Auf den Spuren der Elementarteilchen

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 Präsentation transkript:

Auf den Spuren der Elementarteilchen Beschleuniger und Detektoren Z Produktion und Zerfall Teilchenidentifikation Zusammenhang mit Kosmologie Internationaler Schülerforschungstag, Dresden, 20.3.2007 Michael Kobel

Teilchenphysik = Hochenergiephysik Forscher nutzen Teilchenstrahlen höchster Energie, denn mit steigender Energie E (Impuls p) der Projektile steigt Fähigkeit, kleine Strukturen Dx zu erkennen Dx Dp = ħ (Heisenberg) Fähigkeit, neue schwere Teilchen zu erzeugen: E = mc2 (Einstein)

Wiederholung: nützliche Einheiten für Teilchen Größe: 1 fm = 1 Femtometer („Fermi“) = 10-15 m (1 µm = 1.000.000.000 fm) Energie: 1 ElektronVolt = 1eV 1 KiloElektronVolt = 1 keV = 1000 eV 1 MegaElektronVolt = 1 MeV = 1.000.000 eV 1 GigaElektronVolt = 1 GeV = 1.000.000.000 eV 1 GeV: „viel“ für ein Teilchen, aber makroskopisch winzig: könnte Taschenlampe (1,6 Watt) für ganze 0,000.000.0001 Sekunden zum Leuchten bringen

Teilchenbeschleuniger als Mikroskope Sehen = Abbilden Wurfgeschoß (Projektil)  Zielobjekt  Nachweis (Detektor) „Auflösungsvermögen“ : Treffgenauigkeit << Größe der Strukturen Projektilgröße << Größe der Strukturen Treffgenauigkeit = 200 fm / Energie (in MeV) , zum Beispiel: 0,2 fm bei E = 1 GeV = 1000 MeV 200 fm bei E = 1 MeV = 1000 keV 0,2 µm bei E = 1 eV >0,15µm

Unbekanntes Objekt in einer Höhle Projektil: Basketbälle

Projektil: Tennisbälle

Projektil: Murmeln ...Nichts wie weg !

Protonen und Neutronen sind nicht elementar! Indirekte Hinweise: z.B. Ordnungsschema (60er Jahre) Direkter Beweis: Beschuss mit Elektronen  Quarks 1970: Stanford, Kalifornien; seit 1989: DESY, Hamburg Nötige Treffgenauigkeit: << 1 fm  Energie >> 0,2 GeV Resultat: 1 fm

Die Mikroskope der Teilchenphysik: Beschleuniger Haben Sie auch daheim! Funktionsprinzip: Simulation Linearbeschleuniger: Fermilab, Chicago (in Betrieb) DESY, Hamburg (in Planung)

Bis 2000: e-e+ Vernichtung bei CERN Strahlenergie Ee= 40-100 GeV

Die Augen der Teilchenphysik: Detektoren CERN, Genf, bis 2000 Elektronische Bilder

Ab 2007: ATLAS und CMS Experiment, CERN Jede Teilchenart hinterlässt bestimmte Kombination von Signalen in den Komponenten 170 Universitäten und Institute aus 35 Ländern Zwiebelschalenartiger Aufbau verschiedener Komponenten Größenvergleich

Animationen ATLAS (2,9 MB) CMS Ziele: Suche nach Neuem: Higgs Teilchen (was ist überhaupt Masse?) Supersymmetrie ( Dunkle Materie?) - nur 4% des Weltalls ist „normale“ Materie zusätzliche Raumdimensionen

Noch ein Elementarteilchen 1914 Chadwick b-Zerfall: n  p + e- Þ Unerwartete Energieverteilung Pauli (1930) postuliert neues Teilchen: Neutrino n Elektrisch neutraler Partner des Elektrons sehr leicht schwach wechselwirkend (Fermi): 999.999.999 von 1.000.000.000 schaffen Erddurchquerung ziemlich verbreitet im Universum 366.000.000 Neutrinos / m3 im Vergleich zu 0,2 Protonen / m3

Zusammenfassung Bausteine Fundamentale Bausteine der Materie: Elektron e, Up-Quark u, Down-Quark d zu Kernen oder Atomen gebunden Neutrino n, ungebunden Alle punktförmig ( < 0.001 fm) Welche Kräfte halten die Bausteine zusammen? Was ist überhaupt eine fundamentale Kraft ?

Konzept der Wechselwirkungen Kraftwirkung zwischen Teilchen Verantwortlich für Teilchen-Zerfälle und Produktion 4 fundamentale Wechselwirkungen Gravitation (Schwerkraft) Elektromagnetismus Schwache Wechselwirkung Starke Wechselwirkung S N q p n

Prinzip von Kraftwirkungen Zu jeder Wechselwirkung gehört eine Ladung Nur Teilchen mit entsprechender Ladung spüren Wechselwirkung Wechselwirkung erfolgt über Austausch von Botenteilchen Abstoßend Anziehend

Was ist eigentlich eine Ladung? Eine Fundamentale Eigenschaft eines Teilchens Ladungen sind Additiv: Ladung(A+B) = Ladung(A) + Ladung(B) Ladungen kommen nur in Vielfachen einer kleinsten Ladungsmenge vor Ladung ist erhalten, d.h. sie entsteht weder neu, noch geht sie verloren Mehr wissen wir (noch) nicht

Die elektromagnetische Kraft Ladung: elektrische Ladung Q Arten: 1 Ladungsart: „Zahl“, positiv oder negativ Botenteilchen: Photon Eigenschaften: elektrisch neutral: Q=0 masselos : m=0 Teilchen Up Down Neutrino Elektron Ladung +2/3 -1/3 O -1 Besonderheiten: Unendliche Reichweite Makroskopisch beobachtbar Magnetfelder lenken elektrisch geladene Teilchen ab, umso weniger je höher deren Energie ist (Fadenstrahlrohr)

Die starke Kraft Ladung: starke Ladung Arten: 3 Ladungsarten: „Farbe“, plus jeweilige Antifarbe Botenteilchen: 8 Gluonen Eigenschaften: tragen selber je 1 Farbe und Antifarbe masselos : m=0 Teilchen Up Down Neutrino Elektron Ladung r, b, g r, b, g - - Besonderheiten: Endliche Reichweite ca 1 fm Hält p, n und Atomkern zusammen Makroskopisch nicht beobachtbar, außer im radioaktiven a-Zerfall  Heliumkerne

Die schwache Kraft Ladung: schwache Ladung (I1, I2, I3) Arten: 1 Ladungsart: „Zahlentriplett“ Botenteilchen: W-, Z0, W+ Eigenschaften: tragen selber schwache Ladung: I3 = -1, 0, 1 Masse : m = 80 – 90 GeV Teilchen Up Down Neutrino Elektron I3 +1/2 -1/2 +1/2 -1/2 Besonderheiten: Endliche Reichweite ca 0.0025 fm Makroskopisch nicht beobachtbar, außer Brennen der Sonne Radioaktive Umwandlung („Zerfall“) des Neutrons Analog: „Zerfall“ des Myons µ  enn

Das vollständige Set der Bausteinteilchen Das 4er Set der „1.Baustein-Generation“ wiederholt sich genau 2 Mal Niemand weiss warum

Antimaterie Zu jedem Bausteinteilchen existiert ein Antiteilchen mit umgekehrten Ladungsvorzeichen Sonst sind alle Eigenschaften (Masse, Lebensdauer) gleich Aus Botenteilchen können paarweise Materie- und Antimaterieteilchen entstehen Umgekehrt können Sich diese wieder zu Botenteilchen vernichten, z.B. e+ + e-  Z0 , am besten wenn 2Ee=mZc2 mZ 2Ee

Z “Zerfälle“ Das Z Teilchen ist nicht stabil Wandelt sich nach 3x10-25s (!) in andere Teilchen um Z0 e+e- m+m- t+t- qq nn e+ e- Z0 Z0 Zeit

Zerfallskanäle Z0 Aufgabe für heute nachmittag! nn qq e+e- m+m- t+t- Löcher entsprechen „Zerfallskanälen“ Für einzelnes Wassermolekül Austrittsloch nicht vorhersagbar Für einzelnes Z-Teilchen Zerfallskanal nicht vorhersagbar Entleerungsdauer  absolute Größe der Löcher Zerfallsdauer  Stärke der „Kopplungen“ an Teilchenpaare Ergebnis: „Schwache Wechselwirkung“ gar nicht so schwach! Verhältnis der Austrittsmengen  Größenvergleich der Löcher Verhältnis der Zerfallswahrscheinlichkeiten  Größenvergleich der Kopplungen Z0 e+e- m+m- t+t- qq nn Aufgabe für heute nachmittag!

Ergebnisse hochaktuell Veröffentlicht in Physics Reports, Mai 2006

Teilchenidentifikation = Detektivarbeit Zwiebelschalenartiger Aufbau verschiedener Komponenten Jede Teilchenart hinterlässt bestimmte Kombination von Signalen in den Komponenten feststellbare Teilcheneigenschaften: aus Quarks („Hadronen“) elektr. geladen / ungeladen leicht / schwer

Schnitt durch einen Sektor des CMS Detektors Teilchen anklicken, um seinen Weg durch CMS zu verfolgen Press “escape” to exit

Detektorverhalten Mehr Durchschlagskraft für: - schwere Teilchen - schwächere Wechselwirkung

Zusammenfassung Die unterschiedlichen Ladungen bewirken unterschiedliche Kräfte zwischen Teilchen Sie erklären auch das unterschiedliche Verhalten in den Detektoren Sowie die Bildung von Hadronjets aus Quarks Hadronen Pion Myon

Einzelne Quarks ergeben „Hadronen“ Jets e-p Kollisionen bei HERA am DESY 30 GeV e ¯  p 800 GeV

Zusammenhang Kosmologie - Teilchenphysik frühes Universum: Temperatur 1015 K  Bewegungsenergie der Teilchen: 100 GeV Teilchenbeschleuniger: Bewegungsenergie der Teilchen: 100 GeV alle Teilchen kollidieren unkontrolliert gezielte, kontrollierte einzelne Kollisionen und deren Aufzeichnung

Auf der Suche nach der „Weltformel“ heutige experimentelle Grenze

Schlussübersicht