Wertschöpfungs- und Wachstumseffekte von Gesundheit Pressekonferenz Wien, 9. Juni 2010 Professor Dr. Bernhard Felderer.

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Wertschöpfungs- und Wachstumseffekte von Gesundheit Pressekonferenz Wien, 9. Juni 2010 Professor Dr. Bernhard Felderer

Einleitung  Wachsende Gesundheitsausgaben führen zu politischer Diskussion über Effizienz der eingesetzten volkswirtschaftlichen Ressourcen.  Weniger erforscht ist die Bedeutung von Gesundheit für die Wirtschaft.  Einerseits fungiert der Sektor Gesundheit selbst als Wirtschaftsfaktor im Geflecht der österreichischen Volkswirtschaft…  …andererseits als Vorleistung: Bessere Gesundheit hebt die Produktivität in allen Branchen durch weniger Krankenstände, Mortalität und Invalidität.  Der Gesundheitszustand der Erwerbsbevölkerung hat somit wesentlichen Einfluss auf die Produktivität der österreichischen Volkswirtschaft.

Forschungsfragen Nr.1: „Was sind die Wertschöpfungseffekte des Gesundheitswesen als Teil der österreichischen Volkswirtschaft.“ Nr. 2: „Welche ökonomischen Effekte bewirkte die beobachtete Gesundheits- verbesserung der letzten Jahrzehnte?“ Nr.3: „Inwieweit beeinflussen Gesundheitsausgaben die österreichische Volkswirtschaft? “

Fragestellung Nr.1 „Was sind die Wertschöpfungseffekte des Gesundheitswesen als Teil der österreichsichen Volkswirtschaft.“ Anders formuliert: „Was sind die direkten, indirekten und einkommensinduzierten Verflechtungen des Gesundheitssektors mit anderen Sektoren der Wirtschaft“

Input-Output-Analyse Quelle: IHS 2008.

Ergebnis Nr. 1/I Generierte Wertschöpfung Quelle: IHS 2009.

Ergebnis Nr. 1/2 Beschäftigungseffekte (in Vollzeitäquivalenten) 2006 Quelle: IHS 2009.

Fragestellung Nr.2 „Welche ökonomischen Effekte bewirkte die beobachtete Gesundheitsverbesserung der letzten Jahrzehnte?“ Anders formuliert: „Mit welcher geringeren Produktivität des Faktors Arbeit müsste die österreichische Volkswirtschaft heute wirtschaften, herrschten die Bedingungen zu 1980, 1990, 2000 vor?“ Basisjahr der durchgeführten ceteris paribus-Betrachtung ist Invaliditätsdaten konnten nicht berücksichtigt werden.

Humankapital im Lebenszyklus  Es wurde die Produktivität der Bevölkerung des Jahres 2007 über ihren Lebenszyklus berechnet und auf ein Jahr (Annuität) normiert.  Ebenso wurde rechnerisch angenommen, es läge der Gesundheitszustand der Jahre 1980, 1990 und 2000 auch im Jahr 2007 vor.  Die Differenz zur tatsächlichen Produktivität des Jahres 2007 ist der Gewinn an Produktivität durch verbesserte Gesundheit.

Ergebnis Nr.2  Herrschten die Anwesenheiten (bzw. Krankenstände) und Sterblichkeiten der Jahre 1980, 1990 bzw vor, so reduzierte sich das BIP 2007 um 5,2%, 3,2% bzw. 1,8%.  Dividiert man durch die Länge des Betrachtungszeitraumes, so bedeutete dies für die Periode und eine jährliche Reduktion des BIP um 0,19%, für immerhin 0,25%  Dies wäre der jährliche Gewinn an Produktivität in der Periode Tab: Annuitäten der gesellschaftlichen Produktivitätswerte aus verbesserter Gesundheit, nach Geschlecht und Zeiträumen.

Fragestellung Nr.3 „Inwieweit beeinflussen Gesundheitsausgaben die österreichische Volkswirtschaft “ Anders formuliert: „Was sind die Wirkungen der Gesundheitsausgaben auf das BIP und Arbeitsmarkt “ Basisjahr der durchgeführten ceteris paribus-Betrachtung ist 2007 im Vergleich zum Jahr Invaliditätsdaten wiederum nicht berücksichtigt werden.

Makroökonomische Untersuchung  Untersuchung der volkswirtschaftlichen Effekte von Mortalität und Krankenständen mit Hilfe eines umfassenden makroökonomischen Modells für Österreich  Modelluntersuchung berücksichtigt im Vergleich mit dem Humankapitalansatz aus Fragestellung 1 auch Verhaltensanpassungen  Simulation unterstellt eine ungezielte 5%-ige (0,3% des BIP) Reduktion der öffentlichen Gesundheitsausgaben  Ergebnisse für mehrere unterstellte Wirkungsgrade und Steuerreduktionen (infolge geringerer Finanzierungserfordernisse)  Pauschalsteuer: geben Aufschluss über die direkten Wirkungen von öffentlichen Gesundheitsausgaben  Umsatzsteuer: Steuerreduktion impliziert auch positive volkswirtschaftliche Wachstumswirkungen  Darstellung langfristiger Effekte  Einfluss der Veränderung der Mortalität wirkt über lange Zeit

Ergebnis Nr.3/I Ergebnisse: Senkung der GA um 5 % bei Pauschalsteuern Wirkungsgrad0,500,250,75 BIP / Kopf0,26%0,13%0,39% BIP / Erwerbsfähigem-0,25%-0,12%-0,37% Kapitalstock-0,60%-0,30%-0,90% Beschäftigung-0,44%-0,22%-0,66% Durchschnittliche gearbeitete Stunden-0,06%-0,03%-0,09% Partizipationsrate (in Prozentpunkten)0,010,000,01 Arbeitslosenquote ( in Prozentpunkten)0,100,050,15 Nettolohn-0,11%-0,05%-0,16% Ergebnisse: Senkung der GA um 5 % bei Umsatzsteuer Wirkungsgrad0,50,75 BIP / Kopf0,65%0,77% BIP / Erwerbsfähigem0,14%0,01% Kapitalstock-0,22%-0,52% Beschäftigung-0,10%-0,32% Durchschnittlich gearbeitete Stunden0,05%0,02% Partizipationsrate (in Prozentpunkten)0,12 Arbeitslosenquote ( in Prozentpunkten)-0,07-0,01 Nettolohn (vernachlässigt Umsatzsteuerreduktion)-0,25%-0,30%

Ergebnis Nr.3/II In allen Szenarien steigt das BIP pro Kopf, da höhere Sterbewahrscheinlichkeit ältere Personen stärker trifft (Anteil älterer Personen sinkt) Geringere Produktivität (Anstieg Krankenstandstage) impliziert moderatere Lohnentwicklung (im Falle der Umsatzsteuerreduktion noch verstärkt, jedoch steigt der Reallohn als Folge der niedrigeren Umsatzsteuer +0,65%) Beschäftigungsrückgang in Personen zu erheblichem Teil durch Mortalität bedingt Im Pauschalsteuerszenario legt die Arbeitslosenquote zu, im Falle der Umsatzsteuerreduktion sinkt sie leicht Schlussfolgerung: Die direkten Effekte der öffentlichen Gesundheitsausgaben sind spürbar positiv, Steuerreduktion wirkt diesen positiven Einflüssen entgegen; direkte volkswirtschaftliche Effekte in die Gesamtbewertung der öffentlichen Gesundheitsausgaben miteinbeziehen

Zusammenfassung Der Gesundheitssektor in Österreich ist ein bedeutender Wirtschaftszweig und entfaltet erhebliche Effekte in Hinblick auf Wertschöpfung, Beschäftigung, Staatseinnahmen und Konsum …auch in anderen Bereichen der Wirtschaft! Zusätzlich wirkt Gesundheit als Vorleistung für die wirtschaftliche Aktivität, steigert also die Produktivität der Arbeitskräfte in nicht unwesentlichem Maße Der subjektive Nutzen bzw. die Wertschätzung der Bevölkerung ist dabei noch wenig untersucht. Gesundheitsausgaben können nicht ausschließlich als Kostenfaktor gesehen werden Effizienter Mitteleinsatz ist aber die Voraussetzung!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.