Politik, Verwaltung und Management von „Geschlecht“

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Internationale Verpflichtungen und die Rolle des Bundes bei der Bekämpfung Häuslicher Gewalt Sylvie Durrer.
Advertisements

Die Relevanz des Gender Mainstreaming aus interkultureller Perspektive
Einführung in die Geschlechterforschung: Gleichberechtigung in der Differenz 7. Sitzung am 22/6/2006.
Emotion und Motivation
Gemeinsam Veränderungen gestalten: Strategische Bündnisse von Frauen Kathrin Mahler Walther Berlin, 4. Oktober 2010.
Wie kann betriebliche Gesundheitsförderung einen Beitrag zur Modernisierung des Öffentlichen Dienstes leisten? von Senatsdirektor Dr. Volker Bonorden Senat.
Ringvorlesung Universität zu Köln
Diversity – Element einer Unternehmensethik?
VII. Prinzipien Christlicher Sozialethik I
IX. Christliche Sozialethik als Strukturenethik
Familienpolitische Ansätze
GZD Unsere Werte: - großzügig weitergeben - Jesus folgen - offen für Veränderung - missionarisch leben - Gottes Geist erleben - Anbetung Gottes.
Intersectionality ein neues Forschungsparadigma?
Definition Allgemeines, Historisches
„Gender Mainstreaming“
Gesunder Mensch im gesunden Unternehmen
Karrierechancen von Frauen im Hochschulmanagement
Körper und Wissen Hans Joas: Kreatives Handeln.
Gender im Unterricht Janna Kleinwächter.
Ein modernes Gesetz zur Förderung der Gleichstellung von Frau und Mann in Sachsen (Sächsisches Gleichstellungsfördergesetz – SächsGleichstFördG) Fraktion.
Was bedeutet betriebliche Gleichstellung an der LMU Schwerpunkt Personalauswahl Teil 1: Grundlagen Seminar 5. August 2010 Friedel Schreyögg.
Institut für Freiraumentwicklung Universität Hannover Dr. Annette Harth IF Gebrauchswert und Nutzungsfreundlichkeit – Gender-Kriterien für öffentliche.
Partizipativ ist politisch Anthropologische Erkenntnisse zu einem Entwicklungsprojekt im Jemen Magdalena Kloss.
r.born1 Ist Seele verzichtbar ? (Auf den Inhalt kommt es doch an!) Nichts ist praktischer als eine gute Theorie Theorie ohne Praxis ist leer Praxis.
Antworten auf Fragen die niemand gestellt hat………
SFB 522 Umwelt und Region Universität Trier, Trier gefördert durch: Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung,
Das männliche Manifest
Wort des Lebens Dezember
Die Umsetzung des Landesgleichstellungsgesetzes
Familienföderation e.V.
Eltern sein – wichtiger denn je
man muß auch in die Politik gehen.
Science und Gender Hat die Wissenschaft ein Geschlecht?
Die Macht der Vorurteile über Mann und Frau
Einführung in die Geschlechterforschung 4. Sitzung am 30/10/2007.
Gender Mainstreaming in JOBSTARTER JOBSTARTER-Workshop in Nürnberg, März 2011 Annette Land, Christa Oberth.
Kapitel 10. Feminismus Begriffliches Ideologische Grundlagen
Funktionärinnen und Funktionäre
Eidgenössisches Departement des Innern EDI Eidg. Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG Geschlechtergleichstellung als Querschnittsaufgabe im.
Die häufigsten Ausreden
BUNDESINITIATIVE GROSSELTERN von Trennung und Scheidung betroffener Kinder 5. Jahrestreffen BIGE, Programm 11:00 Uhr Begrüßung BIGE Begrüßung Herr Ingo.
Der Sand, auf dem unser Wirtschaftssystem aufgebaut ist.
The New European Surgical Academy
Betriebliche Gestaltungsfelder
„Geschlechtssensible Pädagogik“
Wir hören immer von Regeln aus Sicht der Frauen. Hier sind endlich die Regeln aus Sicht der Männer.
Abschließende Statements und Schlusswort 1 Öffentlich geförderter Beschäftigungssektor - Programm der Linken in Halle bearbeitet durch den.
Eine kleine Entdeckungsreise für neugierige Menschen …
Literaturanalyse zum Projekt Männer und Väter in Familie und Beruf - Herausforderungen in Praxis, Politik und Gesellschaft Gefördert durch die Europäische.
Erfahrungen mit Gruppenarbeit
Wir hören immer von Regeln aus Sicht der Frauen.
Rede der Bundes-Ministerin
Der Sonderfall Schweiz. Die Sicht des Auslandes Prof. Dr. Klaus Armingeon Institut für Politikwissenschaft Universität Bern , Europaforum Luzern.
So Vieles läuft anders, als ich es will.
, Stuttgart Gewidmet Frau Ursula Kress Evang. Oberkirchenrat Stuttgart
Forschungsdesign Forschungsziel Methode Sample Timing
Grammatikalische Begriffe im Unterricht
Agenten und Multi-Agenten-System
Auswege aus der Gender-Sackgasse Sonntagberg,
Universität Innsbruck Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik free to choose e c o n o m i c s.
Geschlecht als politikwissenschaftliche Kategorie
Fallbeispiel: Leitwerte
Konstruktivismus Konstruktivismus geht davon aus, dass Informationen nicht einfach aufgenommen, verarbeitet und gespeichert werden, sondern dass sie durch.
Fachtagung der Bundesvereinigung Lebenshilfe: Migration und Behinderung: Zugangsbarrieren erkennen – Teilhabe ermöglichen 29.–30. September 2015 in Berlin.
KONVERSATIONEN MIT MIR ÜBER LÖSUNGSORIENTIERTE THERAPIE: 1978 BIS HEUTE.
Biopsychosoziale Entwicklung Vorlesung „Psychische Störungen“ Prof. Dr. Ralph Viehhauser.
Die klassischen Methoden der historisch-vergleichenden Forschung Universität Zürich Soziologisches Institut Seminar: Methoden des internationalen Vergleichs.
29. November 2012, Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen: Kultur Prof. Dr. Nils Jent (oec., HSG) und Regula Dietsche (lic. phil, UZH) Warum ist.
 Präsentation transkript:

Politik, Verwaltung und Management von „Geschlecht“ SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Dr. Daniel Schmidt Prof. Rebecca Pates, PhD Institut für Politikwissenschaft Politik, Verwaltung und Management von „Geschlecht“ 25. November 2010

Einführung: Wozu Geschlechterpolitik(en)? SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Einführung: Wozu Geschlechterpolitik(en)? Mirko Zimmermann (2008), Frauen und Männer an der Universität Leipzig

Einführung: Die Großtrends SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Einführung: Die Großtrends Frauenfördergesetze Programme Frauenbeauftragte Geschlechterforschung Institutionalisierung Gleichheitsansatz Differenzansatz Konstruktivistische Ansätze Ausdifferenzierung

Theorie und Praxis Theoret. Ebene Gleichheitsansatz Differenzansatz SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Theorie und Praxis Theoret. Ebene Gleichheitsansatz Differenzansatz Konstruktivismus Politisch- praktische Ebene Frauenförderung/ Gleichstellung, Quoten Kritik

SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Gleichstellung Zur Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern im öffentlichen Dienst im Freistaat Sachsen werden Beschäftigte […] unter Beachtung des Vorrangs von Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung gefördert. Ziel der Förderung ist auch, in stärkerem Maße der Unterrepräsentanz von Frauen zu begegnen, soweit sie in einzelnen Bereichen in geringerer Zahl beschäftigt sind als Männer. SächsFFG, § 2

Gleichstellung Instrumente SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Gleichstellung Instrumente Frauenförderpläne/Gleichstellungsprogramme (mit Statistiken) Regelungen zu Stellenausschreibungen Unzulässigkeit bestimmter Fragen im Vorstellungsgespräch Zielvorgaben für die Personalplanung Benachteiligungsverbote, z.B. bei Elternzeit Schutz gegen sexuelle Belästigung Bestellung von Frauen- /Gleichstellungsbeauftragten Quoten / affirmative action

Gleichstellung Kritik SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Gleichstellung Kritik Maskuline Prägung der Gesellschaft bleibt unangestastet Angleichung der Frauen an männerzentrierte Normen Keine grundlegende Veränderung patriarchaler Strukturen

Theorie und Praxis Theoret. Ebene Gleichheitsansatz Differenzansatz SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Theorie und Praxis Theoret. Ebene Gleichheitsansatz Differenzansatz Konstruktivismus Politisch- praktische Ebene Frauenförderg./ Gleichstellung, Quoten Gender Mainstreaming, Diversity Management Assimilation statt Veränderung Kritik

SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Gender Mainstreaming

SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Gender Mainstreaming

SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Gender Mainstreaming

SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Gender Mainstreaming

SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Gender Mainstreaming

Diversity Management Typisch Frau? SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Diversity Management Typisch Frau? Neue Erkenntnisse der Neurowissenschaften rütteln am jahrzehntelangen Glauben von der Gleichheit der Geschlechter. Die Studien zeigen kognitive Unterschiede zwischen Frau und Mann. Frauen, behauptet zum Beispiel die kanadische Entwicklungs-Psychologin Susan Pinker, wollen in ihrer großen Mehrheit gar nicht bis in die Chefetage vordringen. „Frauen definieren Erfolg anders als Männer“, erklärt sie im SZ-Interview. „Fragt man Akademikerinnen, was sie sich von einem Job wünschen, antworten die meisten: ‚Ich möchte Autonomie und Flexibilität, mit Menschen arbeiten, die ich respektiere, oder ein bisschen die Welt verändern.‘“ Aber ist das wirklich spezifisch weiblich? Schließlich ist auch die Mehrzahl der Männer nicht am Chefsessel interessiert. Der Bonner Hirnforscher Christian E. Elger macht für Unterschiede im Denken und Fühlen die Hormone verantwortlich. „Je mehr Testosteron, desto weniger Empathiefähigkeit“, könnte man seine Thesen auf den Punkt bringen. Tatsache ist wohl: Männer- und Frauenhirne arbeiten unterschiedlich, nicht aber besser oder schlechter. SIGRID EIFLER Vielfalt_erleben _Das Magazin für Diversity Management, November 2010

Diversity Management Naturalisierung durch Hirnforschung SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Diversity Management Naturalisierung durch Hirnforschung Differentes Verhalten Screening Differente Areale aktiviiert Korrelation

Diversity Management SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Vielfalt_erleben _Das Magazin für Diversity Management, November 2010

Diversity Management SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Vielfalt_erleben _Das Magazin für Diversity Management, November 2010

Theorie und Praxis Theoret. Ebene Gleichheitsansatz Differenzansatz SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Theorie und Praxis Theoret. Ebene Gleichheitsansatz Differenzansatz Konstruktivismus Politisch- praktische Ebene Frauenförderg./ Gleichstellung, Quoten Gender Mainstreaming, Diversity Management Dekonstruktion qua Rekonstruktion ??? Reproduktion der Binarität, Naturalisierung Mikropolitisch schwer umsetzbar Assimilation statt Veränderung Kritik

Bedeutung Symptom Konstruktivismus Anatomie Genetik Endokrinologie SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Konstruktivismus Bedeutung Anatomie Genetik Endokrinologie Psychische Identifikation Gestik, Mimik Status Symptom Geschlechtsteile Chromosome Hormonpegel Identifizierung Weiblichkeit, Männlichkeit Diener haben

SEX GENDER Bedeutung Symptom Konstruktivismus Anatomie Genetik SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Konstruktivismus Bedeutung Anatomie Genetik Endokrinologie Psychische Identifikation Gestik, Mimik Status Symptom Geschlechtsteile Chromosome Hormonpegel Identifizierung Weiblichkeit, Männlichkeit Diener haben SEX GENDER

SEX 1 SEX 2 SEX 1 GENDER 1 GENDER 2 Konstruktivismus SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Konstruktivismus SEX 1 SEX 2 SEX 1 GENDER 1 GENDER 2

SEX 1 SEX 2 SEX 1 GENDER-Continuum Konstruktivismus SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Konstruktivismus SEX 1 SEX 2 SEX 1 GENDER-Continuum

SEX 1 SEX 2 SEX 1 G1 G325 Konstruktivismus SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Konstruktivismus SEX 1 SEX 2 SEX 1 G1 G325

SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11

SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Konstruktivismus Die Geschlechter ergeben eine Ordnung, die auf Regeln basiert. Diese Regeln sind a) implizit b) allen (Mitgliedern einer Gesellschaft) bekannt. c) einer Grammatik ähnlich: Es gibt zwei Geschlechter. Jeder Mensch ist mit einem Geschlecht geboren. Das angeborene Geschlecht ist unveränderlich. Das angeborene Geschlecht bestimmt das soziale Geschlecht.

Gender ist eine Konvention SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Konstruktivismus Gender ist eine Konvention Die institutionalisiert ist: D.h., ohne Rechtfertigung oder Begründung Außer: Naturalisierung Hinweis auf „natürliche Ordnung“ Hohe Stabilität  Verbunden mit Organisationslogiken  Korrelation mit Hierarchisierung Salzinger: Weiblichkeit inszeniert (relative) Ohnmacht  Dialektik zwischen Gendering und Hierarchisierung

Gender ist eine Konvention SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Konstruktivismus Gender ist eine Konvention Die wir selber umsetzen „Dynamischer Nominalismus“ „Elaborating on the difference between people and things: what camels, mountains, and microbes are doing does not depend on our words..... Human action is more closely linked to human discipline than is bacterial action.“ (Hacking) Klassifizierung Handlung  Zuschreibung

Gender ist eine Konvention SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Konstruktivismus Gender ist eine Konvention Was nun? These 1: Die Reproduktion der Binarität in Forschungs-zusammenhängen reproduziert auch die hierarchischen Verflechtungen. These 2: Die Reproduktion der Binarität in politischen Zusammenhängen reproduziert das, was geändert werden soll. These 3: Status ist institutionalisiert, auch durch Gender. Das ist es, was uns interessieren sollte: Wie wird Status (re-)produziert?

SQ-Modul Genderkompetenzen WS 2010/11 Und wenn Sie mir sagen daß die Frau noch immer nicht zum öffentlichen Berufe berechtigt ist, nicht Richterin oder Arzt und nicht Volksvertreterin sein kann, so werde ich nicht mit den Physiologen über das Grammengewicht des Hirns discutiren; ich werde vielmehr einfach die unzweifelhafte Thatsache feststellen, daß alle Berufe der Frau zugänglich sind und sein sollen, mit Ausnahme derer, bei denen durch die strenge Erfüllung des Berufes selbst der wahre Beruf der Frau, die Ehe unmöglich wird. Nun glaube ich, diese Grenze ist in den Berufsarten der Frau bereits erreicht; die Frau die den ganzen Tag hindurch beim Pulte, am Richtertisch, auf der Tribüne stehen soll, kann sehr ehrenwerth und sehr nützlich sein, aber sie ist eben keine Frau mehr; sie kann nicht Weib, sie kann nicht Mutter sein. […] In dem Zustande unserer Gesellschaft ist die Emancipation ihrem wahren Wesen nach die Negation der Ehe; und die Aufgabe der Gesittung unserer Zeit sollte darum nicht in der Bekämpfung jener Emancipationsidee, sondern in der Erhebung der Idee der Ehe, in der Entwicklung des großen Gedankens liegen, daß die Frau eben erst durch die Ehe, durch die Erfüllung der männlichen Individualität mit dem ewig Weiblichen, durch die höchste innigste Verschmelzung der beiden sich gegenseitig erst zur vollen Entwicklung bringenden Grundformen des Menschen der zweite Factor alles Menschlichen zu werden bestimmt ist.   Lorenz vom Stein (1876), Die Frau auf dem Gebiete der Nationalökonomie