Jahrestagung der Monetative Berlin, den 15.11.2014 Sichere Konten in der Bankenunion* Thomas Mayer Flossbach von Storch Research Institute und Center for.

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 Präsentation transkript:

Jahrestagung der Monetative Berlin, den Sichere Konten in der Bankenunion* Thomas Mayer Flossbach von Storch Research Institute und Center for Financial Studies Diese Arbeit wurde von der neueren Diskussion um den Chicago Plan und um Vollgeld inspiriert und wird weiter entwickelt in T. Mayer, „Die Neue Ordnung des Geldes“, Finanzbuchverlag Oktober 2014.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten Page 2 Klaus Karwat: „Wir wollen nicht die Banken verstaatlichen, sondern das Geld“ Meine Position: Abschaffung der ÖPP der Geldproduktion und Privatisierung des Geldes Wir wollen beide Vollgeld Die Bankenunion würde davon profitieren

Ein paar kritische Fragen zur BU Page 3 Ist BU möglich ohne Vergemeinschaftung von Schulden? Wieviel Vergemeinschaftung ist nötig, damit BU funktioniert? Braucht eine Schuldengemeinschaft die politische Union? Wollen die Wähler die politische Union?

Haben wir ein systemisches Problem? Page 4 Ein fraktionelles Reservebankensystem ist offen für Liquiditäts- und Solvenzkrisen Zentralbank ist da, um gegen systemisches Liquiditäts- risiko abzusichern Eine staatliche Rückversicherung is notwendig, um systemische Solvenzrisken abzudecken Problem in EWU: Wir haben keinen Staat

Ist die BU ein „Schönwetterprojekt“? SSM kann nur vorbeugen Sogar bei maximalem bail-in durch den SRM können Einlagen bis zu EUR nicht unter allen Umständen garantiert werden Einlagen über EUR sind ohne Schutz (und sollten zur Absorbierung von Verlusten dienen um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden) Resultat: EZB muss sowohl systemische Liquiditäts- als auch Solvenzrisiken abdecken 5

Sollten wir nicht das System ändern, um das systemische Problem zu lösen? Page 6 Schritt 1: Definiere als „safe asset“ Einlagen, die vollständig mit Reserven bei der Zentralbank gedeckt sind Schritt 2: Schaffe eine Hierarchie von verlustabsorbierenden Bankverpflichtungen Schritt 3: Bringe Banken dazu, ihre Bestände an Staatsanleihen abzubauen und behandle Staatsanleihen als „credit“ Hier eine Idee:

Was ist ein „risk free asset“? RFA muss immer und unter allen Umständen zum Nennwert in gesetzliches Zahlungsmittel getauscht werden können. In der EWU gibt es für Nichtbanken gegenwärtig nur Bargeld als RFA (da Staatsanleihen nicht automatisch in Zentralbankgeld getauscht werden können) Auch eine staatlich garantierte Einlagenversicherung schafft keine Sicherheit, wenn die garantierenden Staaten selbst insolvent gehen können 7

Schaffung einer sicheren Einlage in drei Schritten AktivaPassiva 99 K99 ID 1 MR1 ZBC 100 AktivaPassiva 1 ZBC1 MR 11 BankZentralbank K = Bankkredit; ID = Investoreinlage + EK; MR = Mindestreserve; ZBC = Zentralbankkredit 8 Bank und Zentralbank heute

1. Aufteilung der Bank in Kredit- und Zahlungsabteilung AktivaPassiva Kreditabteilung 99 K99 ID 1 MR1 ZBC Zahlungsabteilung AktivaPassiva 1 ZBC1 MR 11 BankZentralbank K = Bankkredit; ID = Investoreinlage + EK; MR = Mindestreserve; ZBC = Zentralbankkredit 9

2. Schaffung von Überschussreserven AktivaPassiva Kreditabteilung 99 K99 ID 1 MR1 ZBC 9ÜR9 ZBC Zahlungsabteilung AktivaPassiva 1 ZBC1 MR 9 ZBC9 ÜR 10 BankZentralbank 10 K = Bankkredit; ID = Investoreinlage + EK; MR = Mindestreserve; ZBC = Zentralbankkredit; ÜR = Überschussreserve

3. Umbuchung in die sichere Einlage AktivaPassiva Kreditabteilung 99 K90 ID 1 MR1 ZBC 09 ZBC Zahlungsabteilung 9 ÜR9 SD 109 AktivaPassiva 1 ZBC1 MR 9 ZBC9 ÜR 10 BankZentralbank 11 K = Bankkredit; ID = Investoreinlage + EK; MR = Mindestreserve; ZBC = Zentralbankkredit; ÜR = Überschussreserve; SD = sichere Einlage

Entflechtung von Staat und Banken: ZB kauft Banken Staatsanleihen gegen Zentralbankgeld ab AktivaPassiva Kreditabteilung 94 K (-5 GB)90 ID 1 MR1 ZBC 5 ÜR (+5)9 ZBC Zahlungsabteilung 9 ÜR9 SD 109 AktivaPassiva 1 ZBC1 MR 9 ZBC9 ÜR 5 GB (+5)5 ÜR (+5) 15 BankZentralbank 12 K = Bankkredit; ID = Investoreinlage + EK; MR = Mindestreserve; ZBC = Zentralbankkredit; ÜR = Überschussreserve; SD = sichere Einlage; GB = Staatsanleihen

Entflechtung von Staat und Banken: ZB kauft Banken Staatsanleihen gegen Zentralbankgeld ab AktivaPassiva Kreditabteilung 94 K (-5 GB)90 ID 1 MR1 ZBC 5 ÜR (+5)9 ZBC Zahlungsabteilung 9 ÜR9 SD 109 AktivaPassiva 1 ZBC1 MR 9 ZBC9 ÜR 5 GB (+5)5 ÜR (+5) 15 BankZentralbank 13 K = Bankkredit; ID = Investoreinlage + EK; MR = Mindestreserve; ZBC = Zentralbankkredit; ÜR = Überschussreserve; SD = sichere Einlage; GB = Staatsanleihen Posten verschwinden mit Tilgung der Staatsschuld

Folgen der Umstellung Die sichere Einlage ist vollständig durch die Hinterlegung von Zentralbankgeld abgesichert Die Zahlungsabteilung der Bank hat kein Ausfallrisiko Die Zentralbank kauft den Banken Staatsanleihen ab und verringert die Position wieder bei Tilgung 14

Systemwechsel: 1. Rückzahlung von Krediten und Auflösung der MR AktivaPassiva Kreditabteilung 89 K (-5)89 ID (-1) 0 MR (-1)0 ZBC (-1) 0 ÜR0 ZBC (-4) Zahlungsabteilung 9 ÜR9 SD 98 (-11) AktivaPassiva 0 ZBC (-1)0 MR (-1) 9 „Good Will“9 ÜR 9 (-6) BankZentralbank 15 K = Bankkredit; ID = Investoreinlage + EK; MR = Mindestreserve; ZBC = Zentralbankkredit; ÜR = Überschussreserve; SD = sichere Einlage Umbuchung der ZBC in Good Will = Vertrauen in die Werthaltigkeit des Geldes (früher durch die Hinterlegung von physischem Gold abgesichert) Rückzahlung K Auflösung MR

2. Vergabe von Krediten im neuen System AktivaPassiva Kreditabteilung 94 K (+5)94 ID (+5) Zahlungsabteilung 9 ÜR9 SD (-5+5) 103 AktivaPassiva 9 „Good Will“9 ÜR 99 BankZentralbank 16 K = Bankkredit; ID = Investoreinlage + EK; ÜR = Überschussreserve; SD = sichere Einlage 1. Überweisung von 5 GE von Geldkonto an Investoreinlage 2. Finanzierung von 5 GE Kredit über Investoreinlage (wie bei Investmentfonds) 3. Kreditbetrag wird dem Geldkonto des Kreditnehmers gutgeschrieben

Folgen der Umstellung Die Kreditabteilung der Bank funktioniert wie ein Investmentfonds Die Passivseite der Zentralbank ist auf der Aktivseite durch das Vertrauen in das von ihr ausgegebene Geld gedeckt 17

Die sichere Einlage und die Bankenunion Es wird eine bedarfsgerechte Einlagen- versicherung ohne staatliche Rückendeckung geschaffen Es ergibt sich eine natürliche Haftungskaskade bei Bankschieflagen von Eigenkapital bis zu Investoreinlagen Die Zentralbank kann die Geldmenge (SD) erhöhen, indem sie Einlegern eine „Bürgerdividende“ zahlt 18

Schlussfolgerung Die „reale Welt“ ist damit beschäftigt, den Kreis zu quadrieren: Schaffung einer Bankenunion in einem fraktionellen Reservebankensystem in einem Währungsregime ohne einheitlichen Staat Der „Weg des geringsten Widerstands“ ist die Entstehung eines „Euro-Schattenstaats“ mit zweifelhafter demokratischer Legitimität Ein unkonventionelles Gedankenexperiment: Eine BU, die kein „gemeinschaftliches Auffangnetz für das Bankensystem“ braucht Könnte die Vollendung der BU den Systemwechsel von „Passiv-“ zu „Aktivgeld“ einleiten? 19

Vielen Dank 20