Das Hochschulsystem in Chile Ein Modell in der Krise

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1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
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Das Hochschulsystem in Chile Ein Modell in der Krise

Historischer Rahmen Lateinamerika 1950 75 Hochschulen mit etwa 266 000 Studenten Damit waren etwa 2% der Altersgruppe zwischen 18 und 24 an Hochschulen eingeschrieben. Lateinamerika heute Etwa 4000 Hochschulen und 10.500 nicht-universitäre Hochschulen mit insgesamt ca. 24 000 000 Studenten1 Damit sind etwa 37% der Altersgruppe zwischen 18 und 24 Jahren an Hochschulen eingeschrieben. Auf der Welt gibt es schätzungsweise etwa 70 000 Universitäten ( Man schätzt allerdings auch, dass 50% der lateinamerikanischen Studenten ihre Hochschulen ohne Abschluss verlassen, was vor allem auf ein schlecht auf das Studium vorbereitendes Schulwesen und die Herkunft eines großen Teils dieser Studenten aus Eltern mit wenig ökonomischen, sozialem und kulturellem Kapital zurückzuführen ist. Zahlen von José Joaquín Brunner, “New Dynamics of Latin American Higher Education”, DUZ 2/2013 mit Beilage “International Higher Education”. Von diesen 4000 Hochschulen in Lateinamerika sindnicht mehr als 1% Voll- bzw. Forschungsunitversitäten 1 La Tercera, 23.03.2014

Historischer Rahmen Chile 1950 6 Hochschulen mit 14.917 Studenten1 Alle diese Hochschulen wurden staatlich gefördert und verlangten praktisch keine Studiengebühren. Chile 1980 8 Hochschulen mit ca 100.000 Studenten2 Chile heute 60 Hochschulen mit ca. 688 000 Studenten3, also 10mal mehr Hochschulen und etwa 46mal mehr Studenten als vor gut sechzig Jahren Alle verlangen Studiengebühren. - Universidad de Chile (1842 gegründet) - Pontificia Univ. Católica de Chile (1888 gegründet) - Univ. Santiago de Chile (1849 als Escuela de Artes y Oficios gegründet) - Univ. de Concepción (1919 gegründet) - Pontificia Univ. Católica de Valparaiso (1925 gegründet) - Univ. Técnica Federico Santa María (1931 gegründet) 1954 bei Gründung der CRUCH war noch die Universidad Austral hinzugekommen. D.h. es gibt heute 10 x so viele HS und 21 x so viele Studenten wie 1950! 1 http://www.oei.es/quipu/chile/CHIL02.PDF 2 Patricio Meller, “Universitarios, …”, Santiago 2011, S. 12 und 123 2 http://www.mifuturo.cl/index.php/bases-de-datos/mi-futuro

Hochschultypen In Chile gibt es: 60 Universitäten  16 staatliche Universitäten  44 private Universitäten Die Unterscheidung zwischen staatlich und privat ist - abgesehen von einigen geringen Mitteln staatlicher Grundfinanzierung (AFD) - seit der Reform der Hochschulgesetzgebung 1981 im wesentlich nur noch eine Unterscheidung über die Kontrolle der eingesetzten Mittel durch den Rechnungshof oder nicht. 44 Institutos Profesionales (Ips)  alle privat 59 Centros de Formación Técnica (CFTs)  alle privat Die IPs und die CFTs würden in Deutschland im wesentlichen als Berufsschulen klassifiziert.

Einschreibung nach Hochschultypen 2012 insgesamt: 1.065.158 2013 insgesamt: 1.112.416 Quelle: www.mifuturo.cl

Hochschulen ohne Institutionen der Berufsausbildung Die 60 chil. Hochschulen teilen sich selbst in traditionelle und nicht- traditionelle HS auf: 25 traditionelle Hochschulen der chil. Rektorenkonferenz (CRUCH)  16 staatliche Universitäten (einige eher national andere eher regional)  9 private Universitäten (einige eher national andere eher regional) 35 nichttraditionelle Hochschulen  eine Opus-Dei-Universität, bzw. vom O.D. stark beeinflusste Univers.  Jesuitische Universitäten und andere kath. Universitäten  Universitäten der Laureate-Gruppe  Universitäten, die einer Partei nahe stehen (Christdem., Komm., UDI)  ‘Netzwerk’-Universitäten für die Kinder der chil. Oberschicht  Universitäten, für sozioökonomische Schichten, die keine gute und d.h. in der Regel private und teure Schulbildung erhalten haben und bei der Hochschulzugangsprüfung schlecht abgeschnitten haben. Die trad. Universitäten wurden durch Präsidialerlass, also durch ein Gesetz geschaffen, hängen vom Justizministerium und dem Consejo de Defensa del Estado ab und werden vom Rechnungshof kontrolliert (Art. 4º del Reglamento de Personalidad Jurídica del Ministerio de Justicia). D.h. es werden im Unterschied zu den nichttraditionellen Univ. Minimalkriterien der Verwaltung und Kontrolle festgelegt. Dazu gehören: Art und Anzahl der Teilhaber, der Rechte und Pflichten, wie wird man Teilhaber wird bzw. von Teilhaberschaft wieder ausgeschlossen wird, welche Verwaltungsorgane es geben muss, wie das Direktorium bzw. der Verwaltungsrat beschaffen zu sein hat, dass es interne Rechnungsprüfung geben muss, Disziplinarverfahren und -gremien usw.

Wo studieren die chil. Studenten? Die chilenischen Studenten studieren nach Zahlen des chil. Erziehungsministeriums (MINEDUC 2013) an: 16 Staatliche Universitäten mit 28% der Studenten 44 private Universitäten mit 72% der Studenten  35 private Nicht Cruch-Universitäten  9 private Cruch-Universitäten

Unterschied: Traditionelle und nicht-traditionelle HS AFD = Aporte financiero directo Nur die CRUCH-Universitäten haben neben Krediten, indirekten Subventionseinheiten (AFI) und Stipendien auch noch Zugang zu direkten Subventionseinheiten (AFD). Die AFD sind eine direkte staatliche Finanzierung in Form von Geldern und werden zu 95% nach einem historischen Schlüssel und zu 5% nach kompetitiven Kriterien vergeben. Diese sind vor allem: - Schlüssel Studenten-Professoren - Anzahl von Dozenten mit Master bzw. Promotion - Anzahl der Forschungsprojekte und Publikationen - Forschungsleistungen Die Kredite und Stipendien erhalten die Studenten, um Studiengebühren zu finanzieren, die AFI und AFD bekommen die Universitäten direkt.

Unterschied: Traditionelle und nicht-traditionelle HS Die traditionellen (CRUCH-)Universitäten haben Studenten - 282 000 grundständige Studenten (48% der St. in grundständigen Studiengäng.) - 21 000 postgraduale Studenten (67% der St. in postgraduales Studiengängen) - 77% der besten Abgänger der Sekundarstufe als Studenten1 Forschung - 90% aller Web of Science Publikationen in Chile2 - 92% aller Promotionsprogramme und 93% aller PhD-Studenten3 - 91% der frei einwerbaren Forschungsmitttel für Grundlagenforschung4 - 85% der Vollzeit PhD Studenten Chile5 AFI – staatliche Subventionen pro Student - 74% der Aportes financieros indirectos6 Quellen: 1 MINEDUC, Admisión 2011 2 Conicyt 3 Consejo Sueprior de Educación 4 Fondecyt, con datos de 2007 5 INDICES 2011, CNED. 6 Ministerio de Educación

Ökonomische Rahmenbedingungen Die gesetzlichen Vorgaben in Chile verbieten das Betreiben von Universitäten zum Erzielen privater Gewinne, also das Betreiben sogenannter ‘profit-universities’. Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, dass es diese Art von Universitäten in Chile verdeckt doch gibt. Grundsätzlich gilt für alle Erziehungsinstitutionen Chiles, dass sie vom Kindergarten bis zur Universität von folgenden Steuern befreit sind: auf Matrikel- und Studiengebühren werden keine Mehrwertsteuer erhoben von der Einkommenssteuer von Grundsteuern für Liegenschaften, die sie besitzen oder bewirtschaften. Die OECD und die Weltbank haben 2009 in einer Studie festgestellt, dass Chile das einzige Land der Welt sei, in dem die privaten Universitäten mehr öffentliche Gelder erhalten als die staatlichen Universitäten. Interessant ist auch, dass das Verbot der Gewinnorientierung nur für Universitäten gilt, nicht aber für Institutos Profesionales (IPs), auch nicht für Centros de Formación tecnica (CFTs) und ebensowenig für Kindergärten bzw. Schulen.

Ökonomische Rahmenbedingungen In Chile zahlen die Familien etwa 76% der Kosten für eine Hochschulstudium und nur die restlichen 24% kommen vom Staat. Im Durchschnitt der OECD werden etwa 70% der Kosten vom Staat übernommen und 30% von den Familien. In Deutschland kommen nach OECD-Angaben etwa 85% vom Staat von 15% von den Familien.1 Durchschnittsgebühren jährlich: ca. 5560 USD (4250 €) private nichttraditionelle Universitäten ca. 5525 USD (4220 €) traditionellen öffentlichen und privaten Univ. Durchschnittliche jährliche Studiengebühr in der Metropolenregion Santiago: ca. 6000 USD (4660 €) und in der armen Region de Aysen: ca. 2780 USD (2125 €) Die Studiengebühren in Chile liegen je nach Studiengang zwischen etwa 2.250 (der billigste Designstudiengang) und 12.000 USD (die teuersten Medizinstudiengänge) jährlich. 1 Education at a glance 2012 – OECD, Table B3.2b. Relative proportions of public and private expenditure on educational institutions, as a percentage, for tertiary education (2009)

Durchschnittl. jährliche Studiengebühren im Verhältnis zu staalichen Hilfen für Studenten Quelle: http://www.elmostrador.cl/opinion/2014/04/08/en-educacion-superior-desde-donde-y-hacia-donde/

Ökonomische Rahmenbedingungen 1 Education at a glance 2012 – OECD

Ökonomische Rahmenbedingungen 2013 werden insgesamt etwa 2,5% des PIB für den tertiären Sektor aufgewendet und der Regierungsanteil liegt schon bei 1,04%, allerdings geht ein Großteil dieses Geldes an Studiengebühren. 1 Education at a glance 2012 – OECD, Table B3.2b. Relative proportions of public and private expenditure on educational institutions, as a percentage, for tertiary education (2009)

Hochschulzugang Nach 12 Jahren Schule – und eventuell einem vorbereitenden Jahr im „Preuniversitario“ – kann die chilenische Hochschulzugangsprüfung ablegt werden: PSU (= Prueba de Selección Universitaria). Die Bewerber werden entsprechend ihrem Ranking in der PSU aufgenommen (faktischer „numerus clausus“). Von den 35 Universitäten außerhalb der CRUCH knüpfen acht Universitäten1 die Aufnahme ebenfalls an die PSU. Die anderen Universitäten akzeptieren auch Studienbewerber/innen, die die PSU nicht abgelegt haben bzw. fordern keine Mindestpunktzahl. Wichtig für Deutsche Universitäten: Chilenische Studenten erwerben als einzige Studenten Lateinamerikas mit einer Punktzahl von mehr als 600 Punkten in der PSU gleichzeitig auch die Zugangsberechtigung zu deutschen Hochschulen. Dieser landesweit einheitliche Test wird vom Consejo de Rectores (CRUCH) kontrolliert und vom Departamento de Evaluación, Medición y Registro Educacional, DEMRE der Universidad de Chile entwickelt. Er besteht aus 4 Einzelprüfungen (2 obligatorisch: Mathematik sowie Sprache und Kommunikation und 2 weitere können von der Univ. je nach Studienfach verlangt werden: Geschichte und Sozialwiss. sowie Naturwissenschaften) und fragt im wesentlichen Wissen ab. Die PSU gilt als bestanden, wenn mind. 450 (von max. 850 Punkten) erzielt werden. Der CRUCH bereitet den Test vor und verbittet sich (politische) Einmischungen "von außen”. Jahr für Jahr gibt es große Debatten, wie der Test verbessert werden kann, desesn Qualität immer wieder – auch international ( Informe Pearson) – kritisiert wird . Erwähnenswert ist auch, dass es keinen eigentlichen Schulabschluss gibt; wer ohne PSU an die Uni kommt ("Universität" und "Studium" ein weites Feld ist; man "studiert" ja in Chile viele Fächer, die in Deutschland Ausbildungsberufe wären), hat eigentlich gar keine "objektivierbare" Grundlage, ob er/sie überhaupt dazu in der Lage ist. La Universidad Católica siempre ha querido administrar esta prueba por los recursos y por la influencia política que representa. Por eso, tras la difusión del informe Pearson, su rector, Ignacio Sánchez, comentó que era tiempo de crear una “nueva institucionalidad”. El rector Víctor Pérez, de la de Chile, replicó rápidamente que lo que había que hacer era reforzar “la institucionalidad existente.” Dabei geht es um 7 mil Milliones Einnahmen, also um etwa 11 Millionen €. 1 U. Diego Portales, U. Mayor, U. Finis Terrae, U. Andrés Bello, U. Adolfo Ibáñez, U. de los Andes, U. del Desarrollo und U. Alberto Hurtado

Hochschulzugang An einigen der CRUCH-Universitäten sind die Aufnahmeanforderungen hoch: Universität Bewerber 2011 Aufnahme 2011 Univ. de Chile 27.527 4.699 Pont. Univ. Católica 17.387 3.777 Univ. de Concepción 37.675 4.870 Dieser landesweit einheitliche Test wird vom Consejo de Rectores (CRUCH) kontrolliert und vom Departamento de Evaluación, Medición y Registro Educacional, DEMRE der Universidad de Chile entwickelt. Er besteht aus 4 Einzelprüfungen (2 obligatorisch: Mathematik sowie Sprache und Kommunikation und 2 weitere können von der Univ. je nach Studienfach verlangt werden: Geschichte und Sozialwiss. sowie Naturwissenschaften) und fragt im wesentlichen Wissen ab. Die PSU gilt als bestanden, wenn mind. 450 (von max. 850 Punkten) erzielt werden. Der CRUCH bereitet den Test vor und verbittet sich (politische) Einmischungen "von außen”. Jahr für Jahr gibt es große Debatten, wie der Test verbessert werden kann, desesn Qualität immer wieder – auch international ( Informe Pearson) – kritisiert wird . Erwähnenswert ist auch, dass es keinen eigentlichen Schulabschluss gibt; wer ohne PSU an die Uni kommt ("Universität" und "Studium" ein weites Feld ist; man "studiert" ja in Chile viele Fächer, die in Deutschland Ausbildungsberufe wären), hat eigentlich gar keine "objektivierbare" Grundlage, ob er/sie überhaupt dazu in der Lage ist. La Universidad Católica siempre ha querido administrar esta prueba por los recursos y por la influencia política que representa. Por eso, tras la difusión del informe Pearson, su rector, Ignacio Sánchez, comentó que era tiempo de crear una “nueva institucionalidad”. El rector Víctor Pérez, de la de Chile, replicó rápidamente que lo que había que hacer era reforzar “la institucionalidad existente.” Dabei geht es um 7 mil Milliones Einnahmen, also um etwa 11 Millionen €. 1 U. Diego Portales, U. Mayor, U. Finis Terrae, U. Andrés Bello, U. Adolfo Ibáñez, U. de los Andes, U. del Desarrollo und U. Alberto Hurtado

Überblick Studienfinanzierung Es gibt im wesentlich 3 verschiedene Formen der Studienfinanzierung: Staatlich gestützte Bankkredite (Crédito con aval del estado = CAE) Diese werden seit 2011 mit 2% verzinst, wobei der Staat die Zinsdifferenz zum Marktzins finanziert und die Garantie für das Ausfallrisiko übernimmt. Subventionseinheiten (Aporte financiero indirecto = AFI) Hochschulen erhalten Subventionseinheiten für jeden Studienanfänger, den sie aus den 27.500 Studenten mit den besten PSU-Werten anwerben. Stipendien für die Studiengebühren Es gibt in Chile für Chilenen aktuell acht verschiedene nationale Stipendienprogramme für ein Hochschulstudium, die an die Einkommensverhältnisse der Eltern gebunden sind. CAE: Seit 2005 können alle chilenischen Studierenden an den vom Consejo Nacional de Educación anerkannten Hochschulen einen Studienkredit ab 200.000 Pesos bis zum Maximum der staatlich festgelegten Referenzstudiengebühren, erhalten. Er wurde bis 2011 mit 5,8% verzinst. AFI: Damit erhalten Bewerber/innen mit hoher PSU-Zahl i.d.R. Gebührennachlässe von ihren Universitäten, da diese vom Staat für jeden solchen Bewerber ihrerseits Subventionen bekommen.

Studienfinanzierung: Kredite und Subventionen Quelle: La Tercera, 1.6.2013, Seite 13 und Mineduc (http://www.divesup.cl/index2.php?id_portal=38&id_seccion=3063&id_contenido=12223) In keiner Universität Chiles beträgt der Beitrag des Aporte Financiero Indirecto mehr als 1% des Haushaltes und auch insgesamt - in Bezug auf die gesamte staaliche Finanzierung der Hochschulen - liegt der Anteil des AFI nur bei 5,2%.

Studienfinanzierung: Stipendien Es gibt 8 nationale Stipendienprogramme, die von Einkommensverhältnissen abhängen. Das System basiert darauf, die chil. Bevölkerung nach Einkommen in 20%-Gruppen aufzuteilen. Es können sich in der Regel die einkommensschwäch-sten drei Fünftel (bzw. im Falle der Lehrerstudiengänge vier Fünftel) der Einkom- mensklassen bewerben. Dabei wird das ganze verfügbare Familieneinkommen zusammengerechnet und durch die Zahl der Familienmitglieder geteilt: Quintil I 0 - 70.543 CLP 0 € – 113 € Quintil II 70.544 - 118.145 CLP 114 € – 191 € Quintil III 118.145 - 181.703 CLP 120 € – 293 € Quintil IV 181.704 - 331.917 CLP 294 € – 535 € Quintil V 331.918 - CLP 536 € – Quelle: La Tercera, 1.6.2013, Seite 13 und Mineduc (http://www.divesup.cl/index2.php?id_portal=38&id_seccion=3063&id_contenido=12223) In keiner Universität Chiles beträgt der Beitrag des Aporte Financiero Indirecto mehr als 1% des Haushaltes und auch insgesamt - in Bezug auf die gesamte staaliche Finanzierung der Hochschulen - liegt der Anteil des AFI nur bei 5,2%.

Studienfinanzierung: Stipendien Die Regierung Piñera konnte zu Recht auf gewaltige Wachstumsraten bei der Vergabe von Stipendien verweisen (Investitionssumme: US$ 789 Millionen also etwa 610 Millionen €): Stipendien Steigerungsrate 2009 118 000 Stipendien 2013 322 000 Stipendien 173%1 Entscheiden ist allerdings, dass die 8 nationalen Stipendienprogramme fast ausschließlich Stipendienprogramme für Studiengebühren sind, d.h. im Falle von Studenten, die an gewinnorientierten Nicht-CRUCH-Univ. studieren, oft eine direkte staatliche Subvention von priv. Gewinninteressen darstellen. Der staatliche Mindestlohnliegt augenblicklich (August 2013 - Juli 2014) bei 210 000 CLP (was momentan etwa 275 € entspricht). 1 Quelle: Präsentation, Juan José Ugarte Gurruchaga, División de Educación Superior auf der Sesión Consejo de Rectores Universidades Chilenas Octubre 2012 2 Quelle: http://www.cooperativa.cl/noticias/economia/sueldo-minimo/pinera-promulgo-con-mucha-alegria-el-sueldo-minimo-de-210-mil-pesos/2013-08-23/115449.html

Hochschulbudgets Vergleich FU Berlin, TUM – Univ. de Chile 2011 Studenten Haushalt FU Berlin 28 000 286 Mil €1 zusätzl. 106,3 Mil € Drittmittel TU München 32 000 650 Mil €1 zusätzl. 259 Mil € Drittmittel2 Univ. de Chile 35 000 668 Mil € davon: 120 Mil €3 staatliche Mittel Quellen: 1 ohne Medizin 2 mit Medizin 3 Contraloria General de la Republica, April 2012, “Financiamiento Fiscal a la Educación Superior 2011”, enthält auch eingeworbene Drittmittel von Conicyt, ohne diese beträgt der Staatszuschuss, etwa 80 Mil €.

Haushalt chilen. Hochschulen Zahlen in € Quellen: El Mercurio, 24.8.12 C6 (Daten dort gehen auf Daten zurück, die bei Mifuturo.cl veröffentlicht und von der Tageszeitung El Mercurio überarbeitet wurden)

Ökonom. Rahmenbed. nichttraditioneller Universitäten Gleichwohl haben sich im Umkreis der nichttraditionellen privaten Universitäten Aktiengesellschaften mit beschränkter Haftung gegründet, die unter anderem Dienstleistungen wie die Vermietung von Hochschulgebäuden, Rechnungswesen oder Hochschulwerbung anbieten. Diese Aktiengesellschaften haben in der Regel dieselben Besitzer bzw. Teilhaber wie die gemeinnützige Körperschaft und Stiftung, aus der die Hochschule besteht. Gewinne werden auf diesem Weg nicht in der gemeinnützigen Körperschaft bzw. Stiftung erzielt, sondern über die Aktiengesellschaften, die den Universitäten ihre Dienstleistungen - oft teuer - verkauft. Eine weitere Möglichkeit der Erzielung von Gewinnen ist der Verkauf von Aktien der Aktiengesellschaft. Die gemeinnützige Körperschaft bzw. Stiftung selbst kann nicht verkauft oder übertragen werden. Ebenso beliebt ist, dass Teilhabern bzw. Teilhabergruppen einer Universität diese verlassen und dann durch andere ersetzt werden müssen.

Die Studentenproteste Vier Bildungsminister seit Amtsantritt von Sebastián Piñera Joaquín Lavín Infante, UDI (Opus Dei, Mitglied und Ökonom) 11.03.2010 – 18.7.2011 (Rücktritt) Konflikte, da Lavin als Gründer und Teilhaber der priv. Univ. de Desarollo des Interessenkonflikts bezichtigt wird. Die Univ. de Desarollo ist eine stark parteipolitisch ausgerichtetes Hochschulprojekt (der UDI zugehörig) und gehört zusammen mit der Univ.. de los Andes und der Universidad Adolfo Ibañez zu den Universitäten mit dem geringsten Anteil von Studenten aus staatlichen oder staatlich subven- tionierten Schulen. Über 80% der Studenten dieser 3 Univ. kommen aus nicht subventionierten Privatschulen, so dass ihre Studenten überwiegend aus dem wohlhabendsten Segment der Gesellschaft kommen. Die Anstrengungen des Ministers konzentrieren sich erst einmal auf Verbesserungen im Bereich der Schulbildung. Auf einem ersten Höhepunkt der Studentenproteste wird dann mit dem “Gran Acuerdo Nacional por la Educación” (GANE) ein Fond von 3 Milliarden € angekündigt, durch den mehr Stipendien vergeben werden sollen. Mit den Studentenproteste, die ab Mitte 2011 bis zu 400 000 Personen auf die Straße bringen, verschärfen sich die Konflikte, da Lavin als Gründer und Teilhaber der priv. Univ. de Desarollo des Interessenkonflikts bezichtigt wird. Er behauptete zwar alle seine Verbindungen mit der UDD bei Antritt des Ministeramtes beendet zu haben, es kommt jedoch ein Prüfungsverfahren durch den Rechnungshof in Gang. Lavín gibt in einem Fernsehinterview selbst zu, dass er zwar nicht durch die Universität, aber durch den Verkauf der Aktien der Immobiliengesellschaft Gewinne erzielt habe. Als er am 16.7 auch noch vom Rektor der privaten Univ. Finis Terrae, Nicolás Cubillos, des Interessenkonflikts beschuldigt wird, tritt er am 18.7.2011 zurück.

Die Studentenproteste Felipe Bulnes Serrano, RN 18.07.2011 – 29.12.2011 (Rücktritt) Der Jurist Felipe Bulnes ist im Grunde ein Übergangsminister, der nur fünf Monate im Amt ist. Bulnes wollte von Anfang an nicht länger Minister sein, sondern nur das noch von Lavin geplante Reformpaket durch den Kongress bringen.

Die Studentenproteste Harald Beyer Burgos, unabhängig 29.12.2011 – 17.4.2103 (Amtsenthebung) Mit dem Ökonomen Harald Beyer wird ein Experte zu Fragen des Bildungswesens Bildungsminster. Er hatte schon während der Schülerproteste 2006 die Regie- rung Bachelet beratend unterstützt und kommt aus dem aus dem wirtschaftsnahen think-tank Centro de Estudios Politicos (CEP). Er ist kein Minister der Stu- dentenbewegung, da er immer gegen eine der Haupt- forderung der Studenten, nämlich Abschaffung der Studiengebühren, Stellung bezogen hat. Unklarer ist sein Haltung zum Thema „Profitorientierung von Hochschulen“. In einem Interview noch als Subdirector des CEP sagt er, dass eine profitorientierte Hoch- schule nie eine gute Hochschule sein könne. Der wirtschaftsnahe think-tank CEP (Gruppe Matte) ist in der Pinochet-Zeit gegründet worden und hatte als "Kampfauftrag", die Ideologie der Chicago Boys ( Milton Friedman) auch in der Mittel-links-Regierung der Concertación gesellschaftsfähig zu machen. Insofern hat das CEP immer das in der Pinochet-Zeit geschaffene Bildungssystem im Grundsatz verteidigt. Als Beyervon 3 Juraprofessoren der Univ. de Chile dazu aufgefordert wird, eine Haushaltsprüfung bei den privaten Universitäten in Bezug auf Gewinnstreben zu veranlassen, lehnt er das ab1. Auch einen parlamentarischen Untersuchungsbericht, der 8 Universitäten2, die der Gewinnorientierung bezichtigt werden, ignoriert er. Schließlich explodiert das Thema durch zwei Skandale die Bestechung des Präsidenten des Nationalen Akkreditierungsrats, Luis Eugenio Díaz Corvalán, der mehrere Universitäten für erhebliche Geldsummen beraten und zur Akkreditierung verholfen hat (Univ. del Mar, Univ. Pedro de Valdivia und andere), ohne darin einen Interessenkonflikt zu sehen. - die erzwungene Schließung der privaten Universidad del Mar mit 18 000 Studenten und 5000 Angestellten. Der Minister war schon länger über finanzielle Unregelmäßigkeiten der Univ. del Mar informiert, ergriff jedoch erst Maßnahmen, die zur Schließung der Universität führten, als deren Rektor zurücktritt. Dieser beschuldigte die Besitzer der Univ. durch ihre Immobiliengesellschaft so viel Geld aus der Institution abzuziehen, dass die Angestellten und Professoren seit Monaten nicht mehr bezahlt werden konnten. Aber selbst darauf wird nach einer fünf Monate dauernden Untersuchung durch das Minsterium der Unversität die Rechtspersönlichkeit nicht wegen ihrer Gewinnorientierung, sondern wegen andere Verstöße entzogen, während der Minister sich zugleich rühmt, als erster chil. Bildungsminister überhaupt eine Universität geschlossen zu haben. In einem Interview nach seinem Amtsenthebungsverfahren wird er gefragt: “Wenn die Immobiliengesellschaft dieselben Teilhaber hat wie die Universität, dann muss man doch von Gewinnstreben bei diesen Teilhabern sprechen …?” Beyer antwortet: “Aber dann erwirtschaftet nur die Immobiliengesellschaft Gewinne und wo steht geschrieben, dass das illegal ist. Was das Gesetz sagt, ist, dass die Universität nicht profitorientiert sein kann.” 1 La primera de las denuncias, realizada por los académicos de la Escuela de Derecho de la U. de Chile Carola Canelo, Miguel González y Joaquin Polit, es del 2 de septiembre de 2011 y en ella se le pide a la cartera de Educación fiscalizar el cumplimiento de la ley que exige a las Universidades Privadas funcionar como personas jurídicas de Derecho Privado y sin fines de lucro. Todo esto enmarcado dentro del artículo 64 de la Ley general de Educación (DFL2 2010). (…) En esa oportunidad, una de las involucradas en la denuncia, Carola Canelo, aseguró que la petición al Mineduc se había producido porque es la obligación legal de dicha cartera fiscalizar el cumplimiento de la ley por parte de las universidades privadas, advirtiendo que al no cumplir con su deber, “la Cámara de Diputados puede acusar constitucionalmente al ministro Beyer por no velar en el cumplimiento de la ley en materia educacional”. 2 Die Universitäten sind: Universidad Santo Tomás; Universidad de Viña del Mar; Universidad del Mar; Universidad UNIACC; Universidad Central de Chile; Universidad de Las Américas; Universidad San Sebastián y Universidad Pedro de Valdivia

Die Studentenproteste Harald Beyer Burgos, unabhängig 29.12.2011 – 17.4.2103 (Amtsenthebung) Die Hauptachse der Arbeit des Ministers Beyer bestand in drei Themen: - Schaffung einer „Superintendecia de Educación Superior“ als einer Aufsichtsbehörde für die Hochschulen - Schaffung eines neuen Akkreditierungssystems - Curriculare Reformen zur Verkürzung des Studiums Dazu kommen noch die Frage nach der - Grundfinanzierung des Hochschulwesens und der - Reform der Hochschulzugangsprüfung PSU Der wirtschaftsnahe think-tank CEP (Gruppe Matte) ist in der Pinochet-Zeit gegründet worden und hatte als "Kampfauftrag", die Ideologie der Chicago Boys ( Milton Friedman) auch in der Mittel-links-Regierung der Concertación gesellschaftsfähig zu machen. Insofern hat das CEP immer das in der Pinochet-Zeit geschaffene Bildungssystem im Grundsatz verteidigt. Als Beyervon 3 Juraprofessoren der Univ. de Chile dazu aufgefordert wird, eine Haushaltsprüfung bei den privaten Universitäten in Bezug auf Gewinnstreben zu veranlassen, lehnt er das ab1. Auch einen parlamentarischen Untersuchungsbericht, der 8 Universitäten2, die der Gewinnorientierung bezichtigt werden, ignoriert er. Schließlich explodiert das Thema durch zwei Skandale die Bestechung des Präsidenten des Nationalen Akkreditierungsrats, Luis Eugenio Díaz Corvalán, der mehrere Universitäten für erhebliche Geldsummen beraten und zur Akkreditierung verholfen hat (Univ. del Mar, Univ. Pedro de Valdivia und andere), ohne darin einen Interessenkonflikt zu sehen. - die erzwungene Schließung der privaten Universidad del Mar mit 18 000 Studenten und 5000 Angestellten. Der Minister war schon länger über finanzielle Unregelmäßigkeiten der Univ. del Mar informiert, ergriff jedoch erst Maßnahmen, die zur Schließung der Universität führten, als deren Rektor zurücktritt. Dieser beschuldigte die Besitzer der Univ. durch ihre Immobiliengesellschaft so viel Geld aus der Institution abzuziehen, dass die Angestellten und Professoren seit Monaten nicht mehr bezahlt werden konnten. Aber selbst darauf wird nach einer fünf Monate dauernden Untersuchung durch das Minsterium der Unversität die Rechtspersönlichkeit nicht wegen ihrer Gewinnorientierung, sondern wegen andere Verstöße entzogen, während der Minister sich zugleich rühmt, als erster chil. Bildungsminister überhaupt eine Universität geschlossen zu haben. In einem Interview nach seinem Amtsenthebungsverfahren wird er gefragt: “Wenn die Immobiliengesellschaft dieselben Teilhaber hat wie die Universität, dann muss man doch von Gewinnstreben bei diesen Teilhabern sprechen …?” Beyer antwortet: “Aber dann erwirtschaftet nur die Immobiliengesellschaft Gewinne und wo steht geschrieben, dass das illegal ist. Was das Gesetz sagt, ist, dass die Universität nicht profitorientiert sein kann.” 1 La primera de las denuncias, realizada por los académicos de la Escuela de Derecho de la U. de Chile Carola Canelo, Miguel González y Joaquin Polit, es del 2 de septiembre de 2011 y en ella se le pide a la cartera de Educación fiscalizar el cumplimiento de la ley que exige a las Universidades Privadas funcionar como personas jurídicas de Derecho Privado y sin fines de lucro. Todo esto enmarcado dentro del artículo 64 de la Ley general de Educación (DFL2 2010). (…) En esa oportunidad, una de las involucradas en la denuncia, Carola Canelo, aseguró que la petición al Mineduc se había producido porque es la obligación legal de dicha cartera fiscalizar el cumplimiento de la ley por parte de las universidades privadas, advirtiendo que al no cumplir con su deber, “la Cámara de Diputados puede acusar constitucionalmente al ministro Beyer por no velar en el cumplimiento de la ley en materia educacional”. 2 Die Universitäten sind: Universidad Santo Tomás; Universidad de Viña del Mar; Universidad del Mar; Universidad UNIACC; Universidad Central de Chile; Universidad de Las Américas; Universidad San Sebastián y Universidad Pedro de Valdivia

Die Studentenproteste Carolina Schmidt Zaldívar, unabhängig 22.04.2013 – Ende Februar 2014 Die Ministerin war eine Übergangsministerin. Sie hat den Kurs ihres Vorgängers aber anscheinend fort- gesetzt, d.h. die vorbereiteten Gesetzesvorhaben vor allem zur Neuregelung des Akkreditierungssystems ins Parlament eingebracht. Weiter war eine Schwer- punktverlagerung von der Frage der Studiengebühren hin zur Verbesserung des Angebots frühkindlicher Erziehung festzustellen. Sie kündigte im Mai 2013 an, einen kostenlosen und verpflichtenden Kindergart- tenbesuch ab 3 Jahren durchsetzen zu wollen (augenblickliche Teilnahme nur 51% eines Jahrgangs). Die hochschulpolitischen Gesetzesvorhaben der Ministerin wurden alle von der Nachfolge-Regierung unter Präsidentin Bachelet (Mittel-links) wieder einkassiert und nicht weiterverfolgt.

Herausforderungen: Studienabbrecher 2009 befinden sich 44% der 15-24jährigen im ersten Jahr einer tertiären Ausbildung.1 Abschluss: 27 = 44% Abbrecherquote gehen 50 an eine Hochschule (licenciado/profesional) Von 100 Studenten, die ein Hochschulstudium beginnen machen 50 eine Berufsausbildung (tecnico profesional) 1 Unesco Institute for Statistics – Global Education Digest 2011 2 Quelle: Ministerio de Educación Chile Abschluss: 21 = 56% Abbrecherquote2

Herausforderungen: Qualität Chile hat 5 mal weniger Forscher an seinen Univ, als der OECD-Durchschnitt Source: OECD Science, Technology and Industry Scoreboard 2011

Herausforderungen: Qualität Source: OECD and SCImago Research Group, June 2011

Herausforderungen: Inklusion Nach einer Untersuchung (Casen 1990-2006) ist die Teilnahme an HS-Bildung in den einkommensschwächsten 20% der chil. Gesellschaft von 4,4% auf 17,3% gestiegen, während sie in den einkommensstärksten 20% von 40.7 auf 80% gestiegen. 2006 hatte ein Kind aus dem reichsten Quintil ein knapp fünf Mal (4,6) höhere Wahrscheinlichkeit an Hochschulbildung teilzunehmen als ein Kind aus dem ärmsten Quintil. Quelle: Jorge Rojas Hernández, Sociedad bloqueada, Santiago 2012, S. 1009

Herausforderungen: Einkommen Chile möchte den Ent-wicklungsabstand zu den anderen OECD-Staaten verringern. Ein wichtiger Punkt dabei ist eine besserer Gini-Koeffizien-ten (2010 0,50, OECD Mittelwert 0,31)1. Dafür wiederum spielen Zugang, Qualität und Kosten des Bildungssystems eine entscheidende Rolle 1 Quelle: OECD, siehe auch “El Mercurio, 15.5.2013, B9) Der Gini-Koeffinzient Chiles ist augenblicklich der schlechteste aller 34 OECD-Staaten. Selbst die Türkei und Mexiko liegten nur bei 0,41 bzw. 0,47. Ein Ginindex von 0,50 in Chile bedeutet, dass die 10% der reichsten Chilenen 26,5 mal so viel verdienen, wie die 10% der ärmsten Chilenen. Im OECD-Durchschnitt liegt dieses Verhältnis bei 9,4 und in Deutschland bei 6,7.

Herausforderungen: Meinung ausl. Studenten Kürzlich hat die Univ. de Talca in einer Studie 242 ausl. Studenten in 14 chil. Universitäten nach ihrer Meinung zum Studium in Chile befragt. 66% der Studenten waren der Meinung, dass sich ihre Erwartungen erfüllt hatten. Dabei wurde von 54% der Befragten eine hohe Qualität der Lehre hervorgehoben ein hoher Verschulungsgrad festgestellt (sehr viele Lektüren, wenig Diskussion in den Klassen, viele Prüfungen) hohe Lebenshaltungskosten (vor allem Transport und Essen)1 zu viel Bürokratie und Desorganisation Die Studenten kamen zu 40,1% aus Europa 14,4 aus Südamerika 23,1% aus USA und Kanada 2,5% aus Zentralamerika 18,2% aus Mexiko 1,7% aus Asien und Ozeanien 1 Nur 13,2% waren der Meinung, dass die Lebenshaltungskosten geringer als in ihrem Heimatland sind. 58,3% wiederum hielten sie für höher und 27,7% für vergleichbar.

Herausforderungen: Finanzierung des Systems Man kann zum Thema Hochschulen mit Gewinnorientierung unterschiedlicher Meinung sein, fragwürdig wird ein solches System aber, wenn die Gewinnorien- tierung 1. nicht sichtbar, sondern durch sogenannte „Spiegelgesellschaften“ verdeckt ist, 2. gewinnorientierte Institutionen noch mit Steuermitteln subventioniert werden und zwar durch a) steuerfinanzierte Stipendien b) Kredite, für die der Staat als Bürge auftritt und den Banken die Differenz zum offiziellen Zinssatz zahlt (Crédito con aval del estado = CAE) c) Subventionseinheiten für die 27.500 Studienanfänger mit den besten Ergebnissen in der Hochschulzugangsprüfung PSU ("AFI" = aporte financiero indirecto), d) und seit einer 2012 beschlossenen Steuerreform auch noch durch Steuererleichterung für Eltern, die hohe Studiengebühren zahlen. 1 Unesco Institute for Statistics – Global Education Digest 2011 2 Quelle: Ministerio de Educación Chile

Weltweite Trends und Probleme Zwei weltweite Trends:  Massifizierung des Studiums und  globale Wissensökonomie Daraus resultierende Herausforderungen/Fragen: Finanzierung des HS-Systems? (Angebotsseite) - Verhältnis: Grundfinanzierung, Drittmittelfinanz., Finanz. durch Studiengebühren - Gesetzlicher Rahmen: Ist Gewinnorientierung erlaubt, bzw. findet sie trotz eines Verbotes möglicherweise versteckt statt Finanzierung des HS-Studiums? (Nachfrageseite) - kostenlos, kreditfinanziert, Mischfinanzierung Grundfrage ist univ. Bildung ein öffent. Gut oder ein privates (Konsum)gut?

Weltweite Trends und Probleme Hochschulautonomie und Akkreditierung - Eltern und Steuerzahler wollen wissen, wofür geben wir unser Geld Verhältnis part-time-Professoren vs. full-time-Professoren - viele Universitäten decken zu viele Lehrveranstaltungen mit sogenannte ‘profesores taxi’ ab, - in einigen Fächer wie Geowiss. und Bergbau sind Gehälter in HS sind nicht wettbewerbsfähig Internationalisierung nur in Auslandsämtern oder in der ganzen Universität als Querschnittsaufgabe - Gibt es eine nationale Internationalisierungsstrategie, gibt es eine Internationalisierungsstrategie der HS? In Chile gibt es – meines Wissens – weder das eine noch das andere.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Arpe Caspary www.daad.de / www.daad.cl La Concepción 81, Providencia Fono: 9 46 26 36 ic@daad.cl www.facebook.com/daad.chile @DAADChile