Pflegeprogramm für das Bibermanagement Jan Šíma MŽP ČR Jitka Uhlíková AOPK ČR 14. 5. 2014
Biber in Tschechien Der Biber wurde Mitte des 18. Jhs ausgerottet. Er wurde für Fleisch, Bibergeil, Fell und als Schädling gejagt. Einen gewissen Einfluss konnte auch der Rückgang geeigneter Lebensräume haben. Im 18. und 19. Jh. einige Versuche um Biberzucht (z.B. Červený Dvůr bei Rožmberk) 1804 -1876 Auswilderung und anschließende Ausrottung der Biber in Südböhmen
Biberzucht bei Červený Dvůr (1773-1848)
Verbreitung Anfang des 20. und des 21. Jhs. Anfang des 21. Jhs. 450 000 Tiere Anfang des 20. Jhs. 1 200 Tiere
Migrationsrichtungen nach Tschechien
Neuzeitliches Vorkommen in Tschechien 1982
Neuzeitliches Vorkommen in Tschechien 1992
Neuzeitliches Vorkommen in Tschechien 2002
Neuzeitliches Vorkommen in Tschechien 2005
Neuzeitliches Vorkommen in Tschechien
Ursachen der intensiven Entwicklung der Biberpopulation in Tschechien Freie ökologische Nische hohe Anpassungsfähigkeit der Art im spezifischen Lebensraum bzw. wenige tatsächlich beschränkende Faktoren Absenz der Lebensraum- und Nahrungskonkurrenten reichliche geeignete Biotopen in Wasserökosystemen relativ passierbare Landschaft Mangel an Prädatoren Reproduktions- und Migrationsfähigkeit Reproduktionserfolg (2-5 Jungen pro Jahr) primäre Dispersion auf langen Strecken (80 km pro Woche, 20 km pro Nacht) starke Territorialität (Revier auf 1 - 2 km Gewässerlänge)
Biber- tätigkeit Einfluss der Biberaktivität auf die Landschaft negativ positiv Unterschwemmung von Verkehrswegen Überführung kleiner Hochwasserfälle Verbesserung der Wasserqualität Überschwemmung von Produktionsflächen Dammbau bessere Wasserakkumulation in der Landschaft Biberbauten Anlandung der Erosionsstoffe größere Ufererosion, Einbrüche der Hochwasserschutzdämme, Beschädigung der Straßenkörper Biber- tätigkeit spontane Renaturierung der meliorierten Gewässer Gefährdung der Beckenstabilität (Fischteiche) Verbesserung der Artenvielfalt in Pflanzen- und Tiergesellschaften Schäden an Ackerprodukten Nahrung Schäden am Forstbestand Änderungen in der Zusammensetzung des Ufergehölzes in Gewässer fallendes Holz (kleine Wasserkraftwerke)
Strak gefährdete Tierart (Verordnung Nr. 175/2006 Sb.) Jagdwesengesetz (Nr. 449/2001): Wild, das nicht gejagt werden darf Rote Liste – verletzliche Art Biberschäden auf den sog. Dauerkulturen (Holzgewächse, Forstbestände und nicht geerntete Feldfrüchte) werden vom Staat laut dem Ges. Nr. 115/2000 Sb. vergütet. FFH-Richtlinie 92/43/EEC : Anlage II und IV
Pflegeprogramm (PP) Das Pflegeprogramm ist ein Konzeptdokument des Umweltministeriums Es handelt sich um eine Zusammenfassung von Schutz-, Management-, Verwaltungs- und Aufklärungsmaßnahmen der Arten-„Pflege“ auf 97 Seiten. Das PP wurde 8 Jahre lang von einem großen Autorenteam vorbereitet. Hauptverfasser: Ing. Aleš Vorel (Umweltfakultät, Tschech. Landwirtschaftsuniversität) Das PP wurde im Oktober 2013 vom Umweltministerium verabschiedet. Mit der Umsetzung wurde AOPK ČR beauftragt. Nach 10-15 Jahren wird die Wirksamkeit beurteilt werden. Ziele des PP Erhaltung einer dauerhaften, auf ausländischer Migration unabhängiger Population des Europäischen Bibers in Tschechien (aktuelle Anzahl der Biber in CZ: 3500 Tiere) Biologisch ausreichende und dabei ökonomisch und gesellschaftlich haltbare Anzahl der Biber in Tschechien (Südmähren: 2000-2013 – finanzieller Vergütung der Biberschäden ca. 70 Mio. CZK (Gesetz Nr. 115/2000 Sb.)) Verhinderung der Ausbreitung des Bibers auf ungeeignete Gebiete (schwerwiegende Risiken) und Minimierung der Konflikte mit Wirtschaftsaktivitäten des Menschen Verhinderung der Ausbreitung des Kanadischen Bibers in die freie Natur
Differenzierte Schutzzonen Zum sozioökonomisch nachhaltigen, langfristigen Vorkommen des Bibers in Tschechien wurde aufgrund einer Fachanalyse das Konzept der „differenzierten Schutzzonen“ geschaffen: „Zone A“ – langfristige Erhaltung der Population in Tschechien – repräsentative Zone mit bergigen und Flussgebieten (0,9 % des tschechischen Staatsgebietes) „Zone B“– Gebiet für Migration und eventuelle Entwicklung der Population in konfliktfreien Lebensräumen – übriges Gebiet außerhalb der Zonen A und C (85,9 % des tschechischen Staatsgebietes) „Zone C“ – Gebiet mit unzulässigen Risiken bei der Entwicklung einer Biberpopulation (bisher keine Biberansiedlung; geografisch klar abgegrenzt) (13,3 % des tschechischen Staatsgebietes) Der differenzierte Schutz ist eine methodische Empfehlung für die Naturschutzbehörden – er kann die rechtliche Schutzregelung nicht verändern oder ersetzen.
Die risikoträchtigsten Gebiete in CZ Eine GIS-Analyse definierte Gebiete mit der höchsten Konzentration von Wasserbauten, die von der Biberaktivität gefährdet würden, mit gleichzeitiger Präsenz geeigneter Biotope für die Entwicklung einer starken Biberpopulation. Begleitende Risikofaktoren: Nähe von Menschensiedlungen, flache Landschaft
Abgrenzung der Zone C entlang der Einzugsgebietsgrenze der Moldau S výjimkou oblasti Šumavy není dosud v Zone C přítomna bobří rodina.
Differenzierte Schutzzonen Die Zone A besteht von 42 % aus Natura-2000- Schutzgebieten Elbtal Bäche Kateřinský, Nivní und Hraniční Litovelské Pomoraví Chropyňský luh Thaya-Auen Strážnicko Soutok - Podluží
Pflegeprogramm – Inhalt Artenpflege a) administrative Maßnahmen in den Zonen Erteilung der Allgemeinen Maßnahme (=OOP) für die Eliminierung der Biber in der Zone C Die Kreise Südmähren, Zlín und demnächst auch Olomouc – OOP- Erteilung für die Gewässerverwalter und Besitzer und Verwalter der Wasseranlagen Südmähren – OOP erteilt am 5.1.2012 Eingriffe möglich vom 15. März bis 15. April und vom 1. August bis 31. Oktober. für regulierte Gewässer, Hochwasserschutzdämme, Stauanlagen Zlín – OOP erteilt am 18. 2. 2013 - Eingriffe möglich vom 1. März bis 15. April und vom 1. August bis 31. Oktober - für Gewässer, Hochwasserschutzdämme, Stauanlagen Vereinheitlichung der Beschlussfassung der Kreisämter in Konfliktsituationen (d.h. Verwaltungsverfahren über Ausnahmen aus Biberschutzbedingungen)
Pflegeprogramm – Inhalt Artenpflege b) Schadensvorbeugung wünschenswert sind Schutzmaßnahmen bei Neu- und Umbauten eine Übersicht der präventiven Maßnahmen soll im „Handbuch für praktische Maßnahmen“ zusammengefasst werden (siehe weiter) Netzwerk der „Biberberater“ bilden, die bei der Konfliktlösung behilflich sind (siehe weiter) es gibt keine nationale Finanzierungsquelle für präventive Maßnahmen Fördertitel Operationelles Programm Umwelt (2014 -2020) (siehe weiter)
www.opzp.cz
www. opzp.cz. Operationelles Programm Umwelt – Programmperiode 2014-2020: Prioritätsachse 4: Natur- und Landschaftsschutz und -pflege Spezifisches Ziel 4.2.: Verstärkung der Biodiversität Aktivität: Prävention, Minimierung und Wiedergutmachung von Vermögensschäden durch besonders geschützte Tierarten Aufforderung – wohl Anfang 2015 Mitfinanzierung - ? 10 Prozent Antragsteller – ohne Beschränkung Rückfragen bei der Natur- und Landschaftsschutzagentur (AOPK ČR), wo Anträge eingereicht werden. Nach den Aufruf wird die AOPK ČR Workshops für die Antragsteller veranstalten.
Pflegeprogramm – Inhalt Artenpflege c) Optimierung des Schadensersatzes laut dem Gesetz Nr. 115/2000 Sb. Analyse der bisher vergüteten Schäden (Anträge bei Kreisämtern) das breiteste Schadensspektrum im internationalen Vergleich Zukunft? d) Suche und Eliminierung des Kanadischen Bibers Warum: der Erfolgreichere in der Konkurrenz mit dem Europäischen Biber In den 1930erjahren in Finnland ausgesetzt (siehe Folie 4) Zurzeit kein Vorkommen in Tschechien (mit einer Ausnahme des ZOO Brünn)
Pflegeprogramm – Inhalt Unterstützung für die Öffentlichkeitsarbeit Zusammenstellung des „Handbuchs für praktische Maßnahmen“ Inhalt: Grundwissen über Biologie und Ökologie des Bibers (in Bezug auf Konfliktsituationen) b) Übersicht von Rechtsvorschriften zum Bibervorkommen in Tschechien (Informationen über Erfordernisse bei der Antragstellung) c) Übersicht von Förderungen (? aktuell) c) Übersicht von Konfliktsituationen d) Lösung von Konflikten (Inspiration vom Ausland) Beschreibung, technische Zeichnungen, Fotos Überlegungen über Kosten und Effizienz WORKSHOP zur Beratungstätigkeit – Ideen für das Handbuch
Pflegeprogramm – Inhalt Wissensstand der Öffentlichkeit Bildung eines Netzwerks der „BIBERBERATER“ Inhalt der Tätigkeit: Begehung der Lebensräume, wo problematisches Bibervorkommen gemeldet wird Beratungs- und Informationstätigkeit für staatliche Behörden und „stakeholder“ - Gemeinden, Kreisämter, Gewässerverwalter, Besitzer der anliegenden Grundstücke, Verwalter der Verkehrswege, Bauern, Forstverwalter und -besitzer, Fischteichverwalter und -besitzer, Obstbauer, Kleingärtner, Fischer, Jäger Allgemeine Informationen für die Bevölkerung (Vorträge, Exkursionen) und Medien Beratung bei der Auswahl und Errichtung von präventive Maßnahmen
Pflegeprogramm – Inhalt Beratung bei der Antragstellung auf Schadensersatz laut dem Gesetz Nr. 115/2000 Sb. Beratung bei der Antragstellung auf Ausnahme aus den Schutzbedingungen laut dem Gesetz Nr. 114/1992 Sb. Kommunikation mit Tierrettungsstationen, Hilfe bei dem Abfangen der „Biber im Not“, Beratung zu behinderten Tieren und bei der Auswahl von Stellen für die Freilassung von erholten Bibern Kontinuierliche Ausbildung über aktuelle Rechtsvorschriften, Austausch mit anderen Beratern, Arbeitsreffen, Ausbildung über fachliche Themen Informieren über gefundene tote Biber Probenentnahme für die genetische Analyse bei gefangenen und toten Bibern Zusammenfassende Jahresberichte über behandelte Konfliktsituationen WORKSHOP zur Beratungstätigkeit – Ideen für das Handbuch
Pflegeprogramm – Inhalt Kartierung des Bibervorkommens in Tschechien Zusammenfassung bestehender Standorte Ergebnis:
Pflegeprogramm – Inhalt Monitoring der Biberpopulation auf sieben Natura-2000-Gebieten, wo Biber das zentrale Schutzobjekt ist
Pflegeprogramm – Inhalt Biotoppflege - Schutz der besonders wertvollen Lebensräume, die vom Biber verändert werden - Durchgängigkeit an kritischen Gewässerstellen Forschung - Einfluss der Biber auf die Landschaft und Ökosysteme in Zentraleuropa (Einfluss auf Wasserhaushalt, chemische Wasserqualität, Fischbesatzung etc.) - Entwicklung und Erprobung von technischen Maßnahmen zur Lösung der Konfliktsituationen
Fazit Das Pflegeprogramm versucht lediglich, ein Konzept der Artenpflege vorzulegen – es verändert weder die rechtliche noch die faktische Situation Seine Umsetzung wird nicht einfach sein, denn: bei Biber und Biberschäden gibt es keine einfachen Lösungen finanzielle Ansprüche auf Geschädigte durch Biberschäden - Kommunikationshindernisse zwischen den Geschädigten und dem staatlichen Naturschutz schlechter Ruf des Bibers in Tschechien komplizierte Rechtsvorschriften (Naturschutzgesetz, Jagdwesengesetz) Es ist notwendig, menschliche Interessen mit der Anwesenheit des Bibers in der Landschaft durch die Kommunikation zwischen der öffentlichen Verwaltung und den Betroffenen in Einklang zu bringen.
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Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit Jan ŠÍMA jan.sima@mzp.cz Jitka UHLÍKOVÁ jitka.uhlikova@nature.cz