Kathrin Schrader Feministisches Institut Hamburg

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Ist die Gasometer-City Teil des „Stadt-Zentrums“
Advertisements

Internationale Verpflichtungen und die Rolle des Bundes bei der Bekämpfung Häuslicher Gewalt Sylvie Durrer.
Die Relevanz des Gender Mainstreaming aus interkultureller Perspektive
Barrieren und Optionen von Wissens(ver)teilung Qualitative Analyse des Wissensaustauschs in einer Wiener Bildungsinstitution Master Thesis von Ruth Gutermann.
Einführung in die Geschlechterforschung: Gleichberechtigung in der Differenz 7. Sitzung am 22/6/2006.
Struktur Proseminar „Grundbegriffe der Soziologie“
Klausur „Mathematik für alle“
Für den Feminismus ist es unbedingt notwendig,
Sexueller MISSBRAUCH an Kindern Ich habe Angst, dass mir die Anderen nicht glauben würden aber trotzem fühle ich das Bedürfnis, das jemendem zu erzählen.
Demokratisierung ökonomischer Verhältnisse – Ausgangs- und Einsatzpunkte einer aktuellen Notwendigkeit Track#9: Demokratie und Ökonomie Momentum12, 28.Sept.
Positive stimmen – ein Projekt zum Leben mit HIV und Stigmatisierung.
Ergebnispräsentation
Gender Mainstreaming- Sprachakrobatik oder die Verwirklichung der Chancengleichheit
Soziale Ungleichheit im internationalen Vergleich
Zugangsbarrieren von Migrantinnen zum Internet
für behinderte Frauen, Männer und Kinder
BERATUNG KANN MEHR FRAUENSPEZIFISCHE BERATUNGSFORMEN ZWISCHEN LÖSUNGSORIENTIERUNG UND THERAPIE PROF. DR. SABINE SCHEFFLER ZENTRUM FÜR ANGEWANDTE PSYCHOLOGIE.
Intersectionality ein neues Forschungsparadigma?
Raumbezogene Identität Virtuelle Denk- und Handlungsräume
Behinderung und Männlichkeit
Präsentation der Ergebnisse Gesprächskreis 3: Zur Gleichstellung der Geschlechter Migrationskonferenz Hier sind wir zuhause 14. Juni 2008, 13 bis 19 Uhr.
Akzeptierende Jugendarbeit mit rechtsextremen Jugendlichen
Phänomen und Pädagogische Projekte
Frauen sind anders – Männer auch Geschlecht und Behinderung
Akademie der bildenden Künste Wien
Armut definieren – Armut wahrnehmen Armut verstehen
GENDER MAINSTREAMING Die 4-R-Methode
Feministische Politik als Engagement für Gerechtigkeit
1 Mag. Martin Kühnl AG Tagung Gumpoldskirchen 28./ Herzlich willkommen! 1.
Zentrale Diskussionspunkte in Fragen religiöser Kompetenzentwicklung
Science und Gender Hat die Wissenschaft ein Geschlecht?
Kapitel 10. Feminismus Begriffliches Ideologische Grundlagen
Struktur der kommunalen Elite Einleitung Frage Sozialstruktur der Exekutivmitglieder Theorie/Forschungsstand Hypothese Methoden Ergebnisse und Interpretation.
MUSEALISIERUNG VON MIGRATION Annäherung an eine Aushandlung gesellschaftlicher Praxis.
… unser Leben nach Conchita Wurst …
Religiöse Vielfalt – Bedrohung oder Chance?
Eidgenössisches Departement des Innern EDI Eidg. Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG Geschlechtergleichstellung als Querschnittsaufgabe im.
Social Justice und Diversity Training – eine Einführung
Altersdiskriminierung
Seid ihr auch den Geschlechterkampf leid?
Buddhismus, Hinduismus Christentum, Islam, Judentum
Dialogwerkstatt Schulentwicklung: Auf dem Weg zur Gemeinschaftsschule
DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007
Konzepte von Interkultureller Pädagogik
Sexualpädagogik HZA Herzlich willkommen zum Elternabend „Sexualpädagogik“ an der HZA Freienbach!
Offener Dialog: Wie geht das?.
Sex und Gender.
Kostenfaktor: Psychische Erkrankungen
Management, Führung & Kommunikation
Konfliktlösung durch Konfrontation
Inklusion/Exklusion von Menschen mit Behinderung
Gabriele Hooffacker: Interviews vorbereiten und umsetzen
Hinweise zur Gesprächsführung
Feministische Politik als Engagement für Gerechtigkeit Vortrag am 25. Oktober 2005 im Rahmen der Ringvorlesung: Die Lust der Veränderung: Feminismus als.
Internationaler Frauentag 2007 Feministische Politik als Engagement für Gerechtigkeit.
PARTicipation Basis Workshop Inklusion
Das Menschenbild der Individualpsychologie -Alfred Adler
‚Queer‘ – Das Ende der Heteronormativität?
Gendertraining Ursula Kress, Hümeyra Ak. Gender?
Georg Spitaler PS Interpretative Zugänge zu Popularkultur WS 2004/05
Freiheit und Gerechtigkeit
Tutorium Inhalte heute  Organisatorisches  Einführung in postmoderne Ansätze in den Internationalen Beziehungen.
Fachstelle für Gleichstellung – Stadt Zürich, BIBLIOTALK Geschlecht: behindert. Besonderes Merkmal: Frau. Angie Hagmann, Kontaktstelle für Frauen.
Moderne Gesellschaften I: Entstehung, Dynamik, Steuerung A.Prof. Dr. Gerda Bohmann.
Prävention sexueller Gewalt in der Kinder- und Jugendarbeit Grundinformationen.
Umzüge versus Pendeln Referat 4. Oktober 2010 Dominique Braun.
Die klassischen Methoden der historisch-vergleichenden Forschung Universität Zürich Soziologisches Institut Seminar: Methoden des internationalen Vergleichs.
Workshop 4: Recht auf Stadt Jugendöffentlichkeit zwischen Kontrolle und Selbstregulierung Tanja Klöti, M.A. Institut Sozialplanung und Stadtentwicklung.
ZWANGSPROSTITUTION BELOGEN, VERKAUFT ZUM SEX GEZWUNGEN.
Identifying the effects of gendered language on economic behavior
 Präsentation transkript:

Kathrin Schrader Feministisches Institut Hamburg Eine intersektionale Betrachtung der Exklusion und Viktimisierung drogengebrauchender Sexarbeiterinnen Kathrin Schrader Feministisches Institut Hamburg

Gliederung Vorstellung des Feministischen Instituts HH Sexarbeit in Hamburg Die Betrachtung der informellen, illegalisierten Drogen- und Sexökonomie Die intersektionale Mehrebenenanalyse (Nina Degele, Gabriele Winker) als Untersuchungswerkzeug Das Konzept der Sexuellen Arbeit (Pauline Boudry, Brigitta Kuster, Renate Lorenz) als theoretische Grundlage Intersektionale Betrachtung der Sexuellen Arbeit drogengebrauchender Sexarbeiterinnen 08.07.2009

Das Feministische Institut Hamburg Feministische und intersektionale Ansätze im FI HH Wir wollen feministische Erkenntnisse nutzen, um politische Phänomene besser zu verstehen, die mit Ungleichheiten, Machtverhältnissen, fehlender Anerkennung oder geringer gesellschaftlicher Teilhabe bestimmter Gruppen von Menschen einhergehen. Verknüpfung zum Thema Sexarbeit: Es geht um Arbeit und Emanzipation einer marginalisierten stigmatisierten Gruppe durch intersektionale Analyse. Eigene Verfasstheit und Positionalität. 08.07.2009

Drogengebrauchende Sexarbeiterinnen versus „Drogenprostituierte“ oder „Beschaffungsprostituierten“ Drogengebrauchende Sexarbeiterinnen werden durch Mehrfachzuweisungen, wie: Stigmatisierung (Junkiehure, Crackhead, Seuchenschleuder…), Diskriminierung (die „Anderen“, die Exkludierten, die Unprofessionellen, die Preisdrückerinnen…), Viktimisierung (Missbrauchs- und Vergewaltigungsopfer) und Kriminalisierung (Straftäterin) als „Drogenprostituierte“ konstruiert. 08.07.2009

Sexarbeit in Hamburg Arbeitsort: Arbeitsplatz: St. Pauli St. Georg Und in der ganzen Stadt Arbeitsplatz: Bordelle, Modellwohnungen, Clubs Straßenstrich, Auto, Steige Und viele andere Orte 08.07.2009

Der informelle illegalisierte Drogen- und Sexmarkt in Hamburg hauptsächlich Frauen Alter 18 – 75 60 % Migrantinnen 1/3 „Drogenprostituierte“ 08.07.2009

Arbeitsbedingungen innerhalb der informellen illegalisierten Drogen- und Sexökonomie Verstöße gegen BtMG und SpGVO: Ordnungswidrigkeit Bußgeld – Barzahlung – Straftat Platzverweise, Aufenthaltsverbote Für Straßen, Plätze, Stadtteile Von Stunden bis zu einem Jahr! Besonders auffällige Person Erfassung in Zentraldatei 08.07.2009

Folgen der Arbeitsbedingungen Machtasymmetrie zwischen: Drogengebrauchenden Sexarbeiterinnen versus Polizei, Freiern, AnwohnerInnen, DealerInnen, WirtschafterInnen, Hilfeprojekten … Sie sind kriminalisiert und permanent auf der Flucht. Schlechte Drogenqualität und hohe Drogenpreise. Keine Machtposition in der Preisverhandlung und Einlassen auf unerwünschte Sexualpraktiken. Sicherheitssysteme sind kaum vorhanden. Überproportional häufig Opfer von körperlicher und psychischer Gewalt. Exklusion durch Repression, Sanktion und Verdrängung.  Gesundheitliche Verelendung durch Verflechtung differenter Ungleichheits- und Diskriminierungskategorien.  Subjekte erscheinen als nicht mehr handlungsfähig und fremdbestimmt. 08.07.2009

Forschungsanliegen These: Forschungsfragen: Datenerhebung: In den sozialen Praktiken der Verweigerung und den Verstößen gegen die gesellschaftliche Normativität und die staatlichen Gesetze sind subversive Akte und Widerstandspraktiken enthalten, die Handlungsspielräume eröffnen. Forschungsfragen: Was sind die vorhandenen Widerstandspraktiken in den Selbsttechniken drogengebrauchender Sexarbeiterinnen? Welches Empowerment kann daraus abgeleitet werden? Welche politischen Handlungsmöglichkeiten können davon abgeleitet werden? Datenerhebung: Narrative (-fokussierte) Leitfadeninterviews 08.07.2009

Die intersektionale Analyse nach Degele/Winker Die strategische Subsumtion der heterogenen Situation drogengebrauchender Sexarbeiterinnen durch: Identitätskonstruktionen drogengebrauchender Sexarbeiterinnen beschreiben und verdichten! Welche hegemonialen Diskurse sprechen sie an, greifen sie auf und gegen welche wehren sie sich auf Symbolebene? Die Analyse der Herrschaftsstrukturen anhand von Klasse, Race, Gender und Körper! Wechselwirkungen der zentralen Kategorien auf den drei Ebenen benennen! Identitätskonstruktionen (mehrerer Interviews) vergleichen und clustern! Strukturdaten ergänzen und Herrschaftsverhältnisse analysieren! Analyse von benannten Repräsentationen vertiefen! Wechselwirkungen in der Gesamtschau herausarbeiten! 08.07.2009

Die Wechselwirkung der zentralen Kategorien 08.07.2009

Sexuelle Arbeit (nach Boudry, Kuster, Lorenz) Analytisches Mittel, um zu verstehen: wie Individuen unter historischen und kontextspezifischen Bedingungen zu Subjekten werden welche Praxen in diesen Prozess involviert sind Bezeichnet den Aufwand der mit Subjektivierung im Feld von Arbeit verbunden ist die Drohungen und Versprechungen unter denen er bewältigt werden muss Subjektivierung ist ein performativen Prozess Unterwirft Subjekte den gesellschaftlichen Regeln Befähigt sie aber zugleich gesehen zu werden und zu handeln. Implementierung der Kategorien Sexualität und Geschlecht, in die Diskussion über: Ökonomie Bruttosozialprodukt Lohnarbeit 08.07.2009

Sexuelle Arbeit drogengebrauchender Sexarbeiterinnen intersektional betrachtet Selbsttechnologien mit der intersektionalen Methode und Theorie analysieren: Untersuchung der Fähigkeiten und Fertigkeiten, die innerhalb der Drogenszene das individuelle Leben der Sexarbeiterinnen sichern und des Aufwandes, der geleistet werden muss. Verweise auf die Symbolebene aufnehmen: Welche hegemonialen Diskurse existieren? Welche Anrufungen werden angenommen und abgelehnt? Gibt es Gegendiskurse? Macht- Herrschaftsverhältnissen im Arbeitskontext herausarbeiten. Widersetzungen und Handlungspotentiale innerhalb der Wechselbeziehungen generalisieren. 08.07.2009

Vielen Dank!

http://www.feministisches-institut.de 08.07.2009

Das Beispielinterview Interviewsituation Interview mit vielen narrativen Sequenzen, Erster Eindruck, es geht ihr schlecht, sie ist traurig und desillusioniert, betonte mehrmals nicht mehr leben zu wollen Ändert sich in den Erzählpassagen jetzt Wahrnehmung als stark und sehr offen Ist obdachlos und betonte mehrfach die Diskriminierung und Ungerechtigkeit mit der sie behandelt wird Sehr interessiert am Forschungsprojekt Hofft, dass es sich positiv auswirkt auf das Leben in der Szene Die wichtigsten Identitätskonstrukte: Ich bin eine Drogenkonsumentin Mein Leben ist Anschaffen Ich bin eine Überlebenskämpferin Ich bin zu Unrecht diskriminiert 08.07.2009

Symbolische Repräsentationen identifizieren Gegendiskurse Repressionen (Beispiel) Selbstaktivierung Stereotyp Drogenprostituierte Stereotyp Freier Verworfenes Leben 08.07.2009 17

Bezüge zu Sozialstrukturen finden anhand von: Klasse, Race, Gender und Körper (Beispiel) 08.07.2009

Beispiel Körper Safer Work ist ein Anliegen der Frauen, die Schutzmaßnahmen werden durch Nichternstnehmen ihrer Arbeit u.a. durch die Exekutive keine Vernetzungsmöglichkeiten Machtassymmetrie Männer und Frauen eingeschränkte Wahlmöglichkeiten konterkariert. 08.07.2009

Bsp. Überlebenskämpferin 08.07.2009

Widersetzung durch Kritik Kritik an: Gesellschaft Kürzungspolitik Hilfesystem Waffengesetz Exekutive Drogenpreise und -quailtät Prohibition 08.07.2009

Widersetzungen durch Forderungen Niemand darf mit mir machen was ich nicht will Zentraler Hilfeeinrichtung Leichteren Therapiezugang Beschäftigungsalternativen Legalisierung von illegalisierten Drogen Freierbestrafung 08.07.2009