Wortbildungsprozesse Derivation und Konversion Einführung in die Sprachbeschreibung WS 13/14 Dr. Cora Kim Referentin: Ruth Vossel
Struktur Derivation Derivation von Nomen und Adjektiven Das Präfix un- Derivation von Adverbien Verb-Derivation Präfixverben Partikelpräfixverben Partikelverben Doppelpartikelverben Konversion
1. Derivation Verbindung von freien und gebundenen Morphemen zu neuem Wort Kombination Wortstamm und Affix Präfix: Erz-feind Suffix: probe-halber Zirkumfix: ge-lehr-ig Mehrere Affixe an einen Stamm: Ver-ge-walt-ig-ung
2. Derivation von Nomen und Adjektiven Präfixe: Un-art , Ex-Kolonie, Haupt-mann Suffixe: Lehr-er, Chem-iker
2. Derivation von Nomen und Adjektiven ur-alt, un-cool, des-orientiert lös-bar, herz-haft, komfort-abel
2.1 Das Präfix un- Gruppe der “nominalen” Präfixe erz-, miss-, un-, ur- Bildung von Nomen und Adjektiven Große Produktivitätsunterschiede Un+N -> nahezu unproduktiv Un+A -> Produktivität abhängig von Basis Einfache Basis (un-dicht, un-cool): begrenzt Komplexer Stamm: hochproduktiv Partizipale Basis (un-beobachtet, un-bewiesen) Suffigierte Basis (un-brauch-bar, un-film-isch)
2.1 Das Präfix un- Blockierung Einfache Basis (lang), aber kein un-Adjektiv möglich (*un-lang) Lexikalsiche Blockierung (lang-kurz) Konservierung nicht mehr existenter Basen un-bedarft, un-gestüm, un-wirsch Un-getüm, Un-glimpf
3. Derivation von Adverbien Keine Präfixe, keine nicht-nativen Affixe Wenig untersuchter Bereich recht produktiv: -weise (blöder-weise, bescheuerter-weise) Bezug zum Nomen Weise noch transparent
4. Verbderivation des-infizieren, de-stabilisieren, trans-formieren ängst-ig(en), dräng-el-n, steig-er-n
4. Verbderivation Typen der verbalen Wortbildung
4.1 Präfixverben ge-, er-, ver-, be-, ent-/ant-/emp-, zer-, miss- Semantisch entleert, ohne frei vorkommende Gegenstücke Bsp. be- sehr produktiv Wichtige Funktion: Ableiten transitiver Verben z.B. behängen, beatmen Komplementtypen des be-Verbs auf Basis zurückzuführen Monika klebt Plakate an die Wand Monika beklebt die Wand mit Plakten Präfixverben sind nicht syntaktische trennbar *Die Bauern wässerten das Brachland be. (Präfixverb) Lisa ruft den Regisseur an. (Partikelverb)
4.2 Partikelpräfix-Verben um-fahren (Wortakzent auf Stamm) Kein typisches verbales Präfix Partikel, die sich wie Präfixe verhalten Nicht syntaktisch trennbar Die Fahrerin umfährt den Poller. (Partikelpräfix-Verb) Die Fahrerin fährt den Poller um. (Partikelverb) Nicht morphologisch trennbar: Zu-Infinitiv: zu umfahren Partizip Perfekt: hat umfahren Wenig produktiv
4.3 Partikelverben um-fahren (Wortakzent auf Partikel) Kein typisches verbales Präfix Syntaktisch trennbar Die Fahrerin fährt den Poller um. Lisa ruft den Regisseur an. Morphologisch trennbar: Zu-Infinitiv: umzufahren Partizip Perfekt: umgefahren Sehr produktiv
4.4 Doppelpartikel-Verben Doppelpartikel als Präfix her-unter-ziehen, hinter-her-laufen, mit-ein-beziehen Andere Wortgruppen als “Partikel” zusammen(Adv)-brechen, breit(Adj)-schlagen, bau(N)-sparen, kennen(V)-lernen
5. Konversion Umkategorisierung der Wortart eines Stammes ohne Affigierung Morphologische Konversion Wortartwechsel ohne Änderung der Form Produktivität beschränkt, da nur bei einfachen Basen möglich
5. Konversion Syntaktische Konversion Wortartwechsel von flektierten Wortformen Überlappung in syntaktischen Kontexten Der gute Wagen – der Gute Karlchen will leben/Leben.
Literatur Busch A, Stenschke O (2008) Germanistische Lingusitik - eine Einführung. Tübingen: Narr. Eisenberg P (2013) Grundriß der deutschen Grammatik. Band 1: Das Wort. Stuttgart, Weimar: J.B. Metzler. Linke A, Nussbaumer M, Portmann PR (2004) Studienbuch Linguistik. Tübingen: Max Niemeyer Verlag. Lüdeling A (2009) Grundkurs Sprachwissenschaft. Stuttgart: Klett. Meibauer J, Demske U, Geilfuß-Wolfgang J, Pafel J, Ramers KH, Rothweiler M, Steinbach M (2007) Einführung in die germanistische Linguistik. Stuttgart, Weimar: J.B. Metzler.