Das EEG 2016 Sinnvolle Weiterentwicklung oder Ende eines Erfolgsmodells? Vortrag bei der GV der BEGiN eG 30. Juni 2016
Zur Erinnerung Wir befinden uns im fossilen Zeitalter. Menschheitsgeschichtlich stellt dieses nur einen kurzen Zeitraum dar, und wenn es uns nicht gelingt, die Nutzung fossiler Energien zu überwinden, sieht es angesichts des fortschreitenden Klimawandels nicht gut aus.
Energiewende - Historie „Erneuerbare“ Energien - Die Anfänge 1990: 1000-Dächer-Programm als Breitentest, PV-Dachanlagen werden zu 70% gefördert, Länderquote, Monitoring Preis einer Anlage: ca. 12.400 €/kWp Japan: 70.000-Dächer (1994), USA: 1 Mio Dächer (1997) 1991: Stromeinspeisegesetz verpflichtet Netzbetreiber zur Abnahme von (EE-)Strom zu 75/80/90% Durchschnittspreis Kein Anreiz für Solar; für Wind nur an guten Küstenstandorten „Aachener Modell“ entwickelt vom Solar-Förder-Verein: Technologieförderung durch kostendeckende Vergütung für Solaranlagen „Sonne, Wasser oder Wind können langfristig max. 4 % unseres Strombedarfs decken“ (Anzeige Energiewirtschaft 1993)
Energiewende - Historie Atomausstieg und EEG 2000: „Atomkonsens“ mit Festlegung von Reststrommengen (Vertrag mit Atomkonzernen, Umweltminister Jürgen Trittin) AKW müssen nach Ablauf der jeweiligen Laufzeit vom Netz, Reststrommengen dürfen aber übertragen werden Beendigung „Wiederaufarbeitung“, stärkere Pflicht zur Sicherheitsüberprüfung, Moratorium für Gorleben 2000: „Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien“, entwickelt von Hermann Scheer und Hans-Josef Fell Kostendeckende, technologiedifferenzierte Vergütung für die Einspeisung erneuerbarer Energien Unterstützendes 100.000-Dächer-Programm für PV mit KfW-Krediten quasi sofort überzeichnet
Energiewende - Historie Wirkung des EEG Quelle Grafik: f. Wirtschaft u. Energie
Energiewende - Historie EEG Umlage Quelle Grafik: Agentur für Erneuerbare Energien
Kostenentwicklung PV Quelle Grafik: Wikipedia
Energiewende - Historie EEG unter Schwarz-Gelb und Schwarz-Rot Aufnehmen des Framings der INSM: „Strompreisbremse“, „Energiearmut“, „unsoziale Energiewende“ EEG 2012 senkt Rentabilität unter Schwelle von 5 %, Ausbau PV 2013 sinkt gegenüber 2012 auf unter 50% Folge: Ausbau PV bricht ein auf < 1,4 GW/a, Freiflächen-PV ohne Bürgerbeteiligung
EEG 2016 (Stand 1. Lesung Bundestag) Paradigmenwechsel 1. Ziele für Strom aus Erneuerbaren Energien geplanter Korridor (bis einschließlich 2014) Neu: Mengenbegrenzung durch Ausschreibungen 2. Vergütungsfestlegung („atmender Deckel“ je nach Zubau) Neu: Vergütung gemäß (Ausschreibungs-)Gebot
EEG 2016 (Stand 1. Lesung Bundestag) 3. Akteursvielfalt Energiegenossenschaften, Landwirten... Re-Monopolisierung des Energiemarkts 4. Börsenrisiko Bisher: Einspeisevorrang, Vergütungspflicht bei Strombörsenpreisen < 0 €/MWh
EEG 2016 (Stand 1. Lesung Bundestag) ökonomische/politische Folgen: → höhere Gesamtkosten Akteursvielfalt geht zurück (Bedingungen favorisieren große Anbieter mit vielen Projekten) → weniger Bürgerbeteiligung → geringere Akzeptanz (Beispiele: England, Brasilien)
EEG 2016 (Stand 1. Lesung Bundestag) Folgen für die BEGiN eG: Wertschöpfung durch EE-Anlagen mit reiner Einspeisung nicht (mehr) möglich; Beteiligung an Ausschreibungen evtl. durch Verbund mit anderen Genossenschaften Mieterstrom noch lohnend Erlöse aus Stromversorgung hilfreich Neue Geschäftsmodelle notwendig (bspw. Einsparcontracting, Elektromobilität)
EEG 2016 (Stand 1. Lesung Bundestag) Folgen für den Klimaschutz: Ziele für 1,5 °C übernommen nach http://www.volker-quaschning.de/publis/studien/sektorkopplung/Sektorkopplungsstudie.pdf
Klimawandel There is no time to lose.