Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig

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 Präsentation transkript:

Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig - 07.04.2014 Philosophischer Ausblick Der Mensch als Überlebenskünstler?

Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig - 07.04.2014 Das überforderte Individuum Individualisierung Modernisierung Multioptionalität Nicht-Wissen Ich-Findung Digitalisierung Spiritualisierung Risikogesellschaft Bastelbiographie Globalisierung Freisetzung Ökologisierung Vertrauenskrise Legitimationskrise

Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig - 07.04.2014 Das überforderte Individuum Die Suche nach der Lebenskunst Ich gebe meiner Seele bald dieses, bald jenes Gesicht, je nach welcher Seite ich sie wende. Wenn ich unterschiedlich von mir spreche, dann deswegen, weil ich mich als unterschiedlich betrachte. Alle Widersprüche finden sich bei mir in irgendeiner den Umständen folgenden Form. … Von allem sehe ich etwas in mir, je nachdem wie ich mich drehe; und wer immer sich aufmerksam prüft, entdeckt in seinem Inneren dieselbe Wandelbarkeit und Widersprüchlichkeit, ja in seinem Urteile darüber. Es gibt nichts Zutreffendes, Eindeutiges und Stichhaltiges, das ich über mich sagen, gar ohne Wenn und Aber in einem einzigen Wort ausdrücken könnte …. Wir bestehen alle nur aus buntscheckigen Fetzen, die so locker und lose aneinanderhängen, daß jeder von ihnen jeden Augenblick flattert, wie er will; daher gibt es ebenso viele Unterschiede zwischen uns und uns selbst wie zwischen uns und den anderen. (Montaigne)

Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig - 07.04.2014 Das überforderte Individuum Die Suche nach der Lebenskunst Gemeint ist: die Frage nach einer persönlichen Lebenskunst, nach den Grundlagen eines guten, selbstverantworteten Lebens, nach den philosophischen Möglichkeiten, um den Herausforderungen des Existierens zu begegnen. (P. Stölzel) Doch einen letzten Maßstab dafür, was wahre Übermenschlichkeit oder Lebenskunst ist, einen solchen Maßstab gibt es nicht. Jeder muss das für sich beurteilen. (H. M. Schönherr-Mann)

Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig - 07.04.2014 Das überforderte Individuum Die Suche nach der Lebenskunst Denn aus seinem Leben ein Kunstwerk zu machen, lässt sich nicht rational planen, sondern läuft in ein Spiel mit den Lüsten, den Träumen, dem Wahn, dem Rausch, den Diskursen und der Macht aus. Beinahe im Stile von Albert Camusʼ Sisyphos muss sie trotzdem den Stein wieder auf die Berge am See von Silvaplana rollen und dabei glücklich sein. (H. M. Schönherr-Mann)

Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig - 07.04.2014 Das Ende der Qual? Gesellschaftspolitische Herausforderungen Öffnung der Wissenschaften insbesondere der Philosophie und Soziologie Sind wir Philosophen demnach zu sozialen Kastraten, zu Monadologen eines in sich selbst routinierten Denkens degeneriert, das – sozial unfruchtbar – nur noch einer intellektuellen Selbstbefriedigung dienlich sein kann: Geistig masturbierende Theoretiker? (S. Graefe) Wenn die Menschen in den Händen der kritischen Soziologen bloß so gut behandelt würden wie Wale in der Zoologie, Gene in der Biochemie, Paviane in der Primatologie, Böden in der Bodenkunde, Tumore in der Karzinologie oder Gase in der Thermodynamik! Ihre komplexe Metaphysik würde wenigstens respektiert, ihre Widerspenstigkeit anerkannt, ihre Einwände entfaltet, ihre Mannigfaltigkeit akzeptiert. (B. Latour)

Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig - 07.04.2014 Das Ende der Qual? Individuelle Herausforderungen Philosophische Lebenskunst: Die Sorge um sich selbst Könnten die Probleme, mit denen wir heute zu kämpfen haben, nicht auch verstanden werden als das Resultat ausbleibender Selbstbesinnung? (A. Mussenbrock) Wenn die Philosophen und Moralisten empfehlen, man solle sich um sich selbst sorgen, dann raten sie nicht nur, man solle seine Aufmerksamkeit sich selbst zuwenden, Fehler vermeiden, Gefahren aus dem Weg gehen oder sich schützen. Sie beziehen sich damit zugleich auf ein ganzes Ensemble komplexer und geregelter Tätigkeiten. Man kann sagen, dass in der gesamten antiken Philosophie die Sorge um sich sowohl als eine Pflicht als auch als eine Technik betrachtet wurde, als eine grundlegende Verpflichtung und ein Ensemble sorgfältig ausgearbeiteter Verfahren. (M. Foucault)

Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig - 07.04.2014 Das Ende der Qual? Individuelle Herausforderungen Ökologische Lebenskunst: Die Sorge um sich selbst Der erste ökologische Imperativ kann auf dieser Grundlage formuliert werden: Handle so, dass du die Grundlagen deiner eigenen Existenz nicht ruinierst. Diesen Imperativ anzuerkennen ist ein Akt der Selbstgesetzgebung, nichts und niemand kann seine Anerkennung dem Subjekt auferlegen; ihn zu befolgen resultiert allein aus eigener Einsicht. (W. Schmid) Ökologischer Umgang mit sich selbst, nicht nur mit der Natur Verantwortungsvoller Umgang mit den eigenen Ressourcen Akzeptanz der Natur des Menschen Harmonisierung von sich selbst mit der (sozialen) Umwelt

Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig - 07.04.2014 Das Ende der Qual? Individuelle Herausforderungen Ökologisch-Philosophische Lebenskunst Wenn du Sorge um deinen Körper trägst, dann ist das keine Sorge um dich selbst. Das Selbst ist nicht Kleidung, Werkzeuge, Besitztümer. Es findet sich in dem Prinzip, das die Werkzeuge in Gebrauch nimmt, einem Prinzip der Seele und nicht des Körpers. Man muss auf seine Seele Sorgfalt verwenden – das ist die zentrale Aktivität der Sorge um sich selbst. (M. Foucault)

Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig - 07.04.2014 Das Ende der Qual? Individuelle Herausforderungen Soziale Lebenskunst: Wider dem Narzismus! Anstatt uns um den Zustand der Welt zu kümmern, wollen wir nur noch unsere eigene Lage verbessern. Nicht die Situation der Welt und ihrer Bewohner steht im Mittelpunkt unserer Überlegungen, sondern das unseren Seelenfrieden störende Unbehagen und Unsicherheitsgefühl, das uns die Ungerechtigkeiten und Verbrechen des Weltgeschehens einflößen. (Z. Bauman) Beseitigung des Unbehagens durch soziale Partizipation „Kultur des Narzißmus“ (C. Taylor) als Gefahr der sozialen Harmonie

Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig - 07.04.2014 Das Ende der Qual? Individuelle Herausforderungen Digitale Lebenskunst: The Social Networking Gegenüber der Zwangsläufigkeit der Anwendung von Technik betont das Subjekt der Lebenskunst die Frage der Wahl und des Gebrauchs sowohl auf allgemein-gesellschaftlicher Ebene als auch in dem Bereich, der vom Individuum unmittelbar selbst zu verantworten ist. […] Welcher Stellenwert welcher Technik im eigenen Leben eingeräumt wird, ist vielmehr eine Frage des individuellen Selbstverständnisses, die Art ihres Gebrauchs ist ein Bestandteil der Selbstgestaltung, denn der Umgang mit technischen Objekten und Prozessen wirkt auf das Selbst zurück, wird von ihm verinnerlicht und trägt zu seiner Subjektivierung bei. (W. Schmid)

Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig - 07.04.2014 Das Ende der Qual? Individuelle Herausforderungen Soziologische Lebenskunst: Entschleunigung und Reflektion Das Vergnügen der Muße und Entspannung ist nicht das einzige, das wir auf dem Altar der Beschleunigung zum Zweck der Zeitersparnis geopfert haben, um in noch kürzerer Zeit noch mehr Dingen nachjagen zu können. (Z. Bauman) Die Beschleunigung ist eines der herausragenden und auch angstmachenden Kennzeichen der Moderne. In immer kürzeren Abständen erfolgt eine Einverleibung und Auspressung der Kultur, die sich in der beschleunigten Produktion nicht nur von Gütern, sondern von Bildern, Ideen, Texten wiederfindet. Zurück bleiben als Ideal und Resultat leichte, ausgepreßte Körper, anorektische Ideale, ein Traumbild von leichten, weißen, schlafenden Gestalten, die sich schließen. (P. Gross)

Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig - 07.04.2014 Das Ende der Qual? Individuelle Herausforderungen Soziologische Lebenskunst: Entschleunigung und Reflektion Zufrieden mit sich selbst, wer ist es! Und unzufrieden mit sich selbst, wer ist es nicht! Das ist die Ausgangslage. Sören Kierkegaard zufolge wird das Menschenleben von zwei Formen der Verzweiflung überschattet: dem verzweifelten sich Abstrampeln in Notwendigkeiten und dem verzweifelten sich Abstrampeln in Möglichkeiten. (P. Gross) Die als Lebenskunst verstandene Individualethik besteht schließlich im kunstvollen Vollzug der Existenz auf der Basis der Reflexion jener Bedingungen und Möglichkeiten, die für den Vollzug Bedeutung haben; anstatt das Selbst und sein Lebenkönnen vorauszusetzen, zielt die reflektierte Lebenskunst auf die Heranbildung des Selbst und das Erlernen der Lebensgestaltung. (W. Schmid)

Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig - 07.04.2014 Dem Entscheidungsdilemma entkommen … Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum. Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu tanzen verstünde. Der Mensch ist unendlich größer als der Mensch. Jeder Meister hat nur einen Schüler - und der wird ihm untreu, - denn er ist zur Meisterschaft auch bestimmt. Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Gegen das Kleine stachlicht zu sein, dünkt mich eine Weisheit für Igel.

Dr. Rainer Sontheimer - Gasteig - 07.04.2014 Dem Entscheidungsdilemma entkommen … Ein ewig Rätsel will ich bleiben, mir und den Anderen.