Tutorium Physische Geographie im SS 2008

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Memetische Algorithmen …der Versuch einer Einordnung
Advertisements

Urwälder der Erde.
Entwickeln! Ursachen des Verlustes und Begriffe
Die Taxonomie in der Biologie
Die Entstehung neuer Arten
Körperbau und Verhalten geben Hinweise auf die Evolution
Folgen des Klimawandels:
Teil Geobotanik /Pflanzenökologie
Teil Geobotanik /Pflanzenökologie
Die moderne Evolutionstheorie
Übersicht Einführung (cb, mh)
Übersicht Einführung (cb, mh)
Übersicht Einführung (cb, mh)
Übersicht Einführung (cb, mh)
Übersicht Einführung (cb, mh)
Definition: Anlage - Umwelt
Ernst Mayr *05. Juli 1904, † 03. Februar 2005
Biodiversitätshotspots
Evolution in verteilten Systemen Der Evolutionäre Trader
Artenvielfalt Seba Esma. Definition Artenvielfalt ist ein Maß für die Vielfalt der biologischen Arten innerhalb eines Lebensraumes oder geographischen.
Die Evolution Präsentation von Heinz Ernst
Baumgartner Silvia Langmann Gernot Lederer Manuela
INSBESONDERE DURCH DIE MAST- UND LEGEHENNENANLAGEN
Kleine-Tiger-Syndrom
Nahrungsketten Was für Aufgaben haben die Produzenten und Konsumenten in der Nahrungskette und was geschieht, wenn der Kreislauf durch den Menschen.
Chamäleons Jemenchamäleon Pantherchamäleon Riesenchamäleon.
SNP: Single Nucleotide Polymorphism
Mutation und Selektion
Warum die Kängurus in Australien leben
Einführung in die Meteorologie (met210) - Teil VII: Synoptik
Intelligent Design und Darwinismus
Strukturelle Koppelung und die „Autonomie“ des Sozialen Wolfgang Zierhofer Impulsreferat zur Tagung: Umwelt als System – System als Umwelt? Systemtheorien.
G2 – Ökosysteme (WP-HL).
„Von nichts kommt nichts!“ Oder doch? Evolution im Computer
Ökologische Rahmenbedingungen für die Biomassenutzung Dr. Anton Hofreiter 8. Mai 2007.
Nimmt die Bedrohung durch Wirbelstürme aufgrund des Klimawandels zu?
Thema: Das Reh – für einmal im Zentrum
Nahrungsketten Was für Aufgaben haben die Produzenten und Konsumenten in der Nahrungskette und was geschieht, wenn der Kreislauf durch den Menschen gestört.
Der Prozess der Artbildung
Autor: Tschirinda Mischa Klasse 7 „A“
Projekt PLANSCH.
Der Tropische Regenwald
Eine Präsentation von Jojo, Lukas und Cedric
Vortrag von Martin Muster
Referat von Tanja Hartmann und Lynn Koch
Tutorium Physische Geographie im SS 2009
Tutorium Physische Geographie im SS 2008
Tutorium zur Vorlesung „Physische Geographie 1“
Gebietsfremde und invasive Arten
Tutorium Physische Geographie im SS 2009
Tutorium zur Vorlesung „Physische Geographie 1“
Die Äqauatoriale Umwelt (Der Regenwald)
Biodiversität und Klimawandel
Tutorium Physische Geographie Sitzung 2
Regenwald Wo ist ein Urwald?
INHALT Über Syngenta Was bedeutet Nachhaltigkeit? Ressourcenknappheit Biodiversität Klimawandel Ernährungssicherheit Fazit.
INHALT Über Syngenta Was bedeutet Nachhaltigkeit? Ressourcenknappheit Biodiversität Klimawandel Ernährungssicherheit Fazit.
Beuteltiere.
Afrika (Savannen,Vegetation,Mangroven,Höhenstufen)
Der Regenwald.
Biopsychosoziale Entwicklung (1) Anlage oder Umwelt?
Vegetation in Lateinamerika. Inhalt Allgemeine Informationen Weidegebiet Tropischer, Subtropischer und außertropischer Wald Trockenwald Baum- und Strauchsavanne.
setzt sich zusammen aus abiotischen und biotischen Faktoren
Biodiversität Quiz.
Evolutionstheorien.
Georges Cuvier - wurde 1769 in Montbéliard geboren
Lebende Fossilien Lena Jakob.
Was aber ist eine Art? Man kann nicht einfach sagen, das was anders aussieht, ist eine andere Art zunächst einmal nach Merkmalen: Aber nach welchen Merkmalen?:
Bevölkerungsverteilung auf der Erde
 Präsentation transkript:

Tutorium Physische Geographie im SS 2008 Universität Augsburg Fakultät für Angewandte Informatik Institut für Physische Geographie und Quantitative Methoden Prof. Dr. Jucundus Jacobeit Tutorium Physische Geographie im SS 2008 7. Sitzung Tutorin: Claudia Weitnauer

Wiederholungsfragen Vegetation Unterscheiden Sie Kormophyten von Thallophyten und nennen Sie je ein Beispiel. Was versteht man unter Photosynthese und von welchen Faktoren hängt sie ab? In welcher Klimazone sind C4 – Pflanzen weit verbreitet? Skizieren Sie an einem ausgesuchten Beispiel einer Nahrungskette die 4 trophischen Ebenen!

Arealkunde Evolution: ist das Resultat des Zusammenspiels von Mutation, Gen-rekombination und natürlicher Selektion. Der Zufall kommt als weiterer Faktor dazu.  Mutation und Rekombination von Genen führen zu Variationen des Erbgutes.

Arealkunde In Abhängigkeit von ihrer genetischen Beschaffenheit werden die unterschiedlichen Individuen unterschiedlich erfolgreich in ihrer Umwelt sein. Die Erfolgreicheren setzen sich durch (natürliche Selektion), die weniger erfolgreichen sterben aus. Charles Darwin (1809- 1882)

Arealkunde Die Neubildung von Arten (Speziation) erfolgt räumlich unterschiedlich durch Mutation, Kreuzung, natürliche Selektion und Isolation. Allopatrische Artbildung: Aufspaltung einer Art in zwei oder mehrere Arten durch räumliche Trennung (Isolation) Peripatrische Artbildung: Am Rande eines Verbreitungsgebiets lebende Population wird zunehmend isoliert und entwickelt sich unterschiedlich weiter.

Arealkunde Links: allopatrische Artbildung, Rechts: peripatrische Artbildung

Arealkunde Parapatrische Artbildung: Aneinandergrenzende Populationen entwickeln sich unterschiedlich weiter Sympatrische Artbildung: Gemeinsam vorkommende Populationen entwickeln sich unterschiedlich weiter

Arealkunde - wichtige Begriffe Kladogenese: evolutionäre Entstehung zweier Tochterarten aus einer Mutterart Anagenese: Stammesentwicklung, aus Art A wird Art B

Arealkunde – Wichtige Begriffe Radiation: Durch klimatische, geologische oder geomorphologische Veränderungen hervorgerufene Änderung der Existenzmöglichkeiten und Konkurrenzsituation eines Taxons, in deren Folge eine intensive Artaufspaltung einsetzt. Adaptive Radiation: Bei dieser Version der Radiation erfolgt eine durch unterschiedliche Anforderungen der Umwelt provozierte, meist relativ schnelle Entstehung neuer Arten (Artaufspaltung).

Adaptive Radiation Oben die Hawaiianische Inselgruppe Links die adaptive Radiation auf den Hawaiianischen Inseln der Vogl-Gattungen Chlorophania und Tanagra.

Arealkunde – Wichtige Begriffe Mikroevolution: Evolution in relativ kurzem Zeitraum Makroevolution: über geologisch lange Zeiträume) Konvergenz: durch gleichsinnige Anpassung an analoge Lebensbedingungen entwickelte äußere Ähnlichkeiten genetisch verschiedener Organismen

Konvergenz

Biodiversität = biotische Vielfalt = Konzept zur Fassung der Vielfalt unserer Umwelt Umfasst… … Vielfalt von Arten in ihrer genetischen Diversität … Vielfalt funktioneller Gruppen und trophischen Ebenen … Vielfalt von Lebensgemeinschaften (Ökosysteme)

Biodiversität http://www.greenfacts.org/en/biodiversity/figtableboxes/1037-living-planet.htm

Biodiversität Artendichte: ist die Anzahl der Arten je Bezugsfläche; es gibt Gebiete mit Artenreichtum und Artenarmut Individuendichte: kennzeichnet die Anzahl der einzelnen Individuen einer Art Artenarme Gebiete können individuenreich sein und umgekehrt. Relation von Arten- zu Individuenmenge bezeichnet man als Diversität Artenreichtum beschreibt die Anzahl der Arten in einer Lebensgemeinschaft.

Biodiversität Parameter für Artenreichtum: Größe des Lebensraumes (je größer, desto reicher) Höhenlage (Abnahme mit der Höhe) Heterogenität der Umwelt (je heterogener, desto höher) Ressourcenspannweite (je mehr R., desto artenreicher) Räuml. Produktivität (je wärmer und feuchter, desto höher) Störungen (regelmäßige, mittlere Störungen wirken erhöhend) Entwicklungsgeschichtliches Alter (je älter und reifer, desto höher Konkurrenz /Pedation (je höher Spezialisierung, desto reicher)

Biodiversität Man unterscheidet: α- Diversität: Artenvielfalt einer Biozönose ß- Diversität: Unterschied zwischen verschiedenen Biozönosen γ- Diversität: Vielfalt der Strukturen eines Lebensraumes

Artenzahlen Global gibt es etwa 2- 2,5 Mio. Arten Es gibt deutlich mehr Tier- als Pflanzenarten Höchste Biodiversität in feuchten subtropischen und tropischen Gebirgen

Artenzahlen Weltweite Hotspots der Biodiversität (Megadiversitätsländer): Kolumbien Ecuador Peru Brasilien Kongo China Madagaskar Indien Malaysia Indonesien Australien Mexiko

Arealsysteme Areal: bezeichnet das Verbreitungsgebiet einer Art, Gattung oder Sippe Areale werden durch Feldarbeit (Beobachtungen) erfasst und in Arealkarten dargestellt. Man unterscheidet Umriss-, Flächen-, Punkt- oder Raster-Verbreitungskarten.

Arealsysteme

Arealformen Geschlossene Areale: zusammenhängendes Verbreitungsgebiet, Genfluss zwischen allen Populationen möglich Geschlossenes Areal des Ahorn

Arealformen Disjunkte Areale: unzusammenhängendes Verbreitungsgebiet, es bestehen zwei oder mehr Teilareale Disjunktes Areal der Zirbelkiefer

Arealformen Exklaven: Vom Hauptareal isolierte Teilareale mit wesentlich geringerer räumlicher Ausdehnung Vorposten: eine bis wenige vom Hauptareal isolierte Populationen

Arealmuster Kosmopoliten (Weltbürger): Arten, die auf der ganzen Erde verbreitet sind. z.B. Löwenzahn, Schilf, Adlerfarn sowie Hunde oder Menschen Ubiquisten (Allerweltspflanzen): hohe ökologische Toleranz. An besondere Umweltfaktoren gebunden. z.B. verschiedene Bakterien, Algen, Schimmelpilze u.a.

Arealmuster Endemiten sind Taxa, die ausschließlich in einem bestimmten oft eng begrenzten Gebiet vorkommen. Endemische Arten sind z.B. die Rotbuche in Europa oder die Alpennelke in den nördlichen Kalkalpen sowie Pandabären in China.  Der Grad des Endemismus ist ein Maßstab für die Dauer und das Ausmaß der Isolation eines Gebietes. Deswegen besitzen Inseln und Hochgebirge oft besonders hohe Zahlen von Endemiten.

Endemische Arten Verbreitung der fossilen Ginkgo-Gewächse (gerastert) und der rezenten Art ;Ginkgo biloba (Pfeile) Reliktendemiten: Der Endemismus phylogenetisch meist älterer Sippen, die sich gegenwärtig aufgrund veränderter Umweltbedinungen nur noch auf kleinen Restflächen eines einst größeren Verbreitungsareals halten können.

Endemische Arten Neoendemiten: Der Endemismus phylogenetisch junger Sippen, die sich noch nicht weiter ausbreiten können. Sie entstanden infolge geänderter Lebensumwelt in einem bestimmten Gebiet aus einer Stammform.

Endemismus- mögliche Entstehung Relikttheorie Restareale im Zuge der Verdrängung Ausbreitungstheorie Vorposten der beginnenden Arealausweitung Glazialrelikte sind Pflanzen, die nach der Eiszeit in Mitteleuropa in kalte Gebiete wie die Mittel- und Hochgebirge zurückgedrängt wurden. Steppenrelikte (Xerothermrelikte) sind Pflanzen, die in Mitteleuropa während der Kaltzeit in den Periglazialgebieten siedelten und danach an trokkene Sonderstandorte verdrängt wurden.

Endemismus Disjunkte Areale oder Reliktendemiten, deren ehemals größere Verbreitung z.B. durch Umweltveränderungen dezimiert wurde, sind auch in Mitteleuropa vertreten. Der Begriff „arktotertiäre Reliktflora“ bezeichnet unsere heutige verarmte Flora, die sich aus Teilen der tropischen Tertiärflora aufbaut.

Vikarianz …getrennte Verteilungsmuster verwandter Taxa, die ähnliche Habitate belegen (vikariierende Arten) …nahe verwandte Taxa vertreten einander in geographischen Räumen bzw. unter bestimmten ökologischen Bedingungen, d.h. sie bewohnen jeweils gleiche oder ähnliche ökologische Nischen

Vikariierende Arten Schwarzrandige Schafgarbe, Ostalpen Moschus- Schafgarbe, Ostalpen

Pseudovikarianz …ökologische Stellenäquivalenz …nicht verwandte Taxa bei denen Vikarianz zu erkennen ist