Herausforderung Ressourceneffizienz

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 Präsentation transkript:

Herausforderung Ressourceneffizienz eine Aufgabe für Geschäftsführung und Belegschaft von Jens Clausen Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit gGmbH

Beachtung der planetarischen Grenzen • 2009 von einem internationalen Wissenschaftlerteam entwickeltes Konzept über die ökologischen Grenzen der Erde. • Neun für das System Erde essentielle ökologische Dimensionen wurden identifiziert. • Sieben Dimensionen konnten berechnet werden. • Drei Dimensionen – Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Stickstoffkreislauf – haben die Belastungsgrenze überschritten.

Der Trend zur Green Economy Unser Wirtschaftsmodell ist aus den Fugen geraten. Die gleichzeitige Krise von Ökonomie einerseits und Klima, Biodiversität und Stoffströmen anderseits erfordert neue Lösungen. Nach wie vor leben Milliarden Menschen in Armut. Das Wachstum der Weltwirtschaft muss in Zukunft ökologisch verträglich und sozial gerechter sein. Öko-Effizienz Technologien werden dabei im zukünftigen Innovationswettbewerb der Industrieländer eine immer größere Rolle spielen.

Wachstumsprognosen Wachstumsprognose des globalen Marktes für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz 2011, 2015, 2025 (in Milliarden Euro und durchschnittliche jährliche Veränderung 2011-2025 in Prozent)

Beschäftigungsentwicklung Verteilung der Beschäftigten der Branchen Umwelttechnik und Ressourceneffizienz in einzelnen Leitmärkten – Deutschland 2011 Beschäftigungsentwicklung 2011 bis 2025 in Millionen

Konsequenzen Der ökologischer Umbau der Industriegesellschaft bedeutet nicht nur, den Einsatz von ökoeffizienten Technologien drastisch zu steigern! Wir müssen auch: auf eine möglichst vollständige Versorgung mit erneuerbaren Energiequellen umsteigen, den Ressourcenverbrauch senken und auf möglichst geschlossene Materialkreisläufe umstellen.

Entkoppelung von Wirtschafts- wachstum und Naturverbrauch Quelle: IG Metall

Kostenstruktur im Produzierenden Gewerbe Quelle: Deutsche Materialeffizienzagentur, Daten aus 2010

Ansatzpunkte zur Steigerung der Materialeffizienz Produktkonstruktion und -dimensionierung (Materialauswahl, Geometrie, Verschnittoptimierung, …) Produktionsprozess (Bearbeitungsverfahren, Prozessparameter, Betriebsstoffe, Reinigungs- und Aufbereitungsverfahren, Hilfsstoffe, Verwertung von Produktionsabfällen, ...) Umfeld der Produktion (Transportprozesse, Lagerhaltung, Verpackungsmaterial, …) Quelle: Deutsche Materialeffizienzagentur

Informationsstand zur Ressourceneffizienz: aus externer Perspektive nicht optimal Quelle: Effizienzagentur NRW, Deutsche Materialeffizienzagentur, 2012

Mögliche Treiber der Ressourceneffizienz Der Wettbewerb durch bessere Produkte oder niedrigere Preise, die Unternehmensleitung, Betriebsrat und Beschäftigte.

Beispiele für Ressourceneffizienz mit Mitarbeiterbeteiligung

Wilkhahn Wilkening & Hahne GmbH & Co KG Geschäftsfeld: Büromöbel Umsatz 2011: 93,3 Millionen € Beschäftigte: 600, davon 450 in Bad Münder Internet: www.wilkhahn.de

Langlebige Produkte Um den Kunden bei der langfristigen und damit höchst ressourceneffizienten Produktnutzung zu unterstützen, setzt Wilkhahn auf ein mehrstufiges Konzept: Produkte aus hochwertigen und dauerhaften Materialien herstellen, die auf eine lange Lebensdauer hin ausgewählt sind. Durch leichte Montier- und Demontierbarkeit der Konstruktionen den Grundstein für die Reparierbarkeit legen. Langfristige Lieferbarkeit von Ersatzteilen ermöglicht, die Produkte noch nach Jahrzehnten wieder aufarbeiten zu können. Die Kennzeichnung der Materialien ermöglicht das korrekte Recycling gebrauchter Komponenten.

Arbeitnehmer und Wiederaufarbeitung Bei Wilkhahn-Produkten kann der Kunde, statt einen neuen Bürostuhl zu erwerben, diesen für rund 50% der Erwerbskosten grundlegend aufarbeiten und neu beziehen oder für 20% des Betrages einen neuen Bezug montieren lassen. Durch den Neubezug ist dabei sogar eine Anpassung der Stühle an ein neues Corporate Design oder ein neues Raumgestaltungskonzept möglich. Für die Arbeitnehmer bedeutet das Konzept der Wiederaufarbeitung, dass zunächst etwa zehn Kollegen des technischen Außendienstes permanent mit Reparatur oder Aufarbeitung beschäftigt sind. Andere Produkte werden demontiert und parallel zur normalen Neuproduktion wieder neu aufgebaut. Die Arbeiten der Demontage und Reparatur sind dabei im Vergleich zur Serienproduktion eher anspruchsvoller, stellen also gute Arbeitsplätze dar.

Langmatz GmbH Geschäftsfeld: Kunststoffteile und Komplettsysteme Beschäftigte: 280 Internet: www.langmatz.de

Ressourceneffizienz durch Fertigungstiefe Schwankende Materialqualitäten von Zulieferbetrieben führten zu Rücksendungen und störten häufig die Fertigung. Heute wird das für die Produktion benötigte Granulat weitestgehend im eigenen Haus hergestellt und es wird eine konstante Materialqualität erzielt. Verbesserungen wurden erzielt bei: Reduzierung der Zykluszeiten, Reduzierung der Unterbrechungen, Reduzierung des Ausschusses, Kontinuierliche Qualität der gefertigten Teile, Entlastung der Mitarbeiter von körperlich schwerer Arbeit. Einsparungen: Materialkosten jährlich 870.000 Euro Fertigungskosten jährlich 120.000 Euro Rohöl jährlich ca. 500 Tonnen

Ressourceneffizienz und Beschäftigung Die Geschäftsleitung hatte von Anfang an auf eine Inhouse-Lösung gesetzt und daher entsprechende Schritte unternommen, um alle Beschäftigten in den Optimierungsprozess einzubinden. Es wurden interdisziplinäre Teams gebildet, um einerseits das vorhandene Know-how zu bündeln und andererseits das kooperative Miteinander zu fördern. Durch die Prozessumstellung bekam das hauseigene Labor neue Aufgabenbereiche. Heute werden dort stetig neue Rezepturen entwickelt. Damit können weitere Granulate, die bisher zugekauft werden mussten, in eigener Produktion hergestellt werden. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist, dass heute die Produktion „just in time“ den Bedürfnissen der Kundenaufträge angepasst werden kann.

Blechwarenfabrik Limburg GmbH Geschäftsfeld: Blechverarbeitung Beschäftigte: 300 Internet: www.blechwaren-limburg.de

Ressourceneffizienz durch Integriertes Managementsystem Das Integrierte Managementsystem beinhaltet die Elemente Qualität, Umwelt, Energie, Arbeits-/ Gesundheitsschutz sowie Mitarbeiterbeteiligung. Durch das Integrierte Management wird u.a. auch der Verbrauch der sogenannten B- und C-Materialien wie Dichtungsmassen, Hilfs- und Betriebsstoffe, Büro-/Hygienepapier, Reinigungsmittel oder Arbeitshandschuhe erfasst. Hierdurch werden Schwachstellen offen gelegt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet. So konnte der Stromverbrauch durch Investitionen in die Beleuchtungstechnik, Drucklufttechnik, die energetische Modernisierung der Lackieranlagen und der Schrottpresse deutlich reduziert werden.

Ressourceneffizienz und Beschäftigung Man setzt bei der Blechwarenfabrik Limburg sehr stark auf Verhaltensänderungen. Schulungen und Qualifizierungen der Beschäftigten sind die Regel. Auch das betriebliche Vorschlagswesen wurde gestärkt. Die Mitarbeiter sind aktiv bei der anschließenden Umsetzung eingebunden. Darüber hinaus hatten im Jahr 2012 die Beschäftigten die Möglichkeit, an einer kostenlosen privaten Energieberatung während der Arbeitszeit teilzunehmen. Hintergrund hierbei ist die Überzeugung, dass sich bei einer Verhaltensänderung in den eigenen vier Wänden auch ein Synergieeffekt in Form einer Verhaltensänderung am Arbeitsplatz ergibt.

J. Schmalz GmbH Geschäftsfeld: Vakuum-Technik Beschäftigte: 700 Internet: www.schmalz.de

Ressourceneffizienz durch One-Piece-Flow Zur Erhöhung der Flexibilität und Vermeidung von Abfall wurde das One-piece-flow-Verfahren eingeführt, bei dem immer nur ein Produkt komplett zu Ende gefertigt wird. Kommt es zu kurzfristigen Änderungen der Produkte, so muss nichts verabfallt werden, da nichts vorgefertigt wurde. Zudem wird das fertiggestellte Produkt sofort getestet. Ist an diesem etwas defekt, ist nur dieses eine Stück Ausschuss. Vorteile dieser Methode gegenüber der konventionellen Fließfertigung sind: hohe Flexibilität bezüglich Varianten, verringerte Lieferzeiten, da nicht gewartet werden muss, bis wieder ein Los für eine Variante zusammen gekommen ist, verringerte Lagerbestände und damit verringerter Flächen- und Kapitalbedarf, bessere Qualität, bessere Voraussetzungen für individualisierte Massenfertigung und wandlungsfähige Produktionssysteme.

Einbindung der Beschäftigten Durch die Umstellung der Produktion ergibt sich für die Mitarbeitenden eine erhöhte Arbeitsmotivation, da sie in größere Teilbereiche der Herstellung (One-piece-flow) eingebunden sind und mehr Verantwortung übernehmen. Hinzu kommt, dass jeder Mitarbeitende von individuellen Angeboten zur Weiterbildung profitiert, womit letztlich eine höhere Leistungsbereitschaft gezielt gefördert wird. Zur Herstellung von Vorprodukten werden eigene Fräs- und Drehmaschinen bei Schmalz betrieben. Da das Wechseln der Werkzeuge sehr zeitaufwendig ist, werden regelmäßige Schulungen und Workshops an den Maschinen durchgeführt. Damit verringert sich die Rüstzeit und die Produktion kleiner Losgrößen kann wirtschaftlich dargestellt werden.

Klöckner Pentaplast GmbH & Co.KG Geschäftsfeld: Kunststoffindustrie Beschäftigte: 500 (Werk Montabaur) Internet: www.kpfilms.com

Neue Produkte durch konsequentes Recycling Einführung geschlossener Systeme in Zusammenarbeit mit Kunden zur Rückführung von Industrieabfällen und ihrer Wiederaufbereitung für die Produktion neuer Folien, Investition in Kunststoffrecycling-Anlagen, mit der gebrauchte Plastikflaschen zu Rohmaterial für die Folienproduktion verarbeitet werden, Produktion von SmartCycle-Folien, die einen garantierten Anteil aufbereiteter Plastikflaschen aus Verbraucherabfall enthalten, Optimierung von Logistik, Frachtumfängen und Standorten, um CO2-Emissionen zu verringern.

Rolle der Beschäftigten und des Betriebsrates Um eine kontinuierliche Weiterbildung sicher zu stellen, muss jeder Beschäftige einmal pro Monat im Intranet des Unternehmens einen Fortbildungsbaustein durcharbeiten. So wurde bspw. gewährleistet, dass jeder Mitarbeiter eine Schulung zum Thema Energieeffizienz absolvierte. Durch die enge Kooperation des Betriebsrats mit Verantwortlichen in der Forschung und Entwicklung konnte das Thema Ressourceneffizienz platziert werden, da auf diesem Wege starke Argumente wie technische Machbarkeit und Sinnhaftigkeit mitgeliefert wurden. Nach und nach konnten auch Entscheidungsträger im Unternehmen davon überzeugt werden, dass Ressourceneffizienz ein Baustein zur Entwicklung des Unternehmens sein kann.