Das Vermächtnis des Krieges (Coventry 1940)

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 Präsentation transkript:

Das Vermächtnis des Krieges (Coventry 1940)

Kriegsende 1945 – soziale Herausforderungen Zerstörungen Tote Vergewaltigungen Flüchtlinge Gewalt

Displaced Persons Föhrenwald bei München, aufgelöst 1957)

Politik am Ende des Krieges Friedensordnung basiert nicht mehr auf dem Selbstbestimmungsrecht der Völker Faschismus ist diskreditiert Ablehnung nationalistischer Politik und Ideale Europäer wenden sich Kommunismus, Sozialismus und christlicher Demokratie zu Internationalismus durch Vereinte Nationen Beispiele: Nürnberger Prozesse Allgemeine Erklärung der Menschenrechte Konvention über Völkermord

1945 – Stunde Null?

Herausforderungen: Politik Mitglieder der Résistence, 1944 Abrechnungen Durchsetzung des Gewaltmonopols des Staates Problem Deutschland/Italien: 8 Millionen Nazis in D.

Abrechnungen

Juristische Aufarbeitung Philippe Pétain, 1856-1951 Problem: Gesetzeslage Beispiel Frankreich – Aburteilung nach §75, Weitergabe von Informationen an den Feind Problem: Funktionsträger, Bürokraten, Funktionseliten Lösung: sehr wenige Todesurteile, sehr wenige hohe Strafen, Begnadigungen und Amnestien

Gemeinsamkeiten Amnesie Planung Wohlfahrtsstaat Agrarsektor

Planung Sowjetisches Modell kaum rezipiert Vorläufer in der Zwischenkriegszeit (Beispiel Zuiderzee – Binnenkolonisation) Widerstände: Kapitalismus ist nicht planbar Mussolini und Hitler   Planung nach 1945: Vertrauen in Staat In GB: staatliche Kontrolle über Wirtschaft (Verstaatlichung von Schlüsselbranchen) Italien: institutionelles Erbe der Faschisten bleibt weitgehend unangetastet Westdeutschland: Privatbesitz, aber Arbeitsrecht und Vorschriften für Betriebsverfassungen NL: Staat schreibt Normen für Privatwirtschaft vor F: umfangreiche Verstaatlichungen (1946: 20% der Industrie gehört dem Staat) CZ: Verstaatlichung der Wirtschaft vor dem kommunistischen Coup im Februar 1948

Zuiderzeeprojekt

Wohlfahrtsstaat Vorreiter Deutschland – Bismarcks Sozialgesetzgebung (Renten-, Unfall- und Krankenversicherung) Einrichtung von Gesundheitsministerien nach 1918 Arbeitslosenversicherung (GB: 1911; Italien: 1919; Österreich: 1920; Polen: 1924; Bulgarien: 1925; Deutschland: 1927; Norwegen: 1928) Rentenversicherungen in Osteuropa während der Zwischenkriegszeit Familienförderung: Belgien: 1930; Frankreich: 1932; Niederlande: 1939 Nachkriegszeit: soziale Dienstleistungen – Bildung, Wohnungsbau, Gesundheitswesen, öffentlicher Nahverkehr Nachkriegszeit: soziale Sicherung – staatliche Versicherungen (Kranken- und Unfallversicherung, Arbeitslosenversicherung, Altersversorgung)

Agrarbereich Drängende Frage: Bodenreform und Agrarpreise Ausnahmen: GB, NL, Dänemark, CH, Ö, Teile Frankreichs Gründe für Handlungsbedarf: Großgrundbesitz Verfall der Agrarpreise seit den 1870ern Verbreitete Auffassung nach 1945: Verarmte Bauern waren und sind anfällig für Faschismus Versandete Reformen nach dem Ersten Weltkrieg Bodenreformen Rumänien (März 1945); Ungarn (Dezember 1944); CZ (Frühsommer 1945) Italien (1950 – speziell Sizilien: allerdings weitgehend unbrauchbares Land) Frankreich: keine Bodenreform, aber Kredite, Subventionen etc.

Parteien Häufig linke Mehrheiten (Labour in GB; Sozialisten und Kommunisten in F, I, CZ; Sozialdemokraten in Skandinavien) Starke, häufig stärkere christ-demokratische Parteien standen gegenüber (Tradition: katholische Parteien), die besonders Frauen ansprechen (Versprechen von Stabilität und Aussöhnung) Diskreditierung extrem rechter oder faschistischer Parteien – oder Verbote

Wirtschaft Wirtschaftlicher Aufschwung: Voraussetzung für politische Stabilität und soziale Reformen Wohnungsmangel – Zerstörungen: D: 40%; GB: 30%; F: 20% Verkehrswesen Sichtbarkeit der Zerstörungen Zerstörungen im Wirtschaftssektor weniger dramatisch Partieller Aufschwung der Industrie während des Krieges und Modernisierung

Wiederaufbau des Transportwesens Bericht des Ministers für Wirtschaft und Verkehr vom 25. Januar 1946 über die Entwicklung der Wirtschaft im Regierungsbezirk Wiesbaden und im Land Groß-Hessen von Juli bis Dezember 1945 [...] Das Transportwesen hatte sich seit Beginn der amerikanischen Okkupation (zunächst) noch nicht wieder entwickeln können. Der Rhein, in normalen Zeiten die bedeutendste Verkehrsader Westdeutschlands, war noch nicht befahrbar, weil die Trümmer der gesprengten Brücken auf dem Grund des Stromes lagen. 90Prozent der Rheinflotte waren gesunken. Nur eine Bahnlinie führte von Frankfurt/Main nach dem Steinkohlengebiet der Ruhr. Diese Strecke war durch Brückensprengungen vielfach unterbrochen. Es fehlte an Lokomotiven, Waggons, Kohle und Personal. [...] Da das Transportwesen für das Wirtschaftsleben entscheidende Bedeutung hat, wurde dem Ausbau der wichtigsten Eisenbahnstrecken besondere Sorgfalt gewidmet. Die Eisenbahnstrecke, die von Groß-Hessen in das Ruhrgebiet führt, konnte im August wiederhergestellt werden. Welche Schwierigkeiten dabei zu überwinden waren, geht aus einer Ziffer hervor: Allein 56 Eisenbahnbrücken zwischen Frankfurt/M. und dem Ruhrgebiet waren im letzten Kriegsmonat von der zurückgehenden deutschen Wehrmacht gesprengt worden. Neben dieser wichtigsten Eisenbahnstrecke wurden die Anschlußgleise nach den hauptsächlich industriellen Werken wiederhergestellt und der Frachtverkehr im ganzen Land in Gang gebracht. Der Lokalverkehr konnte zu beachtlicher Stärke entwickelt, die großen Verbindungsstrecken, auf denen Schnellzüge verkehren, konnten ausgebaut werden. Heute können die wichtigsten Linien als wiederhergestellt gelten. [...] Neben den Arbeiten für Wiederherstellung und Ausbau des Liniennetzes wurden alle verfügbaren Arbeitskräfte für Wiederherstellung des rollenden Materials eingesetzt. Alle Betriebe, die früher Reparaturen durchgeführt haben, und alle ähnlichen Betriebe, die irgend für diese Arbeiten in Frage kamen, wurden ausschließlich und voll für die Reparatur des Eisenbahnmaterials eingesetzt. [...] Neben dem Ausbau des Eisenbahnwesens wurde die Fahrrinne des Rheins wiederhergestellt. Die Brückentrümmer konnten überall beseitigt, ein erheblicher Teil der gesunkenen Schlepper und Lastkähne gehoben werden. Wenn für die Verbesserung der Rheinfahrrinne auch noch viel zu tun bleibt, kann doch festgestellt werden, daß die Kohlentransporte auf dem Wasserwege wieder aufgenommen werden können [...] Thomas Berger/Karl-Heinz Müller (Hg.), Lebenssituationen 1945-1948, Hannover 1983, S. 43 f.

Marshall Plan Basis für European Recovery Program (1948) mit zwei Behörden: European Cooperation Administration und Organization for European Economic Cooperation 12,4 Mrd. Dollar, etwa 2% des BNI der Empfängerländer Wirtschaftliches Potential Europas 1948: 96% von 1938. Aber: Dollarlücke – und woher sollten die Maschinen kommen?