Oskar Baum und das Thema der Blindheit in der Literatur

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 Präsentation transkript:

Oskar Baum und das Thema der Blindheit in der Literatur

Oskar Baum - Biographie geb. 1883 in Pilsen, sein Vater Tuchwarenhändler in Prag von der Kindheit an Probleme mit dem Sehvermögen, mit 8 Jahren wurde er blind an ein Auge, mit 11 völlig blind (von einem tschechischen Jungen wegen seiner deutschen Herkunft - hat ein deutsches Buch gelesenOriginal – geschlagen) studierte zuerst in Wien im Israelitischen Blindeninstitut, dann musikalische Ausbildung (Orgel und Klavier), 1902 legte er Prüfung für den Lehramt ab 1908 erstes Werk – Sammlung von drei autobiographischen Novellen: Uferdasein. Abenteuer und Erzählungen aus dem Blindenleben von heute Motto des Debütromans von Nietzsche: Mitleid ist etwas, was überwunden werden muss.“ 1909 auch autobiographisch: Das Leben im Dunkeln – über seine Erblindung, sowie über die Wiener Anstalt für Blinde als Organist in der Jubiläumssynagoge tätig, später Klavierunterricht seit 1904 Bekanntschaft mit Kafka vermittelt von Brod 1934 Vorsitzender vom Schutzverband deutscher Schriftsteller in der Tschechoslowakei 1922-1938 Redakteur von Prager Presse (Musik- und Theaterkritiken und Feuilletons) gest . 1941 an Folgen einer misslungenen Darmoperation

Baum über sich selbst

Baums Familie seine Frau Mrgarethe umgebracht im KZ, sein Sohn Leo Baum Cheffredaktewur vom prager Abendblatt, Sionist, der jedoch für die englische Regierung in Palästina arbeitete Er wurde beim Attentat im Hotel King David 1946 (vom israelitische Komando geführten vom späteren Ministerpräsidenten Israels Menachem Begin)umgebracht

Prager Cafés und die deutschsprachige Literatur 1. Generation (Salus, u. a.)Café Concordia 2. jung-Prag: Café Continental und Renaissance (Graben) 3. „Prager Kreis: Café Arco (K. Kraus: „Arconauten“)

Andere über Oskar Baum Brod über Baum: „Das Unerschöpfte zieht ihn an, nicht kleiner persönlicher Jammer. Niebemerktes tritt ihm ins Leben, frisch eindrucksvcolle Details drängen sich, rührende Konflikte, die es in der Literatur noch nie gegeben hat, unerforshcte Gegenden, polare Regionen des Herzens.“ Baum über die Blindheitin ‚Uferdasein: „Es ist gut, dass ich blind bin, ich wäre sonst gewiss ein unglücklicher Mensch geworden. .“ Gustav Janouch: „Oskar Baum verlor sein Sehvermögen als Deutscher, was er eigentlich nie war und was ihm nie zuerkant wurde. Vielleicht ist Oskar Baum ein trauries Symbol der sogenannten deutschen Juden in Prag.“ Johannes Urzidil: „„Von allen Menschen aus der Umgebung Kafkas war Baum es, der am heitersten und positivsten erschien, den schönsten Lebensglauben hatte.“ Stefan Zweig : „Oskar Baum erzählte einmal im Kreise seiner gleichfalls berühmt gewordenen Prager Freunde Franz Kafka, Werfel und Brod einige seiner Geschichten, und zwar mit solcher Plastizität und Ergriffenheit, dass Max Brod, dieser hilfsreichste und hingebungsvollste Freund aller Freunde, sie eilig mitstenographierte und erstmalig der Öffentlichkeit überlieferte. Es wurde ein Buch und das Buch ein Erfolg.“

Oskar Baum – Werk Die Tür ins Unmögliche (1919) – Versuch eines Menschen die Schuld der ganzen Menschheit auf sich zu nehmen, Also Rettung ohne Gott muss scheitern 1919 Die verwandelte Welt – ein Musiker dem die Erblindung droht fragt, was wäre , wenn die ganze Menschheit blind werden sollte 1929 Erzählung Nacht ist umher (Einführung: St. Zweig) 1930 Der Weg des blinden Bruno 1931 Die Schrift, die nicht log: „Unparteiisch zu sein hat nur Gott das Recht...“ 1937 Das Volk des harten Schlafs – über die Sassaniden, sdie zwischen Judaismus, Islam und Christentum wählen und sich dann für Judentum wntscheiden 1913Die böse Unschuld. ein jüdischer Kleinstadtroman - über den Antisemitismus in Böhmen 1934 Roman Zwei Deutsche (Ein Kommunist und ein Nazi) 1937 Erzählung Die Gott verachtet – die Frage: „ob die Menschen, die Böses tun, nicht unter Gottes Verachtung so sehr leiden, sei es in dieser oder jener Welt, dass sie weit mehr zu bedauern seien als die, denen Böses getan wird?“

Blindheit als Thema der Literatur Die Stadt der Blinden" von José Saramago: „Die Dunkelheit, in der die Blinden lebten, im Grunde nichts anderes sei als ein Mangel an Licht und daß das, was wir Blindheit nennen, nur Wesen und Dinge überdeckte, sie jedoch hinter diesem schwarzen Schleier intakt ließ.“28 „Ich glaube nicht, dass wir erblindet sind, ich glaube, wir sind blind, Blinde, die sehen, Blinde, die sehend nicht sehen.“ Freud - Blindheit und die Sexualität: Das Unheimliche Frisch: Mein name sei Gantenbein – gespielte Blindheit Stephen Kuusisto: Der Planet der Blinden John Wyndham: Die Triffids

Kafkas Erzählung Die Verwandlung psychoanalytisch: Verdrängung des Geschehenen – versucht weiter zu leben als ob er Mensch wäre Beziehung zur Schwester – sie ist es, die sich tatsächlich verändert Rolle des Vaters? der Vorgesetzten? Am Ende: Anerkennung Gregors als Tier, Nichtmensch Samsa – sám jsa AllmählichesSelbstverschwinden

Ich als Fiktion die Teilung auf Schein und Wesen funktioniert nicht – gleich wie die Teilung auf Subjekt und Objekt. Der Mensch / das erkennende Subjekt kann vor allem sich selber nicht erkennen, er bleibt sich fremd und unerreichbar Alle Erkenntnis perspektivisch: sie schließt immer den Erkennenden ein und verweigert Positivierung der Wahrheit, bleibt nur Menge von Perspektiven Fiktion: Ich / Subjekt als Fiktion, als Ort, an dem sich das Denken / Erkennen ereignet. Es ist keine Einheit (es enthält verschiedene Interpretationen, Perspektiven, Stile), sondern Vielheit (Einheit nur zugedichtet)

Ein Zeitgenosse – G. Benn: Cocain (1917) Den Ich-zerfall, den süßen, tiefersehnten, Den gibst Du mir: schon ist die Kehle rauh, Schon ist der fremde Klang an unerwähnten Gebilden meines Ichs am Unterbau. Nicht mehr am Schwerte, das der Mutter Scheide Entsprang, um da und dort ein Werk zu tun Und stählern schlägt --: gesunken in die Heide, Wo Hügel kaum enthüllter Formen ruhn! Ein laues Glatt, ein kleines Etwas, Eben- Und nun entsteigt für Hauche eines Wehns Das Ur, geballt, Nicht-seine beben Hirnschauer mürbesten Vorübergehns. Zersprengtes Ich - o aufgetrunkene Schwäre - Verwehte Fieber - süß zerborstene Wehr -: Verströme, o verströme Du - gebäre Blutbäuchig das Entformte her.