen Aktiva Passiva Reserven € 10.000 Einlagen € 100.000 Kredite € 90.000 Aktiva € 100.000 Passiva € 100.000

Geldschöpfung der Banken Wenn eine Bank Geld ausleiht (einen Kredit vergibt), dann wird dieser Kredit in der Regel bei einer anderen Bank als Einlage einbezahlt. Damit werden bei der zweiten Bank Reserven geschaffen, die nun wiederum verliehen werden können. Wenn die zweite Bank einen Kredit vergibt, wird Geld geschaffen.

Der Geldschöpfungsmultiplikator Die erste Bank erhält eine Einlage von € 100. Sie behält € 10 als Reserve und leiht € 90 aus. Damit ist die Geldmenge auf € 190 angewachsen: € 100 Einlagen plus € 90 Bargeld, die der Kreditnehmer hält (also im Umlauf): Erste Bank: Reserven 10 Einlagen 100 Kredite 90 Das Bargeld, das der Kreditnehmer erhalten hat, fließt zur zweiten Bank. 90 Prozent der € 90 Einlagen werden nun wieder verliehen: Zweite Bank Reserven 9 Einlagen 90 Kredite 81 Der Prozess wiederholt sich bei der dritten Bank: Dritte Bank Reserven 8,1 Einlagen 81 Kredite 72,9 Die Summe des neu geschaffenen Geldes (Bankeinlagen sind Teil der Geldmenge) wird sich auf € 1.000 belaufen (100 + 90 + 81 + ...).

Der Geldschöpfungsmultiplikator Wie viel Geld wird schließlich geschaffen? Dies hängt vom Reservesatz ab. Wenn der Reservesatz steigt, stehen weniger Mittel für die Kreditvergabe und damit für die Geldschöpfung zur Verfügung.

Der Geldschöpfungsmultiplikator Der Geldschöpfungsmultiplikator ist die Geldmenge, welche das Bankensystem mit einem Euro Reserven generiert. In unserem Beispiel hat eine Einlage von € 100 Geld im Umfang von € 1.000 geschaffen. Der Geldschöpfungsmultiplikator ist der Kehrwert des Reservesatzes (R) Geldschöpfungsmultiplikator = 1/R Der Geldschöpfungsmultiplikator im Beispiel ist 1/0,1; also 10. Daneben hängt der Geldschöpfungsmultiplikator von der Bargeldhaltung der Öffentlichkeit ab. Wenn beispielsweise nicht alle Kredite wieder an die Banken zurückfließen, verringert sich der Multiplikatoreffekt.

Die geldpolitischen Instrumente der EZB Die EZB beeinflusst die Geldmenge mithilfe von drei Instrumenten: Offenmarktgeschäfte Änderung der Zinsen der ständigen Fazilitäten, Bereitstellung und Absorption von Liquidität über Nacht: Spitzenrefinanzierungsfazilität, Einlagefazilität Änderung der Mindestreserveanforderungen

Offenmarktgeschäfte Das Hauptinstrument der Geldpolitik sind Offenmarktgeschäfte. Durch Offenmarktgeschäfte wird die verfügbare Geldmenge beeinflusst. Ein Verkauf von Wert-papieren durch die Zentralbank verkleinert die Geldmenge. Geld fließt von der Wirtschaft zur Zentralbank, und die zirkulierende Geldmenge verringert sich.

Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und die Quantitätsgleichung V = (P  Y)/M V = Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (bezieht sich auf die Geschwindigkeit, mit der ein typischer Euro in der Gesellschaft von Geldbörse zu Geldbörse wandert) P = Preisniveau M = Geldmenge Y = reales BIP Umschreiben gibt uns die Quantitätsgleichung: M x V = P x Y

Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und die Quantitätsgleichung Die Quantitätsgleichung zeigt, das ein Anstieg der Geldmenge sich in einer der drei anderen Variablen wiederspiegeln muss: Das Preisniveau muss steigen, Das reale BIP muss steigen, oder Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes muss sinken.

Kosten von Inflation Rückgang von Kaufkraft? Wenn die Preise aller Güter und die Löhne gleichmäßig steigen, bleibt die Kaufkraft der Nominaleinkommen unberührt. Warum stellt Inflation also ein Problem dar?

Kosten von Inflation „Schuhsohlen“-Kosten Speisekarten-Kosten Variabilität der relativen Preise inflationsbedingte Steuerverzerrungen Anpassungskosten

Schuhsohlen-Kosten Schuhsohlen-Kosten sind Ressourcen, die verschwendet werden, wenn die Leute aufgrund der Inflation ihre Kassenhaltung verringern. Inflation verringert den Wert (die Kaufkraft) des Geldes. Damit entsteht ein Anreiz, die Geldhaltung zu verringern. Dies bedeutet, dass Unannehmlichkeiten und Kosten entstehen.

Speisekarten-Kosten Speisekarten-Kosten sind die Kosten der Preisänderungen, die bei Unternehmungen anfallen.

Variabilität der relativen Preise Mit zunehmender Inflation steigt die Variabilität der relativen Preise. Wenn die relativen Preise verzerrt werden, dann werden Konsumentenentscheidungen verzerrt. Eine Allokation der Ressourcen über Märkte zu ihrer besten Verwendung ist nicht möglich.

Inflationsbedingte Steuerverzerrungen Inflation führt zu einer Erhöhung der Steuerbelastung von Ersparnissen. Eine höhere Inflationsrate verringert daher tendenziell die Sparanreize.

Anpassungskosten Preisvergleiche werden schwieriger, vor allem bei hoher Variabilität der Preise. Die Berechnung von Kosten und Erträgen und damit der Realeinkommen wird erschwert. Preise dienen weniger effektiv der Ermittlung von Gewinnen und Verlusten