Phthalate– Ergebnisse aus dem Umweltbundesamt

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 Präsentation transkript:

Phthalate– Ergebnisse aus dem Umweltbundesamt . Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit Expertengespräch in Mainz Phthalate– Ergebnisse aus dem Umweltbundesamt Marike Kolossa-Gehring, K. Becker, A. Conrad, C. Schulz, R. Nagorka, C. Schröter-Kermani, M. Seiwert Umweltbundesamt - Toxikologie, gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung

Exposition, Quellen, Bewertung Aktivitäten des UBA Exposition, Quellen, Bewertung Kinder-Umwelt-Survey Bewertung: HBM Werte der HBM Kommission Quellen Zeit-Trends:Umweltprobenbank Offene Probleme

Zwei sich ergänzende Ansätze Umweltsurvey Umweltprobenbank Ulm (seit 1997) Halle/S. (seit 1995) Münster (seit 1977) Greifswald 1.790 Kinder 2003 - 2006 US IV 4.800 Erw. 1997 - 1999 US III 4.000 Erw. 730 Kinder 1990 - 1992 US II 2.700 Erw. 1985 - 1986 US I Probenzahl Zeitraum Survey 150 Probenahme-orte in US IV Jährlich Proben von 150 Studierenden pro Probenahmeort

Instrumente Umweltsurvey Umweltprobenbank

Vergleich zwischen Altersgruppen Altersabhängigkeit der Belastung mit 5 Phthalaten Vergleich zwischen Altersgruppen 120 Altersgruppen 100 p<0,05 3-5 Jahre 80 6-8 Jahre 9-11 Jahre GM (µg/l) 60 12-14 Jahre p<0,01 40 Studierende 2006 20 MnBP MiBP MBzP 5OH/5oxo- OH/oxo/cx- MiNP MEHP

Weichmacher: DEHP- Toxikologie Effekte auf Reproduktion, Fruchtbarkeit, Hormonsystem männliche Nager: Struktur und Funktion der Hoden, Hodengewicht, Spermatogenese, Atrophie der Samenkanäle (NOAEL, Ratte,3-Gen.-Studie: 4,8 mg/kg) Vakuolisierung der Sertolizellen (NOAEL: 3,7 mg/kg) Tiere in der Entwicklung sind empfindlicher als geschlechtsreife Zeitpunkt der Exposition entscheidend

Human Biomonitoring Wert ADI/ TDI: 4.0- 66 µg/ kg bw/ d NOAEL: 2.9- 20 mg/ kg bw/ d derived in: 1994- 2005 Human Biomonitoring Kommission (2007): NOAEL 4.8 mg/kg bw/d, Wolfe und Layton (2003): Hoden-Effekte, Entwicklungstoxizität Human Biomonitoring Wert I (Summe aus 5OH-MEHP und 5oxo-MEHP im Urin) Kinder (6-13 Jahre) 500 µg/ l Frauen im gebärfähigen Alter 300 µg/ l Rest der Bevölkerung 750 µg/ l EFSA- TDI ist eher hoch, nähme ,man einen der niedrigeren, wären es bis zu 12%

Einzelstoffbewertung bei Phthalaten sinnvoll? 1,4% 11,7% 0% 5% 10% 15% DEHP DnBP DiBP Anteil TDI- Überschreiter (%) 9,1% Überschreitung der tolerierbaren tägl. Aufnahme (TDI): TDI: DEHP (Diethylhexylphthalat) 50 µg/(kg KG∙d) DnBP (Di-n-butylphthalat) 10 µg/(kg KG∙d) DiBP (Di-i-butylphthalat)

Umweltprobenbank: Zeittrend für Phthalate in Urin Urin-Proben von Studierenden Metaboliten von: DnBP: di-n-butyl phthalat) DEHP: di(2-ethylhexyl)phthalat DiBP: di-iso-butyl phthalat BzBP: butylbenzyl phthalat DiNP: di-iso-nonyl phthalat * DnBP: Überschreitung des TDI der EFSA bei 14% der Studierenden bis 2003

HBM – die besten verfügbaren Expositionsdaten DnBP/DiBP-Verbrauch und MnBP, MiBP im Urin: 1988 - 2008 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 MiBP in Urin (µg/L) DnBP/DiBP Verbrauch (kt/Jahr) MnBP in Urin (µg/L) Spielzeug I Kosmetika Spielzeug II Pilot-Phase KUS Lebens- mittel-kontakt reguliert nicht reguliert KUS Daten aus der UPB (Münster, n=60/Jahr, Analysen: Koch/Göen Universität Erlangen), Median; Jährlicher Verbrauch von  DnBP und DiBP in West-Europa.

Belastungsquellen I: Hausstaub und körperliche Belastung Metabolite im Urin MnBP MiBP MBP DEHP-Metabolite DINP-Metabolite DnBP 0,26 ** -- -- -- -- DIBP 0,19 ** -- -- -- BBP 0,33 ** -- -- Hausstaub DEHP n. s. -- DINP n. s. n = 598, Rangkorrelation, **: p < 0,01; n. s.: nicht signifikant

Belastungsquellen II: Duplikat-Studie zur DEHP-Aufnahme über Nahrung Frage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Abbauprodukten im Spontanurin und hoher DEHP Aufnahme? Studiendesign: Untersuchung von Nahrungsmitteln, Getränken, Innenraumluft und Hausstaub auf DEHP Ziel: Identifikation der wesentlichen Quellen für die DEHP Aufnahme DEHP wurde als Kontaminanate in Nahrungsmitteln, Getränken, Innenraumluft und Hausstaub nachgewiesen. Hauptquelle für DEHP ist die Nahrung.

 der gewichteten Aufnahmeraten von 5 Phthalaten Summenbewertung  der gewichteten Aufnahmeraten von 5 Phthalaten Gewichtung: Faktoren von Earl Gray (US EPA) Aufnahmerate: Daily Intake mit Volumenbezug von Wittasek berechnet n: 599 KUS-Probanden 85% Überschreiter des TDI (DnBP)

Die Einzelstoffbewertung von Phthalaten greift zu kurz Mehr als 600 Phthalate sind unter REACH vorregistriert Ca. 360 mit Kohlenstoffseitenketten > C 3 bzw. < C 9 C4 bis C6 im Seitenkettenrückgrat ähnliches Potential, vergleichbare Wirkstärke Hohe Wirkungsstärke von 6 Kohlenstoffatomen C 3 und C 8: Vergleichsweise geringe Toxizität

7 Phthalat-Ersatzstoffe Im Hausstaub bestimmte Weichmacher 11 Phthalate DMP (Dimethylphthalat) DEP (Diethylphthalat) DnBP & DIBP (n-Dibutylphthalat & Diisobutylphthalat) BBP (Benzylbutylphthalat) DcHP (Dicyclohexylphthalat) DIHP (Diisoheptylphthalat) DEHP (Bis-2-ethylhexylphthalat) DINP (Diisononylphthalat) DIDP (Diisodecylphthalat) DIUP (Diisoundecylphthalat) 7 Phthalat-Ersatzstoffe DBA (Dibutyladipat) DEHA (Bis-2-ethylhexyladipat) DEHAz (Bis-2-ethylhexylazelat) DEHS (Bis-2-ethylhexylsebacat) TEHTM (Tris-2-ethylhexyltrimellitat) DINCH (Diisononylcyclohexanoat) DEHT (Bis-2-ethylhexylterephthalat)

Weichmacher im Hausstaub (1) Median (in mg/kg Staub) Phthalat-Ersatzstoffe (3) DINP (119) sonstige Phthalate ohne DEHP und DINP (129) DEHP (500)

Weichmacher im Hausstaub (2) Diethylhexylphthalat (DEHP) Diisononylphthalat (DINP) Diethylphthalat (DEP) Diisoheptylphthalat (DIHP) Benzylbutylphthalat (BBP) „klassische“ Phthalate „neue“ Phthalate Diisobutylphthalat (DIBP) Diisodecylphthalat (DIDP) n-Dibutylphthalat (DnBP) Summe weitere Phthalate Summe Phthalat-Ersatzstoffe 200 600 1000 1400 1800 95. Perzentil der Konzentration (mg/kg Staub)

Deutschland/USA: Phthalat-Metabolite im Urin 120 100 80 60 Geometrisches Mittel (µg/l) 40 20 MnBP MiBP MBzP 5OH/5oxo-MEHP US (2003/06), Alter: 3-14 Jahre NHANES III (2001/02), Alter: 6-11 Jahre

24 EU-Mitgliedstaaten und Norwegen, Kroatien und die Schweiz COPHES Partner 24 EU-Mitgliedstaaten und Norwegen, Kroatien und die Schweiz Aktive DEMOCOPHES Partner: 17 Länder: BE, CY, DE, DK, PL, RO, SI, ES, HU, SE, UK, PT, CZ, SK, LU, IE, CH NO, FR, AT, HR als ad hoc Partner 19

Phtahalate sind gesundheitlich bedeutsam Schlussfolgerungen Phtahalate sind gesundheitlich bedeutsam Hauptbelastungsquelle ist die Nahrung Geringer, aber signifikanter Beitrag aus Luft und Staub Die Belastung mit DEHP und DBP hat abgenommen Die Exposition speziell von Kindern ist zu hoch Die Einzelstoffbewertung greift zu kurz Gilt beim Ersatz toxikologisch bedenklicher Phthalate Regulierungsstatus > Wirkung? Gehalte in Deutschland sind höher als in den USA Innere („tatsächliche“) Belastung sollte verstärkt ins EU Risk Assessment einfließen

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ! www.uba.de/gesundheit USA, 2011, Washington marike.kolossa@uba.de

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ! www.uba.de/gesundheit Phthalat-Belastung beeinträchtigt heute noch 600 000 2003-2006 belastete Kinder USA, 2011, Washington marike.kolossa@uba.de