Rudolf Henke MdL Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer

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 Präsentation transkript:

Rudolf Henke MdL Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer Kinder- und Jugendgesundheit in Deutschland - die gesellschaftliche Dimension Rudolf Henke MdL Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag - Münster - TOP Kinder- und Jugendgesundheit in Deutschland

110. Deutscher Ärztetag Münster Gibt es eine bessere Form mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor? Charles Dickens, Autor von Oliver Twist 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster Niemand ist nutzlos in dieser Welt, der einem anderen die Bürde leichter macht. Charles Dickens, Autor von Oliver Twist 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

Kaiserin Auguste Victoria Haus 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster Geschlecht: männlich Jahr: 2002 Raumbezug: Bundesländer Quelle: BBR INKAR 2003/2004 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster Armut macht krank Arbeitslosigkeit macht arm, und Armut und Arbeitslosigkeit machen krank, und zwar beides bis hinein in die folgende Generation. 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster Armutsquote 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

Armutsquote und Erwerbstätigkeit 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

Elternschaft reduziert Erwerbstätigkeit Elternschaft geht in den meisten Fällen damit einher, dass zumindest ein Elternteil die Erwerbstätigkeit unterbricht oder reduziert. 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

Herkunft bestimmt am stärksten über Schulerfolg In keinem anderen Land der Welt hängt der Schulerfolg so stark von Einkommen und Vorbildung der Eltern ab wie in Deutschland. 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

Armut verringert Gesundheitschancen Kinder und Jugendliche, die in Armut leben, tragen ein erhöhtes Risiko einer ungünstigen Gesundheitsbio-graphie. 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster Häufigkeit von Adipositas nach Sozialstatus Kinder aus Familien mit niedrigerem Sozialstatus sind häufiger von Adipositas betroffen. 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster Häufigkeit von Essstörungen (SCOFF) nach Sozialstatus und Schultyp Der Anteil der SCOFF-Auffälligen ist in der niedrigen Sozialschicht und in der Hauptschule fast doppelt so hoch wie in der oberen Sozialschicht bzw. im Gymnasium. 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

Mundpflege und Sozialschicht 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

Rauchen und Sozialstatus bei 14- bis 17-Jährigen 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

Früherkennungsuntersuchungen Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus sowie solche mit Migrationshintergrund nahmen durchschnittlich seltener alle Früherkennungs- untersuchungen wahr (72 % bzw. 56 %). 14 % der Kinder mit Migrationshintergrund haben sogar nie an einer Früherkennungsuntersuchung teilgenommen. 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster Die Bella-Studie: Psychische Auffälligkeiten nach sozioökonomischem Status Das Auftreten von Hinweisen auf psychische Auffälligkeit wird mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status der Familien (hier nach Winkler) signifikant häufiger. 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster Roman Herzog Kinder ohne Chancen sind die Arbeitslosen von morgen. Die Überwindung von Kinderarmut ist eine der wichtigsten Zukunfts- aufgaben. 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster Heide Simonis, UNICEF Kinderarmut in Deutschland bedeutet massenhafte Ungerechtigkeit und Benachteiligung. Kein Land kann es sich leisten, so vielen Kindern einen guten Start ins Leben vorzuenthalten. 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster Was muss geschehen? Der Einsatz gegen Kinderarmut muss wie der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit politische Priorität bekommen. Die Bundesregierung soll dazu einen Aktionsplan mit konkreten Zielvorgaben vorlegen. Die Kinder- und Familienpolitik muss darauf achten, dass ihre Hilfen auch die schwächsten Familien erreichen. Dazu gehört die Sicherung eines angemessenen Existenzminimums für die Kinder. 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster Was muss geschehen? Eine kindorientierte Politik muss Betreuungsmöglichkeiten für alle Kinder sicherstellen, den Zugang zu Kindergärten sichern und kindgerechte Ganztagsschulen ausbauen, um Lern- und Verhaltensdefizite auszugleichen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Kinder aus Migrantenfamilien brauchen gezielte Förderung und Unterstützung vom Kindergartenalter an. Einer der wichtigsten Ansatzpunkte für Armutsprävention ist der Schulerfolg der Kinder und der Einstieg in eine berufliche Bildung, die für den Arbeitsmarkt qualifiziert. 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster Was muss geschehen? Wir müssen die kollektive Vernach-lässigung der Kinder in Deutschland stoppen. Wir müssen aufhören, den Wert von Kindern über das Geld zu bestimmen, das sie kosten. Kinder sind Reichtum. 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

Die schwärenden Wunden Vernachlässigung Missbrauch Gewalt gegen Kinder 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

Misshandlung Schutzbefohlener 1998 1999 Misshandlung Schutzbefohlener 3018 3206 Davon Kinder 2136 2257 Quelle: Bundeskriminalamt Wiesbaden 2000, exclusive sexueller Missbrauch von Kindern (zitiert nach Universität Jena) 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

Misshandlung Schutzbefohlener 10 %-Regel (Dr. Bernd Hermann, Kassel) 10 % aller verletzten Kleinkinder misshandelt 10 % aller verletzten Kleinkinder vernachlässigt 10 % aller Frakturen durch Misshandlungen 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

Erforderlich ist daher die enge Kooperation von Sozialverwaltung öffentlicher und freier Jugendhilfe kommunalem Gesundheitsdienst Schul- und Bildungsbereich freier Wohlfahrtspflege, intermediären Instanzen Ärzteschaft, Entbindungs-und Kinderkliniken, Hebammen u. a. m. 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

Hilfen durch Leitfäden 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster Artikel 6 Grundgesetz (1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung. (2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft. (3) Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen. (4) Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft. (5) Den unehelichen Kindern sind durch die Gesetzgebung die gleichen Bedingungen für ihre leibliche und seelische Entwicklung und ihre Stellung in der Gesellschaft zu schaffen wie den ehelichen Kindern. 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster

110. Deutscher Ärztetag Münster Sicherer Start 16.5.2007 110. Deutscher Ärztetag Münster