Über die Pflicht, das eigene Leben schön zu machen

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Ästhetische Existenz: Technologien des Selbst bei Foucault
Advertisements

Prof. Dr. W. Conen 15. November 2004
Wählt heute, wem ihr dienen wollt! Gedanken zum Schulanfang.
Gott motiviert Menschen, die hoffnungslos leben
I. Das geschaffene Leben aus Gott
Mit richtigen Erwartungen leben
Spricht etwas dagegen, dass ich getauft werde?
Die wichtigste Frage des Lebens!
Nicht von dieser Schweiz!
I. Das Leben ist kein Spaziergang
Nimm den besten Treibstoff
Der Heilige Geist will bewegen
Jesus ist auferstanden!
Gott wird antworten! Lukas-Evangelium 18,1-8.
Standortfaktoren INTERN - Ausdrucksstark präsentieren.
Der Einstieg in das Programmieren
Algorithmentheorie 04 –Hashing
Kapitel 6 Differenzierbarkeit. Kapitel 6: Differenzierbarkeit © Beutelspacher Juni 2005 Seite 2 Inhalt 6.1 Die Definition 6.2 Die Eigenschaften 6.3 Extremwerte.
II. Was ist Christliche Sozialethik?
Selbstverständnis der Mathematik
Bibelarbeit 1.Korinther 9,
EC-Friends-Abend.
Gk Ethik K 12/1 Existenzphilosophie
Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 2 Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 3.
Gebet Im Gespräch mit dem lebendigen Gott
20:00.
Gliederung der Präsentation
Abschied von gestern... läuft automatisch mit Musik
Chrischona-Gemeinde Affoltern am Albis
Anthropologische Wende und korrelative Didaktik.
Prisma willkommen im Serie: „42 Tage Leben für meine Freunde“ Teil II: „Entdecke deinen Stil“
...ich seh´es kommen !.
Gestaltung von Folien mit Powerpoint
Präsentation läuft auch vollautomatisch ab … wie du möchtest
Werkzeugmaschinen Einführung © Prof. Dr. H.-J. Weber 10.11
Auslegung eines Vorschubantriebes
1 CeBIT 2008 Knowledge Management 2.0 Ulrich Kampffmeyer PROJECT CONSULT Unternehmensberatung Dr. Ulrich Kampffmeyer GmbH Breitenfelder Straße
1 DMS EXPO 2009 Keynote Angst und Gier Dr. Ulrich Kampffmeyer PROJECT CONSULT Unternehmensberatung Dr. Ulrich Kampffmeyer GmbH Breitenfelder Straße 17.
Humanismus I: Das Erbe Wilhelm von Humboldts
Liebe und Gemeinschaft untereinander
Warum starb Jesus?.
Christlichen Gemeinde
Religion unterrichten – aber wie ? Einführung in die Planung und
Taufe!.
Serienlogo.
Du wurdest als Teil von Gottes ________ erschaffen!
Buddhismus, Hinduismus Christentum, Islam, Judentum
Die Berufung der Gemeinde Teil 1
Religionsmonitor 2008 Dr. Martin Rieger Wittenberg, 07. Mai 2008.
Du bist einflussreich! Matthäus-Evangelium 10
1 (C)2006, Hermann Knoll, HTW Chur, FHO Quadratische Reste Definitionen: Quadratischer Rest Quadratwurzel Anwendungen.
Analyseprodukte numerischer Modelle
2014 Januar 2014 So Mo Di Mi Do Fr Sa So
Weshalb Worship mit Kids? 1a
Vortrag von Rechtsanwältin Verena Nedden, Fachanwältin für Steuerrecht zur Veranstaltung Wege zum bedingungslosen Grundeinkommen der Piratenpartei Rhein-Hessen.
„Wir werden älter ... auch zufriedener?“
Der Erotik Kalender 2005.
Herzlich Willkommen in der Christlichen Gemeinde Attendorn
Leitbild Gott, in all seiner Liebe, ist der Mittelpunkt unseres Lebens. Wir setzen uns für unseren Nächsten, die Gemeinde und die Gesellschaft mit Wort.
Sag mir die Wahrheit, wenn du mich liebst!
Gott allmächtig?.
Grundkurs praktische Philosophie 20. Dezember 2004 Politische Freiheit
Mut zur Erziehung!. Mutter = Schmid des Charakters Mütter, wir müssen an die ehrfurchtgebietende Verantwortung erinnert werden, die Gott uns gegeben hat.
Zuversicht in Christus 8: Erwarte das Beste – erst dann frage!
Folie 1 Kulturelle Vielfalt: eine ethische Reflexion Peter Schaber (Universität Zürich)
Grundpositionen antiker Ethik
Alister McGrath, Der Weg der christlichen Theologie Kapitel 7 Gotteserkenntnis: natürlich und geoffenbart © Brunnen-Verlag 2013.
 Präsentation transkript:

Über die Pflicht, das eigene Leben schön zu machen Seelsorge als Selbstsorge. Über die Pflicht, das eigene Leben schön zu machen Prof. Dr. Antonio Autiero 05. 07. 2014

Gliederung Eine Prämisse: - Wozu die Provokation des Titels? I – Theologiegeschichtliche Sondierungen II – Philosophische Erkundungen III – Ethische Entfaltungen Zum Schluss: – Ein theologisches Desiderat

Prämisse: A) Die Provokation: Die Aufforderung klingt nach Egozentrik und Selbstkult B) Das Wozu: Das Miteinander von Theologie (bzw. Spiritualität und Seelsorge) und Psychotherapie plausibel zu machen

I – Theologiegeschichtliche Sondierungen

Eine Definition von „Seelsorge“: „Seelsorge ist ... der Inhalt und Methode umfassende, ausdrückliche und planerische Versuch, Menschen zu einer personalen Begegnung mit Gott zu führen und Glauben und Zeugnis durch Verkündigung, Sakramentenspendung und diakonischen Dienst lebendig zu erhalten und neu im Gang zu setzen“

Eine Bedeutungsverengung: Kritische Fragen bei einer solchen Sichtweise: Eine Bedeutungsverengung: „Seel“-Sorg – hier ist nur die Seele gemeint. Und der ganze Mensch?

b) Diesseits-Jenseits-Dialektik: Steht Seelsorge im leeren Raum, ohne Bezug auf Kontext und Geschichte?

c) Die Akteure der Seelsorge: - hierarchischer Charakter - der Mensch (und das Volk) als „Objekt“ der Seelsorge

II – Philosophische Erkundungen

Die Wende zum Subjekt in der Philosophie der Moderne: Diese nimmt Gestalt in einer doppelten Valenz ein: Autonomie (Deutscher Idealismus) Emanzipation (Frankfurter Schule)

Wider die Apotheose des Individuums als „Monster“ der Moderne – die Rede vom „porösen“ Ich für die Annahme der Fragilität des Menschseins und Lösungsprozesse für deren Bewältigung

c) Lebenskunst und Selbstverwirklichung

Selbstverwirklichung – eine Begriffsumschreibung: „Das planmäßige und bewusste Bestreben, in seinem Leben ein Bündel von Zielvorstellungen zu verwirklichen, die in ihrem Miteinander eine vertiefte, noch nicht erreichte und daher noch angestrebte Übereinstimmung mit sich selbst durch Ausschöpfen der gegebenen Möglichkeiten bilden Peter LIppert

gegen den Verdacht und Kritik absichern, Selbstverwirklichung – eine Begriffsumschreibung: Den Begriff und den damit verbundenen gesamten philosophisch-ethischen Ansatz gegen den Verdacht und Kritik absichern, Man glorifiziere hier den Anspruch einer „Selbsterlösung“ des Menschen

Der Begriff besitzt aber Selbstverwirklichung – eine Begriffsumschreibung: Der Begriff besitzt aber ein enormes Potential, um pädagogische, psychologische und ethische Prozesse in Gang zu setzten

III – Ethische Entfaltungen

Zum Gehalt der Lebenskunst zählen nach Wilhelm Schmid folgende Aspekte: Selbstmächtigkeit Gestaltung der Existenz Persönliche Wahl Sensibilität und Urteilskraft Schönheit

Ethik als Lebenskunst aus Sorge um sich – ein innovativer Gedanke des Michel Foucault „Ich habe mir vorgenommen ... Den Menschen zu zeigen, dass sei weit freier sind als sie meinen; dass sie Dinge als wahr und Evidenz akzeptieren, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte hervorgebracht worden sind, und dass man diese sogenannte Evidenz kritisieren und zerstören kann. Etwas in den Köpfen der Menschen zu verändern – das ist die Aufgabe des Intellektuellen“

Die Sorge um sich, um die es den antiken Griechen und um die es Fouault geht, hat nicht mit egoistischen Selbstkult zu tun, sondern um eine Sorge, die, in dem sie sich um sich selbst sorgt, auch um den anderen und die anderen sorgt.

Ethik als Pflichtenlehre? Eine Erfindung der Moderne – etwa mit Kant? Oder ein Erbe der Antike? z. B. Cicero, De Officiis – christlich rezipiert von Ambrosium, De Officiis clericorum.

Gegen Gott Gegen andere Gegen sich selbst Auf Pufendorf (1632-1694) geht die Dreiteilung der Pflichten zurück: Gegen Gott Gegen andere Gegen sich selbst

Von den Pflichten gegen sich selbst zur Sorge um das Selbst „Die Selbstsorge ist ein Feld, auf dem der christliche Glaube als Kraft zur Kritik und zur Distanz seine Relevanz für die Identität des Individuums unter Beweis stellen kann“ Stephan Goertz

Zum Schluss - Ein theologisches Desiderat

„Anders als manche Protagonisten der Selbstsorge aber insistiert christlicher Glaube darauf, dass es nicht nur klug, sondern begründeterweise und unbedingt gesollt ist, sich um die eigene Würde zu sorgen, wie um die der anderen, aller anderen“ Stephan Goertz

In der Sicht einer theologischen Anthropologie erweist sich Selbstverwirklichung und Selbstsorge als zentrale Weise des Menschseins (GS 24, 41). Bezugsgedanken dazu sind:

Der Mensch ist „von Gott gewollt“, sich selbst anvertraut; Das Leben ist nicht nur Gabe – es ist auch Aufgabe, Die Welt und die Geschichte als Lebensraum, um hier und heute „Selbst“ zu werden;

d) Heilsgeschehen beginnt hier und heute – als Gottesgeschenk und zugleich menschliches Wagnis. Es beginnt mit der Gestaltung einer „bewohnbaren „ Welt und eines so gut wie möglich „gelungenen“ Lebens.

Dies meint. Realismus in der Betrachtung des Ist-Standes; Offenheit für die Beseitigung der Defizite; Bereitschaft zur Implementierung der Möglichkeiten

Insofern kann Selbstsorge eine Pflicht – Ja Seelsorge sein

Danke für die Aufmerksamkeit