Soziale Innovationen in der Arbeitsorganisation: Chancen der ambulanten Pflege im demografischen Wandel Peter Bleses / Guido Becke / Kristin Jahns Frühjahrskongress.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Was ist Projektmanagement ?
Advertisements

Zum Leitbild der Abendschule Vor dem Holstentor
Aspekte für die Beurteilung von innovativen Fortbildungsprojekten (in Klammern: Innovations-Bereiche, siehe Anlage) Schulinternes Fortbildungsprojekt Förderung.
(Susanne Fink, Lernen vor Ort, LK OVP) Diskussionsrunde 4
Pro-Skills-Hintergrundphilosophie
Gesundheitswesen und Wohlfahrtspflege Forum Gesundheitswesen und Wohlfahrtspflege 2. Konferenz des DNBGF 28./29. März 2006 in Bonn.
Klein, Gesund und Wettbewerbsfähig DNBGF Tagung 18. / 19. Oktober Wo stehen wir jetzt? Zusammenfassung und Empfehlungen an künftige Programmpolitik Dr.
Leitbild Schule intern Schule & Entwicklung Schule & Partner.
Christiane Erdmann Ulrich Heisig Helmut Spitzley Gute Arbeit – aber wie? Fachtagung an der Universität Oldenburg Fachtagung Gute Arbeit – aber.
Teamwork Teamarbeit, Gruppenarbeit
SGB II Regionalkonferenz „Aktivierung und Integration – best practice“ Forum II – Bestandskunden Thema: „Quartiersmanagement“ Dirk Michelmann.
Dr. Hans-Joachim Friedemann, Schulleitertag BBZ Stegen,
Kreis Siegen-Wittgenstein
Sabine Sommer, Leiterin der NAK-Geschäftsstelle
Qualitätsentwicklung von Kooperation
Demografischer Wandel – Ursache psychischer Belastung im Beruf?
Arbeitsplätze nachhaltig gestalten Das Haus der Arbeitsfähigkeit
Dipl.-Ing. (FH) Kirsten Osterspey
Projekt „Älter werden in der Pflege“
„Älter werden in der Pflege“
Älter werden in der Pflege
Gesundes Führen lohnt sich !
Konzept der Fort- und Weiterbildung für die SeelsorgerInnen im Bistum Münster Hauptabteilung 500, Seelsorge - Personal Gruppe 512, Fortbildung Hermann.
Die Musikalisierung eines sozial benachteiligten Stadtteils.
24. Tagung psychiatrische Ethik: Schuften wir uns krank
Nachhaltigkeit am Beispiel des Projekts Reform der beruflichen Bildung Marokko 1. Ganzheitlicher Ansatz Zieldimension: Qualifikation der Auszubildenden.
Von Daniel André, Robin Stirnberg
Beraten. Fördern. Unterstützen
„Weil sie es uns wert sind!“
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen Entwicklung der Arbeitsmarktpolitik in den letzten Jahren Dieter Gnahs.
Innerbetriebliche Fortbildung
Kölner Bündnis für Alphabetisierung und Grundbildung
L E I T B I L D.
Kommunale Gesamtkonzepte zur Kulturellen Bildung
Die Betriebliche Gesundheitsförderung umfaßt
Sektionschef Mag. Manfred PallingerWien, am 22. Oktober FSW-ExpertInnen-Forum WER RASTET, DER ROSTET – Autonomie durch Mobilität Altern und Zukunft.
Dr. Elke Münch Verzahnung von Schule und außerschulischen Kooperationspartnern zur Unterstützung der ganzheitlichen Kompetenzentwicklung Fachtagung Praxistag.
SOZIALWISSENSCHAFT FÜR DIE STADTENTWICKLUNG IN DER WISSENSGESELLSCHAFT Josef Hochgerner Zentrum für Soziale Innovation Beitrag zum Fachsymposium stadt:forschung:politik,
Vielfalt und Ambivalenzen des Alters
Prof. Dr. Dieter Grasedieck
Zukunftstrends in Service- und Call-Centern
Der Berufswahlpass Ein Konzept in der Berufsorientierung
Beratungs – und Pflegenetzwerk Weser
Vielfalt tut gut – Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie und kompetent. für Demokratie – Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus Von 2007 bis.
Erste Zielebene Ziele der Richard-Müller-Schule Die Richard-Müller-Schule versteht sich als regionales Zentrum kaufmännischer Bildung in einer globalisierten.
Herzlich Willkommen Wohnprojekte – Finanzierungen jenseits von Banken Veranstaltung am 6. Oktober 2012 Reiner Scheiwe / Jana Desirée Mielke.
Peter Bleses und Kristin Jahns
,Soziale Innovationen in sozialen und gesundheitsbezogenen Dienstleistungen‘ Workshop der Fokusgruppe ,Demografiemanagement und Vernetzung PD Dr. Guido.
Joachim Liesenfeld Abschlusstagung Berlin, 30. Juni 2011 Joachim Liesenfeld, 3. November Abschlusstagung, Berlin 30. Juni 2011 Wie.
1 Das Projekt Netzwerk Regionale Ausbildungsverbünde Berlin im Auftrag der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen wird mit Mitteln des Landes.
Modellversuch VOKAL Veränderungsprozesse im Bildungsdienstleister zur Gestaltung flexibler Lernkonzepte für KMU auf dem Weg zum Service- und Systemanbieter.
ZENTRUM FÜR GRENZÜBERSCHREITENDE ZUSAMMENARBEIT Vorschlag für ein grenzüberschreitendes Projekt Statistisches Amt Zielona Góra.
Inhalt Situation in der ambulanten Pflege Ziele des Verbundprojektes
Generationenmanagement im Unternehmen
Forum III: »Arbeit durch soziale Innovationen zukunftsfähig gestalten« Gemeinsames Forum der Verbundprojekte DominnO, InnoGESO und Zukunft:Pflege.
Tagung ZUSAMMENARBEITGESTALTEN,
„Psychische Belastungen am Arbeitsplatz“
Nicht das Problem, sondern die Lösung: Pflege 50+ Die Stadt Senftenberg lädt alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ambulanten und stationären Pflege.
Herausforderungen PH-Freiburg Demografischer Wandel
Wir sind Die Burgenländische Konferenz der Erwachsenenbildung ist ein unabhängiges Forum der Begegnung und Zusammenarbeit von derzeit 11 burgenländischen.
SysBO an RS 2.VeranstaltungWürzburg 4. März 2015 Systematische Berufsorientierung an Realschulen in Unterfranken Gerhard Waigandt Teamleiter Berufsberatung.
Betriebliches Bildungsmanagement 1.1. Demografischer Wandel
Fachkräftemangel in klein- und mittelständischen Unternehmen
Die Zertifizierung als “Gesunder Betrieb - Impresa Sana” Die Zertifizierung als “Gesunder Betrieb - Impresa Sana®” Workshop
Einführung Public Health Vbg1 19. September 2008 Einführung - Ziele und Inhalte Horst Noack Arbeitsgruppe Public Health Institut für Sozialmedizin und.
© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung Freiwilligendienste in der Schule Fachtag “Freiwilligendienste im Sport bewegen Schule” Frankfurt,
Vorstand Ressort Bildungs- und Qualifizierungspolitik 01./02. November 2012 in Frankfurt am Main Das IG Metall-Projekt „Ein neues Leitbild für die betrieblich-
Mentoring Dr. Nadja Tschirner
Die Präsentation ist ein Ergebnis des Forschungsprojektes inno.de.al (siehe das vom BMBF gefördert wurde © inno.de.al Arbeitshilfe Einstieg.
Zur Situation der Älteren Demografische Entwicklung Zunahme der Lebenserwartung Steigender Anteil Älterer an der Gesamtbevölkerung Zunahme der betreuungs-
 Präsentation transkript:

Soziale Innovationen in der Arbeitsorganisation: Chancen der ambulanten Pflege im demografischen Wandel Peter Bleses / Guido Becke / Kristin Jahns Frühjahrskongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft München, 12. März 2014

Inhalt Das Projekt Zukunft:Pflege Gestaltungsbedarfe in der ambulanten Pflege Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit als Ziel sozialer Innovationen Gestaltungsansätze Soziale Innovationen und ihre Folgen 2

1. Das Projekt Zukunft:Pflege Übergeordnetes Ziel: Förderung einer nachhaltigen Beschäftigungsfähigkeit in der ambulanten Pflege Durch: Entwicklung, Erprobung und Evaluation von Lern- und Handlungskonzepten zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit Regionale Vernetzung im Netzwerk Zukunft:Pflege Wirtschaftlichkeitsanalyse 3

1. Das Projekt Zukunft:Pflege Definition: »Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit« Eigenschaft von Personen, dauerhaft und über sich wandelnde berufliche oder private Anforderungen und Widrigkeiten hinweg in einem gewählten Berufs- oder Tätigkeitsfeld verbleiben zu können Faktoren: kulturell / strukturell / persönlich Im Mittelpunkt: Arbeitsbedingungen, Arbeitsqualität, Arbeitsorganisation, Beteiligung, Erwartungsgerechtigkeit … Zusammengefasst: gesund, zufrieden und kompetent arbeiten können

2. Gestaltungsbedarfe in der ambulanten Pflege Rahmen: Zunehmende Personalknappheit in der Pflege führt zu steigender Arbeitsverdichtung und Überstunden Ambulante Pflege ist besonders auf qualifiziertes Personal angewiesen – Pflegekraft ist allein vor Ort Ambulante Pflege weist hohe Fluktuationsraten auf Geringes Lohnniveau im Vergleich zu Anforderungen erschwert Mitarbeiterbindung Chance: Unternehmen erkennen zunehmend die Notwendigkeit sozialer Innovationen zur Zukunftssicherung in der demografischen Entwicklung 5

2. Gestaltungsbedarfe in der ambulanten Pflege Rahmen: Sehr komplexe Organisationsaufgaben (Beispiel: Mit 50 Pflegekräften räumlich verteilt ca. 250 Patienten/innen im Zwei- oder Drei-Schicht-Betrieb versorgen): Tourenplanung Dienstplanung Vermittelte Übergaben Dokumentation (oft doppelt) Not- und Bereitschaftsdienste, Reservedienste … 6

2. Gestaltungsbedarfe in der ambulanten Pflege Ressourcen der Pflegekräfte: Selbstverantwortliche Arbeit vor Ort mit Handlungsspielräumen Hohes direktes Anerkennungsniveau Direkt erlebbare Sinnhaftigkeit der Arbeit Beständige Quelle von Selbstwirksamkeitserfahrungen Arbeit auf (meist) hohem Qualifikationsniveau 7

2. Gestaltungsbedarfe in der ambulanten Pflege Arbeitsbedingungen, v.a. durch: Hohes psychisches und physisches Anforderungsniveau Alleinarbeit vor Ort Ständiges Unterwegssein (30 % der Arbeitszeit im Auto) Hohe Kommunikationsanforderungen und –bedarfe Hohe Anforderungen an beständige Kompetenzentwicklung Wenig direkte Kommunikation zwischen den Pflegekräften Nicht immer befriedigende Beteiligungsmöglichkeiten Schichtarbeit und geringes Entlohnungsniveau 8

3. Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit als Ziel sozialer Innovationen Eine soziale Innovation ist eine: „… intentionale, zielgerichtete Neukombination (…) sozialer Praktiken (…) mit dem Ziel, Probleme oder Bedürfnisse besser zu lösen bzw. zu befriedigen, als dies auf der Grundlage etablierter Praktiken möglich ist“ (Howaldt/Schwarz 2011: 224) (Howaldt, Jürgen; Schwarz, Michael, 2011: Soziale Innovation – Gesellschaftliche Herausforderungen und zukünftige Forschungsfelder, in: Jeschke, Sabina; Isenhardt, Ingrid; Hees, Frank; Trantow, Sven (Hg.): Enabling Innovation. Innovationsfähigkeit – deutsche und internationale Perspektiven. Heidelberg et al.: Springer: 217-238) 9

3. Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit als Ziel sozialer Innovationen Soziale Innovationen mit Bezug auf Verbesserung nachhaltiger Beschäftigungsfähigkeit: (Beispiele) Kompetenzen von Person und Organisation zur Bewältigung der Arbeits- und Organisationsaufgaben entwickeln Beteiligungsmöglichkeiten schaffen Austausch zwischen Hierarchieebenen und Gruppen ermöglichen Bedingungen des Arbeitens und Zusammenarbeitens verbessern … 10

4. Gestaltungsansätze Gestaltung der Schnittstellen und der Kooperation zwischen verschiedenen Gruppen/Interessen im Zentrum: Führungskräfte – Pflegekräfte – Pflegebedürftige Wirtschaftlichkeit – Arbeitsqualität – Pflegequalität Beispiele: Übergabe / Tourenplanung / Dienstplanung / Dokumentation 11

4. Gestaltungsansätze (Beispiele) »Organisation von Kommunikation« Verlässlichkeit der Orte und Instrumente Informationsfluss sichern Austausch »auf Augenhöhe« ermöglichen Belastungsreduktion durch geregelte Kommunikation Belastungen als Thema des Austauschs – Belastungen ernst nehmen Anerkennung in und durch Kommunikation Unternehmen und Pflegekräfte: wechselseitige Bedarfsermittlung durch Kommunikation (z.B.: Qualifizierung, Arbeitszeiten) 12

4. Gestaltungsansätze (Beispiele) Übergabesituation ‚entschärft‘ durch: Übergabebogen als Strukturierungshilfe Feste Ansprechpartner im Büro Eins-zu-Eins-Kommunikation Störungsfreier Raum Tourenplanung ‚beteiligungsorientiert‘ und ‚reflexiv‘ durch: Rückmeldemöglichkeiten zu Fahrzeiten, Pflegezeiten, Problemen… Erfassung vorhandener Kompetenzen für angemessene Einsätze Kompetenzentwicklung zur Bewältigung alltäglicher Aufgaben ‚Mein Bogen‘ als vertrauliches Dokument zur Bearbeitung von wichtigen Problemen der Pflegekräfte mit einer Führungskraft 13

4. Gestaltungsansätze (Beispiele) Dokumentationsarbeit bewältigen können (und wollen): Dokumentation als wichtiges Instrument der Kommunikation Gute Dokumentation für gute Arbeits- und Pflegequalität Anleitungen für Dokumentationsarbeit Fortbildungen bedarfsgerecht planen und anbieten: Wünsche der Pflegekräfte berücksichtigen Ausreichende Informationen zu Inhalten anbieten Feedback der Pflegekräfte zu Veranstaltungen Interne Praxisfortbildungen durch Anleitungen und Multiplikatoren 14

5. Soziale Innovationen und ihre Folgen Zunehmende Vermischung von Interaktions- und Koordinationsarbeit Führungskräfte müssen zunehmend mit Pflegekräften interagieren, z.B.: Wünsche und Erwartungen abfragen und berücksichtigen Eingehen auf Situation und Befindlichkeiten der Pflegekräfte Gemeinsame Bearbeitung von Problemen der Pflegekräfte Pflegekräfte werden zunehmend in die Koordination von Aufgaben einbezogen und erweitert interagieren, z.B.: Tourengestaltung Als verantwortliche Pflegekraft Qualität der Dokumentation sichern Interaktion mit Führungskräften als zusätzliche Interaktionsdimension 15

5. Soziale Innovationen und ihre Folgen Integration von Interaktion und Koordination Neue Handlungsressourcen für Pflege- und Führungskräfte, z.B. durch: Beteiligung Austausch Neue Handlungsanforderungen, z.B. durch: Größere Bedeutung innerorganisatorischer Interaktionsprozesse Zeiträume für zusätzliche Interaktion und Koordination Entwicklung von Kompetenzen für Interaktion und Koordination Berücksichtigung im Gestaltungs- und Entwicklungsprozess! Bedeutung für arbeitswissenschaftliche Konzepte klären! 16

Kontakt Vielen Dank ! Projektteam am artec | Forschungszentrum Nachhaltigkeit Universität Bremen: Guido Becke, Peter Bleses (Verbundprojektleitung), Kristin Jahns Enrique-Schmidt-Str. 7 (SFG), 28359 Bremen E-Mail: pbleses@uni-bremen.de Tel: 0421-218 61843 Projektteam am Zentrum für Sozialpolitik Universität Bremen: Sina Lürßen, Heinz Rothgang, Wolfgang Ritter, Isabella Schimitzek Mary-Somerville-Straße 5, 28359 Bremen E-Mail: writter@zes.uni-bremen.de Tel: 0421-218 58609 17