Medical Peace Work Online Kurs 3

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 Präsentation transkript:

Medical Peace Work Online Kurs 3 Krieg, Waffen und Konfliktstrategien

Kurs 3: Krieg, Waffen und Konfliktstrategien Ziele Beschreibe die Gesundheitsauswirkungen von Krieg, Waffen und gewaltsame Konfliktstrategien. Analysiere historische und praktische Beispiele wie Gesundheitspersonal auf Krieg und Militarisierung antwortet.

Krieg, Waffen und Konfliktstrategien Kapitel 1: Folgen von Massenvernichtungswaffen Kapitel 2: Gesundheitliche Auswirkungen anderer Waffen und Konflikt-strategien Kapitel 3: Antworten des Gesundheitspersonals auf Krieg und Waffen

Merkmale von Atomwaffen Zweck: Drohung der Tötung einer enormen Anzahl Menschen, um einen Angriff vorzubeugen (Abschreckung). Haben eine viel größere Zerstörungskraft als konventionelle Waffen. Explosionen werden durch Kernspaltung und einer darauf folgenden Kettenreaktion erzeugt; setzt eine massive Menge an Radioaktivität frei.

Atomwaffen – Effekte auf Gesundheit und Umwelt Blitz  Verletzungen der Netzhaut, Blindheit Feuerball  Hitzewelle  verdampft alles innerhalb einer bestimmten Distanz  Verbrennungen dritten Grades Druckwelle  zerstört Gebäude  mechanische Verletzungen, Risswunden, zerreißt Organe, Trommelfelle Feuerstürme  wirbelsturmartige Winde, Infernos  Menschen werden eingeäschert  Klimawandel Radioaktiver Niederschlag (Fallout)  akute Strahlenkrankheit  Krebs, genetische Schäden, Schwächung der Gesundheit

Atomwaffen – Anwendungsszenarien und Effekte Unbeabsichtigter Atomkrieg Groß angelegter Atomkrieg “begrenzter” nuklearer Austausch Angriff auf befestigte Untergrundbunker 5. “unautorisierter” Zugriff

Atomwaffen – zusätzliche Gesundheits- und Umwelteffekte Klimawandel Atomtests Produktion von Atomwaffen Kernbrennstoff- kreislauf Betriebskosten für bestehende Waffenarsenale

Biologische Waffen Merkmale Nutzung lebender (Mikro)-Organismen, um Krankheit oder Tod bei einer großen Anzahl von Menschen, Pflanzen oder Tieren zu verursachen Vervielfältigung von Organismen im Zielkörper Auftreten und Verbreitung von Infektionen Auch pflanzliche oder tierische Toxine Können tödlich sein oder nicht Allgemein bekannte Beispiele: Anthrax-Bakterien und Pockenvirus

Biologische Waffen – Auswirkungen auf die Gesundheit Anthrax: Bakterieller Erreger, nicht übertragbar, bei Inhalation tödlich. Pocken: Hochgradig ansteckender viraler Erreger, sehr hohe Todesrate, verbreitet sich durch die Luft. Pest: Hochgradig ansteckender bakterieller Erreger, Inkubationszeit von 1-5 Tagen, verursacht eine potentiell tödliche Pneumonie. Ebola: Fieber, das von einem viralen Erreger verursacht wird, keine Heilung oder Behandlung, extrem tödlich, führt zu Blutungen aus allen Körperöffnungen. Botulinum: Toxin, verursacht tödliche Muskellähmungen.

Biologische Waffen - Legaler Status Per Abkommen geächtet: Biological and Toxins Weapons Convention (BTWC) Entwicklung und Produktion von sämtlichen biologischen Waffen ist illegal. Probleme: Fortschritte in den Biowissenschaften es gibt kein Verifikationssystems

Chemische Waffen - Typen Nervenkampfstoffe: Hochgradig tödlich, tötet in sehr kleinen Dosierungen (z.B. Sarin, Soman, VX). Hautkampfstoffe: Verursachen Verbrennungen und Blasenbildungen an der Haut, schädigen Augen. Bei Inhalation kommt es zu schweren Lungenschäden, wirken oft tödlich (z.B. schwefelhaltiges Senfgas, Lewisite). Lungenkampfstoffe: Verursachen Schädigungen der Lunge (z.B. Phosgene, Senfgas). Psychokampfstoffe: Verursachen halluzinogene Effekte, vergleichbar mit LSD (z.B. BZ). Handlungslähmende Kampfstoffe: beruhen auf Reizstoffen und toxischen Effekten, um eine Person temporär handlungsunfähig zu machen (z.B. Tränengas bzw. CS-Gas).

Chemische Waffen - Kontrollsystem Chemical Weapons Convention (CWC) seit 1997 Das Abkommen umfasst 188 Länder: Ägypten, Israel, Nordkorea und Syrien haben noch nicht unterzeichnet. Probleme: - Tempo der Zerstörung bestehender Waffenarsenale - Verifikation wird nicht ernst genommen - unangemeldete Inspektionen sind nicht erlaubt Die Unterscheidung von erlaubten und unerlaubten chemischen Waffen ist problematisch; viele sind nicht verboten.

Radioaktive Waffen - Typen Radiologische Dispersionswaffen: „Schmutzige Bomben“ (konventio-neller Sprengstoff von radioaktivem Material umgeben) verstreuen Radioaktiviät und erzeugen Panikk. Nukleare Einrichtungen: Kernkraftwerke, Nukleartransporte und Atommülllagerstätten können durch gezielte Angriffe zu Waffen werden. Uranwaffen: Enthalten abgereichertes Uran für den Einsatz gegen gepanzerte Fahrzeuge.

Radioaktive Waffen – Maßnahmen gegen die Bedrohung Die beste Maßnahme ist Prävention, z.B. Schutz gegen Diebstahl. Eine Kontrollordnung für Transfer und Export: Übereinkommen über den physischen Schutz von Kernmaterial (1980). IAEO-Verhaltenskodex für die Sicher- heit und Sicherung radioaktiver Strahlungsquellen (2003). Schutz vor Sabotage, einschließlich Angriffen mit Flugzeugen Ächtung von Uranwaffen

Krieg, Waffen und Konfliktstrategien Kapitel 1: Folgen von Massenvernichtungswaffen Kapitel 2: Gesundheitliche Auswirkungen anderer Waffen und Konflikt-strategien Kapitel 3: Antworten des Gesundheitspersonals auf Krieg und Waffen

Landminen und Streumunition 90% der Landminenopfer sind Zivilisten. Zerstören die Infrastruktur; machen Äcker nutzlos; verhindern die Rückkehr von Flüchtlingen. Verursachen Invalidität, Demoralisierung, Arbeitslosigkeit, soziale Stigmatisierung und wirtschaftliche Not für Familien und Gemeinschaften. Frauen leiden mehr unter den Folgen; höhere Todesrate. Eine unverhältnismäßige Anzahl der Opfer sind Kinder.

”Nichttödliche” Waffen (NLW) Sollen Menschen handlungsunfähig machen oder Geräte deaktivieren mit minimale Kollateralschäden. Sollen zwischen ihren Zielen unterscheiden können und kein unnötiges Leid verursachen. Sollen temporäre und reversible Auswirkungen auf Menschen haben. Sollen Alternativen bieten und die Schwelle für den Gebrauch tödlicher Waffen anheben. Der aktuelle Gebrauch von NLW zeigt, dass keiner der oben genannten Ziele erreicht wird, sondern der gegenteiligen Effekt.

Vergewaltigung als militärische Strategie Sexuelle Gewalt: „ein sexueller Ausdruck von Aggression“ Degradierung, Demütigung und Schädigung von Brüsten und Genitalien; erzwungene Prostitution und Sexhandel Kriegsstrategie, um den Kampfgeist des Gegners zu brechen; geschlechtsspezifisch Trauma: Angriff auf die Integrität und die Persönlichkeit der Opfer; führt oft zu PTBS, psycho- somatischen Störungen, Phobien, Selbstmord Physische Konsequenzen: Verletzungen, Schwangerschaft, HIV, Infektionen, hormonelle Dysfunktion

Auswirkung von Kriegen auf die öffentliche Gesundheit Öffentliche Gesundheit: bezieht sich auf die Gesundheit der ganzen Bevölkerung Unmittelbare Wirkung gewaltsamer Konflikte: Anstieg von Tod und Verletzung Vertreibung, soziale Destabilisierung und Schwächung, Bildung von Flüchtlingslager Mangel an Nahrung und Sicherheit; Unterernährung Epidemien und übertragbare Krankheiten Mentale und soziale Gesundheits- probleme Mangel an Medikamenten für die Behandlung von Krankheiten

Kleinwaffen und leichte Waffen (SALW) SALW umfassen Handfeuerwaffen, Sturm-gewehre, Maschinengewehre, Granaten und Landminen. Verursachen den Hauptanteil der Todesfälle in gewaltsamen Konflikten weltweit. 639 Millionen Kleinwaffen weltweit; ungefähr eine für jeden zehnten Mensch auf der Welt. Anzahl der Todesopfer durch SALW beläuft sich auf 80.000 bis 500.000 pro Jahr, überwiegend in Entwicklungsländern. 3-4 mal so viele Menschen werden verletzt.

Krieg, Waffen und Konfliktstrategien Kapitel 1: Folgen von Massenvernichtungswaffen Kapitel 2: Gesundheitliche Auswirkungen anderer Waffen und Konflikt-strategien Kapitel 3: Antworten des Gesundheitspersonals auf Krieg und Waffen

Aufklärung der Öffentlichkeit Wichtige Fragen für Kampanjenarbeit: Wer ist die Zielgruppe? Wer bist du selbst? Was ist die Botschaft? Wer verbreitet die Botschaft? Welche Methoden sind möglich?

Geschichte des Friedensaktivismus von Gesundheitspersonal Erste Initiativen: „Humanisierung“ des Krieges 1905: International Medical Association Against War 1918: Jeanne van Lanschot-Hubrecht hinter- fragte die medizinische Unterstützung des ersten Weltkrieges 1930: Committee for War Prevention in Holland 1936: Medical Peace Campaign in GB 1961: Physicians for Social Responsibility in den USA 1980: International Physicians for the Prevention of Nuclear War (IPPNW)

Gezielter Gebrauch von Gesundheitsdaten für die politische Einflussnahme Daten in Kampagnenarbeit müssen glaubwürdig sein (tatsächlich und wahrgenommen). Verlässliche Daten werden durch anerkannte Methoden erreicht. Weniger einflussreich, wenn Daten umstritten sind. Weniger glaubwürdig, wenn Beteiligte ein starkes Interesse an bestimmten Ergebnissen haben. Mangel an Transparenz schadet den Untersuchungsergebnissen Vorhersage von zukünftiger Entwicklung aufgrund vorhandener Daten

Bündnisse mit größeren Bewegungen Beispiele International Campaign to Ban Landmines (ICBL) International Action Network on Small Arms (IANSA) Das internationale Rote Kreuz International Campaign to Abolish Nuclear weapons (ICAN)

Quellenangabe Arya N, Cukier W (2004). The international small arms situation: a public health approach. In Mahoney P et al. (eds). Ballistic trauma: a practical guide. New York, Springer-Verlag. Barnaby W (1997). Biological weapons: an increasing threat. Medicine, Conflict and Survival 14:301-313. Davey B (2004). Public health response to biological and chemical weapons. World Health Organization. International Physicians for the Prevention of Nuclear War (2010). Zero is the only option. Jenssen C et al. (2002). Medicine Against War. In Taipale I et al. (eds.) War or Health? A reader. Zed Books, London: 8–29. Joachim I (2004a). Sexualized violence in war and its consequences. In Violence against woman in war: handbook for professionals working with traumatised women. Cologne, medica mondiale. Leaning J (2000). Environment and health: 5. impact of war. Canadian Medical Association Journal 163(9):1157-61. Lewer N (2002). New technology: non-lethal weapons. In Taipale I (ed.) War or health? A reader. London, Zed Books. © medicalpeacework.org 2012 Autor: Xanthe Hall, Redakteure: Mike Rowson und Klaus Melf, grafisches Profil: Philipp Bornschlegl