Referentielle Progression

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Präteritum Erstelle den Text in ER-Form!
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 Präsentation transkript:

Referentielle Progression Referat zum Seminar „Satzübergreifende Phänomene“ von Elena Loupanova

Begriff der „referentiellen Progression“ „referentielle Progression“ (Hellwig 1984, Wiegand 1988b) „referentielle Bewegung“ (Klein, von Stutterheim 1992) „thematische Progression“ (Daneš 1974a, Daneš/Viehweger 1976, Isenberg 1974, 1976) „maintenance of reference“ (Labov 1972, Marslen-Wilson et al. 1982) „cohesion“ und „coherence“ (Halliday/Hasan 1976) „rhetorical structure“ (Mann/Thompson 1986)

„Referentielle Bewegung“ nach von Stutterheim  „Die Art und Weise, wie sich die Information von einem Satz zum nächsten entfaltet;“

Grundstruktur (1) Gestern fuhren Müllers nach Heidelberg.  Merkmale:  Beispiel: Gestern fuhren Müllers nach Heidelberg.  Merkmale:

Grundstruktur (1) Gestern fuhren Müllers nach Heidelberg.  Merkmale:  Beispiel: Gestern fuhren Müllers nach Heidelberg.  Merkmale: 1. ein Zeitintervall: „gestern“

Grundstruktur (1) Gestern fuhren Müllers nach Heidelberg.  Merkmale:  Beispiel: Gestern fuhren Müllers nach Heidelberg.  Merkmale: 1. ein Zeitintervall: „gestern“ 2. beteiligte Personen: „Müllers“

Grundstruktur (1) Gestern fuhren Müllers nach Heidelberg.  Merkmale:  Beispiel: Gestern fuhren Müllers nach Heidelberg.  Merkmale: 1. ein Zeitintervall: „gestern“ 2. beteiligte Personen: „Müllers“ 3. die Handlung selbst: „Abreisen nach Heidelberg“ (zusammen mit dem Zielort und einer Bewegung)

Grundstruktur (1) Gestern fuhren Müllers nach Heidelberg.  Merkmale:  Beispiel: Gestern fuhren Müllers nach Heidelberg.  Merkmale: 1. ein Zeitintervall: „gestern“ 2. beteiligte Personen: „Müllers“ 3. die Handlung selbst: „Abreisen nach Heidelberg“ (zusammen mit dem Zielort und einer Bewegung)  Weitere, nicht explizit genannte, Merkmale: 4. der Ausgangsort der Bewegung 5. weitere Umstände: Grund, Zweck, Mittel

Grundstruktur (2) Es ergeben sich 6 Referenzbereiche:  Rt : Zeitreferenz  Rp : Personenreferenz  Ra : Prädikate  Rm : Modalität  Rl : Raumreferenz  Rc : Referenz auf Umstände „Handlung“

Grundstruktur (2) Es ergeben sich 6 Referenzbereiche:  Rt : Zeitreferenz  Rp : Personenreferenz  Ra : Prädikate  Rm : Modalität  Rl : Raumreferenz  Rc : Referenz auf Umstände „Handlung“  Weitere Beispiele: - Es regnete. Dort wird getanzt. - Gestern fuhren sie um 5 Uhr ab. - Bei dieser Gelegenheit traf sie ihn zum ersten Mal.

Grundstruktur (3) innerer Kern P A

Grundstruktur (3) äußerer Kern T,L,C innerer Kern P A

Grundstruktur (3) Proposition M äußerer Kern T,L,C innerer Kern P A

Grundstruktur (3) Proposition M äußerer Kern T,L,C innerer Kern P A P, A, T, L, C, M - „Leerstellen“ (W.Klein, C.v. Stutterheim,1992) „konzeptuelle Domänen“ (C.v.Stutterheim,1997) „offene Stellen“ (P.Hellwig, 1984)

Typen der referentiellen Bewegung (1) Position vorher besetzt?

Typen der referentiellen Bewegung (1) Position vorher besetzt? ja Fortführung

Typen der referentiellen Bewegung (1) Position vorher besetzt? ja Fortführung Beziehung zur vorherigen Angabe?

Typen der referentiellen Bewegung (1) Position vorher besetzt? ja Fortführung Beziehung zur vorherigen Angabe? ja Anbindung Erhalt Wiederaufnahme Verschiebung assoziat. Anbindung

Typen der referentiellen Bewegung (1) Position vorher besetzt? ja Fortführung Beziehung zur vorherigen Angabe? ja nein Anbindung Wechsel Erhalt Wiederaufnahme Verschiebung assoziat. Anbindung

Typen der referentiellen Bewegung (1) Position vorher besetzt? ja nein Fortführung Beziehung zur vorherigen Angabe? Einführung ja nein Anbindung Wechsel Erhalt Wiederaufnahme Verschiebung assoziat. Anbindung

Typen der referentiellen Bewegung (1) Position vorher besetzt? ja nein Fortführung Beziehung zur vorherigen Angabe? Einführung Position im Prinzip besetzbar? ja nein Anbindung Wechsel Erhalt Wiederaufnahme Verschiebung assoziat. Anbindung

Typen der referentiellen Bewegung (1) Position vorher besetzt? ja nein Fortführung Beziehung zur vorherigen Angabe? Einführung Position im Prinzip besetzbar? ja nein ja Anbindung Wechsel Neueinführung Erhalt Wiederaufnahme Verschiebung assoziat. Anbindung

Typen der referentiellen Bewegung (1) Position vorher besetzt? ja nein Fortführung Beziehung zur vorherigen Angabe? Einführung Position im Prinzip besetzbar? ja nein ja nein Anbindung Wechsel Neueinführung Beginn Erhalt Wiederaufnahme Verschiebung assoziat. Anbindung

Typen der referentiellen Bewegung (2)  Einführung: eine Referenz war in einem bestimmten Referenzbereich in der vorhergehenden Äußerung nicht gegeben; Neueinführung: der jeweilige Referent wird erstmals im Text eingeführt; Beginn: der Sachverhalt enthielt diese konzeptuelle Komponente nicht;

Typen der referentiellen Bewegung (3)  Fortführung: ein bestimmter Referenzbereich war in der vorhergehenden Äußerung bereits besetzt; Anbindung: die Referenz ist mit der vorangegangenen Referenz in demselben Referenzbereich verknüpft; Erhalt: es besteht Referenzidentität zu einem bereits eingeführten Referenten;  die Hauptstadt - die Hauptstadt  die Hauptstadt - sie  die Hauptstadt - Moskau  Hinter der Tür lag ein Ball. Neben dem Brunnen lag auch ein Ball.

Typen der referentiellen Bewegung (4) Wiederaufnahme: ein Referent war in einer früheren Äußerungseinheit im Text bereits eingeführt; Verschiebung: eine Folgereferenz wird in Abhängigkeit von der vorangehenden gegeben (typisch für die Domänen Raum und Zeit);  danach, davor, darauf, dahinter, daneben, dann assoziative Anbindung: eine Verbindung zwischen zwei Referenzen wird durch Inferenz gewonnen;  ein Berg  das Tal

Typen der referentiellen Bewegung (5) Wechsel: in einem bereits eingeführten Referenzbereich wird die Referenz „gewechselt“;  Es war still im Haus. Peter wusch ab und Marie schlief.

Typen der referentiellen Bewegung (6) Für die Domänen ZEIT/ RAUM/ PERSON/ OBJEKT unterscheidet man des weiteren: Eingrenzung: von einer bestimmten Menge von bereits eingeführten Referenten wird nur eine Teilmenge davon beibehalten;  die Eltern  die Mutter Erweiterung: eine bereits eingeführte Menge wird beibehalten und durch neue Elemente ergänzt;  meine Eltern  die ganze Familie

Typen der referentiellen Bewegung (7) Und ein domänenübergreifender Beziehungstyp: Bündelung: bestimmte bereits eingeführte Angaben aus mehreren konzeptuellen Domänen werden zusammen- gefasst erhalten oder wiederaufgenommen;  all dies

Ein Beispiel 1. Herr Meyer war gestern in Frankfurt. 2. Er hat Freunde in Bockenheim besucht.

Ein Beispiel 1. Herr Meyer war gestern in Frankfurt. 1. 2. Er hat Freunde in Bockenheim besucht. Person/ Subjekt Prädikat Zeit Raum Objekt/Person Modalität 1. 2.

Ein Beispiel 1. Herr Meyer war gestern in Frankfurt. 1. 2. Er hat Freunde in Bockenheim besucht. Person/ Subjekt Prädikat Zeit Raum Objekt/Person Modalität 1. neu - 2.

Ein Beispiel 1. Herr Meyer war gestern in Frankfurt. 1. 2. Er hat Freunde in Bockenheim besucht. Person/ Subjekt Prädikat Zeit Raum Objekt/Person Modalität 1. neu - 2. erh

Ein Beispiel 1. Herr Meyer war gestern in Frankfurt. 1. 2. Er hat Freunde in Bockenheim besucht. Person/ Subjekt Prädikat Zeit Raum Objekt/Person Modalität 1. neu - 2. erh

Ein Beispiel 1. Herr Meyer war gestern in Frankfurt. 1. 2. Er hat Freunde in Bockenheim besucht. Person/ Subjekt Prädikat Zeit Raum Objekt/Person Modalität 1. neu - 2. erh erh > egr

Ein Beispiel 1. Herr Meyer war gestern in Frankfurt. 1. 2. Er hat Freunde in Bockenheim besucht. Person/ Subjekt Prädikat Zeit Raum Objekt/Person Modalität 1. neu - 2. erh erh > egr

Ein Beispiel 1. Herr Meyer war gestern in Frankfurt. 1. 2. Er hat Freunde in Bockenheim besucht. Person/ Subjekt Prädikat Zeit Raum Objekt/Person Modalität 1. neu - 2. erh erh > egr

Ein Beispiel 1. Herr Meyer war gestern in Frankfurt. 1. 2. Er hat Freunde in Bockenheim besucht. Person/ Subjekt Prädikat Zeit Raum Objekt/Person Modalität 1. neu - 2. erh erh > egr

Literatur Hellwig,P. (1984). Titulus oder über den Zusammenhang von Titeln und Texten. ZLG 12, 1-20. Klein,W. und von Stutterheim,C. (1992). Textstruktur und referentielle Bewegung. Textlinguistik, 67-92. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht. von Stutterheim,C. (1997). Einige Prinzipien des Textaufbaus. Empirische Untersuchungen zur Produktion mündlicher Texte. Tübingen: Niemeyer.