DISSENS e.V., Berlin DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Oktober 2007

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Intergenerationelle kulturelle Projekte –
Advertisements

Grundbegriffe der Pädagogik: Bildung, Sozialisation, Erziehung
Kultursensible Kommunikation im Sozial- und Gesundheitsbereich
Pat-Ex e.V. (
Die Relevanz des Gender Mainstreaming aus interkultureller Perspektive
Einführung in die Geschlechterforschung: Gleichberechtigung in der Differenz 7. Sitzung am 22/6/2006.
„Wenn sie so wären wie wir……“
Familienbildung türkischer Migranten – Analyse von Lebensverläufen Gert Hullen Jahrestagung der DGD, Nürnberg, März 2009.
Lebensverläufe von in Deutschland lebenden Türken
Für den Feminismus ist es unbedingt notwendig,
Interkulturelle Kompetenz der Lehr- und Fachkräfte LWL Münster 10./
Pro-Skills-Hintergrundphilosophie
Name of speaker Kultursensible Kommunikation im Sozial- und Gesundheitsbereich ICH BIN EINE EIGENE WELT…DU BIST.
Aktuelle Situation zunehmende Internationalisierung, da sich ökonomische und ökologische, politische und soziale Entwicklungen in hohem Maße in weltweiten.
Geschlechtergerechte Hochschule?!
Wohnheim für Mädchen Haus St. Marien
IN VIA Mädchentreff Mädchentreff als Teilbereich des IN VIA Centers, Träger: IN VIA Projekte gGmbH Offener Treff für Mädchen zwischen 8-18 Jahren in Berlin-Karlshorst.
Geschlecht – Umwelt - Generation
Feministische Wissenschaftskritik und Methoden der Geschlechterforschung: Einführung in die Problemstellungen Wieso sind die wissenschaftlichen Forschungsmethoden.
BERATUNG KANN MEHR FRAUENSPEZIFISCHE BERATUNGSFORMEN ZWISCHEN LÖSUNGSORIENTIERUNG UND THERAPIE PROF. DR. SABINE SCHEFFLER ZENTRUM FÜR ANGEWANDTE PSYCHOLOGIE.
Intersectionality ein neues Forschungsparadigma?
Definition Allgemeines, Historisches
Raumbezogene Identität Virtuelle Denk- und Handlungsräume
Vorlesung: Einführung in die Pädagogische Psychologie
Arbeitsgruppe Interkulturelles Lernen Berlin – DNK Fachtagung 5 Fragen – 15 Thesen als Versuch einer Antwort Dr. Hendrik Otten, IKAB e.V.
Partizipativ ist politisch Anthropologische Erkenntnisse zu einem Entwicklungsprojekt im Jemen Magdalena Kloss.
Prof. Dr. Hannelore Faulstich-Wieland Universität Hamburg
Akademie der bildenden Künste Wien
GENDER MAINSTREAMING Die 4-R-Methode
Probleme interkultureller Kommunikation im Inland oder im Ausland
Konzepte von Interkultureller Pädagogik Vorlesung (Kapitel 1)
Science und Gender Hat die Wissenschaft ein Geschlecht?
Warum ist Vereinbarkeit ein Thema?
Nation Im Verständnis der Kulturwissenschaften „imagined communities“ (Löfgren, Anderson), d.h. gesellschaftliche Konstruktionen, die z.B. im Prozess des.
Die Macht der Vorurteile über Mann und Frau
Übersicht: Interaktion, Sozialisation, Rolle, Person
Kapitel 10. Feminismus Begriffliches Ideologische Grundlagen
MUSEALISIERUNG VON MIGRATION Annäherung an eine Aushandlung gesellschaftlicher Praxis.
Funktionärinnen und Funktionäre
Eidgenössisches Departement des Innern EDI Eidg. Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG Geschlechtergleichstellung als Querschnittsaufgabe im.
Die häufigsten Ausreden
Betriebliche Gestaltungsfelder
Lehrerfortbildung „Interkulturelles Lernen“
DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007
Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund
Interkulturelle Kompetenz – Was ist das?
„Geschlechtssensible Pädagogik“
Sex und Gender.
Fachbereich Sozialisation AG Neudefinition Inhalte
Willkommen zum Seminar
Vienna Conference on Consciousness Teil I "Was ist die neuronale Grundlage des Bewußtseins? Wo ist es im Gehirn?" Beitrag von Michael L. Berger (Center.
Gender in der Kinder- und Jugendhilfe
Sexualisierte Gewalt an Mädchen und Frauen – Erfahrungen, Erfolge und Herausforderungen aus einer feministisch-parteilich arbeitenden Beratungsstelle Elisabeth.
Inklusion/Exklusion von Menschen mit Behinderung
Wer wir sind und was wir machen:.
‚Queer‘ – Das Ende der Heteronormativität?
Auswege aus der Gender-Sackgasse Sonntagberg,
Geschlecht als politikwissenschaftliche Kategorie
Theologie der Verbände
Die neuen Frauenbewegungen in Deutschland – 1975: Die Phase des Aufbruchs, der Artikulation und der Formation : Phase der Pluralisierung.
Das Fach „Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde“ stellt sich vor
Fachtagung der Bundesvereinigung Lebenshilfe: Migration und Behinderung: Zugangsbarrieren erkennen – Teilhabe ermöglichen 29.–30. September 2015 in Berlin.
Seite Fallstricke: Stereotype und schulische Leistungen Aus- und Fortbildungsmodule zur Sprachvariation im urbanen.
Keine Angst vor Demokratie Politische Bildung als Chance.
Doing gender im Schulalltag
Warum Interkulturelle Kommunikation?
Diversity Management und Chancengleichheit
Gender in den Berichten
Repräsentationen von Diversität
Was ist die ideale Schule?
 Präsentation transkript:

DISSENS e.V., Berlin DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Oktober 2007 Mart Busche Dissens e.V. Berlin Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft Fachtag für Mädchen- und Jungenbeauftragte 27./28. Oktober 2008, München © DISSENS e.V., Berlin 1

Die Einwanderungsgesellschaft DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Die Einwanderungsgesellschaft Mehr als 19% der in der BRD lebenden Menschen haben einen Migrationshintergrund, davon sind 52% Deutsche (Mikrozensus 2005) 30% der Neutklässler_innen haben einen im Ausland geborenen Elternteil (PISA 2000) Es gibt Frauen, Männer und andere_ Wir leben in einer Kultur der Zweigeschlechtlichkeit

DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Was sind Grundlagen für eine geschlechter- und ethnizitätsbezogene Praxis? Alltagswissen & Biologismen Sozialisations- & Interaktionstheorien Kultur, Ethnizität: Begriffsbestimmungen Dekonstruktionstheorien Postkoloniale Impulse

Alltagswissen & Biologismus I: Gender DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Alltagswissen & Biologismus I: Gender “Es gibt zwei Geschlechter von Geburt an. Die Anlagen dafür sind in den Genen verankert und zeigen sich in hormonellen und organischen Unterschieden. Die Biologie bestimmt wesentlich das Sein.” Die Wahrheit über Gender wird in der Natur/Biologie gesucht, Konzepte von Gender sind aber gesellschaftlich unterschiedlich und verändern sich über die Zeit.

Alltagswissen & Biologismus II: “Rasse” DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Alltagswissen & Biologismus II: “Rasse” “Es gibt verschiedene “Rassen”, die genetisch und morphologisch klar unterscheidbar sind. Die körperlichen und genetischen Ausprägungen beeinflussen wesentlich die sozialen Handlungsweisen.” Biologische Unterschiede werden sozial interpretiert und naturalisiert.

Sozialisations- & Interaktionstheorien DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Sozialisations- & Interaktionstheorien Geschlechtliche und ethnische Identitäten werden konstruiert. Sie werden durch das Wechselspiel von Individuum und Gesellschaft hergestellt und genormt. Geschlecht und Ethnizität bilden sich in Interaktionen heraus (“doing Gender”, “doing Ethnicity”, “doing Difference”). Migration/Ortswechsel beeinflussen die Sozialisation durch (v)erlernen müssen von sozialen Codes (kulturelle, geschlechtliche)

DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Ethnizität & Kultur “Ethnizität” wird verstanden als kollektiver Zusammenhang mit einem gemeinsamen Ursprung (Herkunft). Wird oft verbunden mit der Annahme gleicher Werte und Praktiken. “Kultur” wird sichtbar, wenn kulturelle Unterschiede beschrieben werden. Sie ist ein Orientierungssystem aus Zeichen (Normen, Praktiken, Symbole, Ästhetik), komplex und wandelbar.

DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Dekonstruktion „Doing Gender“, “Doing Difference” und symbolische Ordnungen (Zweigeschlechtlichkeit, “the West and the rest” etc.) werden in Frage gestellt. Geschlecht, Kultur, Ethnie etc. werden als veränderlich begriffen (Historizität). Quasi-natürliche Denkgewohnheiten werden hinterfragt.

Postkoloniale Theorien DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Postkoloniale Theorien Die Welt wird mit einem Fokus auf Kolonialgeschichte und Kolonialisierungsprozesse betrachtet und ihre heutige Bedeutung analysiert. Hegemoniale (Bezeichnungs)Praktiken werden aufgedeckt (Stereotypenbildung, “Othering”, fehlende Repräsentation bestimmter marginalisierter Gruppen).

Ziele pädagogischen Handelns heute DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Ziele pädagogischen Handelns heute Sensibilisierung für und Überwindung von hierarchischen Dualismen: Mann - Frau Einheimisch - Fremd Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten aufgrund von Mehrfachzugehörigkeiten, Moderation von Aushandlungsprozessen innerhalb pluriformer Lebensweisen

Das Gender- und Ethnizitätsparadox DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Das Gender- und Ethnizitätsparadox Gender und Ethnizität als Dominanzstrukturen Das gesellschaftliche, patriarchale Geschlechterverhältnis soll überwunden werden. Rassistische Zuschreibungspraxen und Stereotypisierungen sollen überwunden werden. Gender und Ethnizität als Analysekategorien Zur Beschreibung von Sozialisation, Interaktionen, Strukturen, Ressourcen sind die Kategorien notwendig, um Dominanzverhältnisse aufzudecken.

Wie arbeite ich mit dem Gender- und Ethnizitätsparadox? DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Wie arbeite ich mit dem Gender- und Ethnizitätsparadox? Reflexive Praxis, d.h. Bewusstsein des „doing gender“, “doing ethnicity”, “doing other”: Stereotype sichtbar machen Selbstreflexion der Geschlechter- & Ethnizitätsbilder Geschlechter- und Ethnizitätsaspekte nennen, ohne zu verfestigen Situationsbezogene pädagogische Intervention

SOWOHL ALS AUCH als Strategie DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 SOWOHL ALS AUCH als Strategie Sowohl Mädchen als auch Jungen, sowohl “Türken” als auch “Araber”, sowohl Weisse als auch Nicht-Weisse: Differenzproduktion hinterfragen Sowohl Differenz als auch Gleichheit Sowohl kollektiv/gesellschaftlich als auch individuell/persönlich Sowohl geschlechterkoedukative als auch -homogene Arbeit

Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft ...kulturalisiert nicht (weder Konflikte noch Personen). ...biologisiert nicht (z.B. Geschlechterverhältnisse). ...sieht die Handlungsmöglichkeiten, die sich aus verschiedenen Differenzlinien ergeben ...thematisiert die individuellen Beschränkungen und Potenziale im Zusammenhang mit gesellschaftlich konstituierten Positionierungen ...markiert hegemoniale (Sprech)Positionen (z.B. durch Critical Whiteness) ...unterstützt benachteiligte Gruppen (Empowerment)

Anforderungen an eine gelungene Praxis DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Anforderungen an eine gelungene Praxis Theoretische Fundierung Qualifizierte Mitarbeiter_innen Raum für Reflexionsprozesse Implementierung des Prozesses als Querschnitt (Gender Mainstreaming-Prozess fördern und um Perspektiven auf Ethnizität, Migration etc. erweitern)‏ Partizipation des Klientels

Impulse für die pädagogische Praxis DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Impulse für die pädagogische Praxis Was sind die Ziele meiner Arbeit hinsichtlich Geschlecht & Ethnizität? Was wünschen sich die Jugendlichen? Welche Männer- und Frauenbilder, welche Bilder von ethnischen Mehr- und Minderheiten werden im Material und in der Interaktion vermittelt? (Repräsentation) Wie ist der Ort gestaltet, an dem wir zusammen arbeiten? Welche Jugendlichen habe ich besonders im Blick und warum? Welche Lebensweisen und -welten der Jugendlichen kenne ich? Gibt das Material, die Aufgabe und das Thema die Vielfalt, die ich vermitteln will, wieder?

Herzlichen Dank für ihre Aufmerksamkeit! DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Herzlichen Dank für ihre Aufmerksamkeit!