Nutzungsfreie Wälder und Klimaschutz

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 Präsentation transkript:

Nutzungsfreie Wälder und Klimaschutz 3. Erfurter Forstpolitisches Kolloquium, 14.03.2017 Nico Frischbier, Forschungs- und Kompetenzzentrum (FFK-Gotha)

Kernaussagen (1) Wälder leisten (regional bis global) wichtige Beiträge für das Klima und den Klimaschutz. Mit globaler Perspektive sind Walderhalt / -schutz deshalb sinnvolle Instrumente zur Bewahrung dieser Klimaschutzleistung. (2) In vorratsreichen Wäldern, die bereits nachhaltig mit hohen Standards bewirtschaftet werden, ist der komplexe Klimaschutzeffekt aus Waldwirtschaft, Holznutzung und -verwendung gegenüber der bloßen Vorratsmaximierung bei Stilllegung (mittel- u. langfristig) überlegen.

Klimawandel (I)

Klimawandel (I) In Thüringen in den vergangenen 5 Jahrzehnten je nach Höhenlage +0,3 bis +0,7°C, in einzelnen Monaten aber auch +1,3°C (Thüringer Klimaagentur 2016). Das Klimasystem als Ganzes ist in Bewegung (Meeresspiegelanstieg, Gletscherschmelze…).

Klimawandel (II)

Klimawandel (III)

Wald und Klimaschutz (I)

Wald und Klimaschutz (I) in Wäldern der Erde: wird CO2 durch Fotosynthese in C-Verbindungen eingelagert ist C langfristig gespeichert wird jährlich C gebunden und dadurch die Belastung der Atmosphäre reduziert (sog. kompensiert) THG-Senke 2006-2015: 26 % Ozeane, 31 % Land, 44 % Atmosphäre European Commission (2016) 479 draft: “The Paris Agreement […] spells out that the contribution from land use and forests in reaching the long term climate mitigation objectives will be critical.”

Wald und Klimaschutz (I) Kohlenstoffspeicher Biomasse ober- u. unterirdisch Streu Totholz org. Kohlenstoff im Boden Papier / HWS / Schnittholz Sonstige „sofortige Oxidation“ (Art. 6) Aufforstungen / Entwaldungen (Art. 8) bewirtschaftete Wälder (Art. 9) Holzernte / Holzprodukte European Commission (2016) 479 draft: “The Paris Agreement […] spells out that the contribution from land use and forests in reaching the long term climate mitigation objectives will be critical.”

Wald und Klimaschutz (II) Δ Kohlenstoffspeicher Biomasse ober- u. unterirdisch Streu Totholz org. Kohlenstoff im Boden Papier / HWS / Schnittholz Sonstige „sofortige Oxidation“ (Art. 6) Aufforstungen / Entwaldungen (Art. 8) bewirtschaftete Wälder (Art. 9) Holzernte / Holzprodukte Spannen von Beton bis PVC bzw. je nach Energiemix und Brennwert der Holzarten. Holz aus der Biosphäre in die Technosphäre… Substitution energieintensive Materialien, z.B. Alu, Stahl,PVC, Beton, (Ersatz) außer- durch Holzwerkstoffe 1 tCHolz : 1,5 tC (0,1-8,4 tC) halb LULUCF Energieträger (Gas, Öl, Kohle) 1 tCHolz : 0,67 tC (0,5-0,7 tC)

Wald und Klimaschutz (III) Δ Kohlenstoffspeicher Biomasse ober- u. unterirdisch Streu Totholz org. Kohlenstoff im Boden Papier / HWS / Schnittholz Sonstige „sofortige Oxidation“ (Art. 6) Aufforstungen / Entwaldungen (Art. 8) bewirtschaftete Wälder (Art. 9) Holzernte / Holzprodukte Klimaschutzgutachten (2016) und Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung Substitution energieintensive Materialien, z.B. Alu, Stahl,PVC, Beton, (Ersatz) außer- durch Holzwerkstoffe 1 tCHolz : 1,5 tC (0,1-8,4 tC) halb LULUCF Energieträger (Gas, Öl, Kohle) 1 tCHolz : 0,67 tC (0,5-0,7 tC)

Wald und Klimaschutz (IV) EU-28 BRD Thüringen THG1-Summe Mio.tCO2Äq a-1 ca. 4.000 900 15 davon Wald Mio.tCO2Äq a-1 - 345 - - 435 - 61 - 2,0 Wald kompensiert % 6,4 bis 10 6,8 13 zusätzl. Potential Mio.tCO2Äq a-1 ≥ - 90 ≥ - 66 ≥ - 5 (durch Wald + Holz) 1 THG = Treibhausgase

Wald-Stilllegung und Klimaschutz (I)

Wald-Stilllegung und Klimaschutz (I) global sind Wälder gefährdet, häufig nicht ausreichend geschützt, z.B. vor Rodung, Bränden, (Über-)Nutzung, und an Änderungen angepasst Auch auf Klimakipp-Punkte Wald hinweisen und auf den C-Speicher Waldböden (1/3 C org weltweit) FAO (2015) Trumbore et al. (2015) Kleinschmit et al. (2016) / 35

Wald-Stilllegung und Klimaschutz (II) global sind Wälder gefährdet, häufig nicht ausreichend geschützt, z.B. vor Rodung, Bränden, (Über-)Nutzung, und an Änderungen angepasst dagegen ist Wald und seine Klimaschutzleistung in Thüringen durch hohe Standards (WaldG, Umwelt- u. Planungsrecht, Zertifizierung, Waldschutz) qualitativ und quantitativ gesichert, Wald wird vielfältiger, strukturierter, naturnah, ökologisch wertvoll, vorratsreich, störungsarm (Fachpersonal, planmäß. & vorbildlich & nachhaltig, Leitbilder auf Basis neuester Forschung) und gezielt aktiv angepasst (an Klimawandel, Stoffeinträge, Bedürfnisse der Gesellschaft, neue Erkenntnisse aus der Forschung)

Wald-Stilllegung und Klimaschutz (III) Wald-Stilllegung im wissenschaftlichen Konsens (Bauhus et al. 2016): C-Senkeneffekte ausschließlich durch Steigerung der Biomasse unterschiedliche C-Effekte in Boden und Streu sind wiss. nicht belegt Die Steigerung der C-Biomasse ist endlich (Gleichgewicht zwischen Auf- bau und Zerfall/Mortalität) u.z.T. sogar reversibel (Totholzverrottung) C-Emissionen aus Kalamitäten nicht vermeidbar oder zu beseitigen Es kommt zu Ausweichverhalten bei Material, Energie und Holz Stilllegung unterliegt stets gegenüber Alternativen (KUP, Aufforstung, angepasste Waldwirtschaft inkl. Holznutzung) DAS = ca. 30% Schadholz, FFH-LRT vom KW betroffen (HABIT-CHANGE) wenn überhaupt, dann nur wenig ertragreiche Wälder, im Privat- u. Kommunalwald ohne Wirtschaftsabsicht, gegen Finanzierung/Kauf

Wald-Stilllegung und Klimaschutz (IV) Wald-Stilllegung in Thüringen (Mund et al.2015,Frisch. u Benkenstein 2017) In laubholzgeprägten Modellregionen ist die C-Bilanz bei Waldbewirt- schaftung statt Stilllegung höher (+ 1,0 tC ha-1 a-1) Holz der kurzen Wege (Ø 65 km) Transport + Waldwirtschaft „kosten“ nur 1 % des C-Potentials vom Holz tC ha-1a-1 bei 5 % Stilllegung Wald-Stilllegung ca. 3 Verzicht auf ca. 75.-100.000 tCO2a-1 Wald-Wirtschaft + Holzverwendung ca. 4 entspricht den durchschnittlichen Pro-Kopf-Emissionen von knapp 15.000 Thüringer Bürgern = Stadt Bad Salzungen oder 1/3 von Eisenach

Ausblick (I)

Ausblick (I) Klimawandel und Klimaschutz werden uns viel abverlangen. Neben politischen Vereinbarungen sind umfassender Verzicht und Vernunft nötig, sowie vollkommen neue technische Lösungen. Klimaschutz durch Wald (-Erhalt, -Mehrung, -Verbesserung) und Holznutzung und -verwendung (nachhaltig, ökologisch, langfristig, mehrfach, inkl. Recycling und therm. Verwendung) sind wichtige Bausteine, die je nach Situation, Naturraum, Waldtyp etc. unterschiedlich gewichtet sein können aber i.S.d. Klimas unbedingt alle gemeinsam genutzt werden müssen (globale Allianz statt sektorale Konkurrenz). „Ego versus Öko.“

Kernaussagen (1) Wälder leisten (regional bis global) wichtige Beiträge für das Klima und den Klimaschutz. Mit globaler Perspektive sind Walderhalt / -schutz deshalb sinnvolle Instrumente zur Bewahrung dieser Klimaschutzleistung. (2) In vorratsreichen Wäldern, die bereits nachhaltig mit hohen Standards bewirtschaftet werden, ist der komplexe Klimaschutzeffekt aus Waldwirtschaft, Holznutzung und -verwendung gegenüber der bloßen Vorratsmaximierung bei Stilllegung (mittel- u. langfristig) überlegen.