Leib, Körper, Gehirn Zur Theorie der Verkörperung (WS 2017/18)

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 Präsentation transkript:

Leib, Körper, Gehirn Zur Theorie der Verkörperung (WS 2017/18) Thomas Fuchs

Das Gehirn als Organ des Lebewesens 8

„Embodied Cognitive Neuroscience“ (Varela 1991, Clark 2000, Thompson 2007 u.a.)  Subjektivität ist verkörpert in der senso-motorischen Aktivität des Organismus in seiner Umwelt („embodied, embedded, enactive“)  Gehirn als Vermittlungs- und Beziehungsorgan, vernetzt mit der biologischen, sozialen und kulturellen Umwelt Funktion des Gehirns: statt internen Repräsentationen  Handlungsmöglichkeiten für den Organismus in seiner Umwelt 8

„Embodied Cognitive Neuroscience“ (Varela 1991, Clark 2000, Thompson 2007 u.a.)  Konvergenz von Phänomenologie (subjektiver Leib in Beziehung zur Welt) und dynamischer Systemtheorie (autopoietischer Organismus in Interaktion mit der Umwelt) 8

Das Gehirn im Organismus Primäre Funktion des Gehirns: Regulation des inneren Milieus, der vitalen Bedürfnisse und Antriebsfunktionen des Organismus Regulation von Atmung, Kreislauf, Nahrungs- und Wasserhaushalt, Körpertemperatur, Schlaf- und Wachzustand, Sexualverhalten und anderer autonomer Körperprozesse 8

Das Gehirn im Organismus Affektive Neurowissenschaften: primär subkortikale Genese des Bewusstseins (Damasio 1995, 2000, 2011, Panksepp 1998) Bedürfnisse des Organismus wie das nach Nahrung, Wasser, Erholung, Schlaf oder Fortpflanzung werden als Mangel und Trieb erlebbar und münden in elementare, von basalen Affekten unterstützte Aktionen (Suchen, Fliehen, Angreifen u.a.). 8

Interaktion von Gehirn und Körper – Basales Selbst Stimmungen, Affekte Leibliches Hintergrunderleben, Lebensgefühl basales Selbst 8

Das Lebensgefühl (Vitalgefühl) Affektive Neurowissenschaften: primär subkortikale Genese des Bewusstseins (Damasio 1995, 2000, 2011, Panksepp 1998) Bedürfnisse des Organismus wie das nach Nahrung, Wasser, Erholung, Schlaf oder Fortpflanzung werden als Mangel und Trieb erlebbar und münden in elementare, von basalen Affekten unterstützte Aktionen (Suchen, Fliehen, Angreifen u.a.). 8

Biologische Grundlagen der Vitalgefühle Vitalgefühle basieren auf „Körperlandschaft“ (Interozeption, Propriozeption, u.a.) „Protoselbst“ (Damasio 2008) 8

Biologische Grundlagen der Vitalgefühle “Die frühesten Ursprünge des Selbst … sind in der Gesamtheit jener Hirnmechanismen zu finden, die fortwährend und unbewusst dafür sorgen, dass sich die Körperzustände in jenem schmalen Bereich relativer Stabilität bewegen, der zum Überleben erforderlich ist.” (Damasio 2000) 8

Biologische Grundlagen der Vitalgefühle Im basalen Lebensgefühl „… spiegelt sich der augenblickliche Zustand des Körpers in verschiedenen Dimensionen wider, beispielsweise auf einer Skala, die von der Lust bis zum Schmerz reicht; ihren Ursprung haben sie nicht in der Großhirnrinde, sondern auf der Ebene des Hirnstamms“ (Damasio 2011, 33). → Bewusstsein entsteht nicht im Neokortex. 8

Biologische Grundlagen der Vitalgefühle „Das somatische Hintergrundempfinden setzt nie aus, obwohl wir es manchmal kaum bemerken, weil es keinen bestimmten Teil des Körpers, sondern den übergreifenden Zustand praktisch aller Bereiche repräsentiert.” (Damasio 1995) → Prozesse des Lebens und Prozesse des Selbsterlebens sind untrennbar miteinander verknüpft. 8

Biologische Grundlagen der Vitalgefühle J. Panksepp: Verwandtes Modell der Entstehung von primärem Bewusstsein, wobei basale Instinkte und entsprechende Motivationen eine größere Rolle spielen Das resultierende Selbsterleben ist jedoch vor allem an das „periaquäduktale Grau“ im Mittelhirn gebunden Basisaffekte und Antriebssysteme: Seeking, Rage, Fear, Panic, Lust, Care und Play („Begehren“, „Wut“, „Furcht“, „Panik“, „Lust“, „Fürsorge“ und „Spiel“) 8

Hydranenzephalie

Hydranenzephalie „… (they) crawl toward a spot on the floor where sunlight is falling and where the child will bask in the sun and obviously draw benefit from the warmth. (…) They tend to be fearful of strangers and appear happiest near their habitual mother/caregiver. Likes and dislikes are apparent, none so striking as in examples of music (…) they can respond to different instrumental sounds and different human voices (…) In brief, they are most joyful when they are touched and tickled, when preferred music pieces are played, and when certain toys are shown in front of their eyes.“ (Damasio 2010, 81)

Hydranenzephalie

Höhere Bewusstseinsstufen „Der erste Schritt ist die Erzeugung der ursprünglichen Gefühle, jener urtümlichen Daseinsempfindung, die ganz allein aus dem Protoselbst erwächst. Als Nächstes kommt das Kernselbst hinzu. Das Kern-Selbst handelt von Taten – insbesondere von einer Beziehung zwischen Organismus und Objekt. Es entfaltet sich in einer Abfolge von Bildern: Diese beschreiben, wie ein Objekt das Protoselbst beschäftigt und es – einschließlich der ursprünglichen Gefühle – abwandelt“ (Damasio 2011). 8

Höhere Bewusstseinsstufen „Und schließlich gibt es noch das autobiographische Selbst. Dieses Selbst definiert sich unter dem Gesichtspunkt autobiographischen Wissens, das sich sowohl auf die Vergangenheit als auch auf die vorhersehbare Zukunft bezieht“ (Damasio 2011, 34). 8

Höhere Bewusstseinsstufen Kernselbst (präreflexives Selbsterleben): primäre Interaktion von Gehirn und Körper auf der Ebene des Hirnstamms wird in höheren Hirnzentren (Thalamus, Gyrus cinguli, u.a.) fortlaufend weiter verarbeitet und zugleich mit sensomotorischen, auf die Umwelt gerichte- ten Erfahrungen verknüpft Der Kortex stellt über Sensorik und Motorik die eigentliche, gerichtete Beziehung zwischen dem Kernselbst und der Umwelt mit ihren Objekten her. 8

Bewusstseinsstufen Protoselbst: basales Lebensgefühl (Hintergrundgefühl) Kernselbst: präreflexives Selbsterleben Autobiographisches Selbst: reflexives Selbstbewusstsein, narratives Selbst 8

Höhere Bewusstseinsstufen 8

Verkörperte Gefühle Auch Gefühle sind, biologisch betrachtet, gesamtorganis- mische Zustände, die nahezu alle Subsysteme des Körpers einbeziehen: zentrales und autonomes Nervensystem, endokrines und Immunsystem, Herz, Kreislauf, Atmung, Eingeweide und Ausdrucksmuskulatur (Mimik, Gestik und Haltung). 8

Körper und Gefühle „Wenn wir uns ein starkes Gefühl vorstellen und dann versuchen, in unserem Bewusstsein jegliches Empfinden für seine Körpersymptome zu eliminieren, stellen wir fest, dass wir nichts zurückbehalten, keinen ,Seelenstoff`, aus dem sich das Gefühl zusammensetzen ließe, und dass ein kalter und neutraler Zustand intellektueller Wahr-nehmung alles ist, was bleibt. (...) Ein völlig unkörper-liches menschliches Gefühl gibt es nicht.“ (William James 1884) 8

Körper und Gefühle Damasio: Emotionen als physiologische Zustände in komplexen Rückkoppelungen zwischen verschiedenen Körpersystemen und Hirnzentren dienen in erster Linie der Bereitstellung von körperlichen Reaktionen zur Erhaltung des Organismus und seiner Homöostase Primäre Emotionen (z.B. Angst, Wut) Sekundäre Emotionen (z.B. Scham, Trauer oder Neid) 8

Körper und Gefühle „somatische Marker“ (Damasio 1995): Vorstellung bestimmter Situationen und Handlungs-alternativen löst körperliche, insbesondere viszerale Reaktionen aus, die dann in den somatosensiblen Arealen des Gehirns Resonanz erzeugen körperlichen Begleitreaktionen als emotionales Erfahrungsgedächtnis 8

Körper und Gefühle Der Organismus als ganzer wirkt als Resonanzkörper, dessen emotionale Schwingungen im Gehirn einen entsprechenden „Widerhall“ erzeugen. Gefühle lassen sich somit auch als Beispiel für „zirkuläre Kausalität“ begreifen: Anlässlich bestimmter Wahrnehmungen, Vorstellungen oder Erinnerungen werden (top-down) körperliche Emotionsreaktionen ausgelöst, um dann, als Feedback an das Gehirn zurückgeleitet (bottom-up), das Gefühlserleben zu beeinflussen. 8

Embodiment-Forschung „Wir haben andere Gedanken und Bestrebungen, wenn wir liegen, andere, wenn wir stehen; eine erzwungene zusammengedrängte Körperstellung dämpft unseren Mut, bequem und nachlässig gelagert vermögen wir schwerlich andächtig zu sein, und aller Zorn beruhigt sich durch die Ruhe des Körpers.“ Hermann Lotze, Medizinische Psychologie (1852) 8

Embodiment-Forschung eingesunkene (vs. aufrechte) Position → mehr negative Erinnerungen (Riskind1984) 8

Embodiment-Forschung 8

Embodiment-Forschung Kontraktion der Lächelmuskeln → Cartoons erscheinen lustiger als bei verhindertem Lächeln (Strack et al. 1988) 8

Embodiment-Forschung Annäherungs- (vs. Vermeidungs-) bewegung → chinesische Schriftzeichen werden positiver beurteilt (Cacioppo et al. 1993) Heiße Kaffeetasse halten → wärmerer Eindruck von anderen Personen (Williams & Barg 2008) Soziale Ausschlusssituation → Raumtemperatur als kälter empfunden (Zong u. Leonardelli 2006) 8

Embodiment-Forschung „Hände in Unschuld waschen“ (u.a. Meier et al. 2012) Lähmung der Stirnrunzel-Muskeln durch Botox → verzögertes Verständnis negativer Sätze (Havas et al. 2010) 8

Zusammenfassung Embodiment-Forschung Wenn Menschen emotionsspezifische Haltungen einnehmen, entsprechenden mimischen Ausdruck zeigen oder Gesten ausführen, (a) begünstigt dies die dazu gehörigen Emotionen (b) beeinflusst dies ihre Präferenzen und Einstellun- gen gegenüber Personen oder Gegenständen. 2. Wenn die emotionalen Ausdrucksbewegungen gehemmt werden, behindert dies die entsprechenden Emotionen ebenso wie die Wahrnehmung der ent-sprechenden affektiven Qualitäten der Umgebung. 8

Was sind Emotionen? 1) affektive Intentionalität 2) leibliche Resonanz Emotionen lassen sich als affektive Antworten auf für eine Person bedeutsame Ereignisse ansehen, die auffällige körperliche Veränderungen hervor-rufen und ein spezifisches Verhalten motivieren. 1) affektive Intentionalität 2) leibliche Resonanz 3) Handlungsbereitschaft 4) Funktion 8

1) Affektive Intentionalität - Emotionen betreffen das, was für eine Person relevant und wertvoll ist. - “affektive Angebote” oder Valenzen der Umwelt (K. Lewin) - Selbstaffektion, Selbstbezug - Emotionen erschließen die affektive oder Wert-qualität einer gegebenen Situation (Weltbezug) ebenso wie die eigene Verfassung der fühlenden Person angesichts dieser Situation (Selbstbezug). 8

2) Leibliche Resonanz - Haltungen, Ausdruck, Gesten - lokale oder generalisierte Leibempfindungen - Haltungen, Ausdruck, Gesten - Leib als “Resonanzkörper” (William James), als Medium der affektiven Intentionalität - “embodied appraisal” (Prinz 2004) - Gefühle sind leibliche Gerichtetheiten auf wahrgenommene affektive Valenzen. 8

3) Handlungstendenzen - E-motion (“Herausbewegung”) - Frijda (1986): “Aktionsbereitschaften” z.B. Annäherung, Vermeidung, Zusammensein, Zurückweisung, Dominanz, Unterwerfung u.a. 8

3) Handlungstendenzen Grundbewegungen (Kafka 1950, De Rivera 1977): “Selbst zum Anderen” (z.B. Zuneigung, Trauer) “Anderer zum Selbst” (z.B. Begehren, “Appetit”) “Anderer weg vom Selbst” (z.B. Ekel, Wut) “Selbst weg vom Anderen” (z.B. Furcht) Emotionen haben ihre eigene Räumlichkeit; sie bilden einen “Gefühlsraum”, der im Leib zentriert ist. 8

4) Funktion - Emotionen verwandeln das Feld von Relevanzen und Werten → grundlegende Orientierung - zeichnen ein Spektrum und eine Richtung möglicher Antworten vor - motivieren einen intentionalen Bogen zielgerichteter Handlung - Emotionen als leiblich empfundene Wahrnehmung einer bedeutsamen Umwandlung der erlebten Welt, die den Leib zur Handlung motiviert. 8

Ein verkörpertes Modell der Emotionen Emotionen sind spezifische Formen leiblicher Gerichtetheit eines Subjekts auf affektive Qualitäten und Valenzen einer gegebenen Situation. Emotionen schließen zwei Komponenten leiblicher Resonanz ein : - eine zentripetale oder „affektive“ Komponente - eine zentrifugale oder „emotive“ Komponente 8

“Gefühlskreis”: Modell verkörperter Emotionen 8

Gefühlskreis: Modell verkörperter Emotionen - Mangel an Leibresonanz: z.B. bei “Körperabwehr” (als Teil des erworbenen Habitus) - Gesteigerte Resonanz (z.B. durch Achtsamkeit) 8

Depression als leibliche Resonanzstörung - Leibliche Einengung und Rigidität bis zur Erstarrung - Verlust der Schwingungsfähigkeit, Gefühlslähmung, affektive Entfremdung „... ein Verlust des Fühlens, eine Taubheit, die alle meine menschlichen Be­ziehungen infiziert hatte. Liebe, Beziehungen, meine Arbeit, meine Fami­lie, meine Freunde – all das bedeutete mir nichts mehr.“ (Solomon 2001) - „Gefühl der Gefühllosigkeit“ - Resonanzstörung, Verlust der Interaffektivität und Empathie 8

Zusammenfassung: Gefühl, Körper, Gehirn Die fortwährende “Resonanz” von Gehirn und Gesamtorgamismus ist die Basis von bewusstem Erleben. 8

(2) Die Einheit von Gehirn, Organismus und Umwelt 8

Lineare versus zirkuläre Organismus- Umwelt-Beziehung lineare Abfolge: Reiz →neuronale Verarbeitung → Reaktion 8

Interaktion von Gehirn, Körper und Umwelt Wahrnehmung Objekt Körper Bewegung Sensomotorischer Funktionskreis 8

Lineare versus zirkuläre Organismus- Umwelt-Beziehung “Offene Schleife“: Antizipation des Objekts im Funktionskreis 8

Zirkuläre Organismus-Umwelt-Beziehung Der Reiz geht der Wahrnehmung nicht voraus wie im linearen Modell; er erzeugt sie gar nicht, sondern aktualisiert sie nur. 8

John Dewey „The reflex arc concept in psychology“ (1896): Pragmatismus John Dewey „The reflex arc concept in psychology“ (1896): „Upon analysis we find that we begin not with a sensory stimulus, but with a sensorimotor coordination ... and that in a certain sense it is the movement, which is primary, and the sensation which is secondary, the movement of the body, head and eye muscles determining the quality of what is experienced. In other words, the real beginning is with the act of seeing: it is looking, and not a sensation of light.“ 8

Enaktive Konzeption der Wahrnehmung O’Regan & Noë (2001): Sensorimotor contingency theory of perception Wahrnehmen ist weder eine passive Reizaufnahme noch ein innerer Zustand im Gehirn, sondern eine geschickte Aktivität des Organismus, in die die bewegungsabhängige Varianz der Sensorik eingeht und das implizite, praktische Wissen vom Gegenstand. 8

Repräsentationen: Die Welt im Kopf „Zange!“

Verkörperung: In-der-Welt-Sein /-Handeln „offene Schleifen“ Wahrnehmen Senso-motorischer Funktionskreis „zuhanden“ Handeln

Ein Objekt zu erkennen bedeutet zu wissen, wie man mit ihm umgeht. Verkörperte Wahrnehmung Wahrnehmen Funktions- kreis „zuhanden“ Handeln Ein Objekt zu erkennen bedeutet zu wissen, wie man mit ihm umgeht.