Die Generation der Egoisten

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 Präsentation transkript:

Die Generation der Egoisten 31.03.2017 Die Generation der Egoisten Tagung „Jugend im Roten Kreuz“ 22. September 2012, St. Pölten Methodisch: Zuerst die Grundlagen (Entwicklungen in unserer Umwelt), dann ihre Auswirkungen auf das ÖRK und auf seine Klientel, hilfsbedürftige Menschen und sozial Bedürftige. Mag. Robert Dempfer, Stabstelle Gesellschaftspolitik Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

31.03.2017 Was macht Gesellschaftspolitik? In welche Richtung sich unsere Gesellschaft entwickelt. Beobachtung gesellschaftlicher Trends und Entwicklungen (Ökonomisierung, Autonomie ...) Auswirkungen auf die Arbeit des Roten Kreuzes? Auswirkungen auf die Lebensbedingungen von Menschen in Not und sozial Schwachen? Gesellschaftspolitik arbeitet an der aktiven Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse, ... ... die sich nicht mit Korrekturen im Nachhinein zufrieden gibt. „Strong National Societies“ sind kurz gesagt mit ausreichend Ressourcen und Einfluss ausgestattet, um auf ihrem Territorium und im internationalen Konzert die drei strategischen Ziele erreichen zu können. Unser Thema heute ist: Welche Entwicklungen in unserem Umfeld stärken oder schwächen unsere nationale Gesellschaft, das ÖRK? Wie müssen wir darauf reagieren, und unseren Auftrag weiterhin ausführen zu können? Wir sind die größte humanitäre Organisation Österreichs. Das Beispiel Nokia aus der Vorbereitung für diesen Strategietag zeigt allerdings, wie rasch man eine solche Rolle verspielen kann. Die eigentliche Frage ist also: Wie bleibt man eine „strong National Society?“ Welche neuen Bedürfnisse in unserem Umfeld gibt es, und welche Kompetenzen benötigen wir, um ihnen begegnen zu können? Welche Trends und Entwicklungen stellen eine Gefahr für die Existenz der Organisation dar? Wir verfügen mit der Gesellschaftspolitik über ein „Radar“ für solche Entwicklungen. Allerdings nicht bundesweit institutionalisiert. Möglichkeit besteht: Bei 450 rund um die Uhr besetzten RK-Dienststellen als „Antennen“ – welche Entwicklung sollte uns da noch entgehen? Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

31.03.2017 Zwei maßgebliche Entwicklung Die Umwelt des Österreichischen Roten Kreuzes und Jugendrotkreuzes Bevölkerungsentwicklung und ihre Auswirkungen auf die die soziale Sicherung der Zukunft Zwischen den Kulturen: Zuwanderungsland Österreich Arbeitsgruppe „soziale Arbeit“ beschäftigt sich seit 2011 mit einer Fülle von Trends, Entwicklungen, neuen Bedürfnissen. Hier die fünf wichtigsten, weil sie langfristig wirken, auf Jahrzehnte unumkehrbar sind (z.B. Wehrpflicht wird fallen; demografische Entwicklung wirkt jahrzehntelang ...). Entwicklungen in Brüssel sind nicht ausreichend auf unserem Radar, wirken aber bis in lokale Strukturen (Beispiel Ausschreibungen Rettungsdienst in mehreren Bundesländern). 80 Prozent der Rechtsakte, die schließlich auch in Österreich wirksam werden, entstehen heute in Brüssel. Direktiven und Richtlinien der EU müssen in nationale Gesetzgebung umgesetzt werden, es ist immer nur eine Frage der Zeit. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

Demografische Entwicklung 31.03.2017 Demografische Entwicklung Auswirkungen auf die solidarischen, umlagefinanzierten Sozialversicherungen Online: http://henri.roteskreuz.at Kostenlos bestellen: service@roteskreuz.at Alle heutigen Themen haben wir bereits in „henri“ ausführlich thematisiert. Zu beginn jeder „Entwicklung“ die relevanten Ausgaben (henri auflegen zum Mitnehmen für Teilnehmer) Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

Arbeitslos? Krank? Arm? Wie unsere soziale Sicherung funktioniert. 31.03.2017 Arbeitslos? Krank? Arm? Wie unsere soziale Sicherung funktioniert. In unserem Sozialsystem sorgen die Aktiven (Erwerbstätige) für die Nicht-Aktiven (Kinder, Pensionisten, Arbeitslose, Kranke, Pflegebedürftige ...) Lebensrisiken Krankheit, Unfall, Arbeitslosigkeit, Pflegebedarf, Altersarmut solidarische Sicherung Alle zahlen Beiträge und Steuern umlagefinanziert Das Geld wird nicht angespart, sondern sofort wieder ausgegeben. Schwäche: Verhältnis Aktive und Nicht-Aktive Alle heutigen Themen haben wir bereits in „henri“ ausführlich thematisiert. Zu beginn jeder „Entwicklung“ die relevanten Ausgaben (henri auflegen zum Mitnehmen für Teilnehmer) Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

Demografische Entwicklung Österreich – wir werden mehr ... 31.03.2017 Demografische Entwicklung Österreich – wir werden mehr ... 3 Parameter: Geburten Todesfälle Migration Warum können wir die Bevölkerungsentwicklung relativ genau vorhersagen? Beim Wetter gelingen Prognosen nur für drei Tage – aber die Bevölkerung 2030 kennen wir? 1) Die Demografen kennen die Zukunft auch nicht. Seriös: Nicht „Prognose“, sondern „Vorausschätzung“. 2) Der Prozess hat eine viel kleinere Umschlaggeschwindigkeit als z.B. Wetter oder Wirtschaftsentwicklung. Die Pensionisten des Jahres 2050 stehen alle namentlich schon fest. Auch die Maturanten des Jahres 2018-2022 sind alle schon da. Es wird sich sozusagen nicht viel daran ändern. Deswegen können wir heute schon sagen, dass die Gesellschaft der Zukunft sich nicht zuletzt aus demographischen Gründen doch recht deutlich von der Gesellschaft unterscheiden wird, die wir heute kennen oder die Gesellschaft, aus der wir kommen im 20. Jahrhundert. Nur drei Parameter: Geburten – stagnieren bei TFR von 1,4 pro Frau. Keine Änderung in Sicht. Todesfälle – Menschen hören zwar nicht auf zu sterben, aber sie leben länger (steigende gesunde Lebenserwartung drei Monate pro Jahr) Migration – am schwersten Einschätzbar. Statistik Austria rechnet mit Wanderungssaldo von durchschnittlich rd. 25.000 Menschen pro Jahr in der mittleren Vorausschätzungs-Variante Quelle: Statistik Austria, Bevölkerungsvorausschätzung 2011. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

31.03.2017 Demografische Entwicklung ... und die Zusammensetzung der Bevölkerung ändert sich. Wir werden nicht nur mehr. Entscheidend ist die Bevölkerungszusammensetzung. Höherer Anteil von über 60-Jährigen, geringerer Anteil von Menschen im erwerbsfähigen Alter (15-60). Sie tragen aber durch ihre Steuern und Sozialabgaben die Versorgungslast für die Jahrgänge 60+ und unter 15. Jedenfalls, wenn sich am System nichts ändert. Und grundsätzlich wollen wir das nicht. Wir wollen die solidarischen, umlagefinanzierten Sozialversicherungen beibehalten und vor allem finanzierbar halten. Quelle: Statistik Austria, Bevölkerungsvorausschätzung 2011. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

Die ganze Welt wird älter Bevölkerungsentwicklung bis 2050 weltweit 31.03.2017 Die ganze Welt wird älter Bevölkerungsentwicklung bis 2050 weltweit Österreich: Die beschriebene Bevölkerungswicklung betrifft nicht nur Österreich und Europa. Sie findet auf der ganzen Welt statt. Quellen: UN World Population Prospects 2010, mittlere Variante. Statistik Austria, Bevölkerungsvorausschätzung 2011. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

31.03.2017 Die Formel für die Zukunft Erhaltung solidarischer Absicherung der Lebensrisiken www.futuremonitor.at gemeinsam mit IV, IIASA, WU Wie erhalten wir Wirtschaftsleistung und solidarische Sozialversicherungen? Künftig arbeiten mehr Erwerbstätige (Ältere, Frauen, Zuwanderer) länger (faktisches Pensionsantrittsalter erhöhen) in höher qualifizierten = produktiveren Tätigkeiten (Bildung). Daraus Ableitung zahlreicher notwendiger Maßnahmen. Neue Dienstleistungen für das ÖRK? Wir haben diese Fragen im future.monitor untersucht, der ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Industriellenvereinigung, dem Internationalen Institut für angewandte Systemanalysen, der Wirtschaftsuniversität Wien und uns ist. Ich werde diese Formel noch oft wiederholen, denn in ihr liegt die Lösung für die skizzierten Heraausforderungen, und daraus lassen sich die notwendigen politischen Handlungsanweisungen ableiten: Mehr Erwerbstätige, länger, produktiver. Produktivere Erwerbstätige setzen voraus, dass deren (Aus-)Bildung deutlich verbessert wird. Dass sie überhaupt den Schulalltag bewältigen können und das Bildungssystem mit einer guten Ausbildung verlassen. Das führt uns direkt zu unserem nächsten Thema. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

31.03.2017 Arbeit für das Rote Kreuz? Künftig ergänzt Strukturhilfe die Soforthilfe Mehr Erwerbstätige (Ältere, Frauen, Zuwanderer) Wirtschaftspolitik, Familienpolitik, Frauenpolitik, Arbeitsmarktpolitik ... arbeiten länger Wirtschaftspolitik, Sozialpolitik, Arbeitsmarktpolitik in höher qualifizierten = produktiveren Tätigkeiten Bildungspolitik Wir haben diese Fragen im future.monitor untersucht, der ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Industriellenvereinigung, dem Internationalen Institut für angewandte Systemanalysen, der Wirtschaftsuniversität Wien und uns ist. Ich werde diese Formel noch oft wiederholen, denn in ihr liegt die Lösung für die skizzierten Heraausforderungen, und daraus lassen sich die notwendigen politischen Handlungsanweisungen ableiten: Mehr Erwerbstätige, länger, produktiver. Produktivere Erwerbstätige setzen voraus, dass deren (Aus-)Bildung deutlich verbessert wird. Dass sie überhaupt den Schulalltag bewältigen können und das Bildungssystem mit einer guten Ausbildung verlassen. Das führt uns direkt zu unserem nächsten Thema. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

Zwischen den Kulturen Zuwanderungsland Österreich 31.03.2017 Zwischen den Kulturen Zuwanderungsland Österreich Online: http://henri.roteskreuz.at Kostenlos bestellen: service@roteskreuz.at Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

31.03.2017 Zwischen den Kulturen Zuwanderungsland = Wenn mehr Menschen zu- als wegziehen Eine gängige Definition für ein Zuwanderungsland lautet: Es ziehen mehr Menschen zu als weg. Das ist in Österreich mit wenigen Ausnahmen seit den sechziger Jahren der Fall. Damals hatte Österreich eine „arbeitsmarktorientierte Zuwanderungspolitik“: Gastarbeiter mit niedriger Qualifikation für schwere Arbeiten. Beim Familiennachzug haben wir uns dann gewundert, dass die Angehörigen auch keine Hochschulabsolventen waren. Inzwischen werden niedrig Qualifizierte immer weniger benötigt. Denn wo immer es möglich ist, wandert die Produktion in Niedriglohnländer ab. Wie auch immer, die Mehrheit der Nachkommen der Gastarbeiter lebt ein völlig unspektakuläres Durchschnittsleben, so wie wir. Aber es gibt Gruppen, die geben Anlass zur Polemik. Der Grund dafür ist fast immer in niedriger Bildung und sozialer Vererbung zu suchen. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

31.03.2017 Zwischen den Kulturen Deutsche sind mittlerweile die größte Zuwanderer-Gruppe Das Gros der Zuwanderung kommt heute aus der EU, da ist politisch aufgrund der Niederlassungs- und Dienstleistungsfreiheit kaum mehr etwas steuerbar. Anders sieht es bei der Zuwanderung aus Drittstaaten aus. Da hat Österreich inzwischen wieder eine arbeitsmarktorientierte Zuwanderungspolitik (Rot-Weiß-Rot-Card in Kraft 2011/2012). Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

Zwischen den Kulturen „Die, die schon hier sind ...“ 31.03.2017 Zwischen den Kulturen „Die, die schon hier sind ...“ Die Versäumnisse der Vergangenheit – durchaus auf Seiten der Aufnahmegesellschaft und der Zuwanderer zu suchen, aber sicher nicht nur auf Seiten der Zuwanderer – schlagen sich bis heute in der Arbeitsmarktbeteiligung nieder. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

Zwischen den Kulturen „Die, die schon hier sind ...“ 31.03.2017 Zwischen den Kulturen „Die, die schon hier sind ...“ Sie schlage sich auch in der Schulstatistik nieder. Verweis auf Balken „Sonderschule“. Da stimmt etwas nicht, denn es kann schon aus rein statistischen Gründen nicht sein, dass Kinder mit nichtdeutscher Umgangssprache so deutlich „dümmer“ sind als solche aus länger ansässigen Familien. Es stimmt also an den Voraussetzungen etwas nicht: Hauptsächlich an jenen im Elternhaus (soziale Vererbung), aber auch an jenen in der Schule selbst. Österreich verfügt über eines der teuersten Bildungssysteme innerhalb der OECD. Aber nur jeder zweite ausgegebene Euro kommt in der Schule an. Das Schulsystem hat sich immer noch nicht auf die Lebensrealität eingestellt: Es selektiert nach wie vor früh, und sprachhomogene Klassen wie in der Vergangenheit gibt es auch nicht mehr. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

31.03.2017 Zwischen den Kulturen Wien 12. Bezirk, Am Schöpfwerk, Volksschule der Stadt Wien Muttersprachen der 1b, Schuljahr 2012/2013 BKS (13) Persisch (2) Bengalisch (1) Türkisch (4) Arabisch (1) Deutsch (4) So sieht beispielsweise die Realität in einer ersten Volksschulklasse des Jahrgangs 2012/2013 in Wien aus. Dass da mit anderen Mitteln unterrichtet werden muss als in einer sprachhomogenen Klasse, wird auf den ersten Blick deutlich. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

31.03.2017 Zwischen den Kulturen Lesefähigkeit, 4. Volksschulklasse, Migrationshintergrund bangladeschisch Eltern Akademiker, in Österreich dequalifiziert Die beiden Videobeispiele unterscheiden sich in einem markanten Punkt: Beide Kinder gehen in die 4. Volksschulklasse. Aber das Mädchen stammt nicht aus einer bildungsfernen Familie (auch, wenn ihre Eltern in Österreich dequalifiziert sind), der Bub schon. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

31.03.2017 Zwischen den Kulturen Lesefähigkeit, 4. Volksschulklasse, Migrationshintergrund türkisch Elternhaus bildungsfern Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

31.03.2017 Zwischen den Kulturen Bildungsferne betrifft nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund Jährlich scheitert eine beträchtliche Anzahl von Jugendlichen an der Pflichtschule. Die Gründe sind sozialer Natur: fehlende familiäre Unterstützung, Sprachdefizite, soziale Vererbung, Migrationshintergrund Jeder fünfte Pflichtschulabgänger kann nicht sinnerfassend lesen 2/3 dieser Kinder sind österreichische Staatsbürger 10.000 Schulabbrecher pro Jahr 75.000 Jugendliche ohne Ausbildung und Beschäftigung davon 40% mit Migrationshintergrund Die Benachteiligung entsteht also aus sozialen Gründen. Es liegt am Elternhaus. Migrationshintergrund kann Teil einer solchen Benachteiligung sein, muss es aber nicht, wie nicht nur die Videobeispiele zeigen. Auch von den Kindern, die die Pflichtschule verlassen und noch immer nicht sinnerfassend lesen können, sind 2/3 österreichische Staatsbürger. Jetzt könnte man argumentieren: Migrationshintergrund und österreichische Staatsbürgerschaft schließen einander nicht aus. Dann bleiben immer noch Zahlen wie die letzte: Von den 75.000 Jugendlichen ohne Ausbildung und Beschäftigung in Österreich haben 60% keinen Migrationshintergrund. Wir haben es also, entgegen anderslautender Parolen, mit einem sozialen Problem zu tun. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

31.03.2017 Zwischen den Kulturen Ein humanitäres und volkswirtschaftliches Problem erster Ordnung Künftig arbeiten mehr Erwerbstätige in höher qualifizierten Tätigkeiten ... „mismatch“! Kompensatorische Bildungsinitiativen für alle, die schon hier sind (ob mit Migrationshintergrund oder ohne). „Es kommt nicht darauf an, wie viele Menschen ich habe, sondern wie produktiv sie sind.“ Alois Guger, Wirtschaftsforscher Noch einmal zurück zur „Formel“. Wir haben es hier mit einem volkswirtschaftlichen Problem erster Ordnung zu tun. Aber auch mit einem menschlichen, denn von der „Lebensqualität“, die wir als Rotes Kreuz für sozial Schwache sichern wollen, bekommen niedrig gebildete Menschen in einer Wissensgesellschaft nicht viel. Da geht es nicht nur um Arbeitsmarktintegration und Einkommen, sondern auch um kulturelle Teilhabe. Wir produzieren nicht nur Transferleistungsempfänger und sekundäre Analphabeten, sondern auch emotionale Analphabeten. Allerdings können wir etwas tun: nämlich mit kompensatorischen Bildungsinitiativen eingreifen und das Schulsystem unterstützen. „Die künftig kleinere Zahl Erwerbstätiger kann durch ihre bessere Bildung kompensiert werden.“ Wolfgang Lutz, Demograf Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

Warum ist Bildung so wichtig. future Warum ist Bildung so wichtig? future.monitor – das Zukunfts-Tool des Roten Kreuzes IIASA (International Institute for Applied Systems Analysis) Multi-State-Demography (Eigenschaften wie Bildung, Erwerbsstatus, Migrationshintergrund, Gesundheit) Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

Im Jahr 1970 hatten rd. 550.000 Frauen zwischen 45 und 49 Jahren keinerlei Schulbildung. Im Jahr 1970 hatten rd. 170.000 Männer zwischen 30 und 34 Jahren einen Universitätsabschluss.

Im Jahr 2010 gab es keine Frau zwischen 45 und 49 Jahren ohne Schulbildung. Im Jahr 2010 hatten rd. 900.000 Männer zwischen 30 und 34 Jahren einen Universitätsabschluss (5 x mehr als 1970).

Kompensatorische Maßnahmen Wir sind da, um zu helfen – operativ 31.03.2017 Kompensatorische Maßnahmen Wir sind da, um zu helfen – operativ Lernhaus (ÖRK, 1150 Wien)  state of the art-Betreuung  kosten- und personalintensiv Lernhilfe (JRK Landesleitung Tirol)  kostengünstig, einfach administrierbar, pädagogisches Personal, Lehrer kennen die Bedürfnisse „ihrer“ Kinder Lernclub (LV Wien, BS Berta von Suttner)  kostengünstig, einfach administrierbar  nicht nur pädagogisches Personal Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

Gesellschaftspolitik Wir sind da, um zu helfen – advokativ 31.03.2017 Gesellschaftspolitik Wir sind da, um zu helfen – advokativ Migrations- und Integrationscharta des ÖRK (2009, Aktualisierung 2012 wegen inzwischen erfüllter Forderungen): Staatssekretariat für Integration Zuwanderung nach Kriterien statt Quoten („Rot-Weiß-Rot-Card“) Verpflichtendes letztes Kindergartenjahr Budget für sprachliche Frühförderung im Kindergarten beibehalten Das Beispiel eignet sich gut zur Illustration der Umsetzung der Strategie 2020 der Föderation. Wir bauen nicht nur Lernhäuser, wir organisieren nicht nur Lernhilfe. Wir leisten also nicht nur Akuthilfe. Sondern wir schalten uns per Humanitarian Diplomacy auch als „Advokat“ ein: Wenn der Gesetzgeber in Sachen Zuwanderung und Integration falsche Maßnahmen setzt, melden wir uns mit Vorschlägen, wie es besser gehen könnte. Dasselbe gilt für Forderungen unserer Migrations- und Integrationscharta, von denen einige bereits erfüllt sind. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

Zwischen den Kulturen Das Rote Kreuz als Ort der Integration 31.03.2017 Zwischen den Kulturen Das Rote Kreuz als Ort der Integration Erwerbstätigkeit ist der wichtigste Integrationsmotor, ... ... aber auch die Institutionen der Zivilgesellschaft sind ideale Orte der Integration Im Roten Kreuz können wir allerdings noch mehr tun. Arbeit zu haben ist zweifellos der wichtigste Integrationsmotor. Aber auch die Institutionen der Zivilgesellschaft wie das Rote Kreuz sind Orte der Integration. Dass das Gesundheits- und Sozialsystem in Österreich mehr freiwillige braucht, ist unser nächstes Thema. Aber auch hier schließt sich der Kreis wieder. Ruth Simsa vom NPO-Institut der WU Wien wird im nächsten Teil erklären, unter welchen Umständen Menschen sich freiwillig für andere engagieren. Dabei wird sie sagen: „Freiwilligkeit korrelliert am stärksten mit Bildung“ Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

WIR SAGEN NICHT, WAS ANKOMMT. SONDERN WORAUF ES ANKOMMT. future.monitor Regierung 2008-2013 Wirtschaftsleistung und Sozialstaat erhalten: Hier steht, wie´s geht. Wie gut ist die Bundesregierung? Was hat sie umgesetzt? Zahl der Woche GesPol-Statements ÖRK-Positionen und Anliegen Das Rote Kreuz zu Pflege & Betreuung, Bildungsbenach-teiligung, Zuwanderung und Integration, Liberalisierung der Daseinsvorsorge, abnehmender Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung? Plus: Die TO DO-Liste für Österreich Das Magazin, das fehlt Wozu Ausländer? News Gastkommentare WIR SAGEN NICHT, WAS ANKOMMT. SONDERN WORAUF ES ANKOMMT. Verpflichtendes Sozialjahr: Zwangsarbeit oder einfach Bürgerpflicht?

31.03.2017 Die Rede ist von euch ... Eine Frage der Gerechtigkeit zwischen den Generationen Ihr werdet gebildeter sein müssen als die Generationen vor euch, damit ihr produktiver seid und noch einen Sozialstaat habt länger arbeiten müssen als die Generationen vor euch mehr freiwillig für das Gemeinwesen tun müssen, weil der Staat nicht mehr für alles bezahlen kann die Schulden zurückzahlen müssen, die die Generationen vor euch angehäuft haben trotzdem weniger Wohlstand haben als die Generationen vor euch 80 Prozent unseres Turnover sind Entgelte für Leistungen, die wir im öffentlichen Auftrag erbringen, und die von der öffentlichen Hand bezahlt werden. Die Mittel stammen aus Steuern und Sozialbeiträgen Erwerbstätiger. Die Frage ist das Verhältnis zwischen Aktiven und Nicht-Aktiven. Das oft zitierte „Schreckensszenario“ (= 1 Erwerbstätiger muss 1 Pensionisten erhalten) ist längst erreicht. Denn Erwerbstätige tragen auch die solidarische Last für Kinder, Kranke, Arbeitslose, Pflegebedürftige ... Wie kann eine Lösung aussehen? 1) Das Sozialversicherungssystem, das heute hauptsächlich an Löhnen und Gehältern hängt, ändert sich. Kapital(einkommen) werden stärker besteuert. Eine Wertschöpfungsabgabe ersetzt die Sozialversicherungs-Beiträge. Denkbar ist Vieles, aber das sind weltanschaulich geprägte Debatten, aus denen sich das Rote Kreuz als neutrale Organisation heraushalten sollte. 2) Es gibt mehr und produktivere Erwerbstätige. Solange die Produktivität weiterhin steigt, lässt sich auch der Sozialstaat finanzieren (Reformen sind natürlich trotzdem notwendig). Dieses mehr an produktiveren Erwerbstätigen braucht es auch dann, wenn sich das System (siehe 1) grundlegend ändert. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

31.03.2017 Die „Generation Ich“ hat keine Wahl Eine Frage der Gerechtigkeit zwischen den Generationen Demografie Die ältere Generation hat zu wenige Kinder bekommen. Deshalb wird sie bald die Mehrheit stellen. Die Demokratie passt sich der Demografie an. Schulden Die ältere Generation hat den Wohlstand auf Schulden gebaut. Die Jüngeren werden sie zurückzahlen müssen. Umwelt Die ältere Generation hat den Wohlstand auf fossilen Brennstoffen gebaut. Kann das so weitergehen? Wer ist hier jetzt die „Generation Ich“?!? 80 Prozent unseres Turnover sind Entgelte für Leistungen, die wir im öffentlichen Auftrag erbringen, und die von der öffentlichen Hand bezahlt werden. Die Mittel stammen aus Steuern und Sozialbeiträgen Erwerbstätiger. Die Frage ist das Verhältnis zwischen Aktiven und Nicht-Aktiven. Das oft zitierte „Schreckensszenario“ (= 1 Erwerbstätiger muss 1 Pensionisten erhalten) ist längst erreicht. Denn Erwerbstätige tragen auch die solidarische Last für Kinder, Kranke, Arbeitslose, Pflegebedürftige ... Wie kann eine Lösung aussehen? 1) Das Sozialversicherungssystem, das heute hauptsächlich an Löhnen und Gehältern hängt, ändert sich. Kapital(einkommen) werden stärker besteuert. Eine Wertschöpfungsabgabe ersetzt die Sozialversicherungs-Beiträge. Denkbar ist Vieles, aber das sind weltanschaulich geprägte Debatten, aus denen sich das Rote Kreuz als neutrale Organisation heraushalten sollte. 2) Es gibt mehr und produktivere Erwerbstätige. Solange die Produktivität weiterhin steigt, lässt sich auch der Sozialstaat finanzieren (Reformen sind natürlich trotzdem notwendig). Dieses mehr an produktiveren Erwerbstätigen braucht es auch dann, wenn sich das System (siehe 1) grundlegend ändert. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

Ihr habt keine Wahl. Oder? 31.03.2017 Ihr habt keine Wahl. Oder? 80 Prozent unseres Turnover sind Entgelte für Leistungen, die wir im öffentlichen Auftrag erbringen, und die von der öffentlichen Hand bezahlt werden. Die Mittel stammen aus Steuern und Sozialbeiträgen Erwerbstätiger. Die Frage ist das Verhältnis zwischen Aktiven und Nicht-Aktiven. Das oft zitierte „Schreckensszenario“ (= 1 Erwerbstätiger muss 1 Pensionisten erhalten) ist längst erreicht. Denn Erwerbstätige tragen auch die solidarische Last für Kinder, Kranke, Arbeitslose, Pflegebedürftige ... Wie kann eine Lösung aussehen? 1) Das Sozialversicherungssystem, das heute hauptsächlich an Löhnen und Gehältern hängt, ändert sich. Kapital(einkommen) werden stärker besteuert. Eine Wertschöpfungsabgabe ersetzt die Sozialversicherungs-Beiträge. Denkbar ist Vieles, aber das sind weltanschaulich geprägte Debatten, aus denen sich das Rote Kreuz als neutrale Organisation heraushalten sollte. 2) Es gibt mehr und produktivere Erwerbstätige. Solange die Produktivität weiterhin steigt, lässt sich auch der Sozialstaat finanzieren (Reformen sind natürlich trotzdem notwendig). Dieses mehr an produktiveren Erwerbstätigen braucht es auch dann, wenn sich das System (siehe 1) grundlegend ändert. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie

31.03.2017 Mag. Robert Dempfer Stabstelle Gesellschaftspolitik Österreichisches Rotes Kreuz Wiedner Hauptstraße 32 1040 Wien Tel.: 01 / 58 900-355 robert.dempfer@roteskreuz.at GESELLSCHAFTSPOLITIK. Wir sagen nicht, was ankommt. Sondern worauf es ankommt. Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplomatie