Heike Bergmeyer-Szuba

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 Präsentation transkript:

Heike Bergmeyer-Szuba Ethik im Gesundheitsunternehmen, ein unüberbrückbarer Gegensatz zwischen medizinischer und wirtschaftlicher Verantwortung? Heike Bergmeyer-Szuba

Heike Bergmeyer-Szuba Zunehmende ökonomische Zwänge bewirken Veränderungen in der Organisation und den Arbeitsbedingungen des klinischen Personals haben auch Auswirkung auf Indikationsstellung und Qualität der Versorgung. Aus dem Gesundheitswesen wird die Gesundheitsbranche, aus Versorgungsbereichen werden Marktsegmente, der Patient wird zum Health Care Consumer. Beispiel:Vorstandvorsitzender der Röhn Kliniken auf der Jahrestagung des Nationalen Ethikrates im Oktober 04: „Ein Künstliches Hüftgelenk für einen 60 jährigen bedeutet die gleiche Mobilität wie ein Moped für einen 16 jährigen und ist für beide als Konsumgut zu käuflich zu erwerben“. 85% aller med. Leistungen werden konsumbedingt erbracht,früher galten sie als altersbedingt. Beispiel grauer Star. Diese Haltung überfordere das Gesundheitssythem. Heike Bergmeyer-Szuba

Heike Bergmeyer-Szuba Überspitzt formuliert gilt der Satz: „Heute macht die Verwaltung durch Verknappung der Ressourcen Medizin“ ohne sich an der Qualitätsverantwortung und rechtliche Verantwortung zu beteiligen unter Zuhilfenahme von Repressalien, denn wer den Geschäftsablauf stört wird neutralisiert. Aber Berufsordnung für Ärzte verbietet die Befolgung von von Behandlungsvorschriften durch Nichtärzte. ökonomische Einflüsse auf medizinische Entscheidungen werden als unmoralisch betrachtet Die Vorgaben an die Ärzte aus verschiedenen Richtungen Management, Controlling, IV, MDK, Disease- Management, Evidence- based Medicine, häufen sich. Guy Kirsch: Der gezähmte Manager FAZ 30.10.2004. Organisationen werden Entscheidungsträger welche sich unter Berufung auf Anstand und Moral Verhaltensnormen der Institution entgegenstellen und damit den Geschäftsablauf stören nach Möglichkeit neutralisieren. Heike Bergmeyer-Szuba

Heike Bergmeyer-Szuba Konflikt zweier Kulturen Ethos der Heilberufe Bedeutet medizinische Qualitätsverantwortung Kultur eines ökonomisch denkenden und handelnden Managements Bedeutet Kostenverantwortung Heike Bergmeyer-Szuba

Heike Bergmeyer-Szuba Welche Werte können neben dem „ shareholder value“ unter heutigen Bedingungen noch einen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten? In der Industrie und Informationsgesellschaft scheint die menschliche Realität nicht mehr durch den Menschen selber bestimmt sondern durch Unternehmen , Organisationen und deren Repräsentanten. Damit stellt sich die Frage nach der deren Verantwortung nach ihren Werten und Handlungsorientierungen und nach nach welchen Werten der Einzelne, bzw ein Unternehmen sich ausrichten sollte. Ethik beschäftigt sich mit übergeordneten Orientierungen, mit der Frage, an welchen Prinzipien Normen und Werten der Mensch sich ausrichten soll, sowie mit der Frage worum es uns bei allen Aktivitäten letztlich geht, der höchsten Werte und den letzten Zielen. Norm: Maßstab für eine wertende Beurteilung menschlichen Handels im ethischen Sinn. Prinzip: Regel oder Grundsatz für das Handeln Heike Bergmeyer-Szuba

Heike Bergmeyer-Szuba Was ist ein Wert? Ein Wert ist eine Vorstellung von etwas, das: begehrt, respektiert, bewundert oder verehrt wird innerhalb eines sozialen Systems allgemeine Anerkennung erlangt hat. Wertedefinition aus einem Vortrag von Frau Dr. A. Kleinfeld über EFQM und das Werteorientierte Unternehmen. Heike Bergmeyer-Szuba

Heike Bergmeyer-Szuba Materielle Werte Wert als Mittel zum erreichen Übergeordneter Ziele Ideelle Werte Werden sowohl um ihrer selber Willen angestrebt als auch zum erreichen anderer Ziele und Güter Güterwerte Höchste Güter oder letzte Ziele menschlicher Existenz. Sind der Maßstab zur Begründung ethischer Werte und Normen Werttypen: Differenzierungskriterium: 1. Qualitätsmerkmal eines Dinges oder einer Handlung oder 2.ob bestimmte Dinge oder Handlungen in sich selber Werte sind. Materielle Werte, Schöne Autos architektonisch gelungene Gebäude. Ideelle Werte: Wissen Kunst, Religion Güterwerte:Freiheit, Menschenwürde,Liebe, Gerechtigkeit, Glück, Heike Bergmeyer-Szuba

Heike Bergmeyer-Szuba Der Mensch ist von Geburt aus werteorientiert. Er selbe ist Träger des höchsten aller Werte der menschlichen Würde Der Mensch hat ein ein existenzielles Verlangen nach Werten, die ihm Orientierung, Halt und Sinnerleben vermitteln. Werte sind Bestandteil sozialer Systeme aller Art,da die Systeme von Menschen geschaffen werden. Werteorientierung zeichnen menschliche Gemeinschaften aus. Gemeinsame Werteauffassung, gemeinsame Antworten nach dem letzten Ziel menschlicher Existenz bilden die Brücke zwischen dem einzelnen und der Familie,der Gesellschaft, der Nation auch zwischen dem einzelnen und dem Unternehmen,dass er angehört. Heike Bergmeyer-Szuba

Heike Bergmeyer-Szuba Die Bedeutung von Werten in sozialen Systemen Normativ bezogen auf Verhalten und Handeln Konstitutiv für das Herausbilden einer eigenen kulturellen Identität Integrativ, gemeinschaftsstiftend Werte lassen sich zusätzlich dadurch unterscheiden, ob sie mehr individuelle oder mehröffentliche Güter sind.Die Größte Integrative Kraft haben Werte, die einen berechtigten Anspruch auf Allgemeingültigkeit haben, oder Normen und Prinzipien die auf ihre Verwirklichung zielen. Bei diesen Werten handelt es sich um ethische Werte im eigentlichen Sinn. Heike Bergmeyer-Szuba

Heike Bergmeyer-Szuba Ethische Werte Werden aus Gütewerten abgeleitet Beanspruchen universale Gültigkeit Besitzen einen hohen Grad an Objektivität Beispiele: Freiheit, Würde, Respekt, Mut, Gerechtigkeit. Aufrichtigkeit, Toleranz, Vertrauen. Vorstellungen über das Gute oder moralisch Richtige können von Kulturkreis zu Kulturkreis unterschiedlich sein.Die Aufgabe der Ethik besteht darin, allgemeingültige Prinzipien, Normen und Regeln aufzustellen die von allen Menschen respektiert werden.In Unternehmen wird das Bemühen um eine gemeinsame Wertebasis immer wichtiger, besonders wenn sie international tätig sind und mit multikulturellen Teams arbeiten. Heike Bergmeyer-Szuba

Heike Bergmeyer-Szuba Nicht nur der Mensch prägt durch seine Werte soziale Systeme Soziale Systeme und ihre Kulturen prägen auch den Menschen. Die Fähigkeit zur Autonomie und ethischer Selbstbestimmung- das Vermögen positiver Freiheit nach Kant- braucht Unterstützung um sich zu entfalten.Strukturen, die Menschen nicht erlauben sich zu entfalten entwickeln eine Eigendynamik, die dazu führt das nicht mehr der Mensch Herr des Systems ist, sondern das System den Menschen dominiert. Wirtschaftssysteme sind Kandidaten für solche Strukturen. Die Lebensweise wird durch wirtschaftliches Denken geprägt der Mensch zieht sich in die Unmündigkeit zurück: „ die Verhältnisse sind eben so“ es regiert die von allen ethischen Reflexionen gereinigte ökonomische Vernunft. Ohne Werteorientierung kann ein Unternehmen nur einen Teil seines Potentials ausschöpfen. Ein Unternehmen braucht besonders in einer Zeit des schnellen Wandels im ethischen Sinn autonome Mitarbeiter auch als Quelle um ihre Flexibilität und Vitalität zu waren.Unternehmen brauchen Ethik, gerade weil in der Zeit der Globalisierung moralische Verhaltenstandards nicht mehr als allgemeinverbindlicher Verhaltensmaßstab vorausgesetzt werden kann. Heike Bergmeyer-Szuba

Heike Bergmeyer-Szuba Schlussfolgerungen Der Mensch hat ein ein existenzielles Verlangen nach Werten, die ihm Orientierung, Halt und Sinnerleben vermitteln. Unternehmen sind soziale Systeme die von Menschen geschaffen werden. Eine reine Orientierung an materiellen Werten reicht nicht aus um Zusammenhalt, Teamgeist und Vertrauen zu schaffen Unternehmen, besonders Gesundheitsunternehmen, existieren nicht im wertfreier Raum. Sie haben ihrem Umfeld gegenüber ethische Verpflichtungen und soziale Verantwortung. Heike Bergmeyer-Szuba

Heike Bergmeyer-Szuba Für ein Gesundheitsunternehmen ist eine gelebte Unternehmensethik unverzichtbar, die alle Mitarbeiter einbezieht . Voraussetzung ist die Definition der ethischen Werte, nach denen sich das Unternehmen ausrichtet Nicht nur die ärztliche Entscheidung sondern auch die Entscheidungen von Management und Verwaltung müssen zum Thema ethischer Reflexion gemacht werden. Heike Bergmeyer-Szuba