Die Arbeitslosigkeit in ostdeutsche Regionen

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 Präsentation transkript:

Die Arbeitslosigkeit in ostdeutsche Regionen IWH/ IAB Workshop 20 Jahre Arbeitsmarkt Ostdeutschland Die Arbeitslosigkeit in ostdeutsche Regionen Uwe Blien, Phan thi Hong Van, Klara Kaufmann, Steffen Kaimer (IAB)

Gliederung Einige Fakten zum Beginn Das Gefälle von West nach Ost vor dem Hintergrund regionalökonomischer Theorien Regionale Disparitäten in Ostdeutschland Räumliche Ökonometrie der Entwicklung der Arbeitslosigkeit Aktuelle Lage und Entwicklungsperspektiven

1. Fakten: Regionale Verteilung der Arbeitslosigkeit Vorjahresveränderung Arbeitslosenquote Stralsund -7,0% Bremerhaven -8,0% Neubrandenburg 15,6% Eberswalde -9,2% Sangerhausen 17,2% Altenburg 15,6% Sie kennen das Bild: Krisenbetroffenheit v.a. im Süden und TIEFROT = Vorjahresveränderung > 25 Prozent RECHTE SEITE: Gute Ausgangsbasis (grüner Süden = BW = zwischen 3 und 6 Prozent Arbeitslosenquote Streuung nimmt immer ab, weil von der Krise nur betroffen sein kann, wem es gut geht. Donauwörth 3,1% Ingolstadt 3,0% Rottweil +63,5% Memmingen +70,3% Freising 2,9% Villingen-Schwenningen +66,9% unter -5,0 -5,0 bis unter 5,0 5,0 bis unter 15,0 15,0 bis unter 25,0 25,0 und höher Vorjahresveränderung in %: unter 3,0 3,0 bis unter 6,0 6,0 bis unter 9,0 9,0 bis unter 12,0 12,0 und höher Arbeitslosenquote in %: Deutschland: +7,9% Deutschland: 8,1% Quelle: Arbeitsmarktberichterstattung der BA

2. Das Gefälle von West nach Ost Bei den Löhnen starker Anstieg in den ersten Jahren nach der Vereinigung von rund 30 % auf ca. 75 % (Höhe Ost gemessen an West) zehn Jahre später, danach Stagnation (2006: 76 %) Bei der Arbeitslosigkeit stets ungefähr doppelt so hohe Quoten in Ost, wie in West, leichte Verbesserung am aktuellen Rand. Starke Abwanderung aus Ost nach West (netto ca. 1,5 Mio. Personen)

Erklärungen für das Gefälle Lohnanstieg nach der Vereinigung deutlich höher als Produkti-vität, heute jedoch Vorteil der Lohnstückkosten in Ost gegenüber West Durch den Grundsatz der Rückgabe vor Entschädigung gab es Verzögerungen in der Entwicklung durch jahrelang ungeklärte Eigentumsrechte. Aus dem gleichen Grund entstand eine Industriestruktur mit „Zweigbetrieben“ in Ost

Regionalökonomische Erklärungen: New Economic Geography nach Krugman Vergleichsweise geringes Marktpotential in Ost spricht für Produktion in West Wird begünstigt durch die Senkung der Transportkosten über den Ausbau der Infrastruktur (Brakman, Garretsen 1993/ 1994). Abwanderung führt zu einem direkten, negativen Effekt auf die Höhe der Arbeitslosigkeit und zu einem entgegenwirkenden indirekten Effekt (Südekum 2005): „Passive Sanierung“ kein Weg für Ostdeutschland: Verstärkt nur die Größe der Arbeitsmarkt-probleme

4. Räumliche Ökonometrie der Arbeitslosigkeitsentwicklung Ein grundlegendes Modell, in Anlehnung z. B. an Elhorst (2003): Erweiterung um eine räumliche Komponente im Fehlerterm: Erweiterung um die räumlich verzögerte endogene Variable:

Datenbasis Arbeitslosigkeit nach Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit Umgeschätzt für Kreise nach aktueller Definition Unter Verwendung eines Algorithmus, der auf dem RAS-Verfahren beruht.

Klassifizierung der Kreise nach BBR Regionstyp 1 Kernstädte in Regionen mit großen Verdichtungsräume Regionstyp 2 Hochverdichtete Kreise Regionstyp 3 Verdichtete Kreise Regionstyp 4 Ländliche Kreise Regionstyp 5 in Regionen mit Verdich-tungsansätzen Regionstyp 6 Regionstyp 7 Regionstyp 8 in ländlich geprägten Re-gionen Regionstyp 0

Schätzmethode Modelle mit räumlichen Abhängigkeiten werden zunehmend in der Regionalforschung verwendet. Pionierarbeiten zur Modellierung und zu den Schätzmethoden stammen von Cliff & Ord (1973) und Anselin (1988). Hier wird ein Maximum-Likelihood-Verfahren nach Anselin und Hudak (1992) angewendet. Die zusätzlich verwendeten LM-Tests gehen auf Anselin et al. (1996) und Florax & Nijkamp (2003) zurück.

Regressionsergebnisse für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit Modell Nr. 1 2 3 4 5 6 Variable Pooled Regr. Spatial Error Spatial Lag Pooled Re. Konstante 0,443*** 0,418*** 0,382** 0,289** 0,233** 0,226* Alo Quote 93 -0,024*** -0,023*** -0,028*** -0,027*** Verarb- Gew. 93 -0,781** -0,759** -0,737** -0,342 -0,433* -0,299 Besch. Wachst. -0,008*** Nachbar -0,072 -0,071 -0,085* -0,027 -0,018 -0,041 Reg. Typ 1 0,224* 0,226** 0,251** 0,241*** 0,248*** 0,272*** Reg. Typ 3 0,028 0,045 0,061 -0,020 0,044 0,010 Reg. Typ 4 -0,039 -0,026 -0,006 0,057 0,038 0,055 Reg. Typ 5 0,129 0,123 0,112 0,053 0,067 0,039 Reg. Typ 6 0,017 0,019 0,016 0,002 0,014 0,001 Reg. Typ 7 0,008 0,007 -0,015 -0,024 -0,013 Reg. Typ 8 0,059 0,020 0,023 0,013 R2 / Lambda/Rho 0,52 -0,134 -0,285* 0,71 -0,467** -0,307** LM-Test 3,245 4,197* 1,620 3,762*

Ergebnisse Beta-Konvergenz (auch Sigma-Konvergenz) Hohe Anteile des verarbeitenden Gewerbes reduzieren den Anstieg der Arbeitslosigkeit. Ein hohes Beschäftigungswachstum reduziert die Arbeitslosigkeit (Variable von großer Bedeutung). Zum Westen benachbarte Regionen weisen ein eher niedriges Wachstum der Arbeitslosigkeit auf. Kernstädte mit Arbeitslosigkeitsanstieg.

Ergebnisse (II) Berücksichtigung der räumlichen Abhängigkeiten wichtig Modell mit räumlichem Lag gegenüber jenem mit räumlicher Abhängigkeit im Fehlerterm bevorzugt Standardregression fehlspezifiziert Signifikante negative räumliche Autokorrelation!

5. Aktuelle Lage und Entwicklungsperspektiven Wirtschaftskrise trifft alle Regionen – Ostdeutschland jedoch mit Verzögerung und vielleicht weniger stark Abweichend vom bisherigen Trend, verringert sich der Abstand zwischen West und Ost. BIP-Wachstum seit 1999 West 8 %, Ost 20 % Industrielle Basis Ostdeutschlands in den letzten Jahren deutlich verbessert: Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der BWS 20% (Ost), gegenüber 25 % (West). Dies könnte auf eine generelle Verbesserung hindeuten, auf die wir jedoch schon lange warten!

Aktuelle Prognose des IAB Prognose der Arbeitslosigkeit im Osten für 2010 (mittlere Variante): 14,3 %, gegenüber dem Ist-Wert von 2009: 13,1 bzw. von 2008: 13,1 % Zum Vergleich der Westen: 8,6 (2010), 7,0 (2009) und 6,4 % (2008) Die Arbeitslosigkeit im Osten steigt wieder, aber weniger als im Westen.

Entwicklungsperspektiven Ostdeutschland könnte der bevorzugte Standort sein, um in einem geeinten Europa die Länder Osteuropas zu beliefern Berlin wäre hierbei ganz besonders wichtig Vernetzung mit Osteuropa bisher jedoch zu gering, müsste ausgebaut werden.