Philipps-Universität Marburg

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Der Sozialstaat ist finanzierbar!
Advertisements

UCEF Unabhängiges Centrum für empirische Markt- und Sozialforschung GmbH DVGW Nord, Teterow, Zu hören ist das Grollen eines demografischen.
Das Finanzpolitik Quiz
Momentum 12 Track #3: "Recht, Freiheit und Demokratie" How liberalism lost its concept of democracy Jakob Kapeller, Universtität Linz, Institut für Philosophie.
Aspekte der demographischen Entwicklung in der EU
Bildungsarmut Dieter Eißel, Universität Gießen
Spezifische Motivdimensionen von Ausdauer- und Mannschaftssportlern im Vergleich zu Nichtsportlern Jörg Hagenah Druck: Universitätsrechenzentrum Leipzig.
Staatsfinanzen und Steuern aktualisiert März 2010
Bewegungswissenschaft
Einkommensungleichheit
Staatsausgaben und Besteuerung
Leseleistung LAU 5 und KESS 4 im Vergleich
Kulturelle Konflikte im globalen Konfliktgeschehen seit 1945 – Prof. Dr. Aurel Croissant Studie des Instituts für Politische Wissenschaft an der Universität.
Corporate Citizenship – Teil 1
Was ist die artikulatorische Grundlage von Locus-Gleichungen? Hauptseminar: Modelle der Sprachproduktion & - perzeption Dozent: Prof. Dr. Jonathan Harrington.
Forschungsstatistik II Prof. Dr. G. Meinhardt SS 2005 Fachbereich Sozialwissenschaften, Psychologisches Institut Johannes Gutenberg Universität Mainz KLW-24.
Forschungsstatistik II Prof. Dr. G. Meinhardt SS 2006 Fachbereich Sozialwissenschaften, Psychologisches Institut Johannes Gutenberg Universität Mainz KLW-18.
Hausarbeiten in der Philosophie
7. Neue Wachstumstheorie 7. 1
Neue Politische Ökonomie: Comparative Politics Vorlesung an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg SS 2008 Prof. Dr. Lars P. Feld Ruprecht-Karls-Universität.
5.2 Erweiterungen Einnahmen/Ausgabenmodell um einkommensabhängige Investitionen und Steuern Investitionen nicht mehr rein autonom, sondern einkommensabhängig:
7. Konvergenz oder Divergenz von Regionen
Anwendungsseminar: Kausale Modellbildung
How much paternal resemblance is enough? Sex differencies in hypothetical investment decisions but not in the detection of resemblance Platek, Critton,
Stadt Frankfurt am Main – Der Magistrat / Bürgeramt, Statistik und Wahlen Ralf Gutfleisch Design und Umsetzungskonzept koordinierter kommunaler Umfragen.
Einführung in die Wirtschaftspolitik
Datenmanagement in Sensornetzen PRESTO - Feedback gesteuertes Datenmanagement - SS 2007 Sören Wenzlaff.
Input-Output-Workshop 2010
Meta-Analyse Forschungsmethoden und Evaluation
Sportwissenschaftliche Forschungsmethoden SS Statistischer Test.
Probleme der Modellspezifikation
Lesen macht stark-Lesekompetenztests
Staatsaufgaben Wirtschaftlicher Teil
Bachelor-Thesis 1 Einführung Isabel Ott
Einkommen und Einkommensverwendung Älterer: Ergebnisse der NRW Studie
Wirtschaftswissenschaften
Rolf Schenker, Statistik Stadt Zürich
Das Finanzpolitik Quiz Humboldt-Universität zu Berlin Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Institut für Wirtschaftspolitik I Makroökonomie, Geld und Kapitalmärkte.
EXCEL PROFESSIONAL KURS
Institut für Politikstudien I N T E R F A C E Ergebnisse der Selbstevaluation und der ökonomischen Evaluation 2008 Präsentation anlässlich der 2. Netzwerktagung.
LS 2 / Informatik Datenstrukturen, Algorithmen und Programmierung 2 (DAP2)
Was heißt Staatsverschuldung?
Erstellung eines Research Proposals
25 Jahre Jägerzug „Junge Eiche“ Laach
Wir üben die Malsätzchen
10.1 Recherche: Lernenden-Ebene
Seite 1 in Mrd. EUR * Gliederung nach Aufgabenbereichen Quelle: BMF; Economic Research; /08 Gesamtausgaben: 70,5 69,6 69,9 Ausgabenstruktur*
Environmental Kuznets Kurve
Statistik: Mehr zur Regression.
Idee: Analyse der österreichischen Sozialversicherung ein aus volkswirtschaftlicher Sicht interessantes Gebiet weil so gut wie jeder davon betroffen ist.
1 Nutzen Sie diese Powerpoint-Präsentation beim Selbstlernen oder in Veranstaltungen zur Einführung in das jeweilige Thema. Einführung Lernmodul Nutzungsbedingungen:
Finnische Lehrerinnenbildung: Forschungsorientiert Englisch Research-based teaching According to the teaching philosophy of the University, teaching and.
Der KMU-Sektor in der Ukraine: Überblick und aktuelle Lage
Erfolgreiche Bildungssysteme im Vergleich
Eine Lehre vor dem Studium nutzt wenig FAZ, 22.Juli 1995 Doppelqualifikation zahlt sich aus Tagesspiegel, ? ? ? ? ? Was denn nun?
Globalisierung – Was ist das?
Dr. Gerhard Zahler-Treiber ATTAC Österreich
Prof. Dr. Paul Bernd Spahn
Datum:17. Dezember 2014 Thema:IFRS Update zum Jahresende – die Neuerungen im Überblick Referent:Eberhard Grötzner, EMA ® Anlass:12. Arbeitskreis Internationale.
Zum Einfluss subjektiver und objektiver Merkmale auf die Wiedererkennung von Werbeplakaten Antje Bauer & Stefanie Frehse Institut für Allgemeine Psychologie.
Fiskalquoten nach OECD-Berechnungen
11. Juli 2014 | Fachbereich 03 | Institut für Sportwissenschaft | Tobias Beringer M. A.| 1.
Neue Politische Ökonomie: Direkte vs
Studentisches Seminar Rhetorik des Schreibens Teil 1.
Verantwortung und psychovegetativer Stress bei Kernerwerbstätigen MYRIAM BAUM UND SOPHIA WOLF UNIVERSITÄT ZU KÖLN.
The PageRank Axioms Johannes Zaunschirm. Überblick / Outline  Alon Altman and Moshe Tennenholtz. “Ranking Systems: The PageRank Axioms”., 2005  Basisstruktur.
Übung 2 Einführung in die Ökonomie 18. April 2016.
Die klassischen Methoden der historisch-vergleichenden Forschung Universität Zürich Soziologisches Institut Seminar: Methoden des internationalen Vergleichs.
Spärliche Kodierung von Videos natürlicher Szenen Vortragender: Christian Fischer.
Id901 Benchmarking - Analyse für die Euroregion Villa Manin unter besonderer Berücksichtigung der Rolle KÄRNTENS im Vergleich mit den NACHBARREGIONEN und.
 Präsentation transkript:

Philipps-Universität Marburg Abteilung für Finanzwissenschaft am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Institut für Politikwissenschaft am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie Direkte Demokratie in den USA   Thema: Auswirkungen der Initiative auf die wirtschaftliche Entwicklung

1. Einleitung “The Impact of Voter Initiatives on Economic Activity” Textgrundlage: S. Brock Blomberg, Gregory D. Hess und Akila Weerapana: “The Impact of Voter Initiatives on Economic Activity”

1. Einleitung „We believe that some of these differences in economic outcomes can be explained by differences in political institutions across states.“ Blomberg, Hess, Weeperapana (2002), S. 1

Gliederung 1. Einleitung 2. Herleitung der Hypothesen 2.1 Überblick über bisherige Untersuchungen 2.2 Die Annahmen der Untersuchung 3. Argumentation des Modells 4. Empirische Analyse 5. Ergebnisse der Untersuchung 6. Diskussionsansätze

2. Herleitung der Hypothesen 2.1 Überblick über bisherige Untersuchungen 2.2 Die Annahmen der Untersuchung

2. Herleitung der Hypothesen 2.1 Überblick über bisherige Untersuchungen zahlreiche Untersuchungen zu ökonomischen Folgen von direktdemokratischen Elementen Vergleiche zwischen repräsentativ und direktdemokratisch verfassten Körperschaften Ökonomische Variablen (Auswahl): Staatsausgaben/-einnahmen Staatsverschuldung Effizienz in einzelnen öffentlichen Aufgabenbereichen

2.1 Überblick über bisherige Untersuchungen Matsusaka 1995, 49 Bundesstaaten, USA - durchschnittlich 4% weniger öffentliche Ausgaben bei Initiativrecht - höhere Ausgaben der lokalen Ebene werden durch Bundesstaaten überkompensiert

2.1 Überblick über bisherige Untersuchungen Feld/Savoiz 1997, 26 Kantone, Schweiz - 5,4 % höheres Bruttoinlandsprodukt bei Initiativrecht (Fiskalreferendum) - keine Umkehrbarkeit des kausalen Zusammenhangs zwischen Initiativrecht und Wirtschaftsleistung

2.1 Überblick über bisherige Untersuchungen Übersicht über empirische Untersuchungen ( Auswahl) Ökonomische Variablen Autoren Stichprobe Zeitraum Zentrales Ergebnis/ Anmerkungen Staats- verschuldung Kiewiet/ Szaklaly 1989  50 Bundes- staaten   1961-1990  33% niedriger/ Kopf und Jahr bei Initiativrecht Staats-ausgaben Matsuaska 1995 49 Bundes-staaten  55 –110 $ niedriger/ Kopf und Jahr bei Initiativrecht Brutto- inlandsprodukt  Feld/ Savoiz 1997 26 Kantone 1984-1993 5,4 % höher bei Initiativrecht (Schweiz) Staatsausgaben Staats-einnahmen Rueben 1997   49 Bundes-staaten SA:66 $ niedriger/K u. J. SE:70 $ niedriger/ K u. J. bei Initiative Quelle: Feld u. Kirchgaessner (1998) S. 36f

2. Herleitung der Hypothesen 2.2 Die Annahmen der Untersuchung „The basic outline of the theory draws on the stylized fact that initiative states tend to shy away from broad-based taxation and spending decisions an instead adopt user charges and more localized spending.” Blomberg, Hess, Weeperapana (2002) S.5

2.2 Die Annahmen der Untersuchung Initiativstaaten tendieren zu weniger pauschalen Besteuerungs- und Ausgabenentscheidungen engere Bindung an Bürgerpräferenzen (Wicksell´sches Steuerpreismodel) öffentliche Ausgaben werden produktiver eingesetzt die Umverteilungsfunktion öffentlicher Ausgaben tritt in den Hintergrund

2.2 Die Annahmen der Untersuchung Die Autoren erwarten für Initiativstaaten: - größere Wachstumsraten des Sozialprodukts - effizientere Allokation ( größere produktive öffentliche Ausgaben) - größere Konvergenzgeschwindigkeit zu durchschnittlich höheren Gleichgewichtsniveaus

3. Argumentation des Modells Entwicklung von Berechnungssystemen zu Wachstum, Allokation und Konvergenz. Wirtschaftliches Wachstum, Effizienz der Allokation: Sozialprodukt ist abhängig von Arbeit, Kapital und produktiven öffentlichen Leistungen Ausgaben werden in Initiativ- und Repräsentativstaaten in einem unterschiedlichen Grad in produktive öffentliche Leistungen umgesetzt

3. Argumentation des Modells - Anteil produktiver Ausgaben kann als Bruchteil der Gesamtausgaben gesehen werden formal: Gt =  Et -  ist Ausdruck staatlicher Produktivität - Staaten unterscheiden sich nur in der Fähigkeit Steuereinnahmen in produktive Ausgaben zu transformieren - Entwicklung eines Gleichungssystems mit der Wachstum für jeden Staat geschätzt werden kann

3. Argumentation des Modells Konvergenzgeschwindigkeit: - Herleitung der Konvergenzgeschwindigkeit aus Wachstumsrate Zusammenfassung Den Autoren stehen nun Berechnungs- und Schätzmöglichkeiten für Wachstum, Gleichgewichtsniveau und Annäherungs-geschwindigkeit sowie Allokation in Abhängigkeit der produktiven öffentlichen Ausgaben zur Verfügung

4. Empirische Analyse - Definition von Initiativstaaten nach Matususaka (1995); Es werden nur Initiativen betrachtet, keine Referenden und weitere direktdemokratische Elemente - Daten für Kapital aus Studie von Holtz- Eakin (1993) - Demographische Daten von „Bureau of the census“ - breiter Kapitalbegriff

Kein wesentlicher Einfluss auf Ergebnisse der Untersuchung 4. Empirische Analyse - für jede Berechnung wird eine Regressionsanalyse erstellt - Beachtung zeit- und staatenspezifischer Unterschiede - Einführung von Kontrollvariablen - Investitionstätigkeit - geographische Verteilung - Humankapital Schlussfolgerung der Autoren: Kein wesentlicher Einfluss auf Ergebnisse der Untersuchung

5. Ergebnisse der Untersuchung Wirtschaftliches Wachstum: höheres Sozialprodukt pro Kopf und Jahr bei Initiativrecht - größere Wachstumsraten bei Initiativrecht

5. Ergebnisse der Untersuchung Wirtschaftliche Entwicklung (Mittelwerte 1969 –1986) in 48 Staaten* Daten I-Staaten NI-Staaten Y/L 35,853 $ 33,107 $  Y 0,36 0,33 G/Y 0,502 0,492 *- Daten von Holtz-Eakin (1993) durch die Autoren übernommen - K/L und G/L liegen in NI-Staaten höher Quelle: Blomberg, Hess, Weeperapana (2002) Table 1, S.24

5. Ergebnisse der Untersuchung Allokation: 20 – 30 % signifikant größere Effizienz der Allokation bei Initiativrecht (Anteil produktiver Ausgaben) Administrative Produktivität () Variable  (II)  (IV) I-Staaten 0,91 0,70 NI- Staaten 0,75 0,60 Unter-schiede   0,16 (18 %) 0,1 (15 %) Quelle: Blomberg, Hess, Weeperapana (2002) S.13

5. Ergebnisse der Untersuchung Konvergenz: Initiativstaaten konvergieren 33% schneller zu ihrem wirtschaftlichen Gleichgewichtsniveau Das gleichgewichtige Sozialproduktniveau liegt in Initiativstaaten höher Konvergenzgeschwindigkeit (unterschiedlichen Regressoren) Variable II III SADJ (I)   0,201 0,178 SADJ (NI) 0,163 0,136 Unterschiede 0,038 (19 %) 0,042 (24 %) Quelle: Blomberg, Hess, Weeperapana (2002) Table 3A, S.28

5. Ergebnisse der Untersuchung Zusammenfassung: Wirtschaftliches Wachstum: höheres Sozialprodukt pro Kopf und Jahr bei Initiativrecht Allokation: 20 – 30 % signifikant größere Effizienz der Allokation bei Initiativrecht (Anteil produktiver Ausgaben) Konvergenz: Initiativstaaten konvergieren 33% schneller zu ihrem wirtschaftlichen Gleichgewichtsniveau

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

6. Diskussionsansätze Welchen Einfuß kommt der Beschränkung auf nur ein Element der direkten Demokratie zu? Die Ergebnisse von Matsusaka (1995) zeigen eine gegenteilige Entwicklung von Ausgaben auf Bundesstaaten- und lokaler Ebene. Welche Tendenz könnte sich bei einer Betrachtung des wirtschaftlichen Wachstums auf lokaler Ebene ergeben? Lassen sich Argumente finden, die einen umgekehrt kausalen Zusammenhang zwischen Wachstum (oder Effizienz) und direkter Demokratie vermuten lassen?