Tobin Tax - die Devisentransaktionssteuer-

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Vor-vor-vor-Bemerkung
Advertisements

Rechtsformwahl.
F FnFn z Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Universität Passau SS Zur Bildung von Zyklen.
Die Kapitallebensversicherung
Das Finanzpolitik Quiz
Die Schuldenkrise der EWU
1 LInternet au service des PME Paris (France), 8-9 février 1999 Workshop 1 Wie kann die Internet-Nachfrage stimuliert werden? Ergebnisse des Workshops.
Einleitung Makroökonomie Beispiel Arbeitsteilung
Einkommensungleichheit
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf / Politikwissenschaft HK/HS: Die Europäische Union und die Weltwirtschaftspolitik Dozent: PD Dr. Hartwig.
Internationale Steuern * Devisentransaktionssteuer (CTT)
Neue Politische Ökonomie: Comparative Politics Vorlesung an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg SS 2008 Prof. Dr. Lars P. Feld Ruprecht-Karls-Universität.
Kapitel 1: Eine Einführung Kapitel 1 Einführung
eXtreme Programming (XP)
Thema 6: Steuerwettbewerb - „Probleme“ des Finanzausgleichs
Internalisierung externer Effekte des Verkehrs
Asset Allocation ist kein Glücksspiel. Die Eierlegendewollmilchsau.
liquide Mittel für Investitionen bereitstellen
Pro Tobin-Tax: Entwicklung statt Spekulation Für eine Besteuerung von Devisentransaktionen zur Bekämpfung von Spekulation und Stärkung der Entwicklungsfinanzierung.
F FnFn z 9. Operational Targets Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Universität Passau SS 2012.
1 i Y IS LM Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Universität Passau WS 2006/07 Z + - Monetäre Außenwirtschaft 9. Zur Gültigkeit der Zinsparität.
Dipl. Volksw., Dipl. Jurist Felix Probst, Universität Passau,
Dipl. Volkswirt, Dipl. Jurist Felix Probst, Universität Passau,
Internet für Alle – zwischen Euphorie und Ignoranz
Kapitel 1: Eine Einführung Kapitel 1 Einführung Einleitung
4. Sitzung: Das Mundell-Fleming-Modell
Makv Thomas Winkler Folie 1 Neuer Krankentagegeldtarif (ESP) Einführung der ESP-Tarife zum Neueinführung von 3 Krankentagegeldern Zielgruppenspezifische.
Optionsanalyse: Senkung der Zahl jugendlicher Raucher (fiktives Beispiel) Seite 1 BewertungBeschreibung ++ Starke Reduktion der Zahl jugendlicher Raucher.
Arbeitskosten in der Industrie 20031) - in Euro2) -
MITTEILUNG DER OIV ZUR WELTWEITEN KONJUNKTURELLEN LAGE Informationen zum Jahr 2003 über: das Potenzial der weinbaulichen Erzeugung die Weinerzeugung weltweit.
Das Finanzpolitik Quiz Humboldt-Universität zu Berlin Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Institut für Wirtschaftspolitik I Makroökonomie, Geld und Kapitalmärkte.

Stabilisierungspolitik in der offene Wirtschaft

Geld regiert die Welt – aber wer regiert das Geld?
Dynamics of Exchange Rate Changes Thomas Hrad Kathrein Bank am
„Der Glaube der mittelalterlichen Alchimisten, aus Blei Gold machen zu können, war eine Manifestation der nüchternen Vernunft im Vergleich zu dem neuzeitlichen.
Arnold, Bachelor-Studienphase-2-Info1 Schwerpunktmodul Finanzmärkte Bachelor Studienphase 2 Phase-2-Info
Kapitel 1 Einleitung Originale (englisch) von Iordanis Petsas
Marktausblick zum Jahreswechsel 2010/11 VTAD-München 8. Dezember 2010 Clemens Max.
Wirtschaft und Soziales: Was war los in den letzten 12 Monaten? Wirtschaft und Soziales: Was war los im letzten Jahr? Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen Albert-Ludwigs-Universität.
Kapitel 17 Erwartungen, Wirtschaftsaktivität und Politik
Anwendung: Die Kosten der Besteuerung

11. Internationale Wirtschaftsbeziehungen II.
Finanztransaktionssteuer
Exkurs: Der Nordamerikanische Auto-Pakt von 1964 und seine Auswirkung auf den intra-industriellen Handel Eine Art „natürliches Experiment“ für das Zustandekommen.
Wahrscheinlichkeitsrechnung
Schiffsbeteiligungen
Wdhlg. AVWL 2: Das Mundell-Fleming Modell
Das Modell von Keynes für eine Internationale Clearing Union – Eine geeignete Forderung im Kampf gegen Finanzkapitalismus! Geld verzockt, Krise verbockt.
2.2 Zahlungsbilanz(un)gleichgewichte
EWS II EWS II.
Neue Formen des Lehrens und LernensEinführungsseminar am Herzlich willkommen... Zur Einführungsveranstaltung Zur Einführungsveranstaltung Neue.
Wirtschaftsperspektiven: Finanzkrise / Wirtschaftskrise: Wie sieht es wirklich für die Kärntner Wirtschaft aus? Ao.Univ.-Prof. MMag. Dr. Gottfried Haber.
Quellen: Redak 2002, Huffschmid 2006, Klimenta o.J., Plihon 2006 Proseminar Entwicklungsökonomie WS 06/07 Einheit 9 Finanzmärkte 1 Karin Küblböck.
21. Oktober 2005 Dr. Peter Baumgartner, Industrie-Holding, Bern Steuertagung von economiesuisse, Zürich 1 Internationale Entwicklungen im Bereich der Besteuerung.
Arnold, Bachelor-Studienphase-2-Info1 Schwerpunktmodul „Finanzmärkte“ Bachelor Studienphase 2 Phase-2-Info
Betriebsbelastung WA eines Linearbeschleunigers
Die Auswirkung der klassischen Musik auf die Leistungen in der Schule Schule №16, Ukraine Schuljahr 2012/13.
The monetary crisis of the British Pound
Hinweise Die folgenden Folien werden als frei zugängliche Folien ins Internet gestellt. Sie sind geeignet, Vorlesungen zu aktuellen Problemen der Wirtschaftspolitik.
Die EU.
Quellensteuern auf Zinsen
Themen Wie wirkt eine Abwertung der Inlandswährung auf die Leistungsbilanz: Die Marshall-Lerner Bedingung Das Arbitragegleichgewicht als Gravitationszentrum.
Prof. Dr. Friedrich Schneider
© RAINER MAURER, Pforzheim Prof. Dr. Rainer Maure Die Schuldenkrise der EWU 2010.
Absicherung der Deckungsgrades Ideen für die Steuerung der Aktienexposure PKBS,
IG Metall Schwäbisch Hall RENTE – Was ist das?. IG Metall Schwäbisch Hall Umlageverfahren Generationenvertrag Arbeitsmarkt Produktivität Demografie 1.
P5.17 Folie 1/2 Biofilmprävention durch akustische Nanowellen: Ein neuer Aspekt bei katheterassoziierten Harnwegsinfektionen? Simon Zillich, Christian.
 Präsentation transkript:

Tobin Tax - die Devisentransaktionssteuer- Makroökonomie II Sommersemester 2004 Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Dipl.-Volkswirt Jan Werner Case study von Kai Mühlhölzer, Sony Joy, Tim Pansegrau, Björn Klein und Rino Lilipaly

Gliederung Wer war James Tobin? Historischer Kontext der Grundidee Die Idee der Tobin Steuer Probleme der Tobin Steuer Die Weiterentwicklung zur TCCBT Kritische Würdigung der TCCBT Offene Diskussion

BILD 1. Wer war James Tobin? Amerikanischer Wissenschaftler, der nach seinem Studium an der Harvard University in Yale lehrte und als Berater unter der Regierung Kennedy´s tätig war. Zu seinen Konzepten zählen u.a. „Tobin´s q“, für welches er 1981 den Nobelpreis erhielt, die „Tobin Separation“ sowie die hier behandelte „Tobin Steuer“. 05.03.1918 – 11.03.2002

2. Historischer Kontext der Grundidee Durch Spekulationen gegen den US Dollar wurde die Golddeckung der US Währung nicht mehr aufrecht erhalten. Dies führte 1973 zum Zusammenbruch des vorherrschenden Fixkurssystems (Bretton Woods). Aufgrund dessen strebte Tobin die Reduzierung von Wechselkursschwankungen (Volatilität) an.

3. Idee der Tobin Steuer Internationale und multilaterale Lenkungsabgabe auf alle Kassatransaktionen, um Währungsspekulationen unattraktiv werden zu lassen. Diese verteuert häufiges, kurzfristiges Devisenwechseln im Verhältnis zu langfristigen Anlagen und führt so zur Stabilisierung des Wechselkurses. Die nationale Regierung bzw. die Zentralbanken erhalten auf diese Weise geldpolitische Spielräume zurück. Tobin schlug ursprünglich einen Steuersatz von 1% vor, reduzierte diesen jedoch später auf 0,25 – 0,1%.

3. Idee der Tobin Steuer Erforderlicher Auslandszinssatz, um ein Arbitragegleichgewicht zu erreichen: Steuersatz 0,5% 0,1% Halteperiode Erforderlicher Zinssatz p.a. ein Tag 541,3 50,7 drei Tage 92,6 18,5 eine Woche 37,0 10,7 ein Monat 12,1 6,4 drei Monate 7,7 5,5 ein Jahr 6,1 5,2 Fazit: Je kürzer die Halteperiode, desto höher muss der Auslandszins sein!

4. Probleme der Tobin Steuer Es erfolgt keine Differenzierung zwischen „ehrbaren“ (z.B. Import/Export) und „zweifelhaften“ (z.B. Spekulationen) Devisentransaktionen. Negative Auswirkungen auf den realwirtschaftlichen Sektor sind somit zu erwarten. Die Finanzmärkte haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert, da die Finanzinstitutionen durch den Liquiditätshandel untereinander zur Stabilisierung der Wechselkurse maßgeblich beitragen. Da im intermediären Handel mit sehr geringen Margen (ca. 0,01 - 0,03%) operiert wird, würde auch eine geringe Tobinsteuer von 0,1% zu einem Liquiditätsschock führen.

4. Probleme der Tobin Steuer Dilemma: Je höher der Steuersatz, desto größer ist der negative Effekt auf die Weltfinanzsysteme. Je niedriger der Steuersatz, desto weniger ist die Tobin Steuer dazu geeignet, Spekulationen zu verhindern.

5. Die Weiterentwicklung zur TCCBT Die Tobin-cum-circuit-breaker-tax (TCCBT) wurde von Prof. Spahn aus der Tobin Steuer weiterentwickelt. Sein Konzept gliedert sich in 2 Teile: Der erste Teil, genannt „politically feasible Tobin tax“ (PFTT), besteht aus der klassischen Tobin Steuer, die auf einen Steuersatz von 0,005 – 0,01% reduziert wird. Somit werden die Margen der Finanzinstitute als Begrenzung des Steuersatzes berücksichtigt. Des weiteren entfällt die Notwendigkeit einer Entlastung der „ehrbaren“ Transaktionen.  Dieser Teil dient nicht der Abschreckung von Spekulanten, sondern der reinen Einkommensgenerierung

5. Die Weiterentwicklung zur TCCBT Der zweite Teil, genannt „exchange rate normalization duty“ (ERND), ist eine Zusatzabgabe in Höhe von 50-100%, die nur von Ländern außerhalb der großen Währungsräume eingeführt werden sollte, im Normalfall jedoch nicht zum Tragen kommt. Die Steuerung dieser Zusatzabgabe erfolgt über eine Zielgröße sowie einen Zielkorridor.  Als Zielgröße dient ein gleitender Durchschnitt des Wechselkurses in einem zu standardisierenden Zeitraum.  Der Zielkorridor repräsentiert eine prozentuale Abweichung von der Zielgröße, die toleriert wird.

5. Die Weiterentwicklung zur TCCBT Nur Überschreitungen werden besteuert.  Effektive Besteuerung der Spekulationen < 50-100%.  Liquiditätshandel nicht gefährdet. Quelle: Prof. Spahn 2002; zur Durchführbarkeit einer Devisentranaktionssteuer

6. Kritische Würdigung der TCCBT Kritische Würdigung der PFTT: Die durch die Einführung der Steuer einhergehende Erweiterung der Handelsspanne um die PFTT, hat eine Reduzierung der Volumina internationaler Transaktionen zur Folge, ohne jedoch einen Liquiditätsschock hervorzurufen. Da eine reale Transaktion mit einer Vielzahl von Finanztransaktionen verknüpft sein kann, werden einige Endprodukte ggf. mehrfach besteuert (Kaskadeneffekt).

6. Kritische Würdigung der TCCBT Kritische Würdigung der ERND: Eine Spekulationsabgabe von 50 – 100 % bedeutet eine Einschränkung der Konvertibilität. Zielgröße und Zielkorridor werden (wenn auch gering) durch Spekulation beeinflusst.

6. Kritische Würdigung der TCCBT Kritische Würdigung des TCCBT: Dilemma:  Je breiter der Korridor, desto mehr Steuereinnahmen durch die PFTT.  Je enger der Korridor , desto geringer die Wechselkursschwankungen.

Lassen sich Spekulanten durch die TCCBT bzw. ERND abschrecken? 7. Offene Diskussion Lassen sich Spekulanten durch die TCCBT bzw. ERND abschrecken?