PSYCHOANALYSE DER LEBENSBEWEGUNGEN www.a-k-p.at / „aktueller Vortrag“ „Manchmal tut man Dinge, die man sich selbst nicht erklären kann“ („Wie im Himmel“ v. Kay Pollak)
Essentials Das Setting ist offen definiert Die unbewusste Inszenierung ist wichtig - der Therapeut ist Teil der Szene In der Regel werden keine „Übungen“ angeleitet, sondern die Handlungsproben sind Fortsetzung bzw. Hervorhebung von Teilen des spontan stattfindenden Handlungsdialoges – Beispiel Handschlag bei der Begrüßung
Möglichkeiten / Grenzen Konzentration auf unbewusste Strukturen im Patienten, die handlungs- und erfahrungsleitend wirken („unbewusste Erwartungen“) – vorwiegend verbale Analyse Unbewusstes ist bewusst nicht herstellbar! - es erschließt sich allmählich (es taucht oft dort auf, wo man es nicht erwartet) Andere wichtige Erfahrungsräume werden nicht bereit gestellt (z. B. direkter Zugang zum Affekt, oder Arbeit mit Übergangs-Übertragungs-Objekten etc.)
Ferenczis Beispiel Dichter Behandlungsrahmen – Ziel: Übertragungsneurose Stark anwachsende negative Übertragung Hass als Übertragungs- und Gegenübertragungsaffekt / sein Durcharbeiten wirkt angstmindernd „Mutuelle Analyse“ – „interaktionelles Vorgehen“ – die Belastung für den Therapeuten kann streckenweise groß werden – Verstehen hilft, der negativen Übertragung standzuhalten
Martha Stark 1999 Modes of therapeutic action Ein-Personen-Psychologie Eineinhalb-Personen-Psychologie Zwei-Personen-Psychologie Prämisse: Jedes Methodenmodell beinhaltet Möglichkeiten und Grenzen – keines kann alles!
Ein-Personen-Psychologie („Medizinisches Modell“) Zentrierung auf die Arbeit am Selbst („Intrapsychisches“, „Charakterpanzer“, „Hintergrundemotionen-Vitalitätsaffekte“) Rolle des Therapeuten: „Arzt“, Fachmann Beispiele: klassische Psychoanalyse + klassische Bioenergetik Vorteile: differenziertes Wissen um intrapsychische Mechanismen; „starke emotionale Erfahrungen“, emotionale Katharsis; differenziertes körperliches Spürbewusstsein
Eineinhalb-Personen-Psychologie Arbeit am Selbst hat Priorität Arbeit an der therapeutischen Beziehung im Falle von Beziehungsstörungen (die positive Übertragung wird aber nicht angegangen, d. h. keine „Dekonstruktion“ der Beziehung) Rolle des Therapeuten: Begleiter Beispiele: Selbstpsychologie, Hakomi, Pesso, neuere Biodynamik und Bioenergetik, traumatherapeutische Verfahren Vorteil: starke Wirkung der „korrektiven emotionalen Erfahrung“ – dadurch entstehen neue Repräsentanzen
Zwei-Personen-Psychologie („Interaktionelles Modell“) Fokus der Arbeit ist das Intersubjektive-Interaktionelle Die positive UND die negative Übertragung werden als wichtig erachtet und daher analysiert – Ergebnis der „Dekonstruktion der Beziehung“: Üebertragungsneurose Dichterer Arbeitsrahmen erforderlich Rolle des Therapeuten: konkreter Interaktionspartner
Fortsetzung „interaktionelles Modell“ Therapeut ist in „Enactments“ verwickelt, die Analyse konzentriert sich auf diese Verwicklung – die sich UNBEWUSST anbahnt Durch die Konzentration auf unbewusste Prozesse ist dem aktiven Anleiten von Interventionen eine Grenze gesetzt Der „Fehler des Therapeuten“ gerät irgendwann ins Zentrum des Interesses des Patienten (die Belastung für den Therapeuten kann dadurch erheblich werden) Vorteil: „Übertragungsregression“ - die Symptomatik (z. B. Angst) wird ausschließlich durch die Beziehung gesteuert
Zusammenfassung Regressive Ausrichtung der Therapie Es findet eine Regression in der Übertragung statt ( = Übertragungsneurose) Eine solche Therapie ist belastend – es gibt Grenzen auf Seiten des Patienten + Therapeuten!
Rolle des Körpers im zwei-personen-psychologischen Modell In einem Zwei-Personen-Modell der therapeutischen Beziehung ist der Körper wesentlich ein interaktioneller Körper Das Miteinander-Handeln ist wichtig, sei es bewusst geplant oder unbewusst sich spontan inszenierend Im unbewussten Miteinander-Handeln (gemeinsamen Inszenierungen) zeigt sich die unbewusste Fantasie des Patienten Die unbewusste Fantasie einschließlich ihrer Überarbeitungen durch Abwehren soll dechiffriert werden – „kognitive Zentrierung“ über den Weg von Handlungsdialogen
Risiko Maligne Regression Regressionsorientiertes Vorgehen weckt Bedürfnisse (z. B. nach Körperkontakt) Diese Bedürfnisse können sich steigern Ersatzbedürfnisse / Grundbedürfnisse Aktuelles Beispiel: M. Akoluth: Unordnung und spätes Leid. Verlag Königshausen & Neumann 2004
Risiko Zu starke Verwicklung des Therapeuten Zu starker Gegenübertragungsdruck Daher Neigung zum Gegenübertragungs-Agieren Affektüberflutung auf Seiten des Therapeuten verhindert das nötige Distanz-Nehmen hinsichtlich deutender oder rekonstruktiver Arbeit
Regression Die Regression findet in der Übertragung statt und wird dort bearbeitet (Unterschied: durch affektintensivierende Übungen angetriggerte Regression)
Affekte Positives Affekterleben ist als intersubjektive Basis bedeutsam und ein eigener Wirkfaktor („Freude“, „hightened affective moments“) Das Durcharbeiten intensiver negativer Affekte (v. a. Hass) in der Übertragung wirkt oft spannungsmindernd
Analytische Neutralität Analytische Neutralität kann in einem solchen Vorgehen nicht aufrecht erhalten werden. Der Therapeut tritt als reale Person in Erscheinung, und im Laufe der Therapie geraten oft bestimmte „Schwachstellen“ des Therapeuten in den Fokus des Blickfeldes beim Patienten „Eine Methode, bei der der Fehler des Therapeuten im Zentrum steht“ (Scharff)
Gegenübertragung Die laufende Analyse der Gegenübertragung ist wichtig Sie schließt ein, dass sich der Therapeut eigener positiver und negativer Affekte dem Patienten gegenüber bewusst wird Das innere Durcharbeiten eigener omnipotenter Fantasien ist wichtig im Hinblick auf notwendige Grenzsetzungen durch den Therapeuten
„Hier und Jetzt“ Es wird das „Hier und Jetzt“ stärker gewichtet als die genetische Rekonstruktion – es kommt zu „Wiedererinnerungen“ oder „Körpererinnerungen“, sie tauchen eher spontan auf, als dass sie aktiv rekonstruiert werden
Setting und Technik Offenes Setting Elastische Technik (angepasst an die regressiven Bedürfnisse und Erfordernisse beim Patienten, angepasst an die Möglichkeiten und Grenzen des Therapeuten)