Diplomprüfung Caroline Mokry zur Erlangung des akademischen Grades Doktorin der gesamten Heilkunde (Dr. med. univ.) an der Medizinischen Universität.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Chinesische Medizin in Bremen
Advertisements

bei nahestehenden Menschen
Name of speaker Kultursensible Kommunikation im Sozial- und Gesundheitsbereich ICH BIN EINE EIGENE WELT…DU BIST.
Die Hattie Studie und erfolgreicher Unterricht
Bildverarbeitung für die Medizin Universität Leipzig 2002.
„Netzwerk Medizin und Geschlecht“ an der Medizinischen Hochschule Hannover Projektleitung: Dr. phil. Bärbel Miemietz Projektkoordination: Larissa Burruano,
Beobachtung als Methode
Der Umgang mit qualitativ erhobenen Daten: Strategien der Datenanalyse
109. Deutscher Ärztetag, Magdeburg
Medizinische Psychologie
DTM 2010 und ATTD 2011: Was lernen wir davon?
Vorlesung Rehabilitation
Soziales Kapital, soziale Integration und Selbstorganisation
Journal Club Komplementärmedizin des Lehrstuhls für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin am Montag, den 4. Oktober 2010 Einführung.
Internet für Alle – zwischen Euphorie und Ignoranz
„Wer aufhört besser zu werden, hört auf gut zu sein.“
Wandel und Kulturelle Differenz
Wie E-Health & ELGA unser Leben verändern APA E-Business-Community 25. Juli 2013 Susanne Herbek, ELGA GmbH.
Die Hattie Studie und erfolgreicher Unterricht
L. Braeckman, M. Valcke, P.B.A. Smits, F.J.H. Van Dijk, J.F. Gehanno, E.A. Pauncu, F. Popescu, M. Hanna, P. Bulat, K. Radon AG Arbeits- und Umweltepidemiologie.
Bald hier in Ihrer Arztpraxis
Professionelle Pflege von HIV/AIDS-Patienten
Harninkontinenz im Alltag der Betroffenen-Wünsche und Erfordernisse in der pflegerischen Beratung - Fachtagung der Kontinenz-Stoma-Beratung Österreich.
“Ärzte ohne Grenzen – Gesundheit mit Grenzen” Ärzte ohne Grenzen, Anita Sackl Wien, Oktober 2010 © Sophia Ioannou MSF.
Großstadtfaktor WIEN Demographische, soziale Ungleichheiten bei selbstberichtetem Gesundheitsverhalten, Gesundheitsstatus, Konsum medizinischer Leistungen.
Religion in Staat und Gesellschaft Chinas
Was ist das Besondere am chronischen Schmerz?
Medizinische Universität Wien, Abteilung für Rheumatologie
MASTERSTUDIUM GLOBAL STUDIES Ein interdisziplinäres Studium Interdisziplinarität Berufspraktikum im In- oder Ausland Internationalität präsentiert von.
Infoveranstaltung zum aktuellen Stand der PAP-S-Studie
Anwendungsgebiete der TCM
D ACH V ERBAND S CHWEIZERISCHER P ATIENTENSTELLEN DVSP SwissHTA – Mögliche Nutzen und Erwartungen aus Sicht der Patientenorganisationen Jean-François Steiert.
Cluster 2 – Psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt
Ergotherapie im Arbeitsfeld der forensischen Psychiatrie
WAHL EINES HEILERS Beweggründe und Einflüsse auf die Wahl eines Medizinsystems.
Die Ideengeschichte der Medical Anthropology Institute Weltweit.
Artikel von Michael Lambek, 1985 Betrachtung Trance/Besessenheit: menschlich, sozial u. geschichtlich in kulturellen Kontexten, Produkt geschichtlicher,
Cluster 3 – Psychische Erkrankungen und Pension (inkl. Begutachtungen)
Formen des freien Wissensaustausches anhand von Open Education
Essenz-Therapie® nach Elfi Oswald
Präsentation Dr. Michael Hasiba Preis
Neu München
AllgMed. Hd. Hausarzt im deutschen Gesundheitswesen Eine Einführung für Studierende im Rahmen des Heidelberger Modells.
Open CourseWare Universität Zürich MIT. MIT Professors Propose a Costly Effort to Put All Course Materials Online US-Eliteuniversität öffnet Zugang zu.
Forschungsplattform Theorie und Praxis der Fachdidaktiken Workshop Finalisierung der Forschungsinstrumente 28 – 29. Jänner 2010 USZ 1, Schmelz.
Wie schreibe ich eine gute Abschlussarbeit?
Medizinische Ambulanz ohne Grenzen, Mainz
Shiatsu in Europa (ESF und Europapolitik). Gegründet 1994 Mitgliedsländer: Österreich, Belgien, Griechenland, Großbritannien, Irland, Schweden, Spanien,
Prämienanstieg News: Aktuelles aus Politik, Wirtschaft und Recht November/2014 © Fuchs-Reihe, Orell Füssli Verlag.
11. Juli 2014 | Fachbereich 03 | Institut für Sportwissenschaft | Tobias Beringer M. A.| 1.
als soziologische Kategorie
Dr. Petra Bendel Vorlesung: Einführung in die Politische Wissenschaft Vorlesungsteil Internationale Politik II: Empirischer.
Integration Aktuelle Forschungsergebnisse
PBL Methodik und Didaktik
Arzt-Patienten Verhältnis Daniel Haingartner, SS 2010.
Univ.-Prof. Dr. med. Klaus Scheuch
Die Wahrnehmung von Institutionswechseln durch die Betroffenen
Einführung Public Health Vbg1 19. September 2008 Einführung - Ziele und Inhalte Horst Noack Arbeitsgruppe Public Health Institut für Sozialmedizin und.
26./ H. Noack: Sozialepidemiologie 1 Horst Noack Universitätslehrgang Public Health Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie Medizinische.
Die Heilkunst der Chinesen
Psychische Abweichung: Krankheit oder Störung? Vorlesung „Psychische Störungen“ Prof. Dr. Ralph Viehhauser.
Geschichte Nach jahrelanger eigener Forschung in den Bereichen der Traditionellen Chinesischen - Tibetischen - buddhistischen und indianischen Medizin.
Patienten- und situationsgerechte Diagnostik und Therapie Was heißt dies angesichts der drei ethischen Prinzipien „nutzen“, „nicht schaden“, „Gerechtigkeit“?
Die klassischen Methoden der historisch-vergleichenden Forschung Universität Zürich Soziologisches Institut Seminar: Methoden des internationalen Vergleichs.
Klaus M. Peters Orthopädie und Osteologie, Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik, Nümbrecht Klinisches Schwerpunktzentrum DVO Abschlussveranstaltung, ,
200 Jahre der Universität Warschau Dr. Przemyslaw Wolski Zentrum zur Ausbildung von Fremdsprachenlehrern und für Europäische Bildung der Universität Warschau.
Vertiefungsfach Wirtschafts- und Sozialpolitik: „Evaluierung wirtschafts- und sozialpolitischer Maßnahmen. Theorie und Praxis“ WS 2016/17 Stefan Angel,
Akupunkturbehandlung bei Hörsturz und Tinnitus
 Präsentation transkript:

Diplomprüfung Caroline Mokry zur Erlangung des akademischen Grades Doktorin der gesamten Heilkunde (Dr. med. univ.) an der Medizinischen Universität Wien 7. Juli 2010 am Department und Sammlungen für Geschichte der Medizin / Medical Anthropology Vorsitz: Prof. Dr. Dagmar Eigner PrüferInnen: Prof. Dr. Jeanette Strametz-Juranek Prof. Dr. Wilhelm Firbas

Tibetische Medizin in der Praxis Ein Vergleich zwischen Nordindien und Österreich Einleitung: Medical Anthropology Fragestellung Konzept – 2 Forschungsfelder Methode Feldforschungsergebnisse Diskussion

Medical Anthropology … Sozial- und Kulturanthropologie, …Faktoren für Gesundheit und Krankheit, …kulturelle Bedeutung und Nutzung pluralistischer Medizinsysteme, …Individuen und größere soziale Verbände, …Umwelt und Politik,

Fragestellung Wie sieht Tibetische Medizin in der Praxis aus? In welchen Institutionen und Formen ist sie anzutreffen? Wer sind ihre Akteure und welchen Zugang haben sie? Wie sieht eine mögliche Zusammenarbeit zwischen Tibetischer Medizin und Biomedizin aus?

Konzept erste Ausbildungsstätte für Tibetische Medizin in Österreich – Internationales Institut für Höhere Tibetische Studien Tibetische Medizin sichtbar machen – verschiedene Dimensionen erfassen Anteil traditioneller Ausprägung in der täglichen Praxis Veränderungen, Anpassungen, Modernisierungsvorgängen Positionierung in Bezug auf andere Medizinsysteme

2 Forschungsfelder Nordindien Men-Tsee-Khang branch-clinics Leh / Ladakh Österreich / Europa Wien Hüttenberg PadmaAG / Vereine

Methode Feldforschung Teilstrukturiertes Interview Interviewleitfäden Teilnehmende Beobachtung 1. Fragenkatalog Welche Ausbildung/en haben Sie? Können Sie Tibetische Medizin offiziell praktizieren? Wie sieht Ihr Patientenkollektiv aus? Wie sieht die Anamnese, Diagnose und Therapie aus? Welche Therapiemethoden wenden Sie an? Was wissen die PatientInnen über Buddhismus? Woher beziehen Sie Medikamente und Kräuter für Ihre PatientInnen? Wie viel beträgt Ihr Honorar? Rezitieren Sie Mantras bei der Therapie, bei der Zubereitung der Medikamente? .....

Methode Diktiergerät & Feldnotiz Transkription & qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring Kategorienliste 1 everyday work – typischer Arbeitstag 2 education of the amchi – Ausbildung des Amchi 3 nationality of the amchi – Nationalität des Amchi 4 Lebenslauf 5 importance of Buddhism personally – persönliche Bedeutung des Buddhismus 6 influence of Buddhism on work – Einfluss des Buddhismus auf die Arbeit 7 treatments provided – durchgeführte Behandlungen 8 knowledge of Allopathy – Wissen über Allopathie 9 curriculum – Curriculum 10 supplying the pills – Pillenangebot 11 cost of the pills/consultation – Kosten der Pillen/Konsultation 12 ethnicity of the patients – Herkunft der Patienten 13 age of the patietns – Alter der Patienten 14 main problem of the patients – Hauptgründe der Patienten den Amchi aufzusuchen 15 knowledge of astrology – Wissen über Astrologie 16 influence of astrology on work – Einfluss von Astrologie auf die Arbeit 17 compliance – Compliance 18 Wiederbestellung 19 psychological problems – psychologische Probleme 20 tantric healing – tantrisches Heilen 21 Lamas 22 refering to a lama – zum Lama schicken 23 importance of being a Buddhist for attending a lama 24 opinion about short courses on TM 25 TM and Allopathy working together 26 opinion about western studies on TM 27 opinion on ITTM in Austria 28 opinion on westerners 29 Men-Tsee-Khang politics 30 Mantras 31 Padma 28 32 knowledge of Tibetan Medicine – Wissen über Tibetische Medizin 33 referring to Allopathy – Überweisen an Allopatie 34 amchi vs. emchi 35 legal problems – Legalität 36 Meditation 37 health tonic 38 Austauschbarkeit und Vergleich 39 Kräuter 40 Tibetische Medizin in Österreich

Feldforschungsergebnisse 1) Praxisalltag 2) Ärztinnen/Ärzte 3) Patientinnen/Patienten 4) Buddhismus Psychische Behandlung Astrologie Zusammenarbeit biomedizinische Forschung

Feldforschungsergebnisse 1) Praxisalltag prayers individuelle Lebensläufe Fortbildungskurse Kräuteranbau theoretische Diskussion: Akupunktur Grauzonensituation - Pillenangebot ‚Amchi-Medikamente’

Feldforschungsergebnisse 2) Ärztinnen / Ärzte Ausbildung und Arbeitsplatz Lebensläufe Ausbildung in beiden Medizinsystemen

Feldforschungsergebnisse 3) Patientinnen / Patienten Herkunft Alter Faktor: Land-Stadt erst Bio- dann Tibetische Medizin Erstmaßnahme: Akupunktur

Feldforschungsergebnisse 4) Buddhismus buddhistische Religion versus buddhistische Philosophie psychische Probleme Offenheit der Patienten

Feldforschungsergebnisse 5) psychische Behandlung Ganzheitlichkeit längere Gespräche Ratschläge aus buddhistischen Texten äußere Behandlungen besonders geeignet Depressionen Lamas: geistig-spirituelles-religiöses Heilen dharma Medizin versus tantrisches Heilen Puja / Prayers im Tempel Glaube als Vorraussetzung Österreich: keine kulturelle Verankerung

Feldforschungsergebnisse 6) Astrologie 2 verschiedene Denkweisen >Nordindien<: Diagnose, Behandlung, Pillenherstellung

Feldforschungsergebnisse 7) Zusammenarbeit Men-Tsee-Khang - Delek Hospital Nutzungsdynamik einseitig Vorteile erkannt komplementäre Zusammenarbeit als wichtig erachtet Tibetische Medizin → chronische Erkrankungen Biomedizin → akute Erkrankungen

Feldforschungsergebnisse 8) biomedizinische Forschung wichtig für moderne Gesellschaft und Anerkennung in der Biomedizin, für Weiterentwicklung aber Gefahr, Ganzheitlichkeit aus den Augen zu verlieren, eigentlich Evidenz ausreichend vorhanden, Studienformate nicht ausreichend

Diskussion Die beiden Forschungsfelder sind nicht in sich homogen. Patientenpopulationen grundverschieden Einheitlichkeit von Diagnose- Therapiemethoden, Behandlungskosten u -zeiten, buddhistisch-philosophischen Einflüssen in >Nordindien< >Österreich< : Ähnlichkeiten bzgl. buddhistisch-philosophischen Herangehens, aber aus soziokulturellen Gründen sind äußere Anwendungen nicht möglich aktive und konstruktive Zusammenarbeit zw. Biomedizin und Tibetischer Medizin ausschließlich in Dharamsala (Men-Tsee-Khang – Delek Hospital)

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit