Malte Gerloff, M.A., Alexandra Núñez, M.A., Erik-Lân Do Dinh, Dipl.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Modellierung sozio-technischer Systeme SeeMe - Semi-strukturierte, sozio-technische Modellierungsmethode.
Advertisements

Jugendsprache interaktiv
Finale Semantik und beobachtbares Verhalten
Kapitel 4 Datenstrukturen
« Die Religionsphilosophie Immanuel Kants »
Einführung in die neuen Medien Multimedia. I. Multimedia aus informationstechnischer Sicht II. Medientypen III. Die drei Ebenen von Multimedia IV. Medieneinsatz.
Evaluation – Grundlagen im Rahmen des Moduls zur Qualifizierung der SLK in Niedersachsen.
DOM (Document Object Model)
Patrick Rössler Methoden der Datenerhebung und -auswertung Vorlesung BA Kommunikationswissenschaft (G21) 1.
Sprachkonstruktion I Konstruktion einer neuen Sprache Einladung zu einem Sprachexperiment Sie sind eingeladen, sich an einem Sprachexperiment zu beteiligen.
Definition Allgemeines, Historisches
Informatik Klasse 7 Grundlagen.
Grundkurs praktische Philosophie 20. Oktober 2005
Explizite und editierbare Metainformationen für Software Muster.
Qualitative Forschung
Klausurtermin (laut Prüfungsamt) Probeklausur Freitag, 13. Juni 2003 statt Vorlesung.
Tutorium
Kapitel 1: Eine Einführung Kapitel 1 Einführung Einleitung
Zum Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit
Prof. Dr. Gerhard Schmidt pres. by H.-J. Steffens Software Engineering SS 2009Folie 1 Objektmodellierung Objekte und Klassen Ein Objekt ist ein Exemplar.
MINT-Lernzentrum: Unterricht lernwirksam gestalten
Theoretische Grundlagen der Pragmalinguistik II (Bühler; Grice)
Gliederung der Präsentation
Telecooperation/RBG Technische Universität Darmstadt Copyrighted material; for TUD student use only Grundlagen der Informatik I Thema 14: Schrittweise.
ZITIEREN Nietzsche ist tot!!! (Gott) … aber richtig!!! Gott ist tot!!!
© SPIELRÄUME Dr. Rolf Breuer Erzählen statt Quälen! Reimt sich und stimmt: Nr. 1.
«Vorhang auf!» Einstieg in die Kapital-Lektüre mit PolyluxMarx
6. Text und Konversationsmaximen
© Wortstellung im Deutschen Norbert Fries.
Quantum Computing Hartmut Klauck Universität Frankfurt WS 05/
Black Box Algorithmen Hartmut Klauck Universität Frankfurt SS
Lexikalische Semantik
Studieren Lernen Claudia Lischke-Arzt.
Paradigmenwechsel in der Unternehmensmodellierung Prof. Dr. Wolfgang Voigt Dipl.-Ing. Päd. Alexander Huwaldt UML Extrakt UML Seminar, Chemnitz
Ihr Weg ins Internet Die entscheidenden Faktoren für eine erfolgreiche Internetstrategie.
Situation Endlich haben Sie es geschafft auf alle Daten zuzugreifen und können in Ruhe weiterarbeiten und die Kundenanrufe betreuen. Plötzlich schaltet.
Wider den Methodenzwang
Malcolm – 1. Teil Malcolm interpretiert Descartes mit Blick auf die Frage nach der Natur des Denkens (dem cogito) folgendermaßen: Jeder mentale oder bewusste.
Elternabend der Schule … vom …
Die Inhaltsangabe Methodik und Gestaltung von Dr. Christian Bauer, Robert-Koch-Gymnasium Deggendorf.
Projekt: Schüler verbessern ihren Unterricht
Lernstufen Prinzip erkennen Probleme lösen Verhalten ändern Abläufe
ENDLICHE KÖRPER RSA – VERFAHREN.
Web 2.0 Interaktives Internet.
Herzlich Willkommen zum Modul „Das Exposé – Teil II“!
Das wissenschaftsorientierte Unterrichtskonzept
1 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Rechnernetze und Telematik Prof. Dr. Christian Schindelhauer Informatik III Christian Schindelhauer Wintersemester.
Ein System….
Zwei Bedeutungen von Wort
Gödel: Gottesbeweis Dürst Yolanda, Warhanek Maximilian, Rigo Elvira
Semantic Web.
Aufgabe 7 Thema: Word – Mentales Modell für einfachen Text
Operatoren-Zuordnung
Modellbasierte Software- Entwicklung eingebetteter Systeme Prof. Dr. Holger Schlingloff Institut für Informatik der Humboldt Universität und Fraunhofer.
VLAN Virtual Local Area Network
Der Leseprozess.
Entwicklungsspezifische Unterschiede im Textverstehen
Theoretische Schlüsselkonzepte
Textproduktion
Darstellung von Forschungsergebnissen mit Posterpräsentationen: Erwartungen und Möglichkeiten Jan Haut (Kontakt: Das Poster.
Moodle Lernumgebung zur Datensicherheit Frank Spieß, Düsseldorf (inkl. Ergänzungen zur Online-Version am )
Kognitive Methoden  Als eine Auseinandersetzung mit der behavioristischen Lerntheorie Skinners  entsteht in den späten 60-er Jahren eine Verbindung.
Operatoren Ein Operator zeigt an, welchen Teilbereich und in welcher Tiefe der Sachverhalt dargestellt werden soll. Je nachdem, welcher Operator verwendet.
Comprehensive Information Base (CIB) – ein Prototyp zur semantischen Datenintegration Stefan Arts
Vo#1:Semantik als Wissenschaft Semantik I Matej-Bel-Universität in Banská Bystrica Zuzana Tuhárska.
Die Fachsprache im Chemieunterricht
Warum Kompetenzen? Ein Blick zurück
Kommunikation zur Klimawandelanpassung ME3, 25. Februar 2016, Andrea Prutsch 1 Andrea Prutsch, Bern, 8. Juni 2016 Klimawandelanpassung kommunizieren: Praxisbeispiele.
Einheit 11: Der öffentlich-rechtliche Erstattungsanspruch
 Präsentation transkript:

Malte Gerloff, M.A., Alexandra Núñez, M.A., Erik-Lân Do Dinh, Dipl. „Natur&Staat“ Metaphernannotation in (populär-) wissenschaftlichen Texten Anfang des 20. Jahrhunderts

Gliederung 0. Warm-up: Das Korpus: Merkmale I. Ausgangspunkt: Metapherntheorien und –modelle a) Metapherntheorie Lakoff/Johnson (modifiziert) b) Metapherntheorie Petra Gehring II. Was wird annotiert? Mit was wird annotiert? a) Webanno b) Beispiel (Screenshot): Lakoff/Johnson c) Beispiel (Screenshot): Petra Gehring III. Ausblick

Das Korpus: „Natur&Staat“ (1903-1911) Historisches und statisches Volltextkorpus Publiziert: 1903-1911 9 Bände + 1 Band zusätzliche Argumentative, (populär-) wissenschaftliche Textabhandlungen Sozialdarwinistische Agenda

Metapherntheorien und -modelle a) Metapherntheorie nach Lakoff /Johnson b) Metapherntheorie nach Petra Gehring

Konzeptuelle Metapherntheorie

Prämisse: Metaphorisches Sprechen ist nicht als ein exklusiver, besonderer Sprachgebrauch im Sinne der Rhetorik oder Tropenlehre aufzufassen; vielmehr nutzen wir diese Form des sprachlichen Handelns alltäglich, um uns die Welt konzeptuell verständlicher zu machen. (vgl. Lakoff/Jonson 1980; Kövescses 2015, e.a)

Ubiquitäre Metaphern - Modell

Zentrale Merkmale des Modells: - nicht auf ein Wort begrenzt, vielmehr handelt es sich um eine Übertragung, ein Mapping - Das Mapping findet von einer Quelldomäne zu einer Zieldomäne statt - Es ist eine gerichtete Übertragungsbewegung - Konzeptuell bzw. kognitive These: Das Unbekannte, Abstrakte mit bereits Bekanntem bzw. Konkretem verständlicher zu machen wie z.B. Emotionen, Begriffe, Idee, abstrakte Sachverhalte. > Auf der konkreten syntagmatischen Sprachoberfläche werden diese Übertragungen realisiert.

Modifizierte Interaktionstheorie Petra Gehring, Max Black und die Erweiterung der Interaktion

Interaktionstheorie I „Metaphern beruhen auf Kontextbruch. Genauer: Sie sind dieser Bruch. Aus dieser (engen) Metapherndefinition folgt erstens, dass nicht bereits jede semantische Übertragung metaphorisch genannt werden sollte. Weil sie auf der Durchbrechung von Regeln beruhen und Formen der Negation von etwas nicht zwingend viel miteinander gemein haben, sind Metaphern zweitens Einzelstücke.“

Interaktionstheorie II Die Metapher ist etwas Besonderes. Sie entsteht aus der Wechselwirkung von Kontext und Rahmen und dem daraus resultierenden Kontextbruch. Der Kontextbruch ergibt sich zudem aus dem Fehlen des wörtlichen Sinns in der Wechselwirkungen der Entitäten. Die Größe des Kontexts ist jedoch variabel, kann allerdings durch eine Weglassprobe evaluiert werden. Die Metapher existiert aber nur in der Gesamtheit aus Fokus und Rahmen.

Interaktionstheorie III „Beide sind in Spannung verbunden. Die wörtliche Bedeutung des Fokusausdrucks passt nicht. Der Fokusausdruck fällt aus dem Rahmen. Zwischen regulärem und irregulärem Element erzwingt das einen Problemlösungsprozess: Eine besondere Art der „Interaktion“ zwischen ‚Fokus‘ und ‚Rahmen‘ bringt den metaphorischen Sinn hervor. Entscheidend ist der Kontextbruch, der sich aus dem Fehlen von (wörtlichem) Sinn ergibt.“

Interaktionstheorie IV Weder hinreichende, noch notwendige Bedingungen der Metapher sind: - Bildlichkeit - lexikalische und/oder grammatikalische Indikatoren Zum einen, weil die Metaphern deutungsoffen sei, und zum anderen, weil es kein Kontinuum zwischen Begriff und Metapher gebe.

Implikations-zusammenhänge Interaktionstheorie (Black) Fokus Rahmen am Webstuhl der Geschichte Implikations-zusammenhänge

Fokus Rahmen Interaktionstheorie (Gehring) am Webstuhl der Geschichte Kontextbruch am Webstuhl der Geschichte

Interaktionstheorie IV Im Gehringschen Modell verhalten sich Fokus und Rahmen reziprok. Bei Black hingegen wirke der Rahmen dabei auf den Fokus rückbezüglich, derart, dass die assoziierte Gemeinplätze des Sekundärgegenstandes oder eben dessen Implikationen sich auf den Fokus respektive den Primärgegenstand übertragen würden.

Interaktionstheorie V „Um es zugespitzt zu sagen [, so Gehring]: Wer vom Medienapriori bis zur neurokognitiven Karte immer schon zu wissen glaubt, wofür eine Metapher (oder das Metaphorische generell) ein Symptom ist, gleitet mit seiner Deutung ins Beliebige ab.“

Interaktionstheorie VI Petra Gehring erweitert somit den Interaktionsbegriff Blacks, durch eine Präzisierung des Interaktionmodells, durch das Hinzufügen des Kontextbruchs als notwendige Bedingung metaphorischen Sprechens.

Beispielanalyse „Unerkannt sitzt die geschlechtliche Zuchtwahl aber auch am Webstuhl der Geschichte.“ 26.06.2014 1.12.2014 | Computer Science Department | UKP Lab - Prof. Dr. Iryna Gurevych | Erik-Lân Do Dinh |

Welche Gegenstände werden annotiert?

Metaphern Annotationen: WEBANNO Annotation mit WebAnno: Webanwendung für mehrere Benutzer 21 21

These: Unterschiedliche Modelle bedingen unterschiedliche Metaphernannotationen 26.06.2014 1.12.2014 | Computer Science Department | UKP Lab - Prof. Dr. Iryna Gurevych | Erik-Lân Do Dinh |

Interaktionstheorien Annotationen der Interaktionstheorien

Annotation von Fokus und Rahmen

Ubiquitäre Metaphernannotation

Hypothese Es wird in den Textpassagen vermehrt auf ‚Metaphorisierung‘ zurückgegriffen, in denen wissenschaftlich ‚abstrakte‘ Sachverhalte/Prozesse thematisiert werden, da diese einer gezielten Vermittlung/Erklärung bedürfen.

Was enthalten die Annotationen des Projekts, woraus bestehen sie?

Was enthalten die Annotationen des Projekts, woraus bestehen sie?

Was enthalten die Annotationen des Projekts, woraus bestehen sie? Annotieren von Text-Spans... (Für Natur und Staat: Metaphern-Teile)

Was enthalten die Annotationen des Projekts, woraus bestehen sie? ... und gerichteten Relationen (Für NuS: Art der Verbindung, Richtung von Source zu Target)

Was enthalten die Annotationen des Projekts, woraus bestehen sie? Verfügbare Layer und Features von Administratoren beliebig definierbar

Ausblick

Wozu dienen die Annotationen. Wie werden sie verwendet oder ggf Wozu dienen die Annotationen? Wie werden sie verwendet oder ggf. weiterverarbeitet? Inwiefern bestehe Bedarf im Hinblick auf technische Infrastruktur?

Metaphern Annotationen Annotation mit WebAnno Export der Annotationen im UIMA CAS (Common Analysis Structure) Binärformat, für einfachere automatische Weiterverarbeitung, z.B. Zugriff auf verschiedene Annotationsebenen (Layer) > Implementierung einer Pipeline > Daten unterlaufen verschiedene Analyse- und Verarbeitungsschritte Berechnung des Inter-Annotator Agreement Ziel: Nutzung der Annotationen als Trainingsdaten für einen Classifier Zunächst testen von state-of-the-art Methoden, die bisher überwiegend nur auf englisch-sprachige Daten angewendet wurden 35