Prinzipien ambulant betreuter Wohngemeinschaften

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 Präsentation transkript:

Prinzipien ambulant betreuter Wohngemeinschaften 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung Grundgedanken Ältere oder behinderte Menschen sollen auch bei hohem Pflege- und/oder Betreuungsbedarf ein normales, selbstbestimmtes Leben führen können. Sie sollen in ihre Familien, Freundeskreise und Nachbarschaften integriert und an den gesellschaftlichen Vorgängen teilhaben können. Sie sollen ihre Selbständigkeit so weit wie möglich erhalten oder wiedererlangen und nicht überversorgt werden Selbsthilfe in der Gruppe und Unterstützung durch das soziale Netzwerk haben Vorrang vor professioneller Hilfe Gemeinschaftliches Zusammenleben verhindert Vereinsamung und fördert eine aktive Lebensgestaltung Hohe Pflege- und Betreuungsqualität durch günstige Voraussetzungen, auf individuelle Bedarfe einzugehen. 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung Normalität Wohn und Lebensgewohnheiten beibehalten: Vertraute Wohnungsgrundrisse Vertraute Möbel Normales Wohnhaus Gewohnter Tagesablauf Gewohnte Außerhaus-Aktivitäten Gewohntes Familienleben Gewohnte Kontakte im Freundeskreis und in der Nachbarschaft 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Beibehaltung von Wohngewohnheiten??? 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung Selbstbestimmtheit Eigene Wohnung Rechtsstatus: Mieter oder Eigentümer Eigene Wohnungsausstattung (Möblierung des eigenen Zimmers und der Gemeinschaftsräume, Küchenausstattung und Haushaltsgegenstände Selbstbestimmte Wohnungs- und Gartengestaltung Schlüsselgewalt und Hausrecht in Bezug auf Besucher und Anwesenheit von Dienstleistern Selbstbestimmte Auswahl von Mitbewohnern Selbstbestimmte Dienstleistungen Selbstbestimmter Tagesablauf und Aufenthaltsort (Aufsteh- und Zubettgehzeiten, Essens- uns Ausgehzeiten, Zusammenstellung und Häufigkeit der Mahlzeiten, Freizeitbeschäftigungen usw.) Finanzhoheit (private und gemeinschaftliche Ausgaben, Konto- und Kassenführung) 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Selbstbestimmtheit: Fallstricke und Grenzen Konsensfindung in der Gruppe Unterordnungsbereitschaft der WG-Mitglieder Informationsdefizit bei Angehörigen/gesetzlichen Betreuern hinsichtlich der Unterschiede zum Heim Ressourcen von Angehörigen/gesetzlichen Betreuern Hausherren- und Verantwortungsgefühle von Betreuungskräften Arbeitsdruck/Arbeitsmoral der Betreuungskräfte 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Soziale Integration u. gesellschaftl. Teilhabe Gewohnte Aktivitäten mit der Familie und dem Freundeskreis beibehalten (z.B. Geburtstags- und Weihnachtsfeiern, Urlaubsreisen, Ausflüge, Gaststättenbesuche, Spieleabende) Besuche von Familienangehörigen und Freunden wie gewohnt in der eigenen Wohnung organisieren können Gewohnte Termine außer Haus wahrnehmen (Frisör, Fußpflege, Arzt- oder Kirchenbesuch, Vereinstreffen, Hobbyrunden, einkaufen, Veranstaltungen) Spaziergänge außer Haus unternehmen, Nachbarschaftskontakte pflegen können 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Fallstricke und Grenzen Fehlendes Bewusstsein über die Bedeutung gewohnter sozialer Aktivitäten (fehlende Einladung zu Geburtstagen, automatisches Einstellen von Vereinsaktivitäten usw., selbstverständliches Akzeptieren von Hausbesuchen medizinischer Dienste) Unsicherheiten von Familienangehörigen und Freunden bei Besuchen in der Wohngemeinschaft Außerhaus-Aktivitäten erfordern zusätzlichen Organisations- und Personalaufwand (Angehörige, Freunde, freiwillige Helfer) 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Selbständigkeit und bedarfsgerechte Hilfe Tätigkeiten, die noch selbst verrichtet werden können, sollen weiterhin selbst verrichtet werden Hilfestellungen sollen auf das wirklich Notwendige reduziert werden und an erster Stelle von anderen Gruppenmitgliedern gegeben werden (Fördert deren Kompetenzen und Zufriedenheit, Stärkt die Selbständigkeit und Selbstbestimmung der Gruppe) an zweiter Stelle durch das persönliche soziale Netzwerk (stärkt die soziale Eingebundenheit) an dritter Stelle durch professionelle Helfer Hilfestellungen sollen so erfolgen, dass noch vorhandene Ressourcen genutzt und ggf. reaktiviert werden 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Fallstricke und Grenzen Die Hilfsbereitschaft aller Beteiligten ist meist größer als der Hilfebedarf !!! Unterstützendes Helfen ist schwieriger als einfaches Übernehmen von Tätigkeiten und erfordert mehr Zeit Gegenseitige Hilfe in der Gruppe erfordert unterstützendes Verhalten des professionellen Personals (Gruppendynamik) Hilfen durch das soziale Netzwerk erfordern zusätzlichen Organisationsaufwand (Abstimmungsbedarf, Versicherungsfragen) Unterstützendes Helfen erfordert „Supervision“ 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung Gemeinschaft Selbstverständliche soziale Kontakte im Alltag Vorbild: Familie Aktivierung durch gemeinschaftliche Aktivitäten Sinnvolle Aufgaben durch gemeinschaftliche Haushaltsführung und gegenseitige Hilfe Erhalt von Selbständigkeit und Selbstbestimmung durch Zusammenlegen von Ressourcen (Fähigkeiten, Finanzen) 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Gemeinschaft: Fallstricke und Grenzen Eine Wohngemeinschaft ist keine Familie !!! Abstimmungsprozesse unter Gleichberechtigten müssen häufig erst erlernt, Rollen in der Gemeinschaft gefunden werden Aus einer Notgemeinschaft wird nicht von selbst eine Lebensgemeinschaft (gegenseitiges Kennen- und Verstehenlernen erfordern professionelle Begleitung) Konflikte innerhalb der Gruppe erfordern professionelle Mediation Fehlende sozialpädagogische Qualifikation des Pflegepersonals 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Hohe Pflege- und Betreuungsqualität Selbstbestimmung der WG-Mitglieder über Art und Umfang der Betreuungs- und Pflegeleistungen gewährleistet eine bedarfsgerechte Versorgung Gemeinsam verbrachter Tagesablauf erleichtert das Kennenlernen von Lebensgewohnheiten Zusammenarbeit mit Angehörigen und Freunden verbessert ebenfalls das Verständnis für individuelle Eigenarten und Bedarfe Integration der Betreuung und Pflege in einen selbstgewählten Tagesablauf fördert eine individuell bedarfsgerechte Versorgung 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Fallstricke und Grenzen Betreuung und Pflege werden häufig „im Paket“ eingekauft und nicht individuell ausgehandelt. WG-Mitglieder sind nicht in der Lage, ihre Bedürfnisse gegenüber den Betreuungs- und Pflegekräften zu artikulieren oder durchzusetzen. Betreuungs- und Pflegekräfte nutzen die Chancen der Informationsbeschaffung über individuelle Vorlieben und Bedarfe nicht Personalwechsel, Personalmangel und Zeitdruck 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Anforderungen an ambulante Dienste Festes Team an Mitarbeitern Qualifizierte Teamleitung sorgt für eine reibungslose Zusammenarbeit im Team (regelmäßige Teambesprechungen, Mediation von Konflikten im Team) eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem sozialen Netz jedes einzelnen WG-Mitglieds (regelmäßige Besprechungen mit den einzelnen Akteuren und (falls vorhanden) der Gruppe der Angehörigen) die Umsetzung der Prinzipien durch die Mitarbeiter (Supervision, Organisation von Fortbildungen) 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung Fazit Ambulant betreute Wohngemeinschaft bieten viele Chancen, wenn sie gut organisiert werden. Ambulante Dienste und ihre Mitarbeiter sind nicht von vornherein für diese Aufgabe qualifiziert WG-Mitglieder und ihr soziales Umfeld müssen intensiv über die Prinzipien ambulant betreuter Wohngemeinschaften informiert werden Ambulant betreute Wohngemeinschaften funktionieren besser, wenn Ausreichend Fortbildungsangebote für ambulante Dienste und Informationsmaterialien für Interessenten verfügbar sind sie über eine externe Begleitung verfügen, die auf die Umsetzung der Prinzipien achtet und den Akteuren beratend zur Seite steht 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Dr. Renate Narten Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung Schönbergstraße 17, 30419 Hannover Tel: 0511 / 271 2733, e-mail: r.narten@t-online.de 17.6.14 Büro für sozialräumliche Forschung und Beratung