Nutzerzufriedenheit im Bereich interaktiver Webanwendungen

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
EINFÜHRUNG IN DIE METHODEN DER UMFRAGEFORSCHUNG
Advertisements

Qualitative Marktforschung
Zufriedenheit mit der interkulturellen Zusammenarbeit
J. Wiemeyer Dehnen und Leistung -
Sozialpsychologie = Beschreibt die Art, wie Menschen soziale Realität konstruieren, wie sich Einstellungen und Vorurteile bilden und verändert werden.
:35 Architektur Moderner Internet Applikationen – Sonderthema 1 Copyright ©2003 Christian Donner. Alle Rechte vorbehalten. Architektur Moderner.
Analyse der Qualität des multimedialen Lernprogramms „BioPrinz“ Josef Wiemeyer WWW:
Software-Ergonomie ... und der Mensch ist zufrieden WA
Usability - Kriterien für Web -Anwendungen
Management großer Softwareprojekte - Auswertung der Fragebögen - Prof. Dr. Holger Schlingloff Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Informatik Fraunhofer.
Einführung.
PANAVA Seminar: Motivationsdiagnostik Leiter: Joachim Wutke
Das Kontinuum-Modell von Fiske und Neuberg
Interview vs. Fragebogen
Vorlesung: Einführung in die Pädagogische Psychologie
Soziale und emotionale Botschaften des Lächelns
Institutionelle Infrastruktur und allgemeine Charakteristika von Sozialstatistiken II Die Zuverlässigkeit retrospektiv erhobener Lebensverlaufsdaten Analysen.
Ziele der Follow Up Studie 1.Einschätzen der Stabilität des Therapieerfolges über den langen Zeitraum und Vergleich mit der Kontrollgruppe 2.Beschreibung.
Vergleich komplexer und einfacher Trainingsfälle in der Kardiologie (D 6 Wissensbasierte Systeme) 51. Jahrestagung GMDS Leipzig 1/10 Vergleich.
Indirekte Messung von Einstellungen
Seite 1 Anschub.de: Ziele und deren Evaluation Günther Gediga IwFB / Universität Münster Lüneburg,
Intelligentes Crawling im WWW mit Hilfe intuitiver Suchbedingungen
Kompetenz 2.0: E-Portfolios im Einsatz
Emotionale Intelligenz
Effects of 3-D complexity on the perception of 2-D depictions of objects (Flip Phillips, Colin H Thomson, Martin G Voshell, 2004) Seminar: Bildwahrnehmung.
Fritz Gempel Personalmonitoring Sozialwissenschaftliche Methoden zur Unterstützung der Personalentwicklung.
Unser zehntes Tutorium Materialien unter:
Fragen können wie Küsse schmecken
Wissensorganisation 2.0 – Prof. Ursula Schulz
Evaluation eines Selbstbehauptungstrainings für Hortmädchen (WENDO-Evaluation) Barbara Klöver, Florian Straus München, 3. Juni 2003.
Grundlagen der Kommunikation
Schreiblernprozess- Modell von Barbara Kochan (1995) vorgestellt im Artikel: Gedankenwege zum Lernen beim Freien Schreiben In: Gudrun Spitta (1998):
Entwicklung standardorientierter Aufgaben – am Beispiel naturwissenschaftliche Erkenntnisgewinnung Jürgen Mayer.
Spezifikation von Anforderungen
Die Zufriedenheit der Menschen mit ihrem Leben ♥
Rebound-Effekte und Psychologische Handlungsmodelle
Don`t make me think! A Common Sense Approach to Web Usability
Unternehmenskurzportrait für Mediadent. Ausgewählte Referenzen Die folgenden Web-Designs sind teilweise noch nicht publiziert.
Warum brauche ich ein CMS – Content Management System?
Abschlussvortrag zur Studienarbeit
Fragebogenentwicklung am Beispiel Zufriedenheitsmessung
Psychologie der Emotionen VII
Fragebogengestaltung
Das Amt für Planung, Statistik und Zeiten der Stadt und die Generaldirektion – Bereich Qualität Erhebung über den Zufriedenheitsgrad des Dienstes Kinderferien/Kinderferien.
Projektarbeit im DaF –Unterricht- wie mache ich das?
Evaluation der Elternbefragung 2012
Übersicht Präsentation
Wie viele Beine hat dieser Elefant?
ICT-Projektmanagement & OE Magisterstudium Wirtschaftsinformatik
Multivariate Statistische Verfahren
Produktvergleich durch Werbung und Fragebogen
PS Onlinejournalismus WS 2003/04 Usability Fragestellung Verstehen Web-Only Medien mehr von Usability als konventionelle Web- Ausgaben von Printmedien?
Gestaltung von Webseiten
Lernmodelle und Experimentelle Untersuchungen
Miriam-pps.
Spree SoSe 2006 Feedback Bilderschließung. Klassifikation  vollständig Seminar I-Prax: Inhaltserschließung visueller Medien, Spree SoSe 2006.
The link between leadership and followership: How affirming social identity translates vision into action. Projektarbeit Sozialpsychologie: Soziale Identität.
Einstellungsforschung mittels Umfragen: Einstellungsmodelle und empirische Evidenzen (Beispiel: Einstellungen zu Parteien und Politikern) Siegfried.
Sozialpsychologie - Vertiefung im SS 2011 Willkommen zur Theoretischen und Empirischen Vertiefung im Fach Sozialpsychologie! Meine Kontaktdaten: Dr. Nicole.
“A Need-Based Model of Reconciliation: Satisfying the Differential Emotional Needs of Victim and Perpetrator as a Key to Promoting Reconciliation” Shnabel,
Niko Zenker1 Besondere Aspekte in Multimedia-Datenbanken Methoden zur iterativen Anfrageverfeinerung (Relevanz Feedback)
Theoretischen und Empirischen Vertiefung im Fach Sozialpsychologie!
Welche Rolle spielt die Zeit im menschlichen Leben?
Der Wiener Prozess und seltene Ereignisse
Theorien der Organisationsentwicklung
Eindrücke Test der IT unterstützten Einbruchschutzberatung mit dem LKA BaWü & Hessen.
Fallbeispiel: Leitwerte
In Zusammenarbeit mit dem Finanzmarketing-Verband Österreich Ergebnisse der Studie: Kundenerwartungen an Versicherungsmakler MMag. Robert Sobotka; Alpbach;
1 DAS ÖSTERREICHISCHE GALLUP INSTITUT TV-Impacttest Marke „Sujet“ tt.mm.jjjj.
Spärliche Kodierung von Videos natürlicher Szenen Vortragender: Christian Fischer.
 Präsentation transkript:

Nutzerzufriedenheit im Bereich interaktiver Webanwendungen What is this evasive beast we call user satisfaction? Lindgaard, Dudek: Interacting with Computers 15 - 3 Usability von Informationssystemen Markus Reisch 05.11.2004

1/13 1/20 Szene verändern Gliederung Gliederung 1. Einführung • Psychologische Modelle • WAMMI 2. Versuche • Ziele • Durchführung • Ergebnis • Folgerungen 3. Schlussbemerkung Usability von Informationssystemen Markus Reisch 1/13 1/20

2/13 Szene verändern Einführung Nutzbarkeit nach ISO/DIS 9241-11: Effizienz, Effektivität, Zufriedenheit HCI-Publikationen betrachten Zufriedenheit kaum, wird aber z.B. im e-business immer wichtiger 3 Versuche wollen folgende Komponenten der Nutzer-Zufriedenheit mittels interaktiver Webseiten erforschen: • Was ist Zufriedenheit? • Geprägt mehr von Erwartungen oder dem interaktiven Erlebnis? • Zusammenhang Zufriedenheit – wahrgenommene Nutzbarkeit • Statische Tests vs. freie Interviews Usability von Informationssystemen Markus Reisch 2/13

3/13 Psychologische Modelle Psychologische Modelle Mere-Exposure-Effekt (Zajonc): Wiederholung steigert Beliebtheit Emotionale, unbewusste Wahrnehmung prägt Zufriedenheit Collative-motivation-Modell (Berlyne): Ästhetisches Empfinden von Komplexität oder Erfahrung (Neuheit) beeinflusst Categorical-Modell (Whitfield): Objekte werden Kategorien zugeordnet und in diesem Kontext beurteilt Categorical-motivation-Modell (Whitfield): Erwartungen bezüglich des repräsentierten Sachgebietes (Image und Erfahrung) prägen Zufriedenheit. Tractinsky: Erscheinungsbild und wahrgenommene Nutzbarkeit korrelieren („what is beautiful is usable“) Usability von Informationssystemen Markus Reisch 3/13

WAMMI WAMMI WAMMI (Web site Analysis MeasureMent Inventory, Kirakowski/Claridge, seit `99): • standardisierter und anerkannter Fragebogen zur Bewertung des Nutzer-Eindrucks einer Internetseite • 20 Fragen, 5-Punkte-Skala für Antworten • 5 Dimensionen: Attraktivität (visuelles, funktionelles, informationelles Interesse) Kontrolle (Verständlichkeit/Orientierung „ich weiß was ich tue“) Effizienz (Geradlinigkeit, Umwege) Nutzen (Erwartungskonformität) Lernbarkeit (intuitive Bedienung <-> Einführung notwendig) Usability von Informationssystemen Markus Reisch Proseminar Multimediatechnik WS 03/04 Markus Reisch 11.11.2003 1/20 4/13

Versuch 1 - Aufbau Frage: In welchem Maß beeinflussen Industriezweige, angebotene Dienste und Usability-level die Zufriedenheit von Benutzern? Durchführung: • zwei Webseiten frei erforschbar, keine speziellen Aufgaben: Portal, hohe Gebrauchstauglichkeit (nach Nielsen) Reisebüro geringe Gebrauchstauglichkeit • den Personen unbekannt, um Erfahrungen auszuschließen • anschließend freies Interview und WAMMI •“Wie war der erste Eindruck?“, „Mochten Sie irgendetwas (nicht)?“ Auswertung: • Aussagen fünf Kategorien zugeordnet: Ästhetik, Emotion, Gefälligkeit, Erwartung, Gebrauchstauglichkeit • positive, negative, neutrale Kommentare gezählt Usability von Informationssystemen Markus Reisch 5/13

• überwiegend Aussagen zur Ästhetik, Nutzbarkeit und Gefälligkeit Versuch 1 - Ergebnis Ergebnis: • überwiegend Aussagen zur Ästhetik, Nutzbarkeit und Gefälligkeit • kaum emotionale Aussagen -> Nutzer fühlen keinen direkten Bezug, funktionale Seiten • Gesamteindruck beider Seiten neutral bis negativ eingestuft (49% und 40% positive Kommentare) • auch bei Nutzbarkeit der Seiten kein signifikanter Unterschied (47% u. 39%) Usability von Informationssystemen Markus Reisch 6/13

• WAMMI-Ergebnis unterstützt diese Befunde: Versuch 1 - Ergebnis Versuch 1 - Ergebnis • WAMMI-Ergebnis unterstützt diese Befunde: keine statistischen Unterschiede (3.30 und 3.08 Punkte) beide Seiten nicht sehr gebrauchstauglich (42,15% und 34,80%) • Wortwahl nicht abhängig von repräsentiertem Industriesektor • Browsing-Verhalten von Erwartungen/Erfahrungen bestimmt (Whitfield) Folgerungen: • Interview und WAMMI zur Erfassung von Nutzereindrücken geeignet • Nutzbarkeit wird von Nutzern wahrgenommen • keine Auswirkungen der veränderten absoluten Gebrauchstauglichkeit, Nutzbarkeit und Erscheinungsbild einhergehend (Tractinsky) Usability von Informationssystemen Markus Reisch 7/13

Versuch 2 Experiment 2: Ziel: emotionale und erwartungsbezogene Aussagen, Usability weitgehend ausklammern • sehr attraktive und nutzerfreundliche Webseite eines Blumengeschäftes •“Entspricht das Erscheinungsbild dieser Seite ihren erwarteten Gefühlen, wenn Sie jemandem Blumen als Entschuldigung schicken wollen?“ Ergebnis: Usability von Informationssystemen Markus Reisch 8/13

9/13 Versuch 2 - Ergebnis Ergebnis: • mehr Aussagen zur Nutzbarkeit, kaum Veränderungen bzgl. Emotion u. Erwartung • Gesamteindruck und wahrgenommene Nutzbarkeit deutlich positiver • WAMMI bestätigt dies (40% zu 67,85%) Folgerungen: • Usability spielt bedeutende Rolle im Bereich Nutzerzufriedenheit, aber Zusammenspiel noch nicht vollständig erfasst • Browsing-Verhalten bestätigt categorical-motivation-Modell: klare Vorstellungen und Erwartung an Blumenladen werden geprüft • Bedeutung des ersten Eindrucks auf Zufriedenheit damit weiter unklar Usability von Informationssystemen Markus Reisch 9/13

• Musik, Bildershow, erinnert an Werbespot Versuch 3 Versuch 3: Frage: Gesamteindruck des Nutzers mehr von Nutzbarkeit (usability) oder mehr von Nutzerfreundlichkeit (satisfaction) geprägt? • ansprechende, wenig gebrauchstaugliche Seite (Präsentation verschiedenster Schreib-Utensilien, keine Shop-Funktion) • Musik, Bildershow, erinnert an Werbespot Ergebnis: Usability von Informationssystemen Markus Reisch 10/13

11/13 Versuch 3 - Ergebnis • deutlich mehr emotionale Aussagen • Gesamteindruck vergleichbar gut wie Versuch 2, Versuch 1 deutlich schlechter bewertet • Nutzbarkeit in Versuch 1 und 3 deutlich negativer empfunden als in Versuch 2 • positiver erster Eindruck (genussvolle Passivität) -> Vielzahl unterschiedlicher Adjektive • Usability weniger positiv, vielleicht erzeugt guter erster Eindruck zu hohe Erwartungen • WAMMI: Blumen-Seite Punktsieger, kein Unterschied zwischen Versuch 1 und 3 -> stützt Interviews im Bereich Nutzbarkeit, nicht aber hinsichtlich des gesamten Erscheinungsbildes Usability von Informationssystemen Markus Reisch 11/13

• Gesamteindruck maßgeblich von Benutzerfreundlichkeit geprägt Versuch 3 - Folgerungen Folgerungen: • Gesamteindruck maßgeblich von Benutzerfreundlichkeit geprägt • WAMMI betrachtet traditionelle Nutzbarkeits-Kriterien, beinhaltet kein detailliertes Testen auf emotionale Komponenten und Erscheinungsbild • Gesamteindruck und wahrgenommene Nutzbarkeit nicht immer korrelierend (Gebrauchstauglichkeit von Blumenladen deutlich positiver bewertet als von Schreibwaren-Seite, Beliebtheit aber gleich hoch; widerspricht Tractinsky) Usability von Informationssystemen Markus Reisch 12/13

Schlussbemerkung • Problem des ‚in Worte Fassens‘ von Erfahrung und Einschätzung • Keine eindeutige Zuordnung in psychologisches Modell möglich • viele Versuchsergebnisse nicht allgemeingültig Nutzerzufriedenheit: -komplexe emotionale Komponenten -Benutzbarkeit, Erscheinungsbild, Erwartungen, Emotionen -mit Interviews und Bewertungstests messbar -Nutzbarkeit und Gesamteindruck unabhängig Offene Fragen: -Daten aus Interview im Detail verschieden zu WAMMI, warum? -Zusammenhang Attraktivität, Ästhetik, Emotion, Gefälligkeit -Rolle des ersten Eindrucks -Ergebnisse, wenn Usability-Aufgaben abgearbeitet werden Usability von Informationssystemen Markus Reisch 13/13