Paul J.J. Welfens Europäisches Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen (EIIW) an der Bergischen Universität Wuppertal (www.eiiw.eu) Lehrstuhl.

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 Präsentation transkript:

Paul J.J. Welfens Europäisches Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen (EIIW) an der Bergischen Universität Wuppertal (www.eiiw.eu) Lehrstuhl für Makroökonomie/Jean Monnet Lehrstuhl für Europäische Wirtschaftsintegration Überwindung der Bankenkrise und Wachstumspolitik: Nationale und europäische Optionen Berlin, 04.11.2009, DSGV Beitrag für den EIIW-IEW-Workshop Zukunftsfähige Wirtschaftspolitik Deutschlands – Bankenstabilisierung, Strukturwandel und Wachstum

P.J.J. Welfens www.euroeiiw.de (2006) Übersicht 1. Deutschland vor wichtigen Herausforderungen 2. Ausgangslage und Frage nach dem Zielobjekt beim Wirtschaftswachstum 3. Überwindung der Bankenkrise und nachhaltige Finanzmarktstabilität 4. Strukturwandel 5. Wachstumspolitik dank Mobilisierung von Wachstumsreserven 6. Kapitalmarktperspektiven in der alternden Gesellschaft 7. Innovationsperspektiven 8. Wirtschaft-Politik-Wirtschaftswissenschaft: Schwacher Dialog in Deutschland 9. Perspektiven P.J.J. Welfens www.euroeiiw.de (2006)

Mögliche Wachstumsimpulse in Ausgangssituation Bankenkrise USA/UK/€-zone Politikmassnahmen D/EU/G20 etc. Wirtschaft in Deutschland/EU Internationale Wachstumsimpulse P.J.J. Welfens www.eiiw.eu (2009)

Massnahmenbündel notwendig Bankenreform/-mit Regulierung und Anreizen für mehr langfristiges Denken Nationale/internat. Bankenregulierung: fehlt Bilanzstandards – mit voller Info über Zweckges. Steueranreize für mehr Vernunft: Fehlanzeige Internationale Kooperation G20, IMF etc.; IMF unfähig, verzögertes FSAP (Financial Sector Assessment Program) für USA durchzuführen Nationale Maßnahmen für Wachstum, Beschäftigung P.J.J. Welfens www.eiiw.eu (2009)

Welche Wachstumsgröße im FOCUS? BIP/BNP (STIGLITZ; WELFENS) Reale Wachstumsrate Bruttonationaleinkommens Traditionelles Wachstum (BNP/Bruttoinlandsprod.) Nettoinlandsprodukt Wachstumsrate des natürlichen Nettonationaleinkommens Nachhaltiges Wachstum Umfassende Abschreibungen: Realkapital (Maschinen…) Naturkapital, Humankap. (WB) P.J.J. Welfens www.eiiw.eu (2009)

1. Deutschland vor wichtigen Herausforderungen Es gibt mehrere langfristige Einflüsse, die auf die deutsche bzw. EU-Wachstumsdynamik von außen einwirken: (-) BANKENKRISE führt zu verminderten Wachstumserwartungen RISIKOPRÄMIEN im Umfeld erkrankter Bankensysteme könnten sich nicht nur mittelfristig normalisieren, sondern in USA, Großbritannien und Eurozone dauerhaft höhere Werte als vor der Krise erreichen (+) IKT-Dynamik in digitaler Weltwirtschaft hält an (+) CHINA: Für ein bis zwei Jahrzehnte noch hohes Wachstum zu erwarten; ähnlich für Asien (ohne Japan) insgesamt (+/-)KLIMATSCHUTZPOLITIK: möglicherweise als Wachstumsbremse wirkend? Oder doch vielmehr als Innovationsstimulanz, die letztlich auch – nachhaltiges - Wachstum fördert

FRAGE für DEUTSCHLAND/EU RÜCKKEHR zum alten Wachstumspfad vor der Bankenkrise zu erwarten? Wenn ja, dann ist mit erhöhten Wachstumsraten für Anpassungszeit zu rechnen Wenn nicht, dann dürften sich Konflikte in der Politik und ggf. soziale Konflikte verschärfen Bei abgeschwächter Dynamik: Druck hin zu Politikreformen in neuen Umfeld mit Digitalisierung & Internetwirtschaft + Globalisierung P.J.J. Welfens www.eiiw.eu (2009)

1. Deutschland vor wichtigen Herausforderungen Gefordert ist jetzt Optimierung der Wirtschaftspolitik auf nationaler Ebene (und der Ebene der Bundesländer) und EU-Ebene, und zwar in Richtung Effizienzgewinne und Abbau von Effizienzverlusten sowie Impulse für verstärkte Innovationsdynamik und Humankapitalbildung. Dabei ist allerdings zu klären, auf welche Zielgröße sich Wirtschaftswachstum beziehen soll. Frage auch, ob Exportüberschusswirtschaft Deutschland strukturell vernünftig ist…

1. Deutschland vor wichtigen Herausforderungen Das QUEST-Modell der Europäischen Kommission gibt interessante Perspektiven zur Frage einer möglichen Wachstumsabschwächung (EUROPEAN COMMISSION, 2009: QUEST setzt den gesamtwirtschaftlichen Produktionsverlust als Folge der Bankenkrise, der sich kumuliert über rund 10 Jahre ergibt, mit 2-4% an, was auf 0,5 % bis 1% in einzelnen Jahren hinausläuft. Gegenüber bisherigen Schätzungen der EU zum langfristigen Potentialwachstum von 2% pro Jahr ergibt sich für 2009-2020 nunmehr nur noch etwa 1,5%. Für Deutschland nur geringe Korrektur erwartet, das Trendwachstum Deutschlands ist mit 1% p.a. allerdings ohnehin <als EU-Durchschnitt. Also bleibt Aufgabe, Politikoptionen für mehr Wachstum zu prüfen Rahmenbedingungen Politikmaßnahmen: weniger ineffiziente Subventionen, mehr Effizienz in F&E-Förderung, Mehrausgaben für F&E+ Bildung – in alternder Gesellschaft?

2. Ausgangslage und Frage nach dem Zielobjekt beim Wirtschaftswachstum Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967: bislang nicht novelliert das ist überfällig angesichts €zone das könnte Neudefinition von Zielen heißen; Nachhaltigkeit? Auf welche Größe Wachstumsziel beziehen Schon Frage in der STIGLITZ-Kommission in Frankreich Als neue Frage grundsätzlich auch hier gestellt: einfache Antwort – sinnvoll ist das hier definierte natürliche Nettonationaleinkommen, das Abschreibungen nicht nur auf Realkapital, sondern auch auf Naturkapital und Humankapital bezieht; eigentlich älteres Weltbankkonzept, das bislang nicht beachtet wird

2. Ausgangslage und Frage nach dem Zielobjekt beim Wirtschaftswachstum Echte Sparquote versus Bruttosparquote in ausgewählten Ländern

2. Ausgangslage und Frage nach dem Zielobjekt beim Wirtschaftswachstum Reale Wachstumsraten für Deutschland auf Basis alternativer Messkonzepte des realen Wirtschaftswachstums

2. Ausgangslage und Frage nach dem Zielobjekt beim Wirtschaftswachstum Wachstumsraten des realen Bruttonationaleinkommens (gGNI), des Nettonationaleinkommens (gNNI) und des Natürlichen Nettonationaleinkommens (gNNNI) für Deutschland und die USA Quellen: Weltbankdaten: WDI, Ameco (Europäische Kommission), EIIW-Berechnungen zu Wachstumsraten und zur Höhe des realen natürlichen Nettonationaleinkommens

2. Ausgangslage und Frage nach dem Zielobjekt beim Wirtschaftswachstum Niveauentwicklung der alternativen realen wirtschaftlichen Leistungsindikatoren (Basisjahr 2000) für Deutschland

2. Ausgangslage und Frage nach dem Zielobjekt beim Wirtschaftswachstum Niveauentwicklung der alternativen realen wirtschaftlichen Leistungsindikatoren (Basisjahr 2000) für Frankreich

2. Ausgangslage und Frage nach dem Zielobjekt beim Wirtschaftswachstum Niveauentwicklung der alternativen realen wirtschaftlichen Leistungsindikatoren (Basisjahr 2000) für Großbritannien

2. Ausgangslage und Frage nach dem Zielobjekt beim Wirtschaftswachstum Niveauentwicklung der alternativen realen wirtschaftlichen Leistungsindikatoren (Basisjahr 2000) für die USA

2. Ausgangslage und Frage nach dem Zielobjekt beim Wirtschaftswachstum Deutschland ist eingebettet in die EU-Wirtschaftsdynamik. Was ist in der EU zu erreichen bei sinnvollen Weichenstellungen (dabei auch Vergleich zu USA)? Folgt man JONES (2002) und ähnlichen Berechnungen der Europäischen Kommission (ECFIN), dann sind die wachstumspolitischen Handlungsoptionen ziemlich ähnlich, wobei hier Finanzmarktaspekte zunächst außen vor bleiben: Investitionsquote +1 Prozentpunkt erhöht langfristig das Bruttoinlandsprodukt um 2,1% bzw. 2,4%; noch besser mehr Bildung, höhere F&E Quote

2. Ausgangslage und Frage nach dem Zielobjekt beim Wirtschaftswachstum Wachstumsreserven der USA und der EU nach JONES und ECFIN (langfristige Erhöhung des realen Bruttoinlandsproduktes in %; Simulation über rund 30 Jahre)

2. Ausgangslage und Frage nach dem Zielobjekt beim Wirtschaftswachstum Es gibt viele Sektoren mit positiven bzw. negativen externen Effekten, bei denen es seitens des Staates bzw. der EU oder gar der Weltgemeinschaft an vernünftigen Politikimpulsen fehlt - zu nennen sind hier auf mit Blick auf die nationale und EU-Wirtschaftspolitik auch Aspekte der Internalisierung positiver und negativer externer Effekte Richtige F&E-Subventionen (steuerbasiert) Falsche Subventionierungen abbauen, die nicht durch positive externe Effekte begründet werden können. Hier sind zu nennen industrielle Klima- und Umweltbelastungen bzw. versteckte Subventionen des Staates: etwa durch Freistellung der Kernkraftwerke von normalen Versicherungserfordernissen: Deutschland, Frankreich etc. Klügere Klimapolititik bzw. Ansätze bei der Förderung von erneuerbaren Energien spart 1,5 Prozentpunkte des Brutto-inlandsprodukts (IfW); C02-Zertifikatehandel ausbauen – in funktionsfähigen Finanzmärkten!?

3. Überwindung der Bankenkrise und nachhaltige Finanzmarktstabilität Auf dem Londoner G20-Gipfel ist am 2.4.2009 der Konsens für einen Katalog von Reformen verabschiedet worden, wobei es unter Einbeziehung des Washingtoner G20-Gipfels vom November 2008 um fast 50 Einzelmaßnahmen geht; Die G20 sind als Staatengruppe vermutlich zu heterogen, um realisierbare und problemadäquate Maßnahmen umzusetzen.

3. Überwindung der Bankenkrise und nachhaltige Finanzmarktstabilität Eine Reihe von notwendigen Reformmaßnahmen ist in der Literatur vorgeschlagen worden (siehe u.a. DE LAROSIÈRE et al. 2008, WELFENS, 2009; WELFENS, 2009a). Zu den wichtigen Reformmaßnahmen zählen: Einführung zweistufiger Bankenaufsichtssysteme in der EU bzw. Eurozone, wobei man dem Beispiel der Telekomregulierung institutionell folgen könnte: Bei Großbanken – für die ein Too big to fail-Problem gilt – ist eine konsistente länderübergreifende Regulierung unerlässlich. Die Arbeit der Ratingagenturen sollte künftig global nur noch zweistufig erfolgen bzw. Rating sollte als öffentliches Gut organisiert sein, wobei alle Emittenten nach Marktanteil zahlen; Besteuerung der Volatilität der Eigenkapitalrendite (national machbar) Setzt vernünftige Anreize für Management; weniger Interventionismus notwendig/keine Überregulierung Ergebnis ist mehr Stabilität und Nachhaltigkeit Ggf. Entflechtung von Großbanken Notfalls auch Kapitalverkehrskontrollen falls USA (UK?) keine vernünftigen Reformen umsetzen = internat. ext. Eff.

3. Überwindung der Bankenkrise und nachhaltige Finanzmarktstabilität Eigenkapitalrentabilität (1) nach wichtigen Bankengruppen in Deutschland (2) Quelle: SVR (2008), S. 104, eigene Berechnungen zur Varianz

3. Überwindung der Bankenkrise und nachhaltige Finanzmarktstabilität Die aufgeführten Varianzen (V) bzw. Ist-Varianzen wären natürlich im Fall einer Varianzbesteuerung tendenziell geringer, so dass man nachfolgend V‘ als steuerbedingt verminderte Varianz betrachte kann, wobei man exemplarisch eine Elastizität von minus 1 (Erhöhung des Steuersatzes um ein Prozent, führt zu einem Rückgang der Varianz um ein Prozent) betrachten kann; zudem wird hier eine „natürliche“, normale Varianz Vnat unbesteuert gelassen, was (mit T für Steuerschuld, τ Körperschaftssteuersatz, П für Gewinn, τV für Varianzsteuersatz, V“:= V‘-Vnat) zu der folgenden Steuerformel für eine Bank j (der Index j wird nachfolgend unterdrückt) führt: (1) T = τП + τV [V“lnП]; für

Druck im industriellen Strukturwandel bleibt hoch Die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Ländern nach Gütergruppen betrachtet (OECD) In Abb. ist Technologieintensität u. Wissensintensität um so höher, je weiter rechts die betrachtete Gütergruppe Exportdurchschnittslerlöse im Zeitablauf = Hinweise auf Qualitätsprodukte… China und Osteuropa stark in arbeitsintensiven Gütern spezialisiert, aber z.T. schon starke Position (mRCA>1); Hochlohnland D vor Herausforderung P.J.J. Welfens www.eiiw.eu (2009)

4. Strukturwandel Modifizierte RCAs für Deutschland 1993 bis 2008 und Export – Durchschnittserlöse (Export Unit Values) 1993 + 2008

4. Strukturwandel Modifizierte RCAs für Ungarn 1993 bis 2008 und Export-Durchschnittserlöse (Export Unit Values) 1993 + 2008

4. Strukturwandel Modifizierte RCAs für Polen 1993 bis 2008 und Export-Durchschnittserlöse (Export Unit Values) 1993 + 2008

5. Wachstumspolitik dank Mobilisierung von Wachstumsreserven Staatliche Wachstumspolitik umfasst mehrere Bereiche: Kapitalakkumulation bzw. Ersparnisbildung – hier ist aber Vertrauen in Banken/Finanzmärkte wichtig bzw. wiederherzustellen: doppeltes Problem in der alternden Gesellschaft; Rentenreform durch Großbankenkrise diskrediert: Unverantwortliche Großbanken verhindern, dass Gesellschaft Früchte vernünftiger Ordnungspolitik einfährt Informations-u. Kommunikationstechnologie +fördern! Weiterbildung/Humankapitalentwicklung – in alternder Gesellschaft schwierig, Staatsausaben zu priorisieren... F&E-Förderung und Risikokapitalbildung (US-Studie: >als F&D-Subventionierung); bei Risikokapital hat D Probleme Frage nach Alterung der Gesellschaft u. Schrumpfung der Bevölkerung in Deutschland (Börsch-Supan, 2009 etc.)

8. Wirtschaft-Politik-Wirtschaftswissenschaft: Besserer Dialog in Deutschland wünschenswert Spannungsverhältnis Wissenschaft-Wirtschaftspolitik in Deutschland Problem (…auch SVR: Empfehlungsverbot ignoriert) Im Übrigen beschädigt der Beamtenstatus gerade die Glaubwürdigkeit vieler Hochschullehrer-Vorträge in der Frage Politikoption zur Erlangung der Vollbeschäftigung. Es fehlt an kritischer Wirtschaftswissenschaft (POPPER) – s. Bankenkrise Es bleiben aber weite Bereiche der Volkswirtschaftslehre, wo theoretische und empirische Analysen für Wirtschaft und Wirtschaftspolitik wertvolle Erkenntnisse bereitstellen können. In Teilen der Großindustrie bzw. der Großbanken hat man allerdings eigene volkswirtschaftliche Analysestäbe im vermeintlichen Interesse von Kosteneinsparungen wegrationalisiert – man verlässt sich lieber unkritisch auf einen im Internet verfügbaren Consensus Forecast.

9. Perspektiven: Soll-Reformen!! Hauptfelder der Wachstumspolitik

Ohne Problembewußtsein und Profi-Ansätze Gefahr baldiger Enttäuschung in der Wirtschaftspolitik Wachstumspolitik ist langfristig – heute anfangen, um übermorgen zu ernten (nicht gerade populär in der Politik); Top auf Agenda wichtiger Ressorts? D ggf. mit F, NL? Schwierige Zeit, in der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik im Dialog konstruktiv und innovativ nach Lösungen suchen sollten! P.J.J. Welfens www.eiiw.eu (2009)

P.J.J. Welfens www.euroeiiw.de (2006) _Europäisches Institut für internationale Wirtschaftsbeziehungen (EIIW) an der Universi- tät Wuppertal (www.eiiw.eu; s. auch www.econ-international.net) Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit P.J.J. Welfens www.euroeiiw.de (2006)