Biologische Psychologie II

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 Präsentation transkript:

Biologische Psychologie II Peter Walla Kapitel 16 Lateralisierung, Sprache und das geteilte Gehirn

Biologische Psychologie II Peter Walla Das linke und das rechte Gehirn: Das menschliche Gehirn besteht aus 2 cerebralen Hemisphären, die voneinander getrennt sind, abgesehen von den so genannten cerebralen Kommissuren.

Biologische Psychologie II Peter Walla An sich läßt die äußere Erscheinung eher vermuten, dass beide Hemispären keine bedeutsamen funktionellen Unterschiede aufweisen! dennoch gibt es eine solche funktionelle Lateralisierung! Vorweg sei bereits erwähnt: Die linke und die rechte Hemisphäre besitzen unterschiedliche Fähigkeiten und können sogar unabhängig voneinander funktionieren, unterschiedliche Gedanken, Erinnerungen und Gefühle haben! „Eigentlich reicht auch eine Hemisphäre alleine weitgehend aus!“ ein 6 minütiges Video zeigt diesen Umstand (youtube)! jede der beiden Hemisphären funktioniert eigentlich eigenständig und unabhängig, deshalb können sie sogar so weit gehen, dass sie die Einheitlichkeit des menschlichen Wesens in Frage stellen! …vielleicht ist diese Unabhängigkeit z.B. auch für so genannte Déjà-vu Erlebnisse als mögliche Erklärung heranzuziehen!

Biologische Psychologie II Peter Walla Die Lateralisierung von Funktionen: Aphasie und Apraxie: Aphasie ist eine Störung der Fähigkeit, Sprache zu produzieren oder zu verstehen! Anfang der 60er Jahre hat Paul Broca im Rahmen seiner post-mortem Untersuchungen festgestellt, dass seine Aphasie-Patienten alle eine linksseitige Schädigung des inferioren präfrontalen Cortex haben! Broca-Areal! Apraxie ist eine Störung zielgerichteter, willkürlicher Bewegungen! Auch eine Apraxie ist nahezu immer mit einer linksseitigen Schädigung verbunden! Beide Befunde führten zur Idee einer cerebralen Dominanz! …oft wird aufgrund der angenommenen Wichtigkeit von Sprache und Willkür die linke Hemisphäre als die dominante Hemisphäre bezeichnet!

Biologische Psychologie II Peter Walla Das Broca-Areal!

Biologische Psychologie II Peter Walla Was gibt es für Tests, um eine cerebrale Lateralisierung zu untersuchen? 1) Natrium-Amytal-Test (nach Wada, 1949): Dieser Test wird oft vor einem chirurgischen Eingriff durchgeführt, um sprachdominante Gehirnareale während einer Operation möglichst weitgehend verschonen zu können! es wird eine kleine Menge von Natrium-Amytal in die Halsschlagader einer Seite injiziert. für ein paar Minuten ist die entsprechende Hemispäre dann betäubt! mit Hilfe bestimmter Aufgaben, die sprachliche Fähigkeiten inkludieren, kann über entsprechende Beeinträchtigungen dann die sprachdominante Hemisphäre bestimmt werden!

Biologische Psychologie II Peter Walla Dichotischer Hörtest (nach Kimura, 1961): Dreimal hintereinander wird jedem Ohr zeitgleich jeweils eine Ziffer dargeboten! Die Testperson wird dann gebeten, die Ziffern zu nennen! Dabei stellte sich ein Zusammenhang der genannten Ziffern und der sprachdominanten Seite heraus! bei linksseitiger Sprachdominanz werden mehr Ziffern, die dem rechten Ohr präsentiert werden, genannt, während Ziffern, die dem linken Ohr präsentiert wurden meist ungenannt bleiben!

Biologische Psychologie II Peter Walla Funktionelle Bildgebung des Gehirns: Mit Hilfe verschiedenster Methoden zur Messung menschlicher Gehirnaktivitäten können funktionelle Lateralisierungen festgestellt werden! PET: Petersen et al. 1990 (EEG: Rugg et al., 1998)

Biologische Psychologie II Peter Walla Das geteilte Gehirn (Split-Brain): 1953 (Myers und Sperry) begann man durch Untersuchungen an Katzen die Idde zu entwickeln, dass das Corpus callosum gelernte Information von einer Seite auf die andere Seite überträgt! Weiters stellte sich heraus, dass nach einer Durchtrennung des Corpus callosum jede Hemisphäre unabhängig von der anderen arbeiten kann!

Biologische Psychologie II Peter Walla Commissurektomie bei Epileptikern: Bei einer Epilepsie breiten sich auftretende Entladungen oft über das Corpus callosum auf die andere Hemisphäre aus! Zusätzlich war bekannt, dass eine Durchtrennung des Corpus callosum ein Alltagsleben kaum beeinflusst! deshalb wurde bei bestimmten Fällen von Epilepsie eine Commissurektomie empfohlen und auch oft durchgeführt! dabei wird das Corpus callosum durchtrennt, während die kleinen Commissuren intakt bleiben! Der therapeutische Nutzen ist groß, da bei vielen Fällen, bei welchen eine solche Commissurekotmie durchgeführt wurde, tatsächlich keine schweren Krampfanfälle mehr aufgetreten sind!

Biologische Psychologie II Peter Walla Neben dem therapeutischen Erfolg ergab sich nun auch die Möglichkeit, die getrennten Hemisphären auch beim Menschen zu untersuchen! Sperry und Gazzaniga planten, ähnlich wie bei den bereits erwähnten Katzenexperimenten, Information an eine Hemisphäre zu liefern und diese der anderen Hemisphäre vorzuenthalten! Da bei den entsprechenden Patienten das Chiasma opticum intakt war, konnte nicht dieselbe Strategie angewandt werden wie bei den Katzen! stattdessen hat man sich die speziellen neuroanatomischen Verhältnisse des Sehsystems zunutze gemacht:

Biologische Psychologie II Peter Walla

Biologische Psychologie II Peter Walla Ein 4 ½ minütiges Video (youtube) zeigt in eindrucksvoller Weise einen weiteren äußerst interessanten Aspekt einer Commissurektomie! Das unglaublich spannende Phänomen des „Cross-Cuings“ (Buch Seite 538)! beide Hemisphären haben zwar keine Möglichkeit zur direkten neuronalen Kommunikation, aber sie kommunizieren manchmal indirekt miteinander! wird im linken Gesichtsfeld z.B. einfach nur eine von 2 möglichen Farben präsentiert und ein Split-Brain Patient gefragt, welche Farbe er sieht, dann ist die entsprechende Leistung anfangs zufällig! In weiterer Folge allerdings verbessert sich die Leistung! Was passiert hier??

Biologische Psychologie II Peter Walla Vielen Dank für die Aufmerksamkeiten ihrer beiden Hirnhälften!