Entwickeln! Ursachen des Verlustes und Begriffe

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 Präsentation transkript:

Entwickeln! Ursachen des Verlustes und Begriffe Ein Überblick Ursachen des Verlustes und Begriffe Ulrich Petschow (IÖW)

entwickeln! Ursachen des Verlustes Agrobiodiversität genetische Vielfalt Artenvielfalt Ökosystemvielfalt Begriff ist in Anlehnung an die Definition der Biodiversität in der Übereinkunft zur biologischen Vielfalt (CDB) entwickelt worden Mit der Diskussion um die CBD wurde eine „alte“ Diskussion neu gerahmt Der Verlust der Vielfalt wurde im Pflanzenbereich bereits Ende des 19.Jh. thematisiert Die vielfältigen Sammelreisen und der Aufbau von Genbanken verweisen auf das Problembewusstsein

entwickeln! Ursachen des Verlustes Wiederentdeckung der Mendelschen Gesetze Damit Schaffung der Basis für eine grundlegende Veränderung des „Innovationssystems“ Die ökonomischen Innovationsforschung hat basiert u.a. auf der Innovation der Hybridzüchtung (Mais) und deren Durchsetzung auf dem Markt (Griliches) “invention of a method of inventing” Die zunehmende wissenschaftliche Orientierung der Selektionsentscheidungen der Züchter und Beeinflussungsmöglichkeiten der Biologie Die Erschließung der Ertragspotenziale (Erfolg der Züchtung) bestimmter Pflanzensorten oder Tierarten führt zu der Vernachlässigung anderer Es entsteht eine Pfadabhängigkeit auch im Bereich der Züchtung

entwickeln! Ursachen des Verlustes Veränderung der Stellung der Landwirtschaft Die Landwirtschaft entwickelte sich von einem relativ „autarken“ System, die von externem Inputs unabhängig war zu einer Landwirtschaft, die ein Glied einer der Wertschöpfungskette ist, die zentral sowohl von den vor- und nachgelagerten Bereichen „gesteuert“ wird Die Wertschöpfungstiefe in der Landwirtschaft nimmt umfassend ab, vor- und nachgelagerte Bereiche dominieren zunehmend Konzentrationsprozesse auf der Nachfrageseite führen zunehmend zur Veränderung der Verhandlungspositionen - vertikale Integration -

entwickeln! Ursachen des Verlustes Die lebensmittelverarbeitende Industrie fokussiert zunehmend auf die Zulieferung standardisierter Rohstoffe betriebswirtschaftliche Rationalitäten setzen kaum Anreize für die Nutzung der Agrobiodiversität „economies of scale“ spielen eine zentrale Rolle Lebensmittelverarbeitende Industrie generiert selbst Vielfalt, allerdings allein im Regal Ein Fazit: Das enge Zusammenspiel von Innovationen und Produktion- und Konsumtionsstrukturen führt zur Ausgrenzung von Agrobiodiversität

entwickeln! Folgen Im Ergebnis dieser Entwicklungen steht Dominanz einiger weniger Arten, Sorten, Rassen und Linien im Agrarsystem Die Dominanz von wenigen, leistungsfähigen Genotypen innerhalb der Arten Schaffung optimaler Bedingungen für die ausgewählten Arten und Genotypen Die immer weitere Verbreitung von Agrarsystemen, für die drei genannten Aspekte charakteristisch sind

entwickeln! Begriff Die Begrifflichkeit Agrobiodiversität wurde zu Beginn der 90er Jahre entwickelt mit z.T. divergierenden Inhalten Eine umfassende Definition legte Brookfield (2001) vor Agrodiversität: Vielfalt von Nutzpflanzen und –tieren, die in bewirtschafteten Ökosystemen existieren Managementdiversität: Managementmethoden Biophysikalische Diversität: u.a. Bodencharakteristika Organisationale Diversität: sozio-ökonomische Kontexte u.a. Genderbeziehungen

entwickeln! Begriff Die umfassende Interpretation des Begriffes umfasst Die natürlichen und die gesellschaftlichen Bedingungen die in ihrem Zusammenwirken agrobiodiversitätsstiftend sein können oder das Gegenteil bewirken können Verdeutlicht das Zusammenspiel von gesellschaftlichen und natürlichen Bedingungen Und damit auch die Bedingungen für die Agrobiodiversitätsentwicklung. Gleichwohl bleiben viele Fragen offen: Was soll erhalten werden? Wie soll geschützt und entwickelt werden? Was sind die Bedingungen für eine neue Vielfalt?

entwickeln! Die Diskussion dazu steht nach meiner Auffassung noch am Anfang Die Programme tier- und pflanzengenetische Ressourcen geben eine Orientierung vor, deren Umsetzung aber noch unklar ist Indikatorensysteme befinden sich erst in der Entwicklung (OECD) Unterschiedliche Entwicklungsvorstellungen aber auch Problemwahrnehmungen und –einschätzungen existieren

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit