TTIP Frei (??)-handel – für wen???

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TTIP Frei (??)-handel – für wen??? 15-05-2014, Aurich DIE LINKE. KV Aurich Dr. Michael Braedt, Langenhagen Linkes Kommunalpolitisches Forum Niedersachsen (LKFN) www.lkfn.de

TTIP – Doch mal positiv sehen - oder?? Das europäisch-amerikanische Freihandelsabkommen „könne zum „Hebel einer politischen Gestaltung der wirtschaftlichen Globalisierung werden.“ und weiter: Es könne auch zu „weltweiten Fort-schritten bei der Berücksichtigung von Nachhaltig-keitsaspekten, Verbraucherschutz und Arbeit-nehmerrechten“ führen. Vorlage für die Vorstandssitzung der Bundes-SPD am 24.03.2014 von: Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zitiert nach: SPIEGEL vom 24.03.2014

Verwirrung, Teil I – Was ist Was? OECD = Organisation for Economic Co-operation and Development, existiert seit 1961 MAI = Multilaterales Abkommen über Investitionen, zwischen der EU, den OECD-Staaten und internationalen Konzernen. Verhandlungen begannen 1995 – scheiterte letztendlich 1998 am Veto von Frankreich – MAI ist der gescheiterte TTIP-Vorgänger.

Verwirrung, Teil II – Was ist Was? NAFTA = North American Free Trade Agreement, seit 1994 in Kraft : “TTIP” für USA, Kanada, Mexiko CAFTA = Central America Free Trade Agreement, seit 2004 in Kraft: “TTIP” für USA, Zentralamerika ICSID = International Centre for Settlement and Investment Disputes der Weltbank (Staaten, die dort Mitglied werden, unterwerfen sich einer privaten Gerichtsbarkeit) – soll lt. USA und EU- Kommission Rechtsgrundlage für TTIP werden.

Verwirrung, Teil III – Was ist Was? TTIP = Transatlantic Trade and Investment Partnership, geplantes „Frei“handels- abkommen USA - EU TAFTA = Trans Atlantic Free Trade Agreement, Vorgängername von TTIP CETA = Comprehensive Economic and Trade Agreement, geplantes „Frei“handels- abkommen: Kanada - EU

Verwirrung, Teil IV – Was ist Was? TISA Trade in Services Agreement – Abkommen USA-EU zum Handel mit Dienstleistungen (geheime Verhandlungen seit Anfang 2013). Ziel ist die Beseitigung von Handelshemm- nissen im öffentlichen Dienstleistungssektor. Von TISA droht Kommunen besondere Gefahr. Es würde z.B. im großen Maße Rekommunalisierungen unmöglich machen, ebenso wenig wie die Entwicklung von Kriterien in kommunalen Ausschreibungen, die zwar das derzeitige EU-Wettbewerbsrecht noch einhalten, aber trotzdem so ausgestaltet werden können, dass „Betriebe aus der Region“ vorrangig profitieren können (durch spezielle Auflagen, die weit entfernte Konkurrenten nicht erfüllen können). Über TISA ist noch sehr sehr wenig bekannt.

TTIP-Zeitplan – wie sie ihn sich vorstellen. Seit Juni 2013 verhandelt der EU-Handelskommissar Karel de Gucht* im Auftrag des EU-Ministerrates mit den USA über TTIP – Geheimverhandlungen !!!. 10-14.03.2014: Vierte Verhandlungsrunde Mai, Juli, Oktober und Dezember 2014: weitere Verhandlungsrunden vorgesehen Im Lauf von 2015: TTIP-Abkommen soll stehen Mal sehen? * Gegen den ehrenwerten Herrn de Gucht läuft in Belgien ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung (Verfahren im Januar 2015, obwohl Steuerhinterziehung bekannt ist seit Herbst 2013 – Finanzamt schätzt Forderungen auf Nachzahlung von 900.000 €).

Wer unterschreibt eigentlich das TTIP? Noch offen: „Für die Ratifikation des TTIP-Abkommens ist entscheidend, ob es als bilaterales Handelsabkommen zwischen der EU und den USA oder als multilaterales gemischtes Abkommen zwischen den USA und der EU sowie ihren Mitgliedstaaten abgeschlossen wird. Hiervon ist abhängig, ob die USA das Abkommen nur mit der EU oder auch mit den Mitgliedstaaten abschließen muss mit der Folge, dass es neben der Ratifikation des Abkommens durch die EU auch einer Ratifikation durch die Mitgliedstaaten bedarf.“ Quelle: Fachgutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages vom 19.03.2014

ISDS – der „TTIP-Hammer“ ISDS = Investor-to-State Dispute Settlement (Investor-Staat-Streitbeilegungsverfahren ) Hinweis: Bei TIPP sollen entscheiden: Je 1 Jurist von beiden Prozessgegnern sowie ein hinzu geloster „neutraler“ Dritter.

Regulatory Council/Board Künftige Gesetzgebung und Standardsetzung in der EU? TTIP soll „living agreement“ werden: d.h. Vorprüfung, Einflussnahme und Absegnung durch ein mit Vertretern der Wirtschaft und Bürokratie besetztes transatlantisches Regulatory Council/Board www.linksfraktion.de/ttip-stoppen

ISDS - Investor-state dispute settlement „Free Trade is Fracking with our Future“* 2013: Auf der Grundlage von NAFTA soll Kanada 191 Mio. € an die US-Erdgasfirma Lone Pine für entgangenen Gewinn zahlen, weil Canada ein Fracking-Moratorium ausgesprochen hatte. 2014: Der Atommulti Vattenfall fordert 3,7 Mrd. € von Deutschland wegen seiner Gewinnschmälerung durch den deutschen Atomausstieg beim ICSID ein. 2009: Auf der Grundlage von CAFTA fordert der US-Konzern Pacific Rim Mining Corp von El Salvador 300 Mio. $ für verlorene Profite bei der Goldexploration, weil El Salvador auf Umweltauflagen bestand. * Council of Canadians, größte NGO von Kanada

ISDS – ff. „Free Trade is Fracking with our Future“* 2011: Der Tabak-Konzern fordert eine Milliardenentschädigung von Australien, weil das Land Tabakprodukte mit Gefahrhin-weisen versehen hat (analog wie jetzt die EU verfährt). 2012 wurde die jemals höchste Entschädigung einem Investor zugesprochen: 1,77 Milliarden US-Dollar muss Ecuador wegen der Beendigung eines Vertrags zur Erdölförderung an den US-Ölkonzern Occidental zahlen. 2013-11-10, FR: „ Es bestehen weltweit bereits über 3000 bilaterale Investitionsabkommen. „ * Council of Canadians, größte NGO von Kanada

www.linksfraktion.de/ttip-stoppen

Kippt das ISDS (Investor-to-State Dispute Settle-ment (Investor-Staat-Streitbeilegungsverfahren? Aufpassen: Kein verfrühter Optimusmus, aber angesichts des wachsenden TTIP-Widerstands (in der EU und auch in der USA) suchen TTIP-Befürworter nach einem Plan B: TTIP ohne ISDS Der ehemalige Weltbankpräsident Robert Zoellick und jahrelange US-Handelsbeauftragte hat sich im Vorfeld des TTIP-Gipfels (EU-USA) vom 25.03.2014 mit einem Vorschlag in die Debatte um TTIP eingeschaltet. Zoellick hält einen Ausschluss der umstrittenen Klauseln für Investorenschutz (ISDS) in dem geplanten Abkommen für möglich. “Als wir Amerikaner ein Handelsabkommen mit Australien verhandelten, haben wir diese Klausel weitgehend rausgelassen, denn Amerikaner vertrauen australischen Gerichten und umgekehrt. Warum sich also lange mit so einem kontroversen Punkt aufhalten?“ (SPIEGEL-Online vom 25-03-2014)

Doch jetzt kommt der Trick: Das ist Treaty Shopping „TTIP ohne ISDS ist doch harmlos“, so Teile der Bundesregierung. Doch jetzt kommt der Trick: TTIP würde ohne ISDS beschlossen. CETA (EU-Kanada) würde im Windschatten von TTIP mit ISDS beschlossen. US-Firmen mit Dependance in Kanada können dann trotzdem das ISDS nutzen. Das ist Treaty Shopping

Antwort: Die Tür für „Treaty Shopping“ ist offen. Auszug Antwort: Das Verhandlungsmandat an die EU-Kommission für die CETA-Verhandlungen umfasst Investitionsschutz einschließlich Investor-Staat-Schiedsverfahren. (…) Die Verhandlungen für CETA sind weit fortgeschritten. Eine politische Einigung über den wesentlichen Inhalt von CETA wurde zwischen Kanada und der EU-Kommission erzielt. Unter diesen Umständen erscheint es nicht erfolgversprechend, die Einbeziehung von Investor-Staat-Schiedsverfahren in CETA zum jetzigen Zeitpunkt in Frage zu stellen.

Ein Beispiel für Begünstigungen, die US-Firmen schon heute in Deutschland genießen aus Bundesgesetzblatt Teil II, Nr. 32 vom 03.09.213 3. 9.2013 Bekanntmachung der deutsch-amerikanischen Vereinbarung über die Gewährung von Befreiungen und Vergünstigungen an das Unternehmen „Chenega Technical Innovations, LLC“ (Nr. DOCPER-AS-117-01) Unternehmen „L-3 Services, Inc.“ (Nr. DOCPER-AS-81-04) Unternehmen „DRS Technical Services, Inc.“ (Nr. DOCPER-AS-106-02) an das Unternehmen „M.C. Dean, Inc.“ (Nr. DOCPER-AS-53-03) . . . . . . . . . . . und weitere 23 US-Firmen allein in diesem Bundesgesetzblatt

Welche Bereiche wären durch TTIP betroffen? Gesundheit VerbraucherInnenschutz Lebensmittelsicherheit Tarifbindungen Öffentliche Dienstleistungen Patente kommunale Demokratie Souveränität der EU- und nationalen Gesetzgebung Schutzrechte für kommunale Sparkassen Wasserversorgung Chemikaliensicherheit Emissionen und vieles mehr

Ausgewählte TTIP-Problembereiche Luftemissionen im Flugverkehr Behandlung von Lebensmitteln Chemikaliensicherheit TTIP und Fracking TTIP-Ausweitungen auf die kommunale Selbstverwaltung

TTIP: Luftemissionen im Flugverkehr In der EU sind die Luftfahrzeugemissionen (Klimagase) durch die EU-Klimaschutzverordnung stark reguliert; die USA weigert sich als einziger Industriestaat das weltweite Kyoto-Abkommen (Schutz der Ozonschicht) zu unterzeichnen (Klimagase gibt es nicht und die Welt ist eine Scheibe!?) Nach dem Regierungswechsel 2013 (konservative Regierung) ist inzwischen Kanada aus dem Kyoto-Abkommen ausgetreten. Ziel von USA und Kanada mit TTIP und CETA: Keine Beeinträchtigung ihrer Luftfahrzeuge durch europäische Klimaschutzvorgaben.

TTIP: Behandlung von Lebensmitteln EU: Gentechnisch veränderter (GV) Lebensmittel müssen kennzeichnet werden Hormonbehandlung von Nutztieren ist verboten Das „Haltbarmachen“ von Lebensmitteln mit chlorhaltiger Begasung ist untersagt USA: Keine Unterscheidung GV/Nicht-GV von Lebensmitteln und keine Kennzeichnung Hormonbehandlung und „chemische Begasung“ ist die Regel USA-Ziel über TTIP: uneingeschränkter Import von US-Lebensmittel in die EU

TTIP: Chemikaliensicherheit EU: Alle Chemikalien über 1t/Hersteller und Jahr, die in der EU hergestellt oder in die EU importiert werden, müssen zuvor gemäß der europäischen REACH-VO (EG) 1907/2006 registriert werden. Ansonsten dürfen sie nicht in der EU vermarktet werden. Mit REACH ist in Europa im Bereich Chemikaliensicherheit das Vorsorgeprinzip verankert worden. D. h, Firmen, die Chemikalien in der EU herstellen oder in die EU importieren, haben vor dem erstmaligen Inverkehrbringen nachzuweisen, dass der Umgang mit diesen Chemikalien für Mensch und Umwelt ungefährlich ist. Die europäische Chemikalienagentur (ECHA) ist berechtigt im Zusammenwirken mit der EU-Kommission die REACH-Vorgaben aufgrund neuerer Erkenntnisse jeweils zu konkretisieren und auszubauen.

Gestaffelter REACH-Zeitplan Alle Chemikalien mussten bis Ende 2008 eine sog. Vorregistrierung durchlaufen. Für vorregistrierte Stoffe gelten folgende Sonderregelungen (pro Hersteller/Importeur): bis 12/2010: Registrierung von Stoffen >1.000t/a; von krebserzeugenden, erbgut- verändernden oder fortpflanzungs- gefährdenden Stoffen der Kat. 1 + 2, jeweils über 1t/a; von für Wasser- organismen sehr giftigen Stoffen >100t/a bis 06/2013: Registrierung von Stoffen >100t/a bis 06/2018: Registrierung von Stoffen > 1t/a Die Datenanforderungen an die Industrie sind nach Menge und Einsatzgebiet gestaffelt.

TTIP: Chemikalien“sicherheit“ USA: US-System TSCA (Toxic Substance Control Act = „US-REACH“, allerdings viel schwächer) sieht praktisch für Chemikalien, die vor 1976 auf dem Markt waren, kaum Kontrollen vor. In den USA müssen Behörden – oder nachfolgende Gerichtsprozesse – beweisen, dass ein Stoff gefährlich ist. Ansonsten dürfen erst mal alle Chemikalien auf den Markt gebracht werden. 90 Tage vor Inverkehrbringen von Chemikalien auf dem US-Markt müssen US-Firmen minimale Daten liefern, die der europäischen REACH-Vorregistrierung entsprechen. Erst ab Produktionsmengen >100t/a sind toxikologische Tests erforderlich.

Datenanforderungen TSCA vs. REACH Neue Chemi- kalien (nach 1976) > 100t Chemikalien, vor 1976 auf dem Markt > 100t > 1.000 t PC-Daten 1 17 Toxizitäts-tests 4 15 16 Öko-Toxi-zitätstests 9 21 Datenlieferung nur auf Anforderung der US-Umweltbehörde EPA **Obligatorische Tests im Rahmen des REACH-Registrierungsverfahrens; ECHA kann weitere Daten anfordern Quelle: Vorlesung F. Dingezu, Fa. Merck Serono an der Universität Leipzig, 13.02.2014

TTIP: Chemikaliensicherheit ZIEL von TTIP: Chemikalien, die in der USA über TSCA registriert wurden, sollen ungehindert auf den EU-Markt kommen (trotz EU-REACH-Vorgaben) Interesse von EU-Firmen: über Tochterfirmen in den USA ließen sich unter TTIP die härteren EU-Vorschriften umgehen Die rigiden europäischen Tierschutzvorschriften beim Test von Chemikalien gibt es in den USA nicht. Da Alternativen zu Tierversuchen meistens kostenintensiver sind, werden sowohl US-Firmen als auch EU-Firmen (über ihre US- Töchter) die Tests in den USA durchzuführen und versuchen sie über TTIP für den EU-Markt zu legitimieren.

TTIP: Fracking „Fracking = Hydraulic Fracturing (to fracture = aufbrechen) Bei der Erdgasförderung wird unter Druck ein Chemie-Wasser-Cocktail in Bohrlöcher verpresst, um das im Gestein eingeschlossene restliche Erdgas auch noch zu fördern. Trinkwasser wird bedroht. Die meisten der eingesetzten Frac-Chemikalien sind für diesen Zweck nicht von der EU-REACH-Verordnung registriert.

TTIP: Fracking ff. . In den USA befreite der Chef der weltweit größten Erdgasfirma und Hersteller von Fracking-Chemikalien – die Fa. Haliburton -, der spätere US-Vizepräsident Bill Cheney 2500 Erdgasboh-rungen vom US- „Safe Drinking Water Act“. D.h., Fracking-Firmen wurden davon befreit, die verwendeten Fracking-Chemikalien offenzulegen. Mittels TTIP soll mit diesen „unbekannten“ Frac-Chemikalien auch in der EU gefract werden. Wehren sich dagegen die EU-Staaten, drohen ihnen über das ISDS-Schutzverfahren im TTIP 100te von Millionen € Entschädigungszahlungen für „entgangene Gewinne“ der US-Energiemultis.

TTIP: Kommunale Daseinsvorsorge Viele Fragen Dürfen unter TTIP kommunale Sparkassen gestützt werden? Muss unter TTIP die kommunale Wasserversorgung privatisiert werden? Müssen alle kommunalen Dienstleistungen unter TTIP weltweit ausgeschrieben werden? Erhalten US-Firmen, wenn sie bei der Ausschreibung nicht beteiligt/berücksichtigt wurden, über ISDS eine Entschädigung für „entgangene Gewinne“? Verstoßen Auflagen der Kommunen – Z.B. im Umwelt-bereich – gegen den freien Welthandel unter TTIP?

Kommunale Spitzenverbände – zumindest TTIP-kritisch Der Städte- und Gemeindebund Brandenburg hat am 27.01.2014 der LINKEN Landtagsfraktion eine Stellungnahme „Transatlantisches Freihandelsabkommen TTIP – potentielle Gefahren für die kommunale Daseinsvorsorge“ samt Gutachten zugesandt, das die wesentlichen Kritikpunkte am TTIP aus kommunaler Sicht aufzeigt. Im Fazit heißt es unmissverständlich: „Sollte TTIP in Kraft treten, dann wäre dieser Schritt praktisch unumkehrbar. Dies ist durch den Umstand begründet, dass Änderungen des TTIP praktisch alle Vertragspartner zustimmen müssten und somit die USA oder ein einzelnes EU-Mitglied die Änderung blockieren könnten.“

TTIP und Kommune – Hilfen Inzwischen gibt es einige Musteranfragen und Musteranträge aus dem linken kommunalpolitischen Bereich, die Ihr in der Kommunalen Datenbank der Partei DIE LINKE findet http://www.die-linke.de/politik/kommunal/kommunaldatenbank/ Nachfolgend 2 Beispiele:

Anfrage nach § 34 Abs. 4 GemO – TTIP und die Kommunen Anfrage im RAT der Stadt Freiburg von der Fraktion Unabhängige Listen vom 04.02.2014 - Ein nachahmenswertes Muster für Kommunalis – Anfrage nach § 34 Abs. 4 GemO – TTIP und die Kommunen Die Fraktion Unabhängige Listen bittet die Verwaltung zu prüfen, 1. welche Konsequenzen das derzeit von der EU-Kommission im Geheimen verhandelte Transatlantische Freihandelsabkommen mit den USA ( TTIP ) sowie das Abkommen mit Kanada ( CETA) für die Stadt Freiburg hat, so z.B. für die öffentliche Auftragsvergabe, Energiepolitik und Umweltschutz wie auch für Tarife und Arbeitsbedingungen der Stadt Freiburg, der städtischen Gesellschaften und Eigenbetriebe?

Anfrage im RAT der Stadt Freiburg von der Fraktion Unabhängige Listen vom 04.02.2014 –ff. - Ein nachahmenswertes Muster für Kommunalis – . 2. inwieweit durch eine Liberalisierung des internationalen Dienstleistungshandels auch Dienstleistungen der Daseinsvorsorge für die Freiburger BürgerInnen, wie z.B. in Bildung, Kulturförderung, Gesundheit, sozialen Dienstleistungen, Abwasser- und Müllentsorgung, öffentlichem Nahverkehr oder der Wasserversorgung, betroffen wären? 3. und im deutschen Städtetag zu beantragen, sich seitens des Städtetages gegen dieses geplante Abkommen zu positionieren und entsprechend sowohl bei der Bundesregierung wie auch bei der EU-Kommission zu intervenieren.

Antwort der Stadt Freiburg Hinsichtlich Inhalte und Stand der aktuell stattfindenden Verhandlungen über das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und der USA liegen uns von offizieller Seite keine Informationen vor… . Gleichwohl ist man diesen Herausforderungen auf kommunaler Ebene nicht vollkommen schutzlos ausgeliefert: Denn die öffentliche Vergabe kommunaler Aufträge ist stets mit der Benennung von (Vergabe-)Kriterien verbunden. (…)

Antrag der GÖLinke.Ratsfraktion www.goe-linke.de Antrag zur Ratssitzung am 14.03.2014 Überprüfung der möglichen Auswirkungen von CETA und TTIP (Antrag wurde am 14.03. zunächst in die Ausschüsse verwiesen) Die Göttinger LINKE Ratsfraktion fragt detailliert nach den Auswirkungen von TTIP und CETA für viele Bereiche der kommunalen Daseinsvorsorge. Der Antrag enthält zudem etliche links zur Thematik TTIP/CETA und kommunaler Daseinsvorsorge. Den vollständigen Antrag aus Göttingen findet Ihr in der Kommunalen Datenbank DER LINKEN – siehe vorne.

Ganz aktuell: Umweltministerkonferenz gegen TTIP 82. Umweltministerkonferenz am 09. Mai 2014 in Konstanz: TOP 8: Auswirkungen eines Freihandelsabkommens EU-USA (TTIP) auf umweltrechtliche Belange Beschlüsse (auszugsweise) 3. Die Umweltministerkonferenz weist darauf hin, dass dem vorsorgenden Umweltschutz hohe Bedeutung zukommt und bekräftigt, dass das Vorsorgeprinzip in den Verhandlungen nicht geschwächt werden darf. 4. (…) Die EU darf keinem Abkommen zustimmen, das die in den EU-Vergaberichtlinien gefundenen Kompromisse unterläuft und insbesondere den Druck zur Privatisierung öffentlicher Daseinsvorsorgeleistungen (insbesondere Abfall, Wasser, umweltbezogene Energie- und Verkehrsdienstleistungen) verstärkt. Die hohen deutschen und europäischen Umwelt- und Verbraucherschutzstandards müssen erhalten bleiben. Eine Verpflichtung zur Öffnung der EU bei neuen Risikotechno-logien wie Fracking darf nicht festgelegt werden. Durch das geplante TTIP sowie andere Freihandels- bzw. Dienstleistungsabkommen darf das hohe Umweltschutzniveau in der EU und im nationalen Recht nicht abgesenkt werden.

UMK, 09.05.2014 ff. 5. Die Umweltministerkonferenz ist der Auffassung, dass grundsätzlich mit OECD Staaten keine gesonderten Investitionsschutzabkommen abgeschlossen oder Investitionsschutzregeln in Freihandelsabkommen aufgenommen werden müssen. (…) Auf besondere Ablehnung stößt ein Investor-Staat-Schiedsverfahren. 6. Die Umweltministerkonferenz lehnt eine Informations-pflicht zwischen der EU-Kommission und den USA über geplante Gesetzes- und Regulierungsinitiativen (Regulatorische Kohärenz), bevor das Europäische Parlament oder die Mitgliedstaaten informiert wurden, ab. Hinweis: UMK-Beschlüsse gibt es nur, wenn alle Bundesländer zustimmen.

TTIP: Fazit TTIP würde praktisch in alle Bereiche des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens direkt einwirken TTIP würde Schutzniveaus jeglicher Art in Europa auf das niedrigere US-Niveau reduzieren Mit dem TTIP-Schutzabkommen ISDS drohen Entschädigungsforderungen in 100-ten von Millionen € TTIP stellt die wirtschaftlichen Interessen von Firmen höher als geltendes europäisches, nationales und Kommunalrecht

Rede über die Frage des Freihandels, hier irrt Karl Karl Marx Rede über die Frage des Freihandels, gehalten am 9. Januar 1848 in der Demokratischen Gesellschaft zu Brüssel Aber im allgemeinen ist heutzutage das Schutzzollsystem konservativ, während das Freihandelssystem zerstörend wirkt. Es zersetzt die bisherigen Nationalitäten und treibt den Gegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoisie auf die Spitze. Mit einem Wort, das System der Handels-freiheit beschleunigt die soziale Revolution. Und nur in diesem revolutionären Sinne, meine Herren, stimme ich für den Freihandel.

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Daher: TTIP Stoppen ! Ich danke für Eure Aufmerksamkeit, stehe für Rückfragen gerne zur Verfügung und hoffe auf eine spannende Diskussion michaelBraedt@web.de