Von Peter Zainzinger und Rüdeger Frizberg Jänner 2008

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Von Peter Zainzinger und Rüdeger Frizberg Jänner 2008 Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung Von Peter Zainzinger und Rüdeger Frizberg Jänner 2008

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 1. Biokraftstoffe Ökonomische und ökologische Argumente pro und kontra 1.1. Ökonomische Argumente 1.1.1.Argumente Pro 1.1.2. Argumente Kontra 1.2. Ökologische Aspekte 1.2.1. Argumente Pro 1.2.2. Argumente Kontra 1.3. Zielsetzungen 1.3.1. Kioto 1.3.2 Arbeitsplätze 1.3.3. Umweltnutzen

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 1.2.1. Entwicklung des Treibstoffverbrauchs in Österreich:

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung Energiebilanz (Wert) = Output / Input  1.2.1. Energiebilanz: Energiebilanz Wert = Output/Input   Biodiesel Biodiesel inkl. Nebenprodukte Input GJ/ha  Output GJ/ha Anbau / Bereitstellung  11,1 18,7 Prozessenergie Ölmühle 3,6  6,1 Prozessenergie Umesterung 7,5 8,5 Energieertrag Rapsschrot  36,1  Energieertrag Hauptprodukt  49  Summe  22,2 49 33,3  85,1  Output/Input-Verhältnis 2,21 2,56 Netto Energiegewinn/ha in GJ 26,8 51,8                                                                                Quelle: UFOP, 2001

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 2. Vom Nischenprodukt zum Massenprodukt ° In der ersten Phase seiner Nutzung -> Eigenverbrauch -> Betrachtung als Nischenprodukt -> Keine nennenswerten Auswirkungen auf den Treibstoff- oder den Automobilmarkt >> Ökonomische und technische Entwicklungen konnten daher partialanalytisch betrachtet werden. ° Mit der aus ökologischen Gründen angestrebten Massenproduktion und Massennutzung werden Marktmechanismen im Treibstoffsektor und Marktinterdependenzen mit verschiedenen anderen Märkten wirksam.

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung Wertschöpfungskette: Input aus der Landwirtschaft Transport Raffinierung Autoindustrie „Markt der Unbeteiligten“ Konsumenten

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 3. Input aus der Landwirtschaft 3.1. Produktionskosten 3.2. Die wichtigsten Produzenten 3.2.1. Brasilien 3.2.2. USA 3.2.3. China 3.2.4. Indien 3.2.5. Afrika im Überblick gesehen 3.3. Produktionskosten 3.4. Nochmals Brasilien

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung Input aus der Landwirtschaft 3.1. Produktionskosten:

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung Quelle: Prof Jürgen Zeddies Universität Hohenheim

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 3.3. Produktionskosten

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 4. Verdrängung der Nahrungsmittelproduktion? 4.1. Preise 4.2. Fallbeispiel Steiermark Kurzumtriebswälder auf Acker- und Grünflächen in der Steiermark 4.2.1. Vorraussetzung für die Anlage von Kurzumtriebsflächen zur maschinellen Ernte 4.2.2. Flächenpotenziale in der Steiermark 4.2.3. Probleme bei der Anlage von Kurzumtriebsflächen 4.3.3. Ausblick

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 4.2. Fallbeispiel: Kurzumtriebswälder auf Acker- und Grünflächen in der Steiermark Flächenpotenziale in der Steiermark Quelle: Dr. Karl Mayer, Abteilung Pflanzenbau, LWKammer Steiermark

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung Potentielle Kurzumtriebsflächen in den Bezirken Quelle: Dr. Karl Mayer, Abteilung Pflanzenbau, LWKammer Steiermark

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung Summe potentieller Kurzumtriebsflächen 12.200 ha in den ohne Ressourcen aus dem Grünland Quelle: Dr. Karl Mayer, Abteilung Pflanzenbau, LWKammer Steiermark

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 5. Kurze Produktanalyse Bisher wurden nur das Produkt „Biokraftstoff“ betrachtet. Zusätzliche Frage: Biokraftstoffe – welches Produkt konsumiert der Konsument? Konsumprodukt ist „der umweltfreundlich gefahrene Kilometer“ Eine Entstehungsrechnung A Rohstoff aus der Landwirtschaft B transportiert zu den Raffinerien C in den Raffinerien verarbeitet D transportiert zu den Tankstellen E Fahrzeuge als Input für das fertige Produkt: „Der umweltfreundlich gefahrene Kilometer“

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 6. Interdependenz: Transport und Handel 6.1. CO2- Vermeidungskosten 6.2. Verlust der Treffsicherheit nationaler Förderungen

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 6.1. CO2-Vermeidungskosten

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 6.2. Ausgleich durch Zölle:

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 7. Raffinierung Ergibt insgesamt 46 Produktionsstätten mit einer Kapazität von 6.965 Mio Litern in Europa Das entspricht ungefähr 6,3 Millionen Tonnen Dagegen Verbrauchsschätzung der EU-Kommission für Europa um 2013: 18,8 Mio Tonnen;

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 7. Raffinierung: Quelle: Prof. Jürgen Zeddies, Universität Hohenheim

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 8. Autoindustrie Europäische Automobilindustrie muss Ausstoß von CO2- Emissionen bis 2012 auf 130g/km senken Anreiz für Investitionen Anreiz für zusätzlichen Verkauf jedoch Reaktion der Autoindustrie erst auf Druck der Politik

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 9. Markt der Unbeteiligten 9.1 Autoindustrie 9.2. Ölindustrie 9.3. Nahrungsmittel 9.4. Massive Agrarmarkt-Preisverzerrungen in der EU 9.5. Weltmarktpreisprognosen

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 9.3. Nahrungsmittel Quelle: Prof. Jürgen Zeddies, Universität Hohenheim

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 9.5. Weltmarktpreisprognosen Quelle: Prof. Jürgen Zeddies, Universität Hohenheim

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung Quelle: Prof. Jürgen Zeddies, Universität Hohenheim

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 10. Konsumentenaspekte Finanzierbarkeit für alle erforderlich Eventuell staatliche Förderungen Berücksichtigung der Wartungskosten Berücksichtigung von Zusatzkosten bei Automobilkauf

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 11. Conclusio °Keine Überschätzung der Möglichkeiten: Studie Prof. Jürgen Zeddies, UNI Hohenheim: Agrarische Ressourcen können nur mit 10% zur CO2-Minderung beitragen. Voraussetzungen dafür sind: Substitution der Produktion zu den energiereichsten Pflanzen, bessere Nutzung der Wasserressourcen, steigender cropping-index, Investitionen in Technologieverbesserungen °Die vorhandenen Ressourcen sind jedoch zu nutzen °Viele makroökonomische Zusammenhänge des Überganges der Biokraftstoffe vom Nischenprodukt zum Massenprodukt sind noch nicht erforscht.

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung 11. Conclusio °Die Politik sollte möglichst rasch die Rahmenbedingungen für entsprechende Forschungen schaffen, um die Gesellschaft gegen unerwartete neue Machtkonzentrationen und Monopolbildungen zu wappnen. ° Beispiel Russland zeigt, dass mangelnde Vorkehrungen gegen Abhängigkeiten auf dem Rohstoff- und Energiesektor rasch in Abhängigkeiten führen kann ° angeblich zwingende Tradeoffs zwischen Menschenrechten und Wohlstand °Solche Abhängigkeiten könnten etwa im Verhältnis zu Brasilien entstehen oder auch zu Staaten, die über große Anbauressourcen verfügen, aber in Bezug auf die Menschenrechte bedenkliche Strukturen aufweisen °Derzeitige ökonomisch größtenteils unmotivierte Preissteigerungen im Nahrungsmittelbereich sind ein Beispiel dafür, dass Lobbies ohne Rücksicht auf den tatsächlichen Bedarf an Nahrungsmitteln die Preise zu ihren Gunsten zu beeinflussen versuchen.

Marktwirkungen einer gesteigerten Biokraftstoffnutzung Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!