„Die Stute von Majdanek“

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 Präsentation transkript:

„Die Stute von Majdanek“ Hermine Ryan geb. Braunsteiner 1919 - 1999

Joseph LELYVELD (N.Y.Times-Journalist): Simon Wiesenthal: „Hermine Ryan war eine Bestie, deren latente sadistische Veranlagung durch den Betrieb im KZ bloßgelegt wurde“. Joseph LELYVELD (N.Y.Times-Journalist): „(Es ist) unfassbar, wie sich das Ehepaar eingerichtet hatte: grauenhaft banal.“ Vgl. Hanna ARENDT: DIE BANALITÄT DES BÖSEN

Die grausame „Stute“ 1938/39 meldete sich als KZ-Aufseherin wegen besserer Bezahlung Eifrige Pflichterfüllung führt rasch zur Beförderung 1942-44: Führende Funktion als stellvertretende Schutzhaftlagerführerin im KZ Majdanek 1944 Oberaufseherin in Ravensbrück; „Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse“ Grausamkeit gegenüber Kindern und Frauen „Frauen sind wie Scheiße“ Weil sie mit eisenbeschlagenen Stiefeln die Menschen trat, nannte man sie KOBYLA – die „Stute von Majdanek“

Hermine Ryan - Verhalten im Prozess - Schweigsam Schnauzt Zeugin an: „Sag die Wahrheit, du Lügnerin!“ Bestreitet Vorwürfe Knetet ihre Hände Bastelt, strickt, löst Rätsel, liest amerikanische Zeitungen, reagiert schnippisch „Ich höre zu“ Macht nur Angaben zur Person Bestreitet, sich freiwillig gemeldet zu haben Ihr gefällt nicht, dass die Staatsanwaltschaft herausgefunden hat, wie ehrgeizig sie war (Vgl. Beförderung) Schaut „hasserfüllt“ bei Vorwürfen Erleidet 2 Zusammenbrüche – „reaktiver Erregungszustand“

Hermine Ryan über die KZ-Zeit: „Der ganze Eindruck und die Atmosphäre im Lager haben mich seelisch sehr belastet, ich meine als Frau.“ „Ich konnte mir kein richtiges Urteil erlauben, ob die Häftlinge zu Recht oder zu Unrecht eingesperrt waren, weil ich deren Akten nicht kannte.“ (Ich habe nicht eingesehen, dass dort Unrecht geschah) „Wenn ich die Lebenserfahrung damals gehabt hätte. Aber ich war ja erst 19 oder 20.“

Hermine Braunsteiners Schlusswort: „Ich trage Schuld, aber ich bin keine Mörderin. Ich verstehe erst heute, wie es den Menschen damals im Lager zumute gewesen sein kann, die unter den schwersten Entbehrungen ihr tägliches Dasein fristeten. Ich habe Majdanek für ein Umschulungslager gehalten. Im Lager gab es kein Zurück. Es war Krieg, und jeder musste an seinem Platz ausharren, wo er hingestellt wurde. Ich bin als Zahnrad im Getriebe in immer größerem Ausmaß mit hineingezogen worden.“

Ich bin keine Mörderin. Nur ich ganz allein und der Herrgott wissen, dass dies die Wahrheit ist. Ich werde mein ganzes Leben daran zu tragen haben, dass ein nicht zu bestimmendes Schicksal mich zum Glied einer Kette machte, die zu zerreißen ich zu klein und deren Lauf anzuhalten ich nicht fähig war.

Was wissen Sie meine Herren, was wissen die Menschen, die hier Zuhörer waren, von uns und dem täglichen Durchmachen, fünf und ein halbes Jahr hier zu sitzen, wie man innerlich zusammenfällt angesichts der Dinge, die man uns vorwirft?

Was weiß ein anderer Mensch als wir von all dem Leid, das wir tragen und mit dem wir büßen, was wir weder geplant noch erdacht haben?“

--> Vgl. Hanna Arendt: „Die Banalität des Bösen“ Nachbarn über Hermine Ryan: „eine der freundlichsten Frauen, die wir kennen“ „Sie liebt Hunde, besonders Welpen. Sie streichelt unsern und führt ihn aus. --> unterstützten R. Ryan finanziell: 17.000 Dollar für die Kaution „Die Frau hat wirklich genug gebüßt.“ „Als Hermine Ryan die 8 Monate freikam, sorgte sich die ehemalige KZ-Aufseherin rührend im meinen Sohn, (…) Bonbons steckte sie ihm zu und streichelt ihm über den Kopf“. "Ich wusste ja wer sie war. Die sah ja gar nicht aus wie ein Monster, was man immer über sie gelesen hat. Die war ganz normal.“ --> Vgl. Hanna Arendt: „Die Banalität des Bösen“ Einige Nachbarn sammelten Unterschriften, damit die Ryans ausziehen: Vier Rentnerpaare konnten es nicht fassen, dass eine ehemalige KZ-Aufseherin ihre Nachbarin ist: „Wir wollen unsere Ruhe haben“.

Russel Ryan über seine Frau: „Sie ist ein „Engel“, eine „ganz normale Österreicherin“ und das bleibt sie auch.“ „Meine Frau hat das alles nicht getan“. Herr Ryan ist davon überzeugt, dass seine Frau verwechselt wurde. „Meine Frau wurde stellvertretend für alle Verbrechen der Nazis verurteilt. Sie ist unschuldig. Man hat einen Krüppel aus ihr gemacht.“

30.06.1981 Das URTEIL: Das Gericht attestierte ihr „persönlichen Ehrgeiz, Befehle in besonders brutaler bestialischer Art und Weise auszuführen“. „Sie hat aus egoistischem Interesse eilfertig zum befohlenen Mord beigetragen, sich durch eigenen Beitrag die Tat zu eigen gemacht.“  Hermine Ryan bekam lebenslänglich

Russel Ryan über Prozess und Urteil: „Das ist Siegerjustiz, was die mit ihr machen!“ „Siegerjustiz“ Definition: (meist abwertend): sehr strenges, hartes, unerbittliches Verhalten einer Siegermacht gegenüber den im Krieg Unterlegenen, das diese oft als willkürlich, rücksichtlos, ungerecht oder Ähnliches empfinden. Quelle: Duden Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag 1999.

Das milde Urteil löste weltweit Empörung aus:

Hermine Ryan geb. Braunsteiner saß 15 Jahre im Mühlheimer Frauengefängnis, unterbrochen durch mehrere Krankenhausaufenthalte. Sie nähte Stofftiere und turnte, um sich die Langeweile zu vertreiben. Braunsteiner kapselte sich ab und ließ niemanden in ihre Zelle. Im Alter von 77 Jahren wurde sie – schwer gicht- und zuckerkrank - im April 1996 begnadigt und entlassen. Sie starb 1999 in Bochum.

„Ihr Leben ist doch vorbei. Deutschland hat mir meine Frau genommen „Ihr Leben ist doch vorbei. Deutschland hat mir meine Frau genommen.“ (Russel Ryan)