Aufstieg und Strategie der privaten Krankenhauskonzerne am Beispiel von Fresenius Helios

2005: Gesundheitswesen goes DAX: Fresenius kauft Helios 2001: Wittgensteiner Kliniken AG mit rund 30 Akut- und Fachkliniken und rund 4.600 Mitarbeitern 2005 : Helios Kliniken für 1,58 Milliarden 2006: Fresenius Medical Care übernahm die Renal Care Group (Nashville, Tennessee) für 3,5 Milliarden US-Dollar 2008: Fresenius Kabi erwirbt für 3,7 Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro) den Generikahersteller APP 2012 : Fresenius Kabi kauft für 1,1 Mrd. US-Dollar Fenwal (Geräte zur Gewinnung und Verarbeitung von Blut für Blutbanken und Krankenhäuser) und wird zum weltweit größten Anbieter von Blut-Transfusionstechnik 2013: Fresenius Helios kauft für 3 Milliarden Euro die Mehrzahl der Krankenhäuser der Rhön- Klinikum AG und wird größter privater Klinikbetreiber Europas Außerdem: Krankenhäuser der Maximalversorgung in Krefeld und Duisburg, die Humaine Kliniken, die Damp-Klinken GmbH …

2016: Helios Global! Helios kauft Quirónsalud Größter privater Krankenhauskonzern in Europa außerhalb der BRD 43 (45) Kliniken, 6600 Betten, 56 ambulante Gesundheitszentren, 300 Einrichtungen für betriebliches Gesundheitsmanagement, 35000 Beschäftigte Verkäufer: das Private-Equity-Unternehmen CVC Kaufpreis: 5,8 Mrd. Euro Umsatz 2017: 2,372 Mrd. Euro, EBITDA 406 Mio. Euro Kaufpreis = 200 % vom Umsatz

2017: Fresenius at home Frankfurt am Main – Der Gesundheitskonzern Fresenius Kabi hat heute das Biosimilars-Geschäft von Merck für 656 Millionen Euro übernommen. 156 Millionen Euro wurden mit Abschluss der Übernahme gezahlt. Weitere mögliche Zahlungen von bis zu 500 Millionen Euro seien „streng an das Erreichen vereinbarter Entwicklungsziele geknüpft“, hieß es von Fresenius. Der Erwerb umfasst die vollständige Produktpipeline mit Schwerpunkt auf Krebs- und Autoimmunerkrankungen. Wie das Unternehmen mitteilte, setzen die entsprechenden Originalpräparate derzeit rund 30 Milliarden US-Dollar (rund 25,25 Milliarden Euro) pro Jahr um. aerzteblatt.de, 01.09.2017

2018: Die Preußen in Wien Transaktionsvolumen: 485 Mio. Euro Juni 2018: Fresenius überträgt stationäres Reha-Geschäft zum 01.07.2018 auf Fresenius Vamed 38 Gesundheitseinrichtungen und 13 Service-Gesellschaften „mit Schwerpunkt auf stationärer Rehabilitation und Pflege“ Vamed: 1982 als Tochtergesellschaft der Voest Alpine gegründet, um AKH Wien fertigzustellen; 1996: Fresenius erwirbt 77% der Anteile Transaktionsvolumen: 485 Mio. Euro

„Ärger mit Akorn“: Erstmals stottert die „Dealmaschine“ 2017: Fresenius Kabi vereinbart den Kauf des US - Generikaherstellers Akorn (Cremes, Salben, Gels, Flüssigmedikamente…) für 4,4 Mrd.Euro Im April 2018 lässt Fresenius die Übernahme wegen angeblich manipulierter Medikamententests platzen Am 1. Oktober 2018 entschied das zuständige Gericht in Wilmington (Delaware) in 1. Instanz zugunsten von Fresenius Unklare Rechtslage steht weiteren Zukäufen im Wege!

„Fresenius Helios. Unser Umsatz- und Ergebnisziel haben wir erreicht.“ 105.927 Beschäftigte (Vollstellen: Helios 57.719 – Quirónsalud 27.858) erwirtschaften im Jahr 2017 8,668 Mrd. Euro Umsatz und ein Jahresergebnis von 728 Mio. Euro. Die sozialen Konflikte sind entsprechend hart: „Helios Klinikum Salzgitter muss 135.000 Euro Ordnungsgeld zahlen.“ „Warnstreik in drei Helios Kliniken abgebrochen. Ein Berliner Arbeitsgericht hat einen kurzfristig angesetzten Warnstreik in drei Helios Kliniken in Schleswig-Holstein untersagt.“ (NDR, 30.05.2018)

Fresenius: die „Dividenden – Aristokraten“ 554.710.473 (555.616.093) Aktien Ausschüttungssumme: 416 Mio. Euro Ergebnis je Aktie 2013 – 2017: 1,92 – 2,01 – 2,64 – 2,85 – 3,28 Euro Dividende je Aktie 2013 – 2017: 0,42 – 0,44 – 0,55 – 0,62 – 0,75 Euro

19.10.2018: Gewinnwarnung – Der Adel verarmt „Aktienkurse fallen: Gesundheitskonzern Fresenius unter Druck“ (FAZ) „Fresenius Medical Care schockiert mit Gewinnwarnung – Aktien fallen in den Keller“ (Handelsblatt) „Doch auch die Tochtergesellschaft Helios kämpft mit Gegenwind“ (FAZ) „Berenberg-Analyst Tom Jones überrascht die Entwicklung von Helios nicht.“ (Handelsblatt)

Die medizinische Versorgung Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Jeder 16. Euro „Bruttowertschöpfung“ Jeder 9. Erwerbstätige Mehr als eine Million zusätzliche Erwerbstätige seit 2006 Die Bruttowertschöpfung in der Stationären Versorgung: 97,2 Mrd. Euro; im Krankenhausbereich: 67,6 Mrd. Euro 1,2 Millionen Erwerbstätige sind in Krankenhäusern beschäftigt. 720 von 1942 Krankenhäusern sind privat. 93.000 von 497.000 Betten sind privat.

Die Folgen der Privatisierung Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung fließen in Dividendenausschüttungen und Kaufpreise. Die Kaufpreise werden Privateigentum (1,58 Mrd. Euro für Lutz Helmig; Aktien-Rückkauf bei Rhön). In einem gedeckelten, staatlich gelenkten Preissystem, das höchstens kostendeckend sein soll, müssen Gewinne erzielt und Investitionen finanziert werden. Das führt zu Personalabbau und anderen Personalkostensen- kungen, insbesondere im Pflegebereich. Daraus resultieren schlechte Arbeitsbedingungen und harte soziale Konflikte. Fresenius Helios ist Vorbild für (schmutzigen) „Klassenkampf von oben“.

Nachdenken schadet nicht „Probleme bei Ameos: Linke im Landtag denken über Enteignung nach“ (Mitteldeutsche Zeitung, 19.05.2018) „Privatisierung von Krankenhäusern war grundsätzlicher Fehler“ „Krankenhäuser zurück in kommunale Hände! In der Debatte um die Probleme bei der Notfallversorgung im Salzlandkreis schwang diese Forderung bislang immer nur latent mit oder hinter vorgehaltener Hand… Jetzt macht die Landtagsfraktion Die Linke das Thema groß auf…Die Fraktion fordert…, Klinikbetreiber notfalls auch zu enteignen.“

Vielen Dank