Wir werden ein Land der Alten! Demographie und Vereinsstrukturen

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 Präsentation transkript:

Wir werden ein Land der Alten! Demographie und Vereinsstrukturen Dr. Christoph Rott 11. Bundeskonferenz Breitensport des DSB 7./8. Oktober 2005, Darmstadt

Arbeitsauftrag an die AG Welche Auswirkungen hat eine ältere Bevölkerung in Deutschland auf die Angebots- und Organisationsstruktur in den Vereinen? Wie werden wir die heterogene Ziel-gruppe der Älteren - insbesondere Per-sonen im mittleren Erwachsenenalter - für die Vereine gewinnen und an sie binden können?

Die gerontologische Perspektive

Lebenserwartung in Deutschland Frauen Männer

Ein Ende des Anstiegs der Lebenserwartung ist nicht abzusehen!

Zwei Prognosen der Lebenserwartung Zeitraum 2001/03 2050 Statistisches Bundesamt Frauen 81,3 88,1 Männer 75,6 82,6 Christoph Rott 92,6a 85,0b aslope = 0,235; bslope = 0,196 (Trend Deutschland von 1949 bis 1999)

Die heute geborenen Mädchen haben eine Lebenserwartung von 100 Jahren, die Jungen von 95 Jahren. (James W. Vaupel)

Obwohl sich die Lebenssituation im Dritten Alter stetig verbessert, sind Langlebigkeit und Gesundheit im Alter nicht die obersten Ziele der Natur.

Pflegebedürftigkeit nach SGB XI

Die zunehmende Langlebigkeit ist vor allem ein Erfolg der Kultur, durch Fortschritte in Bildung, Medizin und Wirtschaft.

Zu welchem Zeitpunkt Krankheiten und Gebrechlichkeit auftreten und wie sie verlaufen, wird erheblich durch den Lebensstil und die gesell-schaftlichen Rahmenbedingungen beeinflusst.

Die evolutionsbiologische Perspektive

Die Evolution hat den Menschen zum Jagen und Sammeln perfektioniert, für ein Leben in Bewegung. Auch in der heutigen Zeit braucht der Körper diese Belastung – als Zeichen, dass er noch gebraucht wird.

Die Verbands-/Vereins-Perspektive

"Sport" Historisch-kulturell definierte Untergruppe von "körperlicher Aktivität" Traditionell typisch: Körperliche Leistung, Wett-kampf, Spaß an der Bewegung Bisher vor allem Organisation nach Sportarten und Abteilungen Obwohl die 40- bis 60-Jährigen in Zukunft stärkste Bevölkerungsgruppe, leichter Rückgang bei Männern bzw. Stagnation bei Frauen in Mitgliederentwicklung des DSB In Zukunft eher Angebote nach Motiven und Themen, aber nicht nach Alter strukturiert! Baltes & Smith, 2002

Die Public Health-Perspektive

"Körperliche Aktivität" Jede körperliche Bewegung, die den Energiever-brauch über den Grundumsatz anhebt. Hohe Gesundheitsrisiken durch Bewegungsarmut Ziel: Gesundheitsförderung durch Bewegung Empfehlung: mindestens 30 min moderate körperliche Aktivität an den meisten, am besten an allen Tagen der Woche (+ 3 Ausdauer- und 2 kraft- und beweglichkeitsorientierte Einheiten) Integration in alltägliche Lebensführung Neue Bewegungsräume außerhalb Sportstätten Qualitätsstandards und Qualitätssicherung Ökonomischer Aspekt: "best buy" Baltes & Smith, 2002

Die entwicklungspsychologische Perspektive

Mittleres Erwachsenenalter "Nicht mehr jung, aber auch noch nicht alt" Körperliche Veränderungen aufgrund der biologischen Alterung (Absinken des Oestrogen- bzw. Testosteronspiegels, Nachlassen Kraft) Konfrontation mit dem Tod und Bewusstwerden der eigenen Endlichkeit Diskrepanz zwischen Erstrebtem und Erreichtem Wiederaufleben des "Traums": Realisierung unerreichter Ziele, verpasster Chancen. Aufgeben von Kindheitsillusionen: Schutz Veränderungen im Familiensystem: Kinder, Partnerschaft, Eltern(!) Baltes & Smith, 2002

Das mittlere Erwachsenenalter ist für die Bewältigung der späteren Lebensjahre vorentscheidend. Die Gegebenheiten und Lebensper-spektiven in den mittleren Lebensjahren prägen Wohlbefinden und Verhalten der zukünftigen Alten.

Die Lifestyle-Perspektive

Lebensstil-Aspekte Lebensgewohnheiten zunehmend durch Be-wegungsmangel und monotone Bewegungs-abläufe charakterisiert. Interesse an gesundheitsförderlicher Bewegung vorhanden, aber vielfältige Barrieren. Fitnesswahn und Körperkult – nein danke! Der innere Schweinehund – Wie motiviere ich mich richtig? Wie trainiere ich richtig? Welches sind meine Vorbilder? Lebensgefühl mit dem Image und dem Angebot von Sportvereinen kompatibel? Baltes & Smith, 2002

Sich jünger fühlen als man ist, ist Aus-druck eines positiven Selbstbildes und ist mit größerer Lebenszufriedenheit und höherem positivem Affekt verbunden.

Die Marketing-Perspektive

Andreas Reidl (Marketingexperte) 50-, 60- und 70-Jährige wollen nicht als Alte sondern als Menschen mit besonderen Ansprüchen angesprochen werden. On average across all days and all persons the oldest-old subjects had 1.53 plans per day. The minimum number was zero, the maximum number was four. On 14 % of the days individuals did not have any plans at all. On average subjects did not execute 0.22 plans (range zero to three). Thus, almost 80 % of the individual plans were executed. On average, persons remembered 1.08 plans, forgetting on average 0.45 plans from one day to the next. The within-person variation of plans, non-executed plans, and remembered plans and fatigue differed substantially. The following figures show for each variable persons with lowest and highest amount of with-in person variation.

Wandel der Werte (Konsumforschung) Gestern Traditionsbewusstsein Pflichterfüllung Bescheidenheit Selbstversagung Fleiß Disziplin Heute Individualisierung Längeres Leben Finanzielle Sicherheit Höheres Bildungsniveau Selbstverwirklichung Genussfreude

Aus Vereinsmitgliedern werden Kunden!

Mitglieder von heute

Kunden von morgen

Ein gelungenes Beispiel

Das Beispiel Optiwell® Suggeriert optimales Wohlfühlen (Nutzenaspekt) Von Experten-Frauen für Frauen (Seriosität) Gewichtsreduktion als Wohlfühlgewicht (Problem wird positiv verpackt) Erprobt, Wirkung überprüft (Evaluation, Uni KA) Dezente grobe Alterszielgruppenangabe Rüstzeug, wie man seine Lebensgewohnheiten positive beeinflussen kann (Selbstwirksamkeit) Neue Bewegungserfahrungen, neues Körpergefühl (Neuartigkeit) Niedrige Einstiegshürde Positive Erfahrungen von Teilnehmerinnen

Danke! Kontakt: Dr. Christoph Rott Deutsches Zentrum für Alternsforschung Bergheimer Str. 20 69115 Heidelberg Tel.: 06221-548129 E-Mail: rott@dzfa.uni-heidelberg.de http://www.dzfa.uni-heidelberg.de

Risiken durch Bewegungsarmut in der zweiten Lebenshälfte Inaktivität schädlich, sogar tödlich: Sterblich-keit von körperlich inaktiven Menschen um ein Drittel höher als bei aktiven. Bewegungsarmut so schädlich wie Rauchen. Inaktive haben ein um 90 % erhöhtes Risiko, an koronaren Herzleiden zu erkranken. 70.000 Knochenbrüche an der Hüfte pro Jahr als Folge von Stürzen (fast alle über 70 Jahre) Männer (71-93 J.) mit weniger Bewegung als 400 m pro Tag erkrankten doppelt so häufig an Demenz als Männer mit mehr als 3000 m Bew.

Nutzen von Bewegung und Sport in der zweiten Lebenshälfte Regelmäßige Bewegung verzögert nachweislich die meisten Altersdegenerationen. Selbst im hohen Alter sind noch erstaunliche körperliche Leistungen möglich. Sport erhöht das Verletzungsrisiko bei älteren Menschen nicht – er senkt es. Bewegung ist die beste "Pille" gegen das Altern. Sie ist kostenlos und für jeden zugänglich.

Präventive Wirkung

Notwendige Differenzierungen Individualangebote vs. Gruppenangebote Zeitliche Befristung oder Dauerangebote Eher "Vereinsmitglieder" oder eher "Kunden" Körperlich Passive, Neueinsteiger, Wiedereinsteiger, lebenslang Aktive Körperliche Belastbarkeit, Gesundheit, Fitness Globales oder spezifisches Gesundheitsinteresse Motivation, Erwartungen Selbstsicherheit Aufgeschlossenheit für Neues, Neugier Verfügbare Zeit

Meine persönlichen Empfehlungen 1 Stellen Sie heraus, dass intensive Bewegung Be-standteil eines langen Lebens kluger Menschen ist: Mit uns sind Sie dabei! Vermitteln Sie, dass die Teilnehmer durch Sie ihr Leben selbst (wieder) in die Hand nehmen. Aber auch: Wir übernehmen Verantwortung! Erzeugen Sie ein positives Lebensgefühl. Sprechen Sie ausschließlich positive Dinge an! Verdeutlichen Sie den spezifischen Nutzen Ihres Angebots und den Nachweis dessen Effizienz. Lassen Sie die Teilnehmer eines Angebots dessen Nutzen beschreiben!

Meine persönlichen Empfehlungen 2 Betonen Sie, dass Sie Ihren Kunden die Möglichkeit geben, sich an der Gestaltung / Veränderung zu beteiligen. Setzen Sie an der Neugier an. Wecken Sie Interesse für neues Aktivsein. Machen Sie auf Ihre Partner aufmerksam und präsentieren Sie sich mit diesen. Sorgen Sie dafür, dass Personen bei Ihnen mit Menschen zusammensein können, die einem besonders wichtig sind. Zeigen Sie, dass sich Anstrengung lohnt. It's never too late! Es ist nie zu spät!