Der Einfluss der Jasmin-Revolution auf das tunesische Hochschulsystem Inklusion ins Bildungs- und Hochschulsystem Referentinnen: Houda Khoffi (Tunis) und Selma Dündar (Gabès)
„Jasmin-Revolution“ in Tunesien
Andauernde instabile Lage & politische Krisen
Jubel über die neue Verfassung am 26 Jubel über die neue Verfassung am 26.Januar 2014 Voraussichtliche Parlamentswahl am 26.Oktober 2014
Gliederung 1. Übersicht Tunesien 2. Das tunesische Hochschulsystem 2.1 Entwicklung im geschichtlichen Kontext 2.2 Zahlen und Fakten 3. Inklusion oder Exklusion? 3.1 Frauen 3.2 Geographische Diskrepanzen 4. Herausforderungen und Ausblick
1. Übersicht: Tunesien Fläche 164.150 km² Bevölkerungszahl 10,7 Mio. (Juni 2013) Tunis ca. 2 Mio. Einwohner mit Vororten Religion 98% Muslime (sunnitisch) Altersstruktur 23,2%: 0-14 Jahre 69,3%: 15-64 Jahre 7,5%: 65 Jahre und älter Bevölkerungswachstum 0,98% (Schätzung 2011) Geburtenrate 2,04 im Durchschnitt Bevölkerung 98% Araber Sprachen Arabisch (Amtssprache), Verkehrssprache Französisch Regierungsform Präsidialrepublik m mit Zweikammerparlament Verwaltungsstruktur 24 Gouvernorate Bruttoinlandsprodukt: 2012: 42,92 Mrd. US-Dollar BIP pro Kopf: 2012: 4.050 US-Dollar
2. Das tunesische Hochschulsystem 2 2. Das tunesische Hochschulsystem 2.1 Entwicklung im geschichtlichen Kontext Zaituna -> theologische Bildungseinrichtung (840 gegründet) Institut des Hautes Études de Tunis (gegründet 1945) Nach der Unabhängigkeit (1956) unter Bourguiba ( 1957 – 1987): Kampf gegen Analphabetismus Modernisierung des Landes Frauenbefreiung Gründung weiterer Universitäten in Tunis
Unter Ben Ali (1987 - 2011) neue Reformen zahlreiche weitere Neugründungen von Universitäten und Forschungseinrichtungen Rund 7% des Staatshaushaltes (2007) für den Bildungssektor Gründung von sogenannten Technologieparks Studienreform (2006): neue curriculare Vorgaben LMD (Licence, Master und Doctorat) Bolognakonform Erfolge: kontinuierlich steigende Alphabetisierungsrate hohe Anzahl an Abiturienten und Akademikern Einschulungsrate liegt bei rund 99%
Entwicklungsverlauf der Hochschul- ansiedlungen 1965-2006
2.2 Zahlen und Fakten (2012/13) Zuständige Ministerien: Hochschulministerium, Bildungsministerium, Ministerium für Beschäftigung und Berufsbildung, Fachministerien 198 Hochschuleinrichtungen Universitäten, Fakultäten, Institute, Écoles, ISETs 13 staatliche Universitäten (ohne Studiengebühren) in Tunis, Sousse, Sfax, Jendouba, Kairouan, Gafsa, Gabès 46 private Universitäten die meisten in Tunis, ca. 1.000 – 4.000 € pro Studienjahr
Studierende an tunesischen Hochschulen Studentenzahl (2012/13): 337.393 (davon 62.3 % weiblich) 315.513 in staatlichen HS 21.880 in privaten Einrichtungen 223.300 Licence-Studiengänge (Bachelor) 38.955 in MA-Programmen 9.778 in PhD-Programmen 1497 ausländische Studierende aus 49 verschiedenen Nationen
Studentenzahlen
Fächerverteilung
Reformen nach der Revolution Strukturen und Administration Hochschulpräsidenten und Dekane werden gewählt, nicht mehr ernannt Hochschulpolitische Reformen (Strategien, Verwaltung, Regionalbezug ) Autonomieansätze (Profilbildung, Internationalität, innere Strukturen) Organisierte Studierendenschaften (Mitbestimmung) Inhalte und Programme Meinungsfreiheit und –vielfalt Lehr- und Forschungsfreiheit Neue Studienprogramme (Ausbau Studienkapazitäten/ Hochschulgründungen) Gründung von Technopôles (Wirtschaft + Technologie + Innovation) Neue Medien in der Lehre (Virtuelle Universität und E-learning Beauftragte) Fremdsprachenförderung
3. INKLUSION oder EXKLUSION? jährlich rund 70.000 Hochschulabsolventen jährlich rund 6% des BIP für öffentliche Bildungsausgaben, im Vergleich zu Algerien (4%) oder Marokko (5%) Frage nach Bildungsbenachteiligung bzw. Bildungsbeteiligung
3.1 Frauen im Hochschulwesen
Staatfeminismus unter Bourguiba Starker Wille Bouguibas zur Modernisierung wirtschaftliches Interesse an Frauenerwerbsarbeit Kampf gegen den islamischen Fundamentalismus moralische Bindung der Frauen an die Regierung und das Streben nach internationaler Anerkennung. CSP-neues Personenstandsgesetz – revolutionär!
Der Frauenanteil des Lehrpersonals nach akademischem Grad
Exklusion von vollverschleierten Studentinnen Stürmung und Besetzung der Universität Manouba/Tunis Forderung: Unis sollen geschlechtergetrennt lehren, Ende des Verbots der Vollverschleierung Gebetsräume an Universitäten An den 193 Hochschulinstitutionen Tunesiens gibt es rund 300 Niqab-Trägerinnen. Tendenz steigend. https://www.youtube.com/watch?v=1soY00TM_D4
3.2 Geographische Diskrepanzen Nationale Arbeitslosenquote: 13% (im Jahre 2010) Dagegen 20% in Kasserine, 28% in Gafsa, 24% in Tataouine
Ausbreitung der Proteste Januar 2011
Verteilung der Hochschulen Analphabetismus Nationale Analphabetismusrate bei 23%, im ländlichen Gebieten bis zu 30%, im städtischen Gebieten bei 15%
Arbeitslosigkeit von Hochschulabsolventen Arbeitslosigkeit betrifft besonders junge Menschen 30% der 15-24 Jährigen 24% der 24-29 Jährigen 4% der 40-49 Jährigen Nationale Arbeitslosenquote von Hochschulabsolventen: 23% Dagegen 47% in Gafsa, 41% in Sidi Bouzid, 43% in Kebili, 40% in Jendouba
4. Herausforderungen und Ausblick Demografischer Wandel Anstieg der Studentenzahlen: Schaffung von Ausbildungskapazitäten Brain Drain in Brain Circulation Ausbildung für den Arbeitsmarkt Von den offiziell 900.000 jungen Erwerbslosen (16,5%) in Tunesien hat jeder Dritte einen Hochschulabschluss = 200.000 junge Akademiker/Innen ohne Perspektive: Hochschulen müssen bedarfs- und praxisorientiert ausbilden/ Verzahnung von Hochschulen und Wirtschaft/ neue Modelle Berufsbildungssystem Nachwuchsförderung Nachwuchsförderung in Gefahr durch Generationen/Politikwechsel an den Hochschulen Capacity Building Programme und Ausbildung von internationalen Hochschulexperten Hochschulmanagement und Autonomie für Hochschulen Demokratisierung/ „bottom up“ Prozesse an Hochschulen/weniger Hierarchien
Quellenangaben Berriri, Tahar: in www.ash-berlin.eu/fileadmin/user_upload/pdfs/Infothek/Presse-_und_%C3%96ffentlichkeitsarbeit/alice- Magazin/Archiv/alice_24_Web_10_12.pdf Dhaher, Najem (2010): Les implantations universitaires en Tunisie : de la marginalisation à l'intégration dans l'aménagement urbain. in: Belin (Hrsg.): L’Espace géographique. 2010/1 (Vol. 39) S.65-74 online unter: http://www.cairn.info/zen.php?ID_ARTICLE=EG_391_0065 GIZ: Tunesien. Online unter: http://liportal.giz.de/tunesien/gesellschaft/ Kahn, Sylvain (2011): Blog unter: http://www.franceculture.fr/blog-globe-2011-05-18-tunisie-une-revolution-de-l- interieur.html Obayashi, Natsuko/ BAD (2012): Tunisie: Défis Économiques et Sociaux Post-Révolution. (BAD-Banque africaine de développement) online unter: www.afdb.org/fileadmin/uploads/afdb/Documents/Publications/Tunisie%20D%C3%A9fis%20%C3%89conomiques%20et%2 0Sociaux.pdf Schindler-Kovats, Beate: Hochschulsystem und Kooperationsansätze in Tunesien. Online unter: http://www.gate- germany.de/angebote/kongresse/marketing-kongress/kooperation-und-wettbewerb-hochschulsysteme-weltweit-2013.html Siino, Francois (2004): Science et pouvoir dans la Tunisie contemporaine. Institut de recherches et d'études sur le monde arabe et musulman, Karthala; online unter: http://books.openedition.org/iremam/523 Solletty, Marion in Le monde (2011): Le chômage des diplômés, moteur de la révolte tunisienne. Online unter: http://www.lemonde.fr/afrique/article/2011/01/07/le-chomage-des-diplomes-moteur-de-la-revolte- tunisienne_1462244_3212.html Bildernachweise: http://www.mediaterranee.com/1542013-tunisie-la-campagne-degage-commence.html http://www.maktoub.de/tunis/pictures.htm http://www.spiegel.de/thema/tunesien_unruhen_2011/ http://www.spiegel.de/politik/ausland/tunesien-freut-sich-ueber-neue-verfassung-a-945717.html http://www.taz.de/!66663/ https://www.youtube.com/watch?v=1soY00TM_D4
Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit Selma Dündar Houda Khoffi daad-lektorat.gabes@gmx.de daad-lektorat.islt@gmx.de