Integrative Stadterneuerung Begriff – Philosophie – Arbeitsweisen

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 Präsentation transkript:

Integrative Stadterneuerung Begriff – Philosophie – Arbeitsweisen SRL Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung e.V., Berlin Ausschuss Integrative Stadterneuerung 2007 www.srl.de Dem Ausschuss Integrative Stadterneuerung gehörten an: Heidede Becker, Carsten Gertz, Peter Hajny, Christoph Haller, Boris Krmela, Bettina Oppermann, Christiane Schlonsky, Claus Sperr, Gabriele Steffen und Daniel Zerweck

Zweck der Präsentation Jede Stadt bedarf zu ihrer Genese wie der ihrer Bauwerke der Erneuerung. Erneuerung bezeichnet dabei einen hochkomplexen Vorgang, bei dem es gilt, Akteure und Interessen zu verschiedenen Themen integrativ zu vernetzen und im Ergebnis angemessene Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Dies gilt insbesondere, wenn eine Gesellschaft sich nicht mehr nur auf ihren Erfahrungsschatz zur Stadtentwicklung verlassen kann. Dieser Foliensatz soll die Mitglieder der SRL und Interessierte unterstützen, die sich in das Thema Stadterneuerung einarbeiten oder Teilaspekte vertiefen wollen. Er kann für eigene Präsentationen, unter Verweis auf die Urheberschaft, genutzt werden. Manches mag schon bekannt sein, anderes neu. Es wurde versucht, Wesentliches zu benennen, Details auszuklammern. Vertiefende Erläuterungen und Quellenangaben finden sich ggf. in den Notizen (Menüleiste: Ansicht | Notizblatt). Für Kritik, Anregungen, Rückfragen und Erfahrungsaustausch stehen die Verfasser gern zur Verfügung. Die aktuellen Ansprechpartner erfahren Sie in der Geschäftstelle (0 30 / 2 78 74 68-0) oder im Internet (www.srl.de) Alisch, Monika (Hg.) 2001: Sozial – Gesund – Nachhaltig, vom Leitbild zu verträglichen Entscheidungen in der Stadt des 21. Jahrhunderts, Leske + Budrich, Opladen. Kloten, Norbert. 1967. „Utopie und Leitbild im wirtschaftspolitischen Denken“. In: Kyklos. Vol. XX, S. 331-354. Schäfers, Bernhard; Köhler, Gabriele. 1989. Leitbilder der Stadtentwicklung: Wandel und jetzige Beurteilung im Expertenurteil. Beiträge zur gesellschaftswissenschaftlichen Forschung, Band 7. Pfaffenweiler. Zerweck, Daniel: Entwicklungsleitbild für die Stadt Leverkusen - aus Bausteinen zusammensetzen. In: Petra-Kelly-Stiftung (Hg.): Welche Zukunft hat die Stadt? Herausforderungen – Perspektiven – Szenarien. Dokumentation einer Tagung am 12. Juni 2002 in Nürnberg. 2002, S. 14-20. Zerweck, Daniel: Stadtmarketing-Planung: Konzept, Konkretisierung, Realisierung. In: Pfaff-Schley, Herbert (Hg.): 'Stadtmarketing und kommunales Audit. Chance für eine ganzheitliche Stadtentwicklung'. Berlin u. a.: Springer, 1997, S. 37-54.

Rahmenbedingungen Städtische Transformationsprozesse werden immer durch vielschichtige und räumlich differenzierte Wachstums-, Stagnations- und Schrumpfungs-vorgänge geprägt. Diese drei Phänomene bilden die wesentlichen Ausgangspunkte der aktuellen Debatte über die Zukunft der Stadt. Zentrale Rahmenbedingungen sind: Demografischer Wandel Ökonomischer Wandel Globalisierung und Regionalisierung Individualisierung der Lebensverhältnisse Sozialräumliche Segregation Bevölkerungsrückgang (Haushaltsstrukturen) und veränderte Altersstrukturen (steigende Lebenserwartungen, Rückgang der Kinderzahl) Migration/Integration führen zu sinkenden Nachfragen und verändertem Bedarf. Die Folgen des Bevölkerungsrückgangs sind u.a.: mehr Leerstände, mehr brach fallende Flächen, nicht ausgelastete Infrastrukturen, aber auch neue Bedarfsstrukturen. Die Steueraufkommen der öffentlichen Haushalte werden bei gleich bleibenden Gesetzen durch den demografischen Wandel und unveränderten Rahmenbedingungen und Verhaltensweisen im Erwerbsleben zurückgehen. Hinzu kommt der schrittweise Wegfall der Mittel aus dem Solidarpakt II bis 2019 in Ostdeutschland. Die Steuerungsmöglichkeiten der öffentlichen Hand im Rahmen der Stadterneuerung werden immer geringer. Die Perspektive der Europäischen Stadt liegt in der strategisch geordneten Ausrichtung dieser städtischen Transformationsprozesse durch „Integrative Stadterneuerung“.

Begriffsverständnis Stadterneuerung umfasst den zielgerichteten Prozess zur Erhaltung, Aufwertung, Umgestaltung und Weiterentwicklung bestehender Teile und Strukturen einer Stadt. Integrative Stadterneuerung setzt integrative Stadtentwicklungskonzepte voraus, die Ziele und Räume sowohl in Bezug auf das Projekt als auch übergeordnete Vorstellungen beziehen sowie alle relevanten Akteure und ergebnisorientierten Verfahren berücksichtigen. In den 1970er und 1980er Jahren standen flächenhafte und durchgreifende baulich-räumliche Interventionen (Flächensanierung) im Vordergrund der Erneuerungsaktivitäten. In den 1980er Jahren erfolgte im Westen eine Umorientierung zur behutsamen Stadterneuerung mit stärkeren Akzenten auf Betroffenenbeteiligung und Partizipation sowie ab Mitte der 80er zur ökologische Stadterneuerung, im Osten die Weiterentwicklung der komplexen Rekonstruktion. Im Zuge der nach 1990 aufgelegten Ergänzungsprogramme zur Städtebauförderung gewann bundesweit ein integrativer Ansatz der Stadtteilentwicklung an Bedeutung; in Städten mit Bevölkerungsrückgang wurden „Rückbau“ und „Aufwertung“ zu zentralen Strategien.

Begriffsverständnis „integrativ“ Integrative Stadterneuerung verbindet alle wichtigen Handlungs- und Politikfelder im Entwicklungsprozess. Sie setzt auf eine aktive Rolle der Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil. Integrative Stadterneuerung ist als komplexe, kommunale Daueraufgabe Motor für die soziale, gesellschaftliche und ökonomische Erneuerung der Stadt(-teile). Integrative Stadterneuerung setzt ein gebündeltes Planen und Handeln zur Bewältigung der Transformationsprozesse voraus. Integrative Stadterneuerung ist eine Querschnittsaufgabe mit interdisziplinärem Anspruch. „Integrativ“ setzt Kooperation als gesellschaftliche Notwendigkeit voraus; die Maßnahmen werden mit den Akteuren der Stadt gemeinsam entwickelt und abgestimmt. Es gilt, lokale Potenziale zu wecken und die Fähigkeiten und Mittel aller Beteiligten optimal zu nutzen. In Aufgaben der integrativen Stadterneuerung sind alle wichtigen Handlungs- und Politikfelder in den Entwicklungsprozess einbezogen (Stadt- und Freiraumplanung, Städtebau, Sozialwesen, Wirtschaft/Stärkung der lokalen Ökonomie, Wohnungswesen, Kultur, Ökologie usw.).

Programme Das 1971 in der BRD erlassene Städtebauförderungsgesetz bildet die förderrechtliche Basis der Stadterneuerung in Deutschland. Nach 1990 wurden Ergänzungsprogramme – teilweise mit Vorläufern in einzelnen Bundesländern – aufgelegt, um neuen Aufgaben sowie veränderten Rahmenbedingungen und Konzepten gerecht zu werden: 1991 Programm Städtebaulicher Denkmalschutz in den neuen Bundesländern, www.staedtebaulicher-denkmalschutz.de; 1993 Programm Städtebauliche Weiterentwicklung großer Neubaugebiete in den neuen Bundesländern und Berlin (Ost) (ausgelaufen); 1999 Programm Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die Soziale Stadt, www.sozialestadt.de; 2001 Programm Stadtumbau Ost, www.stadtumbau-ost.info; 2004 Programm Stadtumbau West (Vorlauf: ab 2002 Pilotprojekte im Experimentellen Wohnungs- und Städtebau) www.stadtumbauwest.de. Darüber hinaus gibt es europäische Förderprogramme.

Motivation für die Initiierung Es gibt unterschiedliche Motivationen und Strategien für das konkrete Verfahren vor Ort. Top-down-Strategien zur Erzwingung von Aktionen und Verhaltensweisen (finanziell und juristisch motivierte Arbeitsweisen) Bottom-up-Strategien (überwiegend informelle Arbeitsweisen) Top-down-Strategie Bottom-up-Strategie Die meisten integrativen Arbeitsweisen sind nicht exklusiv der Stadterneuerung vorbehalten. Erfahrungsgemäß sollten sie jedoch Anwendung finden, um das im spezifischen lokalen Kontext definierte Ziel einer integrativen und nachhaltig wirkenden Stadterneuerung zu erreichen. Dabei stellen sich nachfolgende Punkte als übergeordnet dar: Art und Organisation des Verfahrens Inhaltliche und räumliche Abgrenzung Beteiligung und Kooperation Prozess mit Leitbild / Maßnahmen / Monitoring Evaluierung

Abgrenzung und Organisation des Verfahrens Zur Bestimmung von Art und Organisation des Verfahrens sind zu Beginn folgende Punkte zu klären: Eindeutige räumliche Abgrenzung unter Berücksichtigung der übergeordneten Raumeinheit (Stadt) Organisationsstruktur – Möglichkeit zur Anpassung an Veränderungen, Prozessoffenheit Verantwortlichkeiten/Zuständigkeiten – für Gesamt- und Einzelprojekte Kommunikationsformen – Akteurskonstellationen, Moderationsverfahren, Öffentlichkeitsarbeit Partizipation – Öffentlichkeit, Kooperation, Partnerschaft, Beteiligung Ressourcen – Finanzen, Personen, Zeitrahmen, Bündelung und Vernetzung Ziel- und Ergebnisorientierung – Konsens, Ergebnisoffenheit, Plausibilität, Transparenz Fokussierung und Konzentration auf realisierbare, den Handlungserfordernissen und Ressourcen angemessene Lösungen Welche Ziele werden verfolgt? (Welche nicht?) Welche sektoralen Handlungsfeldern sind zu berücksichtigen? (Welche können vernachlässigt werden?) Welche Themen sollen bearbeitet werden? (Welche Themen werden explizit ausgeklammert?)

Beteiligung Die Beteiligung der Öffentlichkeit ist zentrale Voraussetzung für das Gelingen integrativer Erneuerungsstrategien. Integrative Stadterneuerung allein durch die öffentliche Hand ist nicht möglich. Der Zugang zu einzelnen Akteursgruppen erfordert differenzierte Beteiligungsformen und Motivationsstrategien. Rechtzeitige Beteiligung sensibilisiert die Akteure und Betroffenen und bindet sie in den Erneuerungsprozess ein. Abgestimmte Maßnahmen tragen besser dazu bei, die Probleme des Stadtteils zu bewältigen. Beteiligung im Sinne von Kooperation nutzt allen, beschleunigt das Verfahren und erhöht die Akzeptanz gegenüber deren Notwendigkeit im Prozess.

Leitbild Definition Der Leitbildbegriff hat seine dogmatische und normative Bedeutung weitgehend verloren. Leitbilder der Stadtentwicklung sind heute nicht mehr nur architektonische oder städtebauliche Bilder; sie sind gesellschaftliche Visionen, schließen Wertehaltungen, Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik ein. Leitbilder ... ... sind Zukunftsvisionen für eine „bessere“ Entwicklung ... sind nur tragfähig, wenn ihre Verwirklichung auf freiwilliger Basis erfolgen kann ... sind Themen übergreifend und erfordern eine Bündelung verschiedener Ziele und Interessen ... leiten zum nachvollziehbaren Handeln an und lassen doch Spielräume für die „Feinjustierung“ konkreter Projekte ... sind auf verschiedenen räumlichen Ebenen möglich Kloten (1967) definiert Leitbild „als Inbegriff einer gedachten und zugleich gewollten Ordnung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Zustände. Ein Leitbild ist stets zukunftsorientiert; es richtet sich auf ein vorgestelltes Seinsgefüge, erhebt dieses zur Richtschnur für das Urteil über geschichtliche und gegenwärtige Daseinsformen und zum Ziel politischer Aktivitäten. Ein Leitbild ist so zugleich ein Ausdruck des menschlichen Wollens, ein Maßstab für das menschliche Urteil und ein Motor des menschlichen Handelns.“ Ausführlich Schäfers und Köhler (1989: 2) zu Stadtentwicklungsleitbildern: „Der Leitbildbegriff [...] hat seine dogmatische und normative Bedeutung weitgehend verloren. [...] Städtebauliche Leitbilder sind heute nicht mehr nur architektonische oder städtebauliche Bilder; sie sind gesellschaftliche Bilder, schließen Wertehaltungen, Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik ein. [...] Die Städte werden als Gebilde gesehen, die das Ergebnis vieler verschiedener Leitbilder sind, diese sind zahlreicher differenzierter, weil ortspezifischer geworden.“ Eigenschaften: ... sind Zukunftsvisionen für eine „bessere“ Entwicklung ... sind nur tragfähig, wenn ihre Verwirklichung auf freiwilliger Basis erfolgen kann Bindende Wirkung nur als Selbstverpflichtung Wille der Akteure entscheidend! ... sind Themen übergreifend und erfordern eine Bündelung verschiedener Ziele und Interessen . ... leiten zum nachvollziehbaren Handeln an und lassen doch Spielräume für die „Feinjustierung“ konkreter Projekte Einzelentscheidungen (Ziele/Maßnahmen) sind ableitbar Längerfristige Perspektive des Handelns Handlungen werden begründbarer und leichter verständlich Leitbilder sind eine Richtungsvorgabe, führen aber nicht zwangsläufig zu der Lösung Individuelle „Bildfunktion“ zulassen „Hartes“ Leitbild -> geringe Interpretationsmöglichkeiten „weiches“ Leitbild -> größere Konsensfähigkeit „Leitbild sollte wie eine gute Verfassung sein“ ... sind auf verschiedenen räumlichen Ebenen möglich Stadtteil – Stadt - Region - Überregional

  Leitbildprozess „Von oben“ Leitbild „Von unten“ Geprägt durch hierarchische Strukturen Expertenprozess in Führungszirkeln Ein „Leitbild von oben“ findet sich auf allen politischen und verwaltenden Ebenen „Von oben“  Leitbild  Das Lokale als zentrale Handlungsebene Selbstbestimmte und bedürfnisorientierte Partizipation der Bürger (integriertes) Handeln in Netzwerken Orientierung am Gestaltungsprozess und weniger an konkreten Ergebnissen Überwinden ressortbezogener, hierarchischer Strukturen (intersektorale Kooperation) „Von unten“ „Von Oben“ Geprägt durch hierarchische Strukturen  Leitbild wird auf der Führungsebene von Politik und Verwaltung erarbeitet Prozess ist Expertenprozess  findet in Führungszirkeln statt, Methoden und Verfahren sind z.B. Gutachten, Prognosen Ein „Leitbild von oben“ findet sich auf allen politischen und verwaltenden Ebenen „Von Unten“ Bedeutungszuschreibung des Lokalen als zentrale Handlungsebene; Partizipation der organisierten und vor allem der nicht-organisierten BürgerInnen (als Schlüsselakteure) an der Gestaltung von Entwicklungsprozessen (Selbstbestimmung und Bedürfnisorientierung); (integriertes) Handeln in Netzwerken aus verschiedenen kollektiven Akteuren; Orientierung am Gestaltungsprozess und weniger an konkreten Ergebnissen; Überwinden versäulter, hierarchischer Strukturen (intersektorale Kooperation) (Alisch, 2001, 11). Quelle: Alisch (2001, 11); Zerweck (2002, 17)

Schlüsselprojekte definieren und umsetzen Konzepte und Leitbilder erfahren ihre Umsetzung in Schlüsselprojekten. Schlüsselprojekte zu definieren bedeutet, Prioritäten zu setzen und Anstoßfunktionen zu übernehmen. Schlüsselprojekte sollen geeignet sein, Leitbildthemen zu repräsentieren und stellvertretend die Sichtbarkeit der Leitbildumsetzung im Stadtbild zu gewährleisten. Prioritätensetzung bedeutet somit auch, dass andere Projekte (die durchaus ebenfalls im Sinne des entwickelten Leitbildes sein können) zunächst nicht unmittelbar umgesetzt werden können. Die Schlüsselprojekte müssen in übersichtlicher und verständlicher Form dargestellt und begründet werden. Für die einzelnen Maßnahmen ist ein klarer Zeitplan mit Klärung der Verantwortlichkeiten zu entwickeln. Die Budgetierung des Maßnahmenkataloges ist vorab zu klären. Letztlich kann man also für jede Maßnahme einen Maßnahmebogen anlegen, der Antworten auf folgende Fragen liefern muss: Was? Die Maßnahme muss eindeutig bezeichnet werden. Warum? Die Maßnahme muss kurz und nachvollziehbar begründet werden. Wer? Die für die Maßnahme verantwortliche Institution bzw. Person muss genannt werden. Wann? Die zeitliche Einordnung der Maßnahme muss klar werden. Wie lange? Die Dauer und eventuelle Zwischentermine müssen in etwa festgelegt werden. Wie teuer? Eine vorläufige Kostenschätzung muss vorgenommen werden und der Finanzier muss benannt werden. Quelle: Zerweck (1997)

Wirkungsbeobachtungen Die Beobachtung der Wirkungen von Konzepten und Maßnahmen (Monitoring) ist heute wichtiger denn je. Die Beteiligung privater Akteure, aber auch ein verändertes Verständnis beim Mitteleinsatz bei den Kommunen erfordern Wirtschaftlichkeit. Ziele sind dabei: Bildung eines (Früh-)Warnsystems für negative Entwicklungen, kontinuierliche Erfassung von Entwicklungen im Gebiet, u. a. der Einwohner- und Sozialstruktur, Einkommenssituation, baulichen Veränderungen etc., Darstellung der Erfolge/Misserfolge von Projekten/Entwicklungen, Gewinnung potenzieller Akteure für das Projekt, Beobachtung des (Förder-)Mitteleinsatzes.

Wirkungsbeobachtungen Um Wirkungen von Konzepten und Maßnahmen beobachten zu können, müssen mindestens folgende Voraussetzungen zu Beginn des Prozesses erfüllt werden: Eindeutige mess-, zähl- oder beschreibbare Ziele für die Maßnahmen, Projekte und das Maßnahmengebiet definieren Schlüssige Indikatoren festlegen - bezogen auf grundsätzliche Entwicklungen - bezogen auf Maßnahmen und Projekte - bezogen auf das Maßnahmengebiet Akzeptables Verhältnis von Aufwand und Nutzen zu Beginn festlegen

Fazit Integrative Stadterneuerung bezieht alle wichtigen Handlungs- und Politikfelder im kommunalen Entwicklungsprozess ein. Als Basis für die Umsetzung dienen räumliche Entwicklungskonzepte. Voraussetzung sind Ressourcenbündelung, fach- und ressortübergreifende Kooperationen sowie die Bildung neuer strategischer Allianzen. Integrative Stadterneuerung braucht die Mitwirkung von Akteuren unterschiedlicher Interessen wie Bewohnerschaft, Unternehmen, Wohnungswirtschaft, Wohlfahrtsverbände, Freie Träger, Verwaltung, Politik. Integrative Stadterneuerung als aktive Planungs- und Umsetzungs-strategie schließt Erhaltung, Umbau und Rückbau des städtischen Gemeinwesens ein. Aufgabe ist, negative Folgen der demografischen Entwicklung sowie des ökonomischen und gesellschaftlichen Strukturwandels zu kompensieren und die Bedingungen für ein gutes Zusammenleben in den Städten zu verbessern.