Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

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Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll Wirtschaftliche Ungleichgewichte und Schwankungen 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.1 Binnenwert des Geldes 1.1.1 Handelsvolumen 1.1.2 Geldmenge 1.1.3 Preisniveau 1.1.4 Verkehrsgleichung des Geldes (Fisher) 1.1.5 Kaufkraft 1.2 Geldwertmessung (Verbraucherpreisindex) 1.2.1 VPI/ Berechnung / Warenkörbe 1.2.2 HVPI 1.2.3 Verfahren Indexermittlung 1.3 Inflation 1.4 Deflation 2. Konjunktur 2.1 Begriff Konjunktur 2.2 Konjunkturverlauf 2.3 Determinanten des Konjunkturverlaufs 2.4 Konjunkturindikatoren 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.1 Binnenwert des Geldes 1.1.1 Handelsvolumen Soll man feststellen, ob die umgesetzte, die angebotene und verkaufte Gütermenge im Folgejahr gleich geblieben, gestiegen oder gesunken ist, muss man mit den alten Preisen („konstanten Preisen“) rechnen. Die Summe aller während einer Periode umgesetzten Güter, bewertet zu konstanten Preisen, wird als Handelsvolumen bezeichnet. Die Praxis setzt das Handelsvolumen mit dem realen Bruttoinlandsprodukt gleich. 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll © Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2011;Stand: Februar 2011 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.1.2 Geldmenge Beispiel Annahmen: Im Jahr 05 betrug das Handelsvolumen (H) 120.000 Euro das gesamte Handelsvolumen wurde in einem Zuge nachgefragt und gekauft. Die nachfragewirksame Geldmenge (M) ist dann 120.000 Euro gewesen. Dies ist nicht die Geldmenge in einer Volkswirtschaft, da die Wirtschaftsubjekte einen Teil ihrer Einnahmen sparen. 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Unternehmen Private Haushalte 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.1.2 Geldmenge 120.000 Euro jährlich Käufe bei Unternehmen (Umsätze) Unternehmen Private Haushalte Geldmenge = 120.000 € Umlaufgeschwindigkeit (U) = 1 120.000 Euro jährlich Löhne und Gehälter (Einkommen) 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Unternehmen Private Haushalte 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.1.2 Geldmenge 60.000 Euro im 1. Halbjahr 60.000 Euro im 2. Halbjahr Käufe bei Unternehmen (Umsätze) Unternehmen Private Haushalte Geldmenge = 60.000 € Umlaufgeschwindigkeit (U) = 2 60.000 Euro im 1. Halbjahr 60.000 Euro im 2. Halbjahr Löhne und Gehälter (Einkommen) 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.1.2 Geldmenge Beispiel Annahmen: Es entspricht nicht der Wirklichkeit, dass die gesamte Gütermenge eines Jahres auf ein Mal umgesetzt wird. Die Umsätze verteilen sich über das Jahr hinweg. Werden 12 - mal im Jahr Löhne und Gehälter ausbezahlt und ausgegeben, könnte mit einer Geldmenge von 10.000 Euro ein Handelsvolumen von 120.000 Euro bewegen. Nachfragewirksame Geldmenge = Geldmenge (M) * Umlaufgeschwindigkeit (U) 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.1.3 Preisniveau Beispiel Annahmen: im Jahr 01 ist die nachfragewirksame Geldmenge von 100.000 Euro auf 120.000 Euro gestiegen. Das Handelsvolumen ist gleich geblieben. 120.000 € 100.000 € Veränderung des Preisniveaus = = 1,2 Das Preisniveau hat sich gegenüber dem Vorjahr um 20 % (um das 1,2-fache) erhöht. 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.1.3 Preisniveau Die Entwicklung des Preisniveaus (Höhe der Güterpreise) hängt weitgehend von der Entwicklung der nachfragewirksamen Geldmenge ab. Steigt die nachfragewirksame Geldmenge schneller als das Handelsvolumen (Menge der zu konstanten Preisen bewerteten Güter - BIP), steigt in einer freien Marktwirtschaft das Preisniveau. Steigt die nachfragewirksame Geldmenge im gleichen Maße wie das Handelsvolumen, wird in einer Marktwirtschaft das Preisniveau gleich bleiben. 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Umlauf- geschwin- digkeit 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.1.4 Verkehrsgleichung des Geldes Preis- niveau P Handels- volumen H Geldmenge M Umlauf- geschwin- digkeit U = * * Fischersche Verkehrgleichung: Quantitätsgleichung 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.1.5 Kaufkraft Mit steigendem Preisniveau sinkt die Kaufkraft, mit einer Geldeinheit können weniger Güter gekauft werden als zuvor. Beispiel Annahme: im Jahr 01 steigt die nachfragewirksame Geldmenge von 100.000 € auf 120.000 Euro. Das Handelsvolumen bleibt bei 100.000 Euro konstant. M * U H 120.000 € 100.000 € P = = = 1,2 = 20 % H M * U 100.000 € 120.000 € 1 5 6 K = = = = = 83 % P Es kann nur noch 5/6 der Gütermenge vom Jahresanfang gekauft werden, die Kaufkraft ist um rund 17% gesunken. 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

* * = = = Umlaufende Geldmenge Wert der Gütermenge Geldmenge Umlauf- geschwindigkeit = Handelsvolumen * Preisniveau Gesamte Güternachfrage in Euro = Gesamtes Güterangebot in Euro 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

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= > Umlaufende Geldmenge Wert der Gütermenge (Y) Gleichgewicht zwischen Geld- und Gütermenge Umlaufende Geldmenge > Wert der Gütermenge (Y) Ungleichgewicht zwischen Geld- und Gütermenge Die Konsumenten könnten bereit sein, mehr zu bezahlen, um diese veränderte Gütermenge zu erwerben. Die Folge sind Preiserhöhungen, die zu einer Inflation führen können. 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

= < Umlaufende Geldmenge Wert der Gütermenge (Y) Gleichgewicht zwischen Geld- und Gütermenge Umlaufende Geldmenge < Wert der Gütermenge (Y) Ungleichgewicht zwischen Geld- und Gütermenge Für den Kauf der gleich bleibenden Gütermenge steht weniger Geld zur Verfügung. Als Folge dieses Güterüberschusses könnten die Preise sinken. Das kann zu einer Deflation führen. 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll verwendete Quellen: 1881 bis 1913: Preisindex für Ernährung (Statistisches Bundesamt - Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich) -> 1881 = 100 1924 - 1948: Preisindex für Lebenshaltung (Statistisches Bundesamt - Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich) 1948 - 2007: Verbraucherpreisindex - berechnet von der Deutschen Bundesbank -> 2005 = 100 Quelle: 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll Kaufkraftverlust des Geldes in % nach ... Jahren bei einer Inflationsrate von ... % *) 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.2 Geldwertmessung (Verbraucherpreisindex) Verbraucherpreisindex (VPI) Was beschreibt der Indikator? Der Verbraucherpreisindex für Deutschland (VPI) (früher: Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte in Deutschland) misst die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden. Mit diesem Index wird die Veränderung der Preise für  Güter des täglichen Bedarfs (z.B. Lebensmittel, Bekleidung),  für Mieten und langlebige Gebrauchsgüter (z.B. Kraftfahrzeuge, Kühlschränke), aber auch  für Dienstleistungen (z.B. Friseur, Reinigung, Versicherungen) umfassend abgebildet 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll Welchem Zweck dient der VPI ? Zwecke des VPI :  Als Indikator für die Beurteilung der Geldwertstabilität (Stichwort: "Inflationsrate") innerhalb Deutschlands,  zur Wertsicherung wiederkehrender Zahlungen in Preisgleitklauseln  z.b.: zur Berechnung des realen Wachstums ( zur Deflationierung von Wertgrößen in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ) Der VPI gehört zu den Indikatoren des Internationalen Währungsfonds (IWF). 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll Wann wird der Indikator veröffentlicht? Gegen Ende des Berichtsmonats schätzt das Statistische Bundesamt eine vorläufige Teuerungsrate auf Grund der Ergebnisse aus sechs Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen). Etwa zwei Wochen später wird das endgültige Ergebnis mit tief gegliederten Ergebnissen für alle Waren und Dienstleistungen vorgelegt (Veröffentlichungstermin i. d. R. zwischen dem 10. und 15. des Monats, der auf den Berichtsmonat folgt). Die Pressemitteilungen und der genaue Veröffentlichungskalender sind im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes abrufbar. 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll Wie genau ist der Indikator? Der deutsche VPI misst die Preisveränderungen für die Verbrauchsausgaben der privaten Haushalte im Wirtschaftsgebiet sehr zuverlässig. Auch die Umstellung auf ein aktuelleres Wägungsschema bzw. auf einen aktuelleren Warenkorb alle fünf Jahre beeinflussen die Ergebnisse nur geringfügig (Revisionsdifferenzen). Die Abweichungen zwischen dem vorläufigen und dem endgültigen Ergebnis liegen maximal bei 0,1 Prozentpunkten. 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Quelle: Statistisches Bundesamt 1.2.1 Zusammensetzung des deutschen Warenkorbes Bestandteil 1995 2000 2005 01 Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke 13,1% 10,3% 10,4% 02 Tabakwaren, alkoholische Getränke 4,2% 3,7% 3,9% 03 Bekleidung, Schuhe 6,9% 5,5% 4,9% 04 Wohnung, Wasser, Gas, Brennstoffe 27,5% 30,2% 30,8% 05 Einrichtungsgegenstände 7,1% 5,6% 06 Gesundheit, Pflege 3,4% 3,5% 4,0% 07 Verkehr 13,9% 13,2% 08 Nachrichtenübermittlung 2,3% 2,5% 3,1% 09 Freizeit, Kultur, Unterhaltung 11,0% 11,6% 10 Bildungswesen 0,7% 11 Hotel, Restaurants 4,1% 4,7% 4,4% 12 Andere Waren und Dienstleistungen 6,1% 7,0% 7,4% Quelle: Statistisches Bundesamt 2010 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll Das interaktive Preis-Kaleidoskop des Statistischen Bundesamtes 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.2.3 Indexermittlung Der Preisindex Ein Preisindex bezieht sich auf ein Basisjahr, dessen Preisniveau mit 100 % ( 100 „Punkten“) angesetzt wird. Ein Steigen des Preisniveaus wird durch eine Erhöhung des Prozentsatzes (der „Punkte“), ein Sinken des Preisniveaus durch eine Verringerung des Prozentsatzes (der „Punkte“) angezeigt. Beispiel: Beträgt der Preisindex im aktuellen Jahr 110, so ist das Preisniveau gegenüber dem Basisjahr um 10% gestiegen. 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll Wie werden Indexzahlen ermittelt ? 1.500 Euro im Jahr 2003 = 100 Punkte 1.550 Euro im Jahr 2004 = X Punkte 100 * 1.550 X = = 103,3 Punkte 1.500 1.500 Euro im Jahr 2003 = 100 Punkte 1.610 Euro im Jahr 2005 = X Punkte 100 * 1.610 X = = 107,3 Punkte 1.500 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.2.3 Geldwertmessung (Verbraucherpreisindex) Die Preisveränderungsrate Die Preisveränderungsrate drückt aus, um wie viel Prozent sich das Preisniveau einer Periode gegenüber dem Preisniveau der Vorperiode geändert hat. Ein Steigen des Preisniveaus wird als Inflationsrate bezeichnet. Ein Sinken des Preisniveaus wird als Deflationsrate bezeichnet. Beispiel: Beträgt der Preisindex im aktuellen Jahr 115,5 der des Vorjahres 110,0 beträgt die Preisveränderungsrate 5,5 % 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.2.3 Geldwertmessung (Verbraucherpreisindex) Entwicklung des Verbraucherpreisindex (VPI) für Deutschland bezogen auf das Basisjahr 2005 : Jahr 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 VPI 85,6 87,1 88,3 90,0 90,9 91,4 92,7 94,5 95,9 96,9 98,5 2005 2006 2007 2008 2009 2010 100 101,6 103,9 107,0 107,2 108,4 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll Die „gefühlte“ Inflation Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass wir Preisänderungen umso stärker wahrnehmen, je häufiger wir ein Produkt kaufen: Wenn Bier, Brot und Benzin teurer werden, führt das zu einem „Alles-wird-teurer-Gefühl“; wenn dagegen Computer billiger werden, entgeht das weitgehend unserer Wahrnehmung, weil wir höchstens alle paar Jahre mal einen kaufen. Man nimmt zwar den gleichen Warenkorb wie das Statistische Bundesamt, gewichtet die Güter darin aber anders: Nicht mit ihrem Anteil an den Gesamtausgaben des Haushalts, sondern mit ihrer Kaufhäufigkeit. Außerdem berücksichtigt man, dass die Menschen dazu neigen, Preiserhöhungen stärker wahrzunehmen als Preissenkungen – ein Phänomen, das Ökonomen „Verlustaversion“ nennen. 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.2.3 Geldwertmessung (Verbraucherpreisindex) Entwicklung des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) für das Euro-Währungsgebiet bezogen auf das Basisjahr 2005 :   Gesamtindex 2005 100,0 2004 98,1 2003 96,4 2002 95,4 2001 94,1 2000 92,4 1999 91,1 1998 90,5 1997 90,0 1996 88,6 1995 87,6 Dem HVPI liegt kein Warenkorb zugrunde er wird mit aufwändigen statistischen Methoden errechnet http://www.destatis.de/d_home.htm 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll Download : 20.09.09 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll Reallohn / Nominallohn Die Entwicklung eines Preisindex sagt über den Lebensstandard z.B. eines Arbeitnehmers nicht viel aus. Die Entwicklung des Nettolohnes ist aussagefähiger. Den Nettolohn, so wie er in der Lohnabrechnung ausgewiesen wird, wird als Nominallohn bezeichnet. Der Reallohn ist der Nominallohn, verglichen mit der Preissteigerungs-rate. Steigen Preisniveau und Nominallohn in gleichem Maße, hat sich der Reallohn nicht verändert. Steigt der Nominallohn stärker als die Preissteigerungsrate steigt die Kaufkraft Steigen die Preise stärker als der Nettolohn, sinkt die Kaufkraft. 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll Kaufkraftzuwachs: Die Nominallöhne steigen stärker als Preise  Die Reallöhne steigen. Löhne und Preise Nominallöhne Preise Zeit 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll Kaufkraftschwund: Die Preise steigen stärker als die Nominallöhne  Die Reallöhne sinken. Preise Löhne und Preise Nominallöhne Zeit 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll http://www.sozialpolitik-aktuell.de 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll © GfK GeoMarketing GmbH Geschäftssitz Bruchsal Amtsgericht Mannheim, HRB 250872 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.3 Inflation Unter Inflation versteht man ein anhaltendes Steigen des Preisniveaus Einteilung der Inflationsarten Nach der Erkennbarkeit offene Inflation verdeckte Inflation Nach der Schnelligkeit schleichende Inflation galoppierende Inflation Hyperinflation Nach den Ursachen Nachfrageinflation Angebotsinflation 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

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Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.3 Inflation Nach der Erkennbarkeit Offene Inflation : Das Preisniveau steigt durch die Marktmechanismen ohne staatliche Preisvorgaben. Verdeckte Inflation : Das Preisniveau wird durch staatliche Eingriffe möglichst konstant gehalten. Schwarze Märkte entstehen, der Staat muss eingreifen. 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.3 Inflation Nach der Schnelligkeit schleichende Inflation Aktuelle Inflationsform; verhältnismäßig niedrige, aber lang anhaltende Preissteigerungen galoppierende Inflation Die Preissteigerungsrate liegt im Durchschnitt über dem Zins für langfristige Geldanlagen. Hyperinflation Die Preissteigerungsraten liegen über 50% 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Nachfrageinflationen 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.3 Inflation Einteilung nach den Ursachen Nachfrageinflationen Angebotsinflationen Kosteninflationen Binnen- nachfrage- inflation Außen- nachfrage- inflation Import- kosten- inflation Lohn- kosten- inflation Rohstoff- kosten- inflation Steuer- kosten- inflation Gewinn- inflation haus- gemachte Inflation importierte Inflation hausgemachte Inflationsarten 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.3 Inflation Schuldner werden begünstigt, Sparer werden geschädigt Der reale Wert der Kreditaufnahme sinkt. „Gutes“ Geld wird aufgenommen, „schlechtes“ zurückgezahlt „Flucht“ in die Sachwerte Eigentümer von Sachvermögen können ihr Vermögen erhalten Ausgabensteigerung des Staates Inflationär steigende Steuer-einnahmen führen zu Investitionen, deren Folgekosten zu Haushaltskürzungen und Steuererhöhungen führen. Stagnierende Konsumgüternachfrage Angst vor der Arbeitslosigkeit erhöht die Sparquote 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.4 Deflation Unter einer Deflation versteht man ein anhaltendes Sinken des Preisniveaus, verbunden mit zunehmender Arbeitslosigkeit und einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts. Im weiteren Zusammenhang kann von einer Depression gesprochen werden. Ursachen :  Kürzung der Staatsausgaben  pessimistische Zukunftserwartungen der Wirtschaftssubjekte  Lohn- und Preisdumping bei nachlassender Nachfrage 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 1. Geldwert und Geldwertschwankungen 1.4 Deflation Heutige Depressionen sind von „automatischen Stabilisatoren“ in ihrer Entfaltung gehindert. Institutionelle Starrheiten verhindern ein drastisches Sinken des Preisniveaus :  Mindestlöhne  Einkommens-, gewinnunabhängige Steuern  langfristig vereinbarte Miet- und Pachtzinsen  langfristige Lieferverträge  gesetzlich festgelegte Staatsausgaben usw. „Moderne“ Deflationen führen deshalb vorrangig zu einem Rückgang der Beschäftigung bei sinkender Inflationsrate 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 2. Konjunktur 2.1 Begriff Konjunktur Konjunktur Die in gewisser Regelmäßigkeit auftretenden mehrjährigen Auf- und Abwärtsbewegungen der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten einer Volkswirtschaft werden als Konjunktur bezeichnet. Messgrößen : reales Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen oder Auslastungsgrad des Produktionspotentials 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 2. Konjunktur 2.2 Konjunkturverlauf 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll Quelle: Richard,Hartmann/Härter : Allgemeine Wirtschaftslehre... ; Rinteln 2007 ff., S. 438 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll ebenso : Hartmann/Härter : Allgemeine Wirtschaftslehre... ; Rinteln 2004 ff., S. 578 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 2. Konjunktur 2.3 Determinanten des Konjunkturverlaufs Faktoren, die einen Konjunkturaufschwung auslösen können:  Ausweitung des Geldangebots (Kreditangebots) durch die Zentralbank: Sinkende Zinssätze - steigende Kreditnachfrage  Steigende private und staatliche Investitionsgüternachfrage  Steigender Außenbeitrag (Export > Import)  Zahlungsbilanzüberschüsse  Optimistische Zukunftserwartungen der Wirtschaftssubjekte  Positive politische Ereignisse (Beendigungen von Kriegen, Abschluß wichtiger Friedensverträge) 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 2. Konjunktur 2.4 Konjunkturindikatoren Konjunkturindikatoren Die Konjunkturindikatoren sind Messgrößen, die die gegenwärtige Konjunkturphase anzeigen (Konjunkturdiagnose) und Voraussagen über die voraussichtliche Entwicklung zulassen (Konjunkturprognose) Konjunkturforschung Aufgabe der Konjunkturforschung ist es, die aktuelle wirtschaftliche Lage zu analysieren ( Konjunkturdiagnose ) und die Entwicklung der nächsten sechs bis zwölf Monate vorauszuschätzen ( Konjunkturprognose ) 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

K o n j u n k t u r i n d i k a t o r e n indicare = anzeigen,aufdecken zur Verbrauchskonjunktur zur Industriekonjunktur  Einzelhandelsumsätze  Auftragseingänge in der Konsumgüterindustrie  Preisindex für Lebenshaltung  Konjunkturauslastung  Produktion und Beschäftigung  Auftragseingang aus dem In- und Ausland,  Lagerbestände,  Erzeugerpreise 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

K o n j u n k t u r i n d i k a t o r e n Früh- indikatoren Gegenwarts- indikatoren Spät- indikatoren Vorlaufende Merkmale und Reihen, z.B. : Auftragseingänge, Lagerbestand, Geschäftserwartungen Gleichlautende Merkmale und Reihen z.B.: Produktion, Kapazitätsauslastung, Umsatzzahlen Nachlaufende Merkmale und Reihen, z.B. Personaleinstellung und -freisetzung, offene Stellen 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll

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Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll Quelle: Handelsblatt 12.04.2011 31.03.2017 Wirtschaftliche Ungleichgewichte /Georg Boll