Generationenfreundliche Gemeinden: Ansätze und Beispiele aus Europa

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 Präsentation transkript:

Generationenfreundliche Gemeinden: Ansätze und Beispiele aus Europa Generationenfreundliche Gemeinden: Ansätze und Beispiele aus Europa. Eine Recherche im Auftrag des BSV Ich möchte mich zunächst für die freundliche Einladung bedanken und die Gelegenheit, im Rahmen dieser Veranstaltung die Ergebnisse unseres Ländervergleichs zu Generationenpolitiken vorstellen zu dürfen. Die Praxis hat das erste Wort an dieser Tagung. Nach Praktiken und Umsetzungen der Generationenpolitik in den fünf europäischen Ländern Dänemark, Deutschland, Grossbritannien, Frankreich und in Italien haben wir in unserem Forschungsprojekt, welches vom Bundesamt für Sozialversicherung finanziert wurde, gesucht und sind dabei auf ganz verschiedene Projekte und Ansätze gestossen. Diese möchte ich Ihnen nun in den kommenden 15 Minuten vorstellen. Referat anlässlich der Tagung „Generationenfreundliche Gemeinden“ der Schweizerischen Akademie für Geisteswissenschaften (SAGW), 6. Mai 2010

Einstieg Generationenpolitik – was verstehen wir darunter und was für Angebote gibt es unter diesem Label? Diese Frage haben wir im Rahmen des Forschungsprojekts LänderexpertInnen in verschiedenen europäischen Ländern gestellt und sie um eine Einschätzung gebeten. Wie alt ist diese Generationenpolitik? Wie wird sie begründet? Was sind die (methodisch-fachlichen) Ansätze, die zur Anwendung kommen? Entwickelt sich die Generationenpolitik zu einem eigenständigen Politikfeld? Wenn ja, auf welcher Staatsebene? Dies waren u. a. Fragen, die wir mit unseren Recherchen im Internet und per Telefon gemeinsam mit ExpertInnen in den jeweiligen Ländern beantworten wollten. Wir , das sind Beat Baumann, Annegret Bieri und ich vom Institut Sozialmanagement und Sozialpolitik der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Wir haben folglich den Fokus nicht speziell auf die Angebot in europäischen Gemeinden gelegt, sondern generell nach Initiativen, Projekten, Programmen etc., die in unterschiedlicher Weise und auf unterschiedlichen Ebenen (lokal, regional und national) durch den Staat gefördert werden. Wir haben Generationenpolitik somit aus einer sozialpolitischen Perspektive betrachtet, die ich im Folgenden gerade noch weiter ausführen werde.

Definition der Generationenpolitik Fragestellung und Methode Referatsaufbau Definition der Generationenpolitik Fragestellung und Methode Ergebnisse Schlussfolgerung Ausblick Mein Referat hat folgenden Aufbau: Definition der Generationenpolitik Fragestellung und Methode Ergebnisse Schlussfolgerung Ausblick

Was ist Generationenpolitik? Generationenpolitik = aktive Gestaltung von Generationenbeziehungen durch den Staat in Kooperation mit anderen Akteuren (z.B. NGOs) - Förderung intergenerationeller Austauschbeziehungen nicht-ökonomischer Art und ausserhalb der Familie Bsp.: intergenerationelles Wohnen, Lernen, Spielen usw. Fokus: „Institutionalisierungsgrad“ der Generationenpolitik Zuerst zur Definition: wie haben wir Generationenpolitik definiert in unserer Vergleichsstudie? Ganz allgemein haben wir Generationenpolitik als aktive Gestaltung von Generationenpolitik durch den Staat in Kooperation mit anderen Akteuren. Wir haben zwei grosse Einschränkungen gemacht: den Bereich der ökonomischen Transfers haben wir nicht bearbeitet. Ausserdem haben wir uns auf ausserfamiliäre Generationenbeziehungen fokussiert, da in anderen Forschungen (z.B. von Höpflinger und Perrig-Chiello im Rahmen des NFP 52) verschiedentlich nachgewiesen wurde, dass die innerfamiliären Beziehungen nicht immer konflliktfrei, aber weitgehend intakt sind, so dass gar von einer Intensivierung gesprochen werden kann, was die Beziehungen zwischen Grosseltern und EnkelInnen betrifft. Weiter haben wir in unsere Vergleichsstudie die Rolle des Staates näher betrachtet und uns speziell für den „Institutionalisierunggrad“ der Generationenpolitik in den untersuchten Ländern interessiert. (Zur Definition von „Generationen“: - Die „Generation“ ist eine relative Kategorie, die immer auch, von ihr abzugrenzende Altersgruppen voraussetzt und die sich ständig weiter entwickelt. - Die Generationenzugehörigkeit kann sowohl auf einer Fremd- als auch auf einer Eigenzuschreibung beruhen. - Mit Generation ist eine Gruppe von Personen gemeint, die eine bestimmte soziale Rolle einnehmen, die mit dem Lebensalter verknüpft ist oder einen spezifischen Abschnitt im Lebenslauf darstellt. - Die Verbindung dieser sozialen Rolle zum Lebensalter oder zum Lebenslauf ist allerdings nur locker. -Personen unterschiedlichen Alters können diese soziale Rolle innehaben und die soziale Rollen folgen sich nicht zwangsläufig im Lebenslauf.)

Welche Projekte und Programme gibt es zur Generationenpolitik? Fragestellung Welche Projekte und Programme gibt es zur Generationenpolitik? Welche Rolle hat der Staat bei der Organisation von intergenerationellen Massnahmen? Was sind die Bedeutung und Entwicklungsmöglichkeiten der Generationenpolitik? Fragestellung lautete: Welche Projekte und Programme gibt es zur Generationenpolitik? Wie sehen die institutionellen Rahmenbedingungen aus? Was sind die Bedeutung und Entwicklungsmöglichkeiten der Generationenpolitik? Unterfragen zu den institutionellen Rahmenbedingungen waren: - Versteht der staatliche Akteur die Gestaltung der Generationenbeziehungen als politische Aufgabe? Ist die Generationenpolitik gesetzlich verankert? Findet die Generationenpolitik eine Repräsentation in der Verwaltung? Besteht eine staatliche (Mit)finanzierung? Wenn ja in welchem Grad? … etc. …

Methode und Vorgehen Datenset: Angebote in 5 europäischen Ländern: Initiativen, Projekte, Programme Datenerhebung: Recherchen von Expertinnen und Experten vor Ort anhand eines Fragebogens (von Juli 2008 bis Dezember 2008) Datenauswertung: qualitative Analyse zu Angeboten, Institutionalisierung und Einschätzung der Bedeutung und Entwicklungsmöglichkeiten anhand eines Rasters durch die Länderexpertinnen und -experten (von Januar 2009 bis März 2009) Befragt wurden Länderexpertinnen und -experten erhoben zu den drei Themenkreisen: Erstens sollten sie maximal zehn typische, bedeutsame und innovative intergenerationelle Massnahmen in ihrem Land beschreiben. Zweitens wurden die Rolle und das Engagement des Staates bzw. der öffentlichen Akteuren auf verschiedenen Staatsebenen erfragt. Drittens sollte eine Einschätzung zur Etablierung der Generationenpolitik auf der Basis der ersten zwei behandelten Aspekte gemacht werden.

Best Practise (I): Deutschland Generationenübergreifender Freiwilligendienst im Sport Themenbereich Freizeit und Sport Trägerschaft öffentlich-privat Adressaten Freiwillige aller Altersgruppen und Sportvereine Inhalt Freiwillige arbeiten im Sportbereich mit Jungen, MigrantInnen, Behinderten und Alten Ziel Förderung der intergenerationellen Freiwilligenarbeit im Sportbereich Ort nationales Projekt Ich komme nun zu den „best practices“ in den von uns untersuchten Ländern: Unsere Definition von best practices: typisch, verbreitet, ausgezeichnet, mit Vorbildcharakter -> eine pragmatische, offene Definition! Keine Repräsentativität!! Total der „best practices“ in den 5 Ländern: 17 1 Dänemark 1 Italien 4 Frankreich 5 Deutschland 6 Grossbritannien -> ich habe eine Auswahl treffen müssen. Zum deutschen Projekt „Generationenübergreifender Freiwilligendienst im Sport“: nationales Anschlussprogramm an „intergenerationeller Freiwilligendienst“ (beendet 2008) bis 2012; das Projekt wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt).

Best Practise (II): Grossbritannien Sixty plus Intergenerational Project Themenbereich Bildung; Hilfe und Unterstützung Trägerschaft privat (NGO) Adressaten Schulen (für junge Freiwillige 16-24) und armutsbetroffene, ältere Menschen 50+ Inhalt Unterstützung für betagte Personen in den Bereichen Lesen (für Blinde), Computer und englische Sprache Ziel Barrieren zwischen Generationen überwinden und Vorurteile abbauen Ort London Das Projekt läuft seit 1996 und dauert weiter an. Es hat verschiedene Preise gewonnen. Weitere Partnerschaften mit Organisationen des Jugendbereichs sind vorgesehen. Millennium Volunteers werden genutzt für das Projekt der Organisation „Sixty plus“ (=eine unabhängige NGO). Die Regierung Grossbritannien hat zwei nationale Initiativen initiiert für die Umsetzung der „Active Community Strategy“, darunter Millennium Volunteers.

Bilder von Sixty plus

Best Practise (III): Frankreich Charte intergénérationelle Themenbereich Vernetzung von bestehenden Generationenprojekten Trägerschaft Gemeinde Adressaten Gemeinde, Zivilgesellschaft (v.a. RentnerInnen und Kinder) Inhalt Verschiedene, bestehende intergenerationelle Projekte werden miteinander vernetzt Ziel Bekanntmachung des Angebots und Zugangssicherung; Erfahrungs- und Wissensaustausch Ort Colombes (Île de France) In Colombes (Île de France), seit 1992; an der nationalen Familienkonferenz von 2006 vorgestellt und als “best practice” propagiert. Diverse Gemeinden haben seither die “Charte” eingeführt. In Grossbritannien: Centre for intergenerational Practice (CFIP)

Best Practise (IV): Dänemark Slægtsanbringelse Themenbereich Betreuung und Unterstützung Trägerschaft Gemeinden Adressaten Verwandte von hilfsbedürftigen Kindern Inhalt Kindesbetreuung durch Verwandten mit Entschädigung für bestimmte Ausgaben Ziel Förderung der innerfamiliären Kindesbetreuung anstelle von Fremdplatzierungen Ort nationales Projekt Die Ausgaben der Verwandten für Kleider, Essen, Taschengeld und Wohnen für diese Betreuungsaufgaben werden entschädigt. Hintergrund des Projekts sind Forschungsarbeiten, die gezeigt haben, dass Kinder, die nicht auswärtig betreut werden müssen, besser aufgehoben sind bei Verwandten als bei anderen Personen. Das Projekt wurde durch The Danish National Centre for Social Research (SFI) evaluiert im Jahr 2007 (Start im Jahr 2006); die Evaluation war zum Zeitpunkt der Auswertungen noch nicht abgeschlossen. Es gibt vergleichbare Projekte in Dänemark: z.B. staatliche Förderung der Verwandschaftsberatung.

Best Practise (V): Italien Coriandoline: le case amiche dei bambini e delle bambine Themenbereich öffentlicher Raum, Nachbarschaft Trägerschaft privat (Kooperative) Adressaten Kinder eines Quartiers Inhalt Anliegen von Kindern wurden bei der Familienhäusern speziell einbezogen (in interdisziplinären Workshops, Ausstellungen, Arbeitsgruppen) Ziel Intergenerationelle Quartiersplanung Ort Correggio und Rio Saliceto (Emilia Romagna)

Engagement des National-staates Ergebnisse Land Nationale Program-me Engagement des National-staates Explizite oder implizite Generationen-politik? Dänemark Regulierung und Teilfinanzierung implizite Generationenpolitik Deutsch-land 2 Propagierung, Regulierung, Teilfinanzierung explizite Generationenpolitik Frankreich Regulierung, wenig Teilfinanzierung Grossbri-tannien 1 Propagierung, Regulierung, wenig Teilfinanzierung Italien Kein Engagement Bevor ich zu den ‚best practices‘ in den jeweiligen Ländern zu sprechen komme, hier zunächst ein paar allgemeine Ergebnisse. Tabelle durchgehen: -nationale Progremme -Engagement des Nationalstaaten: Funktion bezüglich Propagierung, Regulierung und Teilfinanzierung -> am ausgeprägtesten in Deutschland und in Grossbritannien -Explizite Generationenpolitik: ebenfalls in diesen Ländern, also Deutschland und Grossbritannien; in den anderen Ländern implizit, d.h. als Querschnittsaufgabe. Hintergrund: Wohlfahrtssysteme. Implizite Generationenpolitik in Dänemark ist nicht dasselbe aus wohlfahrtstaatlicher Perspektive: hier ist der Staat gemäss nordischer Tradition sehr aktiv in verschiedenen Bereichen, welche die Generationenpolitik betreffen: Politik mit und für Junge, ältere Menschen, Frauen, Familien, Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie…; in Italien hingegen ganz im Freiwilligen- und Familienbereich.

Themenfelder der Generationenpolitik Dimension Beispiele Bildung, Erziehung und Sozialisation Von und miteinander Lernen; Austausch und Unterstützung zwischen SchülerInnen und SeniorInnen; „oral history“ Unterstützung, Zuwendung und Pflege Hilfe für alleinstehende, ältere Menschen; Entlastung für pflegende Familien-angehörigen Unternehmen, Arbeitswelt, Freizeit Mentoring von BerufseinsteigerInnen durch ältere Mitarbeitende; Wissensvermittlung von jüngeren an ältere Mitarbeitende (?) Wohnen, öffentlicher Raum und Verkehr Intergenerationelles Wohnen; Planung, Gestaltung und Nutzung von öffentlichem Raum Themenfelder den einzelnen Ländern zuordnen? Oder Länder den einzelnen Themenfelder zuordnen? (Sind die Ergebnisse repräsentativ genug, um das machen zu können) Wenn keine Verallgemeinerung möglich ist, kann ich es sonst auch so lassen…) Bereiche in Kai‘s Bericht: -Begegnung der Generationen (Schwerpunkt generationenübergreifende Freiwilligendienste) -Begegnung der Generationen (Schwerpunkt Bildung) -Nachhaltigkeit und Rechte künftiger Generationen -Generationengerechte Arbeitswelt -Betreuung, Pflege und Wohnen

Ansätze der untersuchten Generationenpolitiken Drei Hauptrichtungen: Bestehende Einrichtungen öffnen Mobilisierung neuer sozialer Ressourcen Verhinderung der sozialen Isolation Ansätze: -Bestehende Einrichtungen öffnen -Mobilisierung neuer sozialer Ressourcen (z.T. auch Partizipation; v.a. das rüstige dritte Alter ist hier angesprochen) -Verhinderung von sozialer Isolation Bestehende Einrichtungen, Institutionen und Organisationen für ein breiteres Publikum öffnen (z.B. Universitäten, die spezielle Vorlesungen für Kinder oder pensionierte Personen anbieten; oder sozial-räumliche Entwicklung, wo alle Altersgruppen in ein Projekt einbezogen werden) 2) Stärkung des Generationenverhältnisses und Mobilisierung neuer sozialer Ressourcen, insbesondere bei gesunden pensionierten Personen (z.B. durch Förderung des Freiwilligenengagements) 3) Verhinderung der sozialen Isolation, insbesondere von älteren Menschen

Begründungen der Generationenpolitiken Demographische Entwicklung (v.a. in Deutschland) Neue Formen sozialer Risiken und sozialer Ausgrenzung (v.a. in Frankreich) Wandel der Familienstrukturen (v.a. in Frankreich und in Deutschland) Neue Formen der Solidarität und sozialräumlichen Entwicklung ermöglichen (v.a. in Grossbritannien und in Deutschland) Reaktion auf Diskurse, die den Generationenkonflikt heraufbeschwören (v.a. in Deutschland) -Deutschland: demografischer Wandel, Wandel von Familienformen, Reaktion auf öffentliche Diskurse zum Generationenkonflikt -Frankreich: gegen neue Formen der Ausgrenzung und Isolation, v.a. auch bezogen auf das Alter… -Grossbritannien: Neue Formen der Solidatität und sozialräumliche Gestaltung (Aktivierung der Gemeinden nationale Kampagnen) -> oftmals werden aber mehrere Legitimierungsstrategien gleichzeitig verwendet in den untersuchten Länder. Dennoch hilfreich für eine Grobverortung, wo die Generationenpolitik angehängt wird: Bei der Förderung der Freiwilligenarbeit (D) Bei der Prävention vor Exklusion (F) Bei der Gemeinswesensentwicklung (UK)

Schlussfolgerungen aus dem Forschungsprojekt (I) Das Generationenthema hat zwar in etablierten Politikfeldern wichtige Impulse gegeben. Noch in keinem der unter-suchten Länder konnte sich aber die Generationenpolitik als eigenständiges Politikfeld neben anderen etablieren. Der treibende Akteur in allen fünf Ländern sind Nonprofit-Organisationen und das Engagement der Zivilgesell-schaft ist beträchtlich. Der europäische Vergleich zeigt jedoch, wie ein Thema politisch lanciert werden und die Vernetzung von lokalen und regionalen, zivilgesellschaftlichen Initiativen gefördert werden kann. z.B. durch den Aufbau von unabhängigen Kompetenzzentren, Themenwettbewerben und besonders innovativen Projekten. Bottum-up und Top-down ergänzen sich sinnvollerweise…

Schlussfolgerungen aus dem Forschungsprojekt (II) In der Generationenpolitik geht es nicht um Defizite von Menschen, um soziale Risiken, die durch Sozialversiche-rungen abgesichert werden und nicht um soziale Dienst-leistungen, auf die Menschen dringend angewiesen sind. Die Projekte und Programme zeichnen sich dadurch aus, dass Menschen Erfahrungen mit anderen gesellschaftlichen Gruppen machen und ihre Interessen und Ressourcen erweitern. Durch die Unterstützung von Menschen, die vorerst keine Gemeinsamkeiten mit ihnen haben, wird eine neue Qualität von Solidarität in der Gesellschaft erfahrbar.

Ausblick (I) Für eine wirksame Förderung der Generationen-beziehungen durch die Gemeinden braucht es eine methodisch-fachliche, politische und wissenschaftliche Vernetzung:… zwischen den im Feld tätigen Behörden und Organisationen mit anderen Gemeinden, mit den Kantonen – und – wenn möglich – auch mit dem Bund … gerade weil es sich vorwiegend (noch?) um eine Querschnittsaufgabe handelt! Und welches sind nun die Schlussfolgerungen für die „generationenfreundlichen Gemeinden“? Querschnittsaufgabe: zwischen verschiedenen Staatsebenen und Wohlfahrtssektoren (Familie, Staat, Wirtschaft, Zivilgesellschaft)

Ausblick (II) Welche Rolle kommt den verschiedenen Akteuren bei der Generationenpolitik zu? Gemeinden + Kantone: Planung, Gestaltung und Koordination der Generationenpolitik (als Querschnitts-aufgabe) Zivilgesellschaft, NGOs: Initiative für Projekte und Träger von Projekten; Umsetzung: Angebote schaffen Bund, nationale Organisationen, Universitäten und Fachhochschulen: Förderung der Vernetzung und des Erfahrungsaustausches zu „best practices“ Ludwig Gärtner, BSV 2009: Vorwort zu „Generationenpolitik. Internationale Ansätze und Entwicklungen“ (Forschungsbericht Nr. 9/09): - Träger einer Vielfalt lokaler und regionaler Projekte sind sinnvollerweise auf dieser Ebene verankerte Organisationen. - Allerdings wäre eine Vernetzung der vielen Einzelprojekte wünschenswert, um den Erfahrungsaustausch zwischen den Initiativen zu fördern und Synergien zu schaffen. - Beispiele solcher Vernetzungen finden sich in Deutschland und in den Niederlanden. (z.B. Landesagentur Generationendiaolog Niedersachsen an Freiwillige und Mitarbeitende aus Vereinen, Verbänden und Unternehmen, um Generationen verbindende Ansätze in den Kommunen zu fördern. - Damit bleibt Generationenpolitik nicht nur Rhetorik, sondern es werden Anstrengungen unternommen, die Initiativen vor Ort durch Koordination und Vernetzung zu fördern und in diesem Sinne eine Politik für alle zu betreiben. -Auch in der Schweiz kann diese good practice der Vernetzung vorangetrieben und das öffentliche Bewusstsein für generationenpolitische Fragen geschärft werden, indem der Austausch zwischen den staatlichen Ebenen intensiviert wird. Strukturelle Probleme der Sozialversicherung kann nur beschränkt durch eine aktivierende Generationenpolitik kompensiert werden! Braucht es eine nationale „Ministrategie“ für die Förderung der Generationenbeziehungen? Rest: -Universitäten und Fachhochschulen: Ausbildung und fachliche Weiterentwicklung -Forschung und Wissenschaft: Methoden in Generationenprojekten, Indikatoren für die Evaluation von Generationenprojekten, Integration der inner- und ausserfamiliären Generationenbeziehungen und des Generationenverhältnisses in die Sozialberichtserstattung. -Politik: Propagierung der Generationenverträglichkeit sozialpolitischer Massnahmen und Fortsetzen der Suche nach einem konstruktivem Umgang mit dem demographischen Wandel und der gesellschaftlichen Individualisierung

Braucht es eine nationale Strategie zur Förderung von generationenfreundlichen Gemeinden?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! rahel.strohmeier@hslu.ch

Literatur Perrig-Chiello, Pasqualina, François Höpflinger, Christian Suter (2008): Generationen - Strukturen und Beziehungen. Generationenbericht Schweiz, Zürich: Seismo-Verlag. Baumgartner, Doris (2009) Auf dem Weg zu einer Generationenpolitik? CHSS 5: 265-270. Hämel, Kerstin; Thenner-Esskuchen, Monika; Fux, Beat; Leichsenring, Kai (2009) Generationenpolitik. Internationale Ansätze und Entwicklungen. Forschungsbericht Nr. 9/09. BSV: Bern. Strohmeier, Rahel (2009) A Comparative Study on Generation Policies in Denmark, Italy, France, Germany and in the UK. http://www.generationen.ch -> Fachtexte/Publikationen. Baumann, Beat und Strohmeier, Rahel (2009) Generationenpolitik – ein neues Politikfeld? Soziale Sicherheit 5, 286-292. Strohmeier, Rahel (2007) Generation“ – eine mehrdeutige Gesellschaftskategorie. In: Mariana Christen Jakob und Rahel Strohmeier (Hrsg.): Generationen im Blick. Hochschule für Soziale Arbeit Luzern, Luzern, S. 7-10 Weitere Informationen zu Projekten und Massnahmen in den untersuchten Ländern: http://www.sagw.ch/de/sagw/laufende-projekte/generationen.html

Projektmitarbeitende Name Institution Untersuchte Länder Stefania Sabatinelli & Marco Dossena Facultà di Sociologia, Università degli studi di Milano – Bicocca Italien Sharon M. Holder Centre for Research on Ageing, School of Social Sciences, University of Southampton Grossbritannien Tine Rostgaard, Danish National Centre for Social Research, Copenhagen Dänemark Beat Baumann, Annegret Bieri, Rahel Strohmeier Hochschule Luzern – Soziale Arbeit Schweiz, Deutschland, Frankreich