Die offene Volkswirtschaft Blanchard/Illing, 5. Auflage, Kapitel 18
Einleitung Mitterlehner: Österreichs Exportwirtschaft ist Zugpferd der Konjunkturerholung Exporte steigen trotz schwierigen Umfeldes weiter an - Zahl der Exporteure durch Internationalisierungsoffensive gesteigert Im Zeitraum Jänner bis November 2013 konnten die Ausfuhren heimischer Waren um ein Prozent auf 115,97 Milliarden Euro gesteigert werden. "In einem weltweit schwierigen Umfeld haben sich Österreichs Unternehmen behaupten und viele Arbeitsplätze schaffen und sichern können", so Mitterlehner. Jeder zweite Arbeitsplatz hängt am Export und jeder sechste Euro des österreichischen Bruttoinlandsproduktes wird im Export erzielt. "Aufgrund der gestiegen Exporte und gesunkenen Importe hat sich das Handelsbilanzdefizit Österreichs auf 4,1 Milliarden Euro fast halbiert". PI Internationale Makroökonomik Quelle: Pressemeldung bmfi vom 07.02.2014
Einleitung Europa streitet über den Eurokurs Jetzt fordert auch der ungarische Notenbankchef einen schwachen Euro. Dabei kann man den hohen Eurokurs auch als Beweis dafür sehen, dass die EU-Politik in die richtige Richtung geht. Bild: (c) EPA (DANIEL REINHARDT) PI Internationale Makroökonomik Quelle: Die Presse, 01.12.2013
Überblick Offene Gütermärkte Offene Finanzmärkte Offene Faktormärkte PI Internationale Makroökonomik
Offene Märkte - Österreich PI Internationale Makroökonomik Quelle: Weltbank
Offene Märkte - Deutschland PI Internationale Makroökonomik Quelle: Weltbank
Offene Märkte - USA PI Internationale Makroökonomik Quelle: Weltbank
Offene Märkte - China PI Internationale Makroökonomik Quelle: Weltbank
Offene Märkte - Singapur PI Internationale Makroökonomik Quelle: Weltbank
Offene Märkte - Güterexport PI Internationale Makroökonomik Quelle: Weltbank
Außenhandelsquoten Außenhandelsquoten für ausgewählte Staaten, 2012 Außenhandelsquote (%) Land Waren Waren und Dienstleistungen Austria 84 % 110 % France 47 % 61 % Germany 81 % 98 % Italy 49 % 59 % Japan 27 % 32 % Luxembourg 73 % 281 % Spain 65 % United Kingdom 45 % 66 % United States 24 % 31 % Eurozone, EA18 39 % 51 % PI Internationale Makroökonomik Quelle: OECD (Goods, exports/ imports; Services, credit/debit); Weltbank (BIP)
Außenhandelsquoten Die Determinanten, die die Unterschiede in den Außenhandelsquoten begründen, sind die geographische Lage und die Landesgröße. Länder können eine Außenhandelsquote von größer als 100% haben, weil Exporte und Importe auch den Export und Import von Zwischenprodukten beinhalten. PI Internationale Makroökonomik
Außenhandelsquoten (2012, in Prozent des BIP) Waren Dienstleistungen AH-Quote Ausfuhr Einfuhr EU (27 Länder) 26,8 % 13,2 % 13,6 % 9,0 % 5,1 % 3,9 % Euroraum (17 Länder) 39,4 % 20,2 % 19,2 % 12,2 % 6,6 % 5,6 % Deutschland 81,3 % 44,0 % 37,3 % 16,5 % 7,9 % 8,6 % Irland 83,2 % 52,7 % 30,5 % 108,3 % 55,0 % 53,3 % Griechenland 32,8 % 11,4 % 21,5 % 20,4 % 14,0 % 6,4 % Spanien 47,4 % 22,4 % 25,0 % 17,2 % 10,4 % 6,8 % Frankreich 46,5 % 14,7 % 8,1 % Italien 48,7 % 24,9 % 23,8 % 10,5 % 5,2 % 5,3 % Zypern 37,5 % 7,8 % 29,6 % 50,3 % 34,7 % 15,7 % Luxemburg 73,2 % 29,4 % 43,8 % 200,6 % 127,2 % 73,4 % Ungarn 153,8 % 79,0 % 74,8 % 29,3 % 16,4 % 12,9 % Malta 106,6 % 45,3 % 61,3 % 89,0 % 55,5 % 33,6 % Niederlande 131,5 % 69,9 % 61,6 % 25,8 % 13,5 % 12,3 % Österreich 84,2 % 41,0 % 43,2 % 26,4 % 15,6 % 10,8 % Polen 78,3 % 38,5 % 39,8 % 14,2 % 7,7 % 6,5 % Vereinigtes Königreich 45,1 % 26,0 % 18,7 % 11,5 % 7,3 % Island 70,0 % 36,9 % 33,1 % 43,5 % 22,7 % 20,8 % Türkei 49,9 % 29,1 % 7,0 % 4,6 % 2,5 % Vereinigte Staaten 21,2 % 8,5 % 12,7 % 5,9 % 3,5 % 2,4 % Japan 24,8 % 12,6 % 4,9 % 2,3 % 2,6 % PI Internationale Makroökonomik Q: Eurostat 13.02.2014 (tec00039, tec00040, tec00001)
Merchandise Trade of EU-27, 2009 (in %) Partner Exports Imports Europe 72,7 71,4 European Union (27) 66,7 65,7 Africa 3,2 2,9 Asia 8,4 12,8 Japan 1,1 1,6 Four East Asian traders 2,2 2,1 Australia and New Zealand 0,7 0,4 CIS 4,4 Russian Federation 2,0 Middle East 2,8 1,4 North America 7,3 5,6 United States 6,1 4,7 South and Central America 1,5 1,7 Brazil 0,6 Mexico 0,5 0,3 World 100 CIS=Commonwealth of Independent States (Armenia, Azerbaijan, Belarus, Georgia, Kazakhstan, Kyrgyzstan, Moldova, Russia, Tajikistan, Turkmenistan, Ukraine, Uzbekistan) PI Internationale Makroökonomik Quelle: Weltbank
Österreich: Regionale Gliederung der Exporte und Importe 2012 (in %) Ländergruppen Einfuhr Ausfuhr EU-27 70,5 % 68,2 % Eurozone-17 57,6 % 52,1 % Anrainerstaaten 59,4 % 53,5 % Osteurop. Länder 18,4 % 21,0 % BRICS 9,2 % 6,8 % Europa 82,1 % 80,2 % Afrika 1,9 % 1,3 % Amerika 4,3 % 8,4 % Asien 11,6 % 9,3 % Australien /Ozeanien 0,1 % 0,7 % Insgesamt 100 % PI Internationale Makroökonomik Quelle: Statistik Austria
Österreichs wichtigste Handelspartner, 2012 PI Internationale Makroökonomik Quelle: Statistik Austria (Niederlande kein Wert)
Die Wahl zwischen inländischen und ausländischen Gütern Einkommen ⇒ Sparen ⇒ Konsum ⇒ inländische Güter ⇒ ausländische Güter Ausschlaggebend für diese Entscheidung ist der Preis der inländischen Güter relativ zu dem Preis der ausländischen Güter, oder der reale Wechselkurs. PI Internationale Makroökonomik
Nominale Wechselkurse Mengennotierung: Preis für eine Einheit der inländischen Währung (€) in ausländischer Währung ($). 1 € = E $, Aufwertung des € ⇒ E steigt. E … Wechselkurs des € in Mengennotierung. Preisnotierung: Preis für eine Einheit der ausländischen Währung in inländischer Währung. 1 $ = 1/E €, Aufwertung des € ⇒ 1/E sinkt. 1/E … Wechselkurs des € in Preisnotierung. PI Internationale Makroökonomik
Nominale Wechselkurse Der nominale Wechselkurs ist der Preis der heimischen Währung ausgedrückt in Einheiten der ausländischen Währung. Eine Aufwertung der heimischen Währung bedeutet einen Anstieg des Preises der heimischen Währung in Einheiten der ausländischen Währung. Das entspricht einem Anstieg des Wechselkurses. Eine Abwertung der heimischen Währung bedeutet einen Fall des Preises der heimischen Währung in Einheiten der ausländischen Währung. Das enspricht einem Fall des Wechselkurses. PI Internationale Makroökonomik
Nominale Wechselkurse Euro/Ecu-Wechselkurse – monatlicher Durchschnitt – zu US-Dollar, seit 1971 PI Internationale Makroökonomik Quelle: Eurostat (ert_bil_eur_m)
Vom nominalen zum realen Wechselkurs E = Preis eines Euro in $ 𝜀≡ 𝐸𝑃 𝑃 ∗ P = Preis der deutschen Güter in € EP = Preis der deutschen Güter in $ P* = Preis der amerikanischen Güter in $ PI Internationale Makroökonomik
Vom nominalen zum realen Wechselkurs Realer und nominaler Wechselkurs zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten, 1975-2009 PI Internationale Makroökonomik
Von bilateralen zu multilateralen Wechselkursen Bilaterale Wechselkurse sind Wechselkurse zwischen zwei Ländern. Multilaterale Wechselkurse sind Wechselkurse zwischen mehreren Ländern, berechnet beispielsweise mit einer Gewichtung nach Handelsintensität PI Internationale Makroökonomik
Von bilateralen zu multilateralen Wechselkursen Der reale DM-Außenwert, 1975-2009 PI Internationale Makroökonomik
Offene Finanzmärkte 5-1 Offene Finanzmärkte erlauben: den Anlegern, ihr Portfolio zu diversifizieren, um sowohl in- als auch ausländische Anlagen zu halten, Zins- Arbitrage zu betreiben und auf Veränderungen des Wechselkurses zu spekulieren Ländern, Handelsüberschüsse oder Handelsdefizite zu erzielen PI Internationale Makroökonomik
Die Zahlungsbilanz Die Zahlungsbilanz umfasst alle Transaktionen eines Landes mit dem Rest der Welt. Die Summe der Kapital- und Devisenbilanz sollte das Spiegelbild der Leistungsbilanz sein, aber in der Praxis ist de Saldo der Zahlungsbilanz selten null (statistische Diskrepanz). Balance of Payments Zahlungsbilanz Current Account Leistungsbilanz Capital Account* Vermögensübertragungen Financial Account* Kapitalbilanz *In der englischen Literatur (Blanchard: Macroeconomics, 4th edition) wird noch die ältere Diktion verwendet: dabei entspricht die Kapitalbilanz dem Capital Account, die Vermögensübertragungen werden der Leistungsbilanz (Current Account) zugerechnet! PI Internationale Makroökonomik
Die Zahlungsbilanz Zufluss von Devisen Abfluss von Devisen Leistungsbilanz: Güterexport Dienstleistungsexport Einkommen aus Ausland Empfangene Transfers Güterimport Dienstleistungsimport Einkommen an Ausland Geleistete Transfers Vermögensübertragungen: Empfangene Geleistete Kapitalbilanz: Kapitalimporte Abnahme Währungsreserven Kapitalexporte Zunahme Währungsreserven Statistischer Fehler (+/-) PI Internationale Makroökonomik
Die Zahlungsbilanz Die Leistungsbilanz der Eurozone und von Österreich (in Millionen Euros) Eurozone (EA 17) Österreich Einnahmen Ausgaben Saldo 993 Leistungsbilanz 798.518 749.609 48.909 206.947 201.482 5.465 100 Leistungsbilanz, Waren 479.176 439.717 39.459 125.779 132.709 -6.930 200 Leistungsbilanz, Dienstleistungen 174.982 143.532 31.450 47.807 33.141 14.666 300 Leistungsbilanz, Einkommen 126.862 114.106 12.756 29.378 29.657 -279 379 Leistungsbilanz, Laufende Übertragungen 17.498 52.254 -34.756 3.982 5.974 -1.992 994 Vermögensübertragungen 6.530 2.034 4.496 -398 995 Kapitalbilanz -58.265 -4989 500 Kapitalbilanz, Direktinvestitionen -27.770 -9474 600 Kapitalbilanz, Wertpapieranlagen 3.875 5808 910 Kapitalbilanz, Derivate Finanzinstrumente, saldo 5.608 808 700 Kapitalbilanz, Sonstige Investitionen -37.119 -1195 802 Kapitalbilanz, Währungsreserven -2.859 -935 998 Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Tra... 4.860 -78 PI Internationale Makroökonomik Quelle: Eurostat (bop_q_euro), Statistik Austria
Die Wahl zwischen inländischen und ausländischen Kapitalanlagen Die erwartete Rendite einjähriger deutscher und US- amerikanischer Wertpapiere Jahr t Jahr t+1 Deutsche Anleihen €1 ⟹ €(1+ 𝑖 𝑡 ) US-Anleihen €𝐸 𝑡 1+ 𝑖 𝑡 ∗ ∗ 1 𝐸 𝑡+1 𝑒 ⇓ ⇑ $𝐸 𝑡 $ 𝐸 𝑡 1+ 𝑖 𝑡 ∗ PI Internationale Makroökonomik
Die Wahl zwischen in- und ausländischen Kapitalanlagen Wenn sowohl deutsche als auch US-amerikanische Anleihen gehalten werden, dann müssen sie den gleichen erwarteten Ertrag liefern: 1+ 𝑖 𝑡 = 𝐸 𝑡 1+ 𝑖 𝑡 ∗ 1 𝐸 𝑡+1 𝑒 ungedeckte Zinsparität: 1+ 𝑖 𝑡 = 1+ 𝑖 𝑡 ∗ 𝐸 𝑡 𝐸 𝑡+1 𝑒 PI Internationale Makroökonomik
Die Wahl zwischen inländischen und ausländischen Kapitalanlagen Die Beziehung zwischen dem inländischen nominalen Zinssatz, dem ausländischen nominalen Zinssatz und der erwarteten Aufwertung der inländischen Währung kann wie folgt formalisiert werden: 1+ 𝑖 𝑡 = 1+ 𝑖 𝑡 ∗ 1+ 𝐸 𝑡+1 𝑒 − 𝐸 𝑡 𝐸 𝑡 Eine gute Annäherung der obigen Beziehung ist: 𝑖 𝑡 ≈ 𝑡 𝑡 ∗ − 𝐸 𝑡+1 𝑒 − 𝐸 𝑡 𝐸 𝑡 PI Internationale Makroökonomik
Zinssätze und Wechselkurse Einjährige nominale Zinssätze in Deutschland und in den Vereinigten Staaten, 1975-2005 PI Internationale Makroökonomik
Zusammenfassung und Ausblick 5-2 Die Wahl zwischen inländischen und ausländischen Gütern hängt hauptsächlich vom realen Wechselkurs ab. Die Wahl zwischen inländischen und ausländischen Wertpapieren hängt hauptsächlich von ihrem relativen Ertrag ab. Dieser wiederum wird von den in- und ausländischen Nominalzinsen und der erwarteten Abwertung der inländischen Währung determiniert. PI Internationale Makroökonomik
Key Terms Openness in goods markets - Offenheit der Gütermärkte tariffs - Zölle quotas - Quoten/Kontingente openness in financial markets - Offenheit der Finanzmärkte capital controls - Kapitalverkehrskontrollen openness in factor markets - Offenheit der Faktormärkte real/nominal exchange rate - realer/nomineller Wechselkurs fixed/flexible exchange rates - feste/flexible Wechselkurse appreciation/depreciation - Aufwertung/Abwertung eines flexiblen Wechselkurses revaluation/devaluation - Aufwertung/Abwertung eines festen Wechselkurses real appreciation/depreciation - reale Aufwertung/Abwertung merchandise trade - Warenhandel bilateral/multilateral exchange rate – bilateraler/multilateraler (effektiver) Wechselkurs trade-weighted real exchange rate - handelsgewichteter realer Wechselkurs PI Internationale Makroökonomik
Key Terms effective real exchange rate - effektiver realer Wechselkurs foreign exchange - Devisenmarkt balance of payments - Zahlungsbilanz current account - Leistungsbilanz investment income - Vermögenseinkommen net transfers receives - laufende Übertragungen current account surplus, deficit - Leistungsblanzüberschuss/-defizit capital account – Vermögensübertragungen financial account -Kapitalbilanz net capital flows - Nettokapitalflüsse capital account balance - Saldo der Kapitalbilanz capital account surplus, deficit - Kapitalbilanzüberschuss/-defizit statistical discrepancy - Statistische Differenz uncovered interest parity relation, or interest parity condition - (ungedeckte) Zinsparität PI Internationale Makroökonomik